Sirius B

ChMessier

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Ich hätte da mal gerne ein kleines Problem. Es geht um Sirius B, den Begleiter des hellsten Sterns am (Winternacht-)Himmel. Nein, mit den Dogons hat es nichts zu tun.

Sirius B ist ein weißer Zwerg. Das heißt, dass er ursprünglich mal ein Stern mit der Masse der Sonne war, vielleicht einen Tick massereicher. Aber Sterne mit dieser Masse sollten doch eine Lebenserwartung von einigen Milliarden Jahren haben.

Sirius A, der Hauptstern, ist nach Aussagen der Astronomen ca. 300 Millionen Jahre alt, also noch sehr jung. Wenn Sirius A und B gleichzeitig entstanden sind, hätte B nur ein sehr kurzes Dasein gefristet. Wäre er massenmäßig deutlich größer als die Sonne, hätte er eigentlich nicht zu einem weißen Zwerg zusammenschrumpfen müssen, sondern wäre als Supernova geendet.

Oder kann es sein, dass während des Heranwachsens von Sirus B zu einem roten Riesen Sirius A sich soviel von dessen Masse stibitzt hat, dass es bei B nicht mehr zur Supernova gereicht hatte, sondern nur zu einem weißen Zwerg?

Dies würde auch bedeuten, dass die Erde ziemlich viel Glück gehabt hatte, vor allem das Leben auf der Erde. Eine Supernova in nur knapp 9 Lichtjahren Entfernung hätte sicherlich auch Auswirkungen bei uns gehabt.

In diesem Zusammenhang fällt mir ein, dass die antiken Astronomen Sirius als einen roten Stern geschildert haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie alle farbenblind gewesen waren. Hat vielleicht diese Entwicklung von Sirius B zu einem weißen Zwerg erst in hitorischer Zeit stattgefunden?

Vielen Dank für die Mühe, die ich euch mache.

Salut
ChMessier
 

ispom

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Hi Charles,
gute Frage, da schließe ich mich an.
hoffen wir, daß sie einer der Profis beantwortet.
gruß von Ispom
 

FrankSpecht

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Ich hätte da mal gerne ein kleines Problem. Es geht um Sirius B, den Begleiter des hellsten Sterns am (Winternacht-)Himmel. Nein, mit den Dogons hat es nichts zu tun.

Sirius B ist ein weißer Zwerg. Das heißt, dass er ursprünglich mal ein Stern mit der Masse der Sonne war, vielleicht einen Tick massereicher. Aber Sterne mit dieser Masse sollten doch eine Lebenserwartung von einigen Milliarden Jahren haben.

Sirius A, der Hauptstern, ist nach Aussagen der Astronomen ca. 300 Millionen Jahre alt, also noch sehr jung. Wenn Sirius A und B gleichzeitig entstanden sind, hätte B nur ein sehr kurzes Dasein gefristet. Wäre er massenmäßig deutlich größer als die Sonne, hätte er eigentlich nicht zu einem weißen Zwerg zusammenschrumpfen müssen, sondern wäre als Supernova geendet.

Oder kann es sein, dass während des Heranwachsens von Sirus B zu einem roten Riesen Sirius A sich soviel von dessen Masse stibitzt hat, dass es bei B nicht mehr zur Supernova gereicht hatte, sondern nur zu einem weißen Zwerg?

Dies würde auch bedeuten, dass die Erde ziemlich viel Glück gehabt hatte, vor allem das Leben auf der Erde. Eine Supernova in nur knapp 9 Lichtjahren Entfernung hätte sicherlich auch Auswirkungen bei uns gehabt.
...

Moin,
tatsächlich hat das Sirius-System ein Alter von ca. 250 Millionen Jahren.
Im Juli 2005 wurden Untersuchungen veröffentlicht (weiß aber gerade nicht mehr wo, wahrscheinlich Astrophysical Journal Letters), dass Sirius B ehemals der hellere und massereichere Partner war.
Demnach betrug die Masse von Sirius B die etwa 5fache Sonnenmasse (im Gegensatz zu Sirius A mit gut der 2,5fachen Sonnenmasse).
Daher brauchte Sirius B "nur" 125 Millionen Jahre, um seinen Kernbrennstoff zu verbrauchen.
Entscheidend ist nun, wieviel Masse Sirius B durch seine finalen Sternwinde abgegeben hat. Augenscheinlich müssen dies fast 4 Sonnenmassen (oder 80% seiner ursprünglichen Masse) gewesen sein, da nur stellare "Leichen" < 1,4 Sonnenmassen zu Weißen Sternen werden und Sirius B heute etwa 0,98 Sonnenmassen enthält.

