Das kann man sich natürlich beliebig kompliziert machen, in dem man z.B. die Bevölkerungsstruktur und deren Veränderung mit berücksichtigt, aber als Näherung hat sich folgendes als brauchbar erwiesen.
Hallo UMa,
dass man etwas beliebig kompliziert machen kann heisst ja nicht, dass man es auch beliebeig kompliziert machen
muss. Ich mag ja in einer idealisierten Welt leben, aber der Ansatz, den ich versuchen würde, wäre: "Lebenserwartung ohne die Anlage" versus "Lebenserwartung mit der Anlage". Ok, Unfälle würden dann die Statistik verfälschen, andererseits muss eine Anlage, die ständig Unfälle verursacht, eben nachgebessert werden, oder wenn das nicht möglich ist, eben stillgelegt werden.
Jährlich sterben etwa 56 Millionen Menschen, diese Zahl ist seit Jahrzehnten ungefähr konstant. (Sie wird aber in Zukunft werden der Zunahme des Anteils älterer Menschen trotz Zunahme der Lebenserwartung steigen.)
Wenn alle Menschen z.B. ein Jahr früher sterben würden wäre die Zahl der durchlebten Jahre pro Jahr um 56 Millionen geringer und die Lebenserwartung auch um ein Jahr geringer.
Die gleiche Veränderung ergebe sich, wenn z.B. 5.6 Millionen Menschen pro Jahr jeweils 10 Jahre früher stürben. oder eine Million Menschen jeweils 56 Jahre früher.
die Veränderung der Lebenserwartung hängt also auch davon ab, wieviel Jahre die Menschen jeweils früher sterben.
Diese Verhältnisse habe ich auch gebildet, wobei 1 Jahr und 100 Tage an sich konsistent sind, da ich gerundet habe.
Bei Ursachen wie Rauchen, Luftverschmutzung, ungesunde Ernährung u.ä. sind es etwa 14 bis 18 Jahre, die ein Mensch an Erkrankungen aus diesen Ursachen eher verstirbt, als wenn er das nicht tut.
Wenn man also die 56 Millionen Lebensjahre die für eine Veränderung der Lebenserwartung um ein Jahr nötig sind durch 16 Jahre teilt, kommt man auf die 3.5 Millionen Toten pro Jahr.
Durch Rauchen (inklusive Passivrauchen) sterben ca. 6 Millionen Menschen vorzeitig. Also etwa 6*16=96 Millionen verlorene Lebensjahre pro Jahr. Das ist eine Verringerung der Lebenserwartung um etwa 96/56=1.7 Jahre für die Gesamtbevölkerung.
Die Tote durch Rauchen darf man aber nicht den Kohlekraftwerken anlasten, zumindest nicht primär, d.h. allenfalls dahingehend, dass raucher-erkrankte Personen möglicherweise mehr geschwächt sind und deswegen stärker auf Luftverschmutzung reagieren.
Für andere Todesarten gelten andere Zahlen. Opfer von Verkehrsunfällen sind oftmals jünger als der Bevölkerungsschnitt, so dass vielleicht mit einen durchschnittlichen Verlust von 40 bis 50 Lebensjahren gerechnet werden muss.
Bei geschätzten 1.2 Millionen Todesfällen durch Verkehrsunfälle ergibt das 48 bis 60 Millionen verloren Lebensjahre pro Jahr oder eine im Schnitt 1 Jahr geringer Lebenserwartung
In Deutschland starben 2015 3475 Menschen im Verkehr. Das sind 50*3475 = 173750 verlorene Lebensjahre pro Jahr bei 868356 gestorben pro Jahr sind das 173750/868356 = 0.2 Jahre verringerte Lebenserwartung durch Verkehrsunfälle.
Wobei in Deutschland die Statistik gut genug sein könnte, um einen bessere Zahl, als meine geschätzten 50 Jahre zu erhalten.
Interessant finde ich hier noch, dass sich "niemand" an den Verkehrstoten stört, d.h. diese werden ohne grossen Aufschrei hingenommen. Hier ist also eine grosse Akzeptanz vorhanden, da sich ja niemand ernsthaft für ein Autoverbot einsetzt.
Du meinst 0 Jahre als Defaultwert für die Lebenserwartung? Für die Abschätzung von Umweltfolgen halte ich das für ungeeignet. Aber es hat zumindest den Vorteil, dass man sich über jeden Tag den man lebt freut, da es besser gekommen ist als erwartet.
Nein: der Defaultwert 0 wird dann erreicht, wenn die Lebenserwartung mit und ohne Kohlekraftwerk gleich gross ist.
Doch. Da man ohnehin sinnvoll nur relative Änderungen bestimmen kann, kann ich keinen prinzipiellen Unterschied zwischen den Aussagen erkennen, da es nur auf die Differenz zwischen den verschiedenen Szenarien ankommt.
"3.5 Millionen Tote mehr weltweit wegen Kohlekraftwerken" oder "10 Millionen Tote weniger weltweit wegen Kohlekraftwerken" sind zunächst einmal unterschiedliche Aussagen, auch wenn im Kleingedruckten steht, dass sich ersteres auf die Luftverschmutzung und zweiteres auf die verbesserte Wasserqualität bezieht.
Wenn man es nicht besser rechnen kann, dann bin ich aber wenigstens der Meinung, dass man um Einseitigkeit zu vermeiden beides angeben sollte und nicht nur eine der beiden Aussagen. Man kann ja auch gerne ergänzen, dass man unter dem Einsatz von AKW die 3.5 Millionen Tote vermeiden könnte, muss dann aber auch ergänzen, dass AKW nicht überall auf der Welt finanzierbar sind und dass die Atommüll-Problematik nicht gelöst ist; und wer seriös mit Risikofunktionen arbeitet, wird dem Atommüll ein Risiko echt grösser als 0 zuweisen müssen (hohe Halbwertszeiten, Terrorismus, ...).
Der Gewinn wäre doch nur gegen über dem hypothetischen und absolut unrealistischen Fall, auf die Hälfte der Energieerzeugung und ohne Effizienzgewinn, letztlich auf die Hälfte des Wohlstandes zu verzichten. Selbst wenn man auf die Hälfte der Energieerzeugung verzichten würde, würden z.B. Energieintensive aber wenig nützlich Tätigkeiten stärker zurückgefahren als Wichtige, die wenig Energie benötigen, ganz abgesehen davon, dass man durch Effizienzsteigerung einen Teil abfangen würde.
So etwas habe ich weder vorgeschlagen noch angedeutet.
Freundliche Grüsse, Ralf