Hallo SpiderPig,
Weil ich davon ausgehe, dass es keine ETI-Orbitale (in unserer Solaren Nachbarschaft) gibt,
hier müßte man erst mal die Frage klären, ob wir sie (mit unserer derzeitigen Meßtechnik) einigermaßen zuverlässig ‚sehen‘ könnten.
ich aber davon ausgehe, dass es die eine oder andere technische Zivilisation in der Milchstraße schon gegeben hat und noch gibt (außer unserer),
das ist kein plausibles Argument für oder gegen ihr Vorhandensein.
Ich setze diesem ‚Wunschdenken‘ das Argument entgegen, daß die Entwicklung einer technischen Intelligenz auf der Erde über 4 Milliarden Jahre gedauert hat und nach unserer eigenen Wahrnehmung eine geradezu unglaubliche Zufallskette war.
Bezieht man mit ein, daß weder die Entwicklung eines Ich-Bewußtseins noch die einer technischen Intelligenz bei den entwicklungsgeschichtlich wesentlich älteren Lebewesen dieser Erde (Rabenvögel z.B.
http://en.wikipedia.org/wiki/Corvidae ) eine Garantie für deren rapiden Ausbau darstellt, dann unterstreicht das nur noch mal zusätzlich die Argumentation der geringen Wahrscheinlichkeit für ausreichende technische Intelligenz zur Raumfahrt, selbst bei bereits erbrachten Vorleistungen.
Orbitale sind kein stabil gangbarer / erhaltender Weg für eine Zivilisation.
Terraforming ist ein sehr langfristiger und sehr aufwändiger Prozess, der von einer Zivilisation -zB. wenn der Zentralstern seinem Ende entgegen geht- nur einmal getätigt wird.
in diesen beiden Argumenten sehe ich einen großen Widerspruch zueinander. Die technischen Probleme bei Habitaten sind sehr klein im Vergleich zu den selben Problemen beim Terraforming. Ich habe den Eindruck, daß viele Befürworter des Terraforming davon ausgehen, daß man das nur mal machen, oder gar nur mal anstoßen muß und sich das dann von selbst stabilisiert. Das ist aber nur ein von Tatsachen widerlegtes Wunschdenken.
Wenn Mars mal eine Atmosphäre hatte, hat er die nicht nur aus einer Laune heraus verloren. Er wird eine neue Atmosphäre genau so wieder verlieren.
Wenn Venus mal ein für Menschen angenehmeres Klima hatte, dann war es trotzdem kein Zufall, daß das heute nicht mehr so ist. Ein terraformter Planet bleibt nicht zwangsläufig von selbst bewohnbar. Ohne Technik verliert er diesen Status sehr wahrscheinlich wieder.
Die schützende ‚Hand' von ‚Mutter Gäa‘ ist eine Legende.
Wenn Du also Terraforming für möglich hältst, gibt es kein gutes Argument dafür, Habitate für unmöglich zu halten. Und ohne Habitate schließt Du, selbst wenn sich eine interstellare Reise ohne sie machen ließe, fast alle Sonnensysteme von einer Besiedelung aus und verbannst ‚uns‘ in ein Nischendasein.
Interstellare Reise und Saatschiffe sind technisch nicht umsetzbar.
3) ist dabei ein Totschlagargument, das ich aber nicht entkräften kann, solange kein gegenteiliger Beweis erbracht wurde. Ich selber bin davon überzeugt, dass auch Intersellare Reise irgendwann möglich sein wird, wenn wir denn so lange leben bis wir diese Technik haben und die Industrie, die das leisten kann.
SpiderPig, kennst Du den Film: „Spiel mir das Lied vom Tod?“ Henry Fonda macht sich über das gleichzeitige Tragen von Gürtel und Hosenträger lustig? Auch wenn die Szene alles andere als ‚lustig‘ war, sie hat frappierende Ähnlichkeit mit Deiner hier zitierten Argumentation. Ein Schritt vor, zwei zurück! Was ist denn jetzt Deine Auffassung? Interstellare Raumfahrt - ja oder nein?
