Wird es jemals interstellare Raumfahrt geben?

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Bynaus

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@Toni: Nur kurz, weil nicht eigentliches Thema des Threads: Mag sein, dass wir nicht genügend Daten haben um zu sagen, wieviele Gasriesen planetengrosse, bewohnbare Monde haben (es scheint zwar so, als sei ein Verhältnis von 1/10000 typisch - demnach könnten nur Braune Zwerge erdgrosse Monde haben). Anderseits besitzen wir natürlich längst nicht so viel Daten, dass man deine Aussage, "jedes System hat mindesten einen Planeten in der bewohnbaren Zone" stützen könnte. Meine Aussage ist da sehr viel konservativer bzw. lehnt sich viel weniger weit aus dem Fenster.

Es gibt unter den Exoplaneten unterdessen übrigens schon einige Felsplaneten...

Ebenso könnten normale Gesteinsplaneten, die auf dem Wege liegen, aber noch nicht in dieser Zone waren, auch von den Gasriesen mitgenommen (also eingefangen) werden, wodurch sich die Chancen nochmals erhöhen würden.

Das ist nicht das, was die Modelle sagen. Und so lange du nicht glaubwürdig ein besseres Modell vorlegen kannst, sehe ich nicht ein, warum ich auf deinen "bewohnbaren-Planeten-Jubelzug" aufspringen soll... ;)
 

mac

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Hallo Lierob,

prinzipiell scheint ein antimaterieantrieb möglich (siehe ICAN-II konzept),
so wie ich den Artikel http://www.engr.psu.edu/antimatter/introduction2.html verstanden habe, wollen die die Antimaterie lediglich als 'Zünder' für Kernfusions einsetzen. Also über 5% c wird's wohl auf unabsehbare Zeit nichts geben.

Und auch das ist, soweit ich weis von einem Beweis seiner Funktion noch viele Jahre entfernt.

Herzliche Grüße

MAC
 

maru

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Möglich, dass das passiert - bloss wird das nicht von Dauer sein. Diese Astronauten werden am Ziel keine zweite Erde vorfinden, sondern in den meisten Fällen bloss Planeten, die man wohl irgendwo zwischen einem "Superpluto" und Merkur klassieren müsste. Ihr Überleben wird immer von ebendieser heute kaum vorstellbaren Technik abhängen, und diese Technik wird von den Astronauten abhängen: dies impliziert beinahe schon die Abwärtsspirale: ein Fehler hier, ein Unglück da, und jedes Mal wird der Handlungsspielraum für die Sternfahrer kleiner - früher oder später wird die Technik nicht mehr in der Lage sein, die Kolonie aufrecht zu erhalten, und dann ist die gesamte mutige Kolonisationsmission gescheitert.

Der einzige Ort im Universum, an dem das nicht geschehen kann, weil dieser Ort "von Natur aus (also ohne die Anwesenheit von Technik zu erfordern)" menschenfreundlich ist, ist die Erde.

Sehr richtig Bynaus, sehe ich ebenso.
Wir könnten lediglich mit einem imens technischen Aufwand auf solch einer Pseudo-Erde Fuss fassen, der finanziell und energiemässig die heutige Vorstellungskraft übersteigt. Aber wie soll das gehen an einem Ort Lichtjahre entfernt von unserem Heimatplaneten und dann müsste diese Technik hundertprozentig funktionieren auf tausend und zurück. Ein weiterer Aspekt wäre, der Planet dürfte nicht allzuviel grösser sein, als die Erde, also doppelter Durchmesser wäre schon mal hin. Die Menschen, die in einem mit 1 g Schwerkraft durch Rotation ausbalancierten Generationenraumschiff geboren würden, könnten diesen Planeten nicht betreten, weil ihr Knochengerüst zerbrechen würde.
Zweite Erde entdeckt..... erdähnliche Planeten nachgewiesen ...... dieses Gelabbere kann ich schon gar nicht mehr hören.
Es geht um zwei Voraussetzungen, um Planeten, die eine Evolution, also höhere Intelligenzen hervorgebracht haben und um solche, auf denen der Mensch in weit ferner Zukunft möglicherweise Fuss fassen könnte.
Zum ersteren wurde die Green-Bank-Formel von 1961 unter der Federführung von Frank Drake und Carl Sagan ins Leben gerufen. Diese ist schon längst auf den Boden der Realität zurückbuchstabiert worden, auch wenn dies die Däniken-Phantasten und Alien-Freaks nicht wahrhaben wollen. Mitunter auch einige abgehobene Astrophysiker. Leute wie Michael Hart (Icarus 1979), R.Breuer (Kontakt mit den Sternen 1978) u.a. haben durch Computersimulationen aufgezeigt, wie sensibel die Wechselwirkung eines Sternes mit einem Erdkandidaten sein muss, um eine Evolution hervorzubringen, parallel zu unserer Erde. Bereits eine 1% weitere, oder eine 5% engere Erdumlaufbahn um die Sonne, hätte laut Hart die Evolution zum scheitern gebracht. Und eben diese Tatsache ist es, die unserer Erde praktisch einzigartig macht im Universum.
Die momentan grösste Herausvorderung für die Menschheit, nebst dem blödsinnigen gegenseitigen Köpfeeinschlagen ein Ende zu bereiten, ist die Technik zu erarbeiten, allfällige Asteroiden auf Kollisionkurs mit der Erde vor deren Zerstörung aufzuhalten. Es ist so sicher wie der nächste Tsunami, dass ein solcher Brocken kommen wird, aber niemand weiss wann?
Darum wäre Vorsehung doppelt gut.
 