Dass der Vorgang, der Sirius B zu einem Weißen Zwerg werden ließ, verdammt weit in der Vergangenheit liegen muss, mag man daran erahnen, dass der sterbende "leichte" Stern vor dem Stadium des Weißen Zwergs die Phase eines "planetarischen Nebels" durchläuft. Das ist jene Phase, in der durch starke Sternwinde sehr viel Sternmasse ins All abströmt.
Planetarische Nebel sind für einige 10.000 Jahre sichtbar. Bei Sirius B gibt es keine Anzeichen mehr einer solchen Phase. Sein "Nebel" hat sich längst mit dem interstellaren Medium vermischt.

Dass Sirius A Masse von B "stibitzt" hat, halte ich für ausgeschlossen. Dazu ist der Abstnd zwischen beiden Sternen einfach zu groß (mittlerer Abstand vergleichbar mit Sonne-Neptun) und die Masse von A zu klein. Eher hätte Sirius B von A stibitzt.

...In diesem Zusammenhang fällt mir ein, dass die antiken Astronomen Sirius als einen roten Stern geschildert haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie alle farbenblind gewesen waren. Hat vielleicht diese Entwicklung von Sirius B zu einem weißen Zwerg erst in hitorischer Zeit stattgefunden?

Vielen Dank für die Mühe, die ich euch mache.

Salut
ChMessier
Na, das halte ich für ein Gerücht. Die Quellen, die Sirius als roten Stern bezeichnen sind m.W. durchweg esoterischer Natur.
Bekanntestes Dokument dazu ist und bleibt "Das Sirius-Rätsel" von Robert Temple und hat dann doch was mit den Dogon zu tun.
Übrigens, ich habe das Buch Mitte der 80er Jahre gelesen. Überaus spannend, kann ich nicht leugnen. Gibt jedenfalls Anreize, auch mal über den Tellerrand zu schauen, ohne es gleich für bare Münze zu nehmen.

Danke, dass du mir die Mühe gemacht hast! Ich hoffe, ich konnte ein bisschen Dunkel ins Licht bringen :)

PS (=Edit):
Ich wusste, ich habe was vergessen. Du legst ja Wert auf die Annahme, das ein massereicherer Stern als die Sonne auch als Supernova vergehen könnte.
5 Sonnenmassen für Sirius B sind da ja nicht zu verachten. Allerdings gibt es auch folgendes:

Sterne mit Anfangsmassen zwischen etwa 0.8 und 8 Sonnenmassen - das sind mehr als 95% aller Sterne - werden zeitweilig zu Roten Riesen, die sich auf dem sog. Asymptotischen Riesenast (Asymptotic Giant Branch, AGB) befinden.
...
Während der AGB Entwicklung kommt es zu immer heftiger werdenen Massenverlusten durch schock- und staubgetriebene Winde, die zur Ausbildung zirkumstellarer Staubhüllen führen. Durch die oft dramatisch ansteigenden Massenverlustraten können AGB-Sterne bis zu 85% ihrer Anfangsmasse verlieren. Dieser enorme Massenverlust ist nicht nur die weitere Entwicklung von entscheidener Bedeutung, sondern auch für die Anreicherung des interstellaren Mediums mit nuklear prozessierter Materie.
(aus http://www.mpifr-bonn.mpg.de/div/ir-interferometry/evol/evol_all.html#evolagb)

Es ist daher anzunehmen, dass Sirius B ein AGB-Kandidat war. Jedenfalls passt sein Schicksal in bisherige Sternentwicklungsmodelle.
 
Zuletzt bearbeitet:

ChMessier

Registriertes Mitglied
Was die Dogons angeht, so habe ich durch fleißiges Googlen festgestellt, dass DIE Dogons so gut wie gar nichts über Sirius wissen. Die franzöischen Ethnologen Marcel Griaule und Germaine Dieterlen, die 1950 über das "Wissen der Dogons" berichtet haben, hatten es lediglich mit einem einzigen Stammesmitglied zu tun, der ihnen dieses Wissen vermittelt hat. Es entsprach in etwa der Ansicht der Astronomie zu Beginn des letzten Jahrhunderts über Sirius und seinen Begleiter. Man vermutete noch einen weiteren Begleiter, weil man sich seine Bewegungen nicht mit einem etwa erdgroßen Stern erklären konnte. Wie ein weißer Zwerg in seinem Innern beschaffen ist, davon hatte man noch keine Ahnung. Das Wissen hatte das Stammesmitglied möglicherweise von einem Missionar übernommen und vielleicht noch einige phantasievolle Einzelheiten dazu erdacht.

Der Informant der beiden Etnologen lebt schon lange nicht mehr. Und die Dogons wissen heute sicherlich genau, was die Medienvertreter gerne wissen wollen. Und genau das erzählen sie.

Salut
ChMessier
 

ispom

Registriertes Mitglied
. Und die Dogons wissen heute sicherlich genau, was die Medienvertreter gerne wissen wollen. Und genau das erzählen sie.

so ist es.
Das ist auch die Kernaussage eines buches über die Dogons, das ich schon vor einigen Jahrzehnten gelesen habe (von dem Astronomen Dieter B Hermann).

Übrigens: danke an Franz Specht für seine Erklärung

und Gruß von Ispom
 

mac

Registriertes Mitglied
Hallo Frank,

hier muß ich Deiner Zitatquelle nach bestem Wissen und Gewissen widersprechen!
Sterne mit Anfangsmassen zwischen etwa 0.8 und 8 Sonnenmassen - das sind mehr als 95% aller Sterne - werden zeitweilig zu Roten Riesen, die sich auf dem sog. Asymptotischen Riesenast (Asymptotic Giant Branch, AGB) befinden.
Der einzige, mir bekannte Katalog, der einigermaßen brauchbar ist, um Sternenverteilungen zu ermitteln, ist der CNS3, der von sich sagt, daß er alle bekannten Sterne innerhalb von 25 Parsec um die Sonne herum auflistet. Diese Auflistung ist ein sehr großes technisches Problem und Du kannst ganz sicher sein, daß weiter weg dieses Problem immer größer wird.

In diesem Katalog findet man folgende Zahlenverhältnisse:

Sonnen > 0,8 M0 / Gesamtzahl der gelisteten Sonnen = 0,25
Masse aller Sonnen > 0,8 M0 / Masse aller Sonnen <= 0,8 M0 ca. 1

Die Umrechnung Mv in Masse habe ich mit den Daten aus dem RECONS-Katalog vorgenommen.

Herzliche Grüße

MAC
 

mac

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Ich hab gerade eine entsprechende Anfrage (Quellenangabe für diese Zahlen) an das MPI gemailt. Bin gespannt ob und was die antworten!

MAC
 

mac

Registriertes Mitglied
Hallo Frank,

am Mittwoch habe ich eine Antwort bekommen. Ich hatte geschrieben:

Sehr geehrte Damen und Herren,

in Ihrem Artikel:http://www.mpifr-bonn.mpg.de/div/ir-interferometry/evol/evol_all.html#evolrast
schreiben Sie: "Sterne mit Anfangsmassen zwischen etwa 0.8 und 8 Sonnenmassen - das sind mehr als 95% aller Sterne -"
das steht in krassem Widerspruch zur Sternenverteilung des CNS3 Kataloges.
Da ich mich zur Zeit sehr intensiv mit diesem Thema befasse, bin ich natürlich auch sehr an einer Quelle für Ihre Angaben interessiert und wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir diese nennen könnten.

Herzliche Grüße



und als Antwort

ich moechte hiermit kurz auf Ihre Anfrage zu dem Artikel ueber Sternentwicklung
auf unserer Gruppen-Webseite eingehen. Dr. Thomas Bloecker, der den Artikel
urspruenglich verfasst hat, steht leider fuer eine Antwort nicht mehr zur
Verfuegung, er war daher auch per email nicht erreichbar.

Ich glaube, der von Ihnen beanstandete Satz "Sterne mit Anfangsmassen zwischen
etwa 0.8 und 8 Sonnenmassen - das sind mehr als 95% aller Sterne -" bezieht sich
lediglich auf Sterne, die die Hauptreihe bereits verlassen haben, denn der
entsprechende Satz findet sich in einem Unterabschnitt ueber AGB-Sterne. Mithin
sind bei der Angabe "95 %" in der Tat nur Sterne mit Massen jenseits von 0.8 Sonnen-
massen gemeint, da sich nur Sterne mit mindestens 0.8 Sonnenmassen bereits von
der Hauptreihe wegentwickelt haben koennen. Unter Einbeziehung der zahlreichen
massearmen Sterne, d.h. des gesamten Massenspektrums waere die Angabe "95 %"
sicherlich nicht korrekt, wie von Ihnen richtig bemerkt. Zugegebenermassen
erscheint der Text an dieser Stelle etwas irrefuehrend.

Ich hoffe, dass diese Ausfuehrungen fuer Sie hilfreich waren. Fuer weitere Fragen
stehen meine Kollegen und ich Ihnen selbstverstaendlich jederzeit zur Verfuegung.

Mit frdl. Gruessen,

Thomas Driebe

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Dr. rer.-nat. Thomas Driebe

Max Planck Institut fuer Radioastronomie
Auf dem Huegel 69
D-53121 Bonn
Germany

Telephone: +49-228-525-353
E-mail : driebe@mpifr-bonn.mpg.de

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Von hier aus auch nochmal herzlichen Dank für die freundliche Antwort, an Herrn Dr. Driebe!

Ich gebe zu, wenn ich nicht so verblüfft über diese Zahlenangaben gewesen wäre, hätte mir eigentlich auffallen können, daß es so, wie in der Antwort beschrieben gemeint gewesen sein könnte.
Wie auch immer, die Welt ist wieder in Ordnung und ich kann ungestört durch neue Tatsachen weiter an meinem 'Projekt' arbeiten. ;)

Herzliche Grüße

MAC
 

ispom

Registriertes Mitglied
danke für Deine Mühe, mac,
jetzt können wir alle wieder ruhig schlafen
und du dich wieder deinem Projekt zuwenden...

erleichterte grüße von Ispom
 
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