Ich sehe sehr wohl, daß Du hier im Sinne von: „Es gibt ganz bestimmt viele technisch intelligente Zivilisationen, warum sind wir trotzdem allein?“ argumentierst. Aber wenn Du, wie geschrieben, an die Möglichkeit interstellarer Raumfahrt glaubst, dann vergleiche doch mal Deine (Wunsch)Zeitvorgabe, bis wir Menschen das auf jeden Fall (technisch) packen könnten mit der Zeit die wir vom Entstehen des Sonnensystems hatten. Noch einige tausend Jahre? Nicht so lange? Was ist das gegen 4 Milliarden Jahre? Es geht, aber es ist schwierig, kann, allein, kein ernsthafter Grund für eine nennenswerte galaxis- oder gar clusterweite Verzögerung sein.
Das bei uns deutlich sichtbare, möglicherweise zu enge und zu labile Zeitfenster zwischen: ‚genug Energie für Raumfahrt hantieren können und ‚Ausbreitung in den interplanetaren Raum‘, scheint mir da der wesentlich plausiblere Flaschenhals zu sein, weshalb es so gut wie keiner schafft. Zumindest dann wenn ich, völlig unbegründet glauben will, daß es in der Milchstrasse ganz viele technisch intelligente Zivilisationen gab und gibt.
Nun ist es aber so, daß mir die Konsequenzen dieses Glaubens (aus leicht nachvollziehbaren Gründen
) gar nicht gefallen wollen. Warum soll ich denn dann ausgerechnet eine unbegründbare Annahme herbeireden? Nur um ihn auch noch künstlich zu stützen? Bin ich Masochist? Warum soll ich mich hier nicht so verhalten, wie es in der Wissenschaft bewährte Praxis ist? Wende Ockham’s Razor an! Was bleibt dann bis zum Schluß übrig? Weit und breit niemand da außer uns, die es (vielleicht) können und schaffen.
2) ist ebenfalls ein Argument, dass zwangsläufig zu dem heute beobachtbaren Universum führt, welches wir jetzt beobachten: Keine ETIs, keine Orbitale, keine Signale. Es findet gegen Ende des Sternenlebens ein "Umzug" statt. Der Rest der ETIs (Individuen) verbleibt dort wo sie zurückgelassen sind. die haben dann eventuell zu wenig Ressourcen (Material, Zeit, Energie) um ein weiteres Projekt zum ende zu führen.
dazu hatte ich Dir schon mal geantwortet.
Sie brauchen neben allen anderen unwahrscheinlichen Zufällen auch noch einen weiteren, äußerst glücklichen Umstand. Sie müssen ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt technisch dazu in der Lage sein. Das ist etwas völlig anderes, als es so früh wie möglich anzustreben und dann auch zu tun wenn es möglich ist.
1) ist dabei das Argument, das dazu führt, dass ein "Überleben" im Weltall nicht praktiziert wird, also immer ein Terraforming angestrebt wird. Terraforming wird aufgrund des Aufwandes immer nur an wenigen Objekten begonnen, jedoch aus dem gleichen Grund nur an einem Objekt beendet um dorthin ein Saat-/Kolonialschiff zu entsenden.
Dem halte ich entgegen: Wer terraformen kann, kann (lange vorher schon) Habitate bauen. Tut er es dann nicht, nimmt er alle Risiken in Kauf, die sich aus der Tatsache daß alle ‚Eier‘ nur in einem ‚Korb‘ aufbewahrt werden, ergibt. Noch dümmer kann man sich angesichts der Erdgeschichte kaum noch verhalten.
Bitte verliere hier nicht aus den Augen: Den Zeitrahmen von dem wir bei diesem Argument sprechen, hast Du mit Deiner Argumentation vorgegeben. Ich greife ihn nur auf und verwende ihn gegen Dein Argument.
Herzliche Grüße
MAC