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mac

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Hallo maru,

Wir könnten lediglich mit einem imens technischen Aufwand auf solch einer Pseudo-Erde Fuss fassen, ...
sehe ich alles auch so. Nur eines nicht: Wer zwingt uns auf einem Planeten zu siedeln, nachdem wir jahrhunderte unabhängig von der Erde im solaren Raum in Habitaten siedeln, nachdem wir eine Jahrhunderte lange Reise in einem Habitat hinter uns gebracht haben, und die Technik zur Herstellung von Habitaten ohne Unterstützung der Erde beherrschen? Wieviele von uns sind nötig, um einen stabilen, sich selbsttragenden Fortschritt zu ermöglichen, ohne ein Refugium, daß einen Rückfall in die Steinzeit auffängt? Und das, um überhaupt zu existieren, erst geschaffen werden müßte, von Bord des Habitates aus?

Welche zwingende Notwendigkeit besteht für uns, auf einer 'Erd'oberfläche zu leben?

Herzliche Grüße

MAC
 
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Bynaus

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Und eben diese Tatsache ist es, die unserer Erde praktisch einzigartig macht im Universum.

Das hingegen würde ich nicht sagen, auch wenn ich dir sonst zustimme. Natürlich, die exakte Kombination von Bedingungen wird im Universum nur auf vergleichsweise wenigen Planeten nochmals vorkommen. Trotzdem bin ich überzeugt, dass es viele verschiedene Wege zu globalen Ökosystemen gibt: bloss, weil die Entstehung einer "Erde", die auch wirklich bis ins letzte Detail erdähnlich ist, sehr unwahrscheinlich ist, heisst das noch lange nicht, dass es da draussen nicht viele belebte Welten geben kann. Und deshalb stört mich das mediale Interesse zu den "zweiten Erden" nur dann, wenn Journalisten aus Faulheit, die Hintergründe sauber zu recherchieren, falsche Vorstellungen verbreiten lassen. Ansonsten freue ich mich, wenn die extrasolare Planetenforschung wieder mal ins Licht der Öffentlichkeit rückt. Das Ziel, eine ausserirdische Biosphäre zu finden, kann ich voll und ganz unterstüzen (auch wenn wir höchstwahrscheinlich nie dort werden leben können).

Die Bedrohung durch Asteroiden ist zwar da, aber bei einer Wiederkehrzeit von einer halben Millionen Jahre für "Zivilisationskillende Brocken" (~1 km) glaube ich nicht, dass hier wirklich sehr grosse Eile herrscht. Carl Sagan hat darauf hingewiesen, dass die Technik, um Asteroiden von der Erde abzulenken, sehr leicht auch missbraucht werden kann, um Asteroiden zur Erde hinzulenken, etwa von Endzeitfanatikern etc. Natürlich sollte man beobachten und versuchen, so viel wie möglich darüber zu lernen, aber anderseits ist die Gefahr nicht so gross und unmittelbar wie etwa jene, die etwa von einer globalen nuklearen Aufrüstung, oder der drohenden Klimaerwärmung und all ihren sozialen und gesellschaftlichen Folgen droht.

EDIT: Mac: Eine, wie ich finde, sehr wichtige Überlegung. Ich bezweifle, dass sich eine künstliche Struktur bauen lässt, die erdähnliche Bedingungen bietet und die den Absturz der Zivilisation langfristig überlebt. Möglicherweise lässt sich eine Struktur bauen, die auch einige 10000 Jahre lang autonom weiterarbeiten kann, quasi in der Hoffnung, dass in der Zwischenzeit auf der Erde eine neue Zivilisation entsteht, die in der Lage ist, die Struktur wieder zu warten und ihre überlebenden Bewohner aus der Steinzeit zu befreien. Das würde aber vermutlich bedingen, dass diese Struktur sich im Sonnensystem befinden müsste. Je weiter weg von der Erde, desto wahrscheinlicher ist der langfristige Zusammenbruch.
Eine solche Sichtweise müsste auch einen grossen Einfluss haben auf die Vorstellung, die wir uns von Science Fiction machen: Statt Planeten sollten Raumschiffe im Zentrum stehen - als Reaktion auf unsere Diskussion hier habe ich mir deshalb ein Buch von Iain M. Banks ("Bedenke Phlebas") bestellt. Seine "Kultur" ist eine solche raumfahrende Zivilisation, die vorwiegend auf Raumschiffen lebt und auf den ersten Blick meinen Vorstellungen der interstellaren "Maschinen-Zivilisation" ziemlich nahe zu kommen scheint.

http://www.cs.bris.ac.uk/~stefan/culture.html
 
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ispom

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Zum ersteren wurde die Green-Bank-Formel von 1961 unter der Federführung von Frank Drake und Carl Sagan ins Leben gerufen. Diese ist schon längst auf den Boden der Realität zurückbuchstabiert worden, auch wenn dies die Däniken-Phantasten und Alien-Freaks nicht wahrhaben wollen. Mitunter auch einige abgehobene Astrophysiker. Leute wie Michael Hart (Icarus 1979), R.Breuer (Kontakt mit den Sternen 1978) u.a. haben durch Computersimulationen aufgezeigt, wie sensibel die Wechselwirkung eines Sternes mit einem Erdkanditaten sein muss, um eine Evolution hervorzubringen, parallel zu unserer Erde. Bereits eine 1% weitere, