Ophiuchus 1622

ChMessier

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Wie ich heute der Süddeutschen Zeitung entnehmen konnte, haben die Astronomen Ray Jayawadhana von der Universität Toronto und Valentin Ivanov von der Europäischen Südsternwarte, in einem 400 Lichtjahre entfernten Sternentstehungsgebiet im Ophiuchus (Schlangenträger) zwei weitere Exoplaneten entdeckt. Sie sind rund eine Million Jahre alt, also noch extrem jung, und haben eine Oberflächentemperatur von 2000 Grad. Ihre Masse beträgt das zehn- bzw. siebenfache der Jupitermasse. Es sind also riesige Gasplaneten. Sie sind gravitativ aneinander gebunden.

Eine Entfernung vom Zentralstern kann nicht angegeben werden. Es gibt nämlich keinen solchen.

Bisher seien die Astronomen davon ausgegangen, wie es im Bericht von Thomas Bührke heißt, dass frei fliegende Planeten ursprünglich im Zusammenhang mit einem Stern gestanden haben, aber später aus welchen Gründen auch immer, aus dem Gravitationsbereich des Sterns herausgeflogen sind. Solche Planeten hätten aber kaum eine Chance, ein gebundenes Doppelsystem zu bilden.
Ehe sähe es so aus, vermuten die beiden Astronomen, dass sich die Planeten direkt durch die Kontraktion einer Gas- und Staubwolke gebildet hätten.

Die Grenze zwischen Stern und Planet scheint noch fließender zu sein, als bisher angenommen, auch was die Entstehung angeht. Ich verstand bisher die Meinung der Astronomen nicht, dass aus einer kontrahierenden Gaswolke jedesmal ein Stern mit Kernfusion in seinem Innern zu entstehen hat. Deshalb überrascht mich diese Meldung nicht wirklich.

Vielleicht ist die Milchstraße voll von solchen "Planemos", wie man diese noch unterhalb eines Braunes Zwerges anzusiedelnden Körper. Und vielleicht tragen sie auch zur Dark Matter bei.

Aber ich bin weder Astronom noch Physiker. Sollen sich andere den Kopf zerbrechen. Ich habe aber die Chance, trotz meines nicht ganz jugendlichen Alters noch überraschende Entdeckungen in der Astronomie zu erleben.

Salut
ChMessier
 

Bynaus

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Ich finde diese Planemos (der Name scheint sich durchzusetzen) auch sehr interessant. Wer weiss, vielleicht finden wir irgendwann im Umkreis von wenigen Lichtjahren um die Sonne mal einen? Das würde eine erste, "interstellare" Expedition stark vereinfachen, wenn er, sagen wir, 1 Lichtjahre entfernt wäre.

Und vielleicht tragen sie auch zur Dark Matter bei.

Das hingegen glaube ich eher weniger (ich will es aber natürlich auch nicht ausschliesen). Sie machen sicher einen Teil der baryonischen, nicht-leuchtenden Materie aus, doch ich glaube nicht, dass sie gross zur Gesamtmasse der Galaxis beitragen können: es braucht rund hundert von ihnen, um eine Sonnenmasse zu bilden, was bedeuten würde, dass sie rund hundert Mal so häufig entstehen müssten als sonnengrosse Sterne, um wirklich einen bedeutenden Beitrag zur Masse der Galaxis zu leisten.
 

Michael Johne

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Hallo!

Danke für diesen Bericht! :) Von diesen beiden binären Planemos, der Ophiuchus 1622 heißt (eigentlich sogar Oph 162225-240515) habe ich ebenfalls etwas gelesen (Space.com: Oddball Objects: Neither Stars or Planets ).

Ich stimme ebenfalls zu, dass es wirklich erstaunlich ist, dass es freifliegende "Doppel-Planeten" gibt, ohne einen jeglichen Zentralstern. Ein ähnliches Gebilde ist der Braune Zwerg 2M1207 und sein Exoplanet.

Bei einer kürzlichen Untersuchung (-> Spectroscopy of Young Planetary Mass Candidates with Disks) erkannte Ray Jayawadhana, dass einige der Planemos sogar einen Infrarot-Überrschluß besaßen, was auf eine Staubscheibe hinweist. Was denkt ihr: Sind es solche Ringe wie beim Saturn oder eher eine sehr dünne Staubscheibe?

MfG, Michael!
 
Zuletzt bearbeitet:

Michael Johne

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Hallo!

Wie es sich seit einer neusten Untersuchung des Astronoms K. Luhman et. al. herausstellte, kann das Planemo-Duo Oph 1622−2405 nicht mehr als freifliegende Exoplaneten betrachtet werden: Hierfür liegen ihr neu untersuchten Objektmassen etwas höher als früher angegeben und somit nun über der bekannten Definitionsgrenze von 13 Jupitermassen.

Abgeleitet wurden die untersuchten Massen aus spektroskopischen Messung. Für das Oph 1622−2405-System konnte man die Spektralklassen etwas korrigieren: Die A-Komponente besitzt demnach nun den Typ M7.25 ± 0.25 und die B-Komponente den Typ M8.75 ± 0.25. Bisher wurden sie von die Astronomen Jayawardhana & Ivanov mit M9 ± 0.5 (für Oph 1622−2405 A) und M9.5 ± 0.5 (für Oph 1622−2405 B) angegeben.

Anhand dieser neu ermittelten Spektraltypen wiesen beide Astronomen folgende Massen zu: 0.055 Sonnenmassen (für Oph 1622−2405 A) und 0.019 Sonnenmassen (für Oph 1622−2405 B). Bisher wurden sie von Jayawardhana & Ivanov mit 0.013 (A) & 0.007 (B) angegeben.

Das Alter beider Braunen Zwerge wurde nach spektroskopischen Vergleichen mit anderen Braunen Zwergen von 1 - 5 Millionen Jahren eingegrenzt. Es wird vermutet, dass das Oph 1622−2405-System der so genannten Ophiuchus-Sternformation angehört, die sich im Sternbild Schlangenträger befindet. Das Oph 1622−2405-System selbst besitzt die Koordinaten REC 16h 22m 25.2s und DEC -24° 05' 13.7'' (für A) bzw. -24° 05' 15.6'' (für B) und liegen somit im Sternbild Skorpion.

Weiterführende Quelle als Preprint:
*Oph 1622-2405: Not a Planetary-Mass Binary [als PDF]

Mfg, Michael!
 

Michael Johne

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Hallo!

In meiner Angabe, dass die neue Massenzuweisung zu Oph 1622−2405 erst kürzlich erfolgt, habe ich einen kleinen sachlichen Fehler begangen. Die Massen von Oph 1622−2405 A & Oph 1622−2405 B wurden bereits im August 2006 untersucht. Zu diesem Zeitpunkt stellte man schon fest, dass die Massen über der Grenze eines Exoplaneten von 13 Jupitermassen liegen (17.5 +/- 2.5 MJup für A & 15.5 +/- 2.5 MJup für B). Erst mit der kürzlichen Untersuchung wurde die Angabe verbessert.

Siehe hierzu auch: New Masses and Ages for the Planetary Mass Binary Candidate Ophiuchus #11 (2MASS J16222521-2405139) and the Discovery of Another Very Wide, Low-Mass, Binary in Ophiuchus (2MASS J16233609-2402209) [als PDF]

Mfg, Michael!
 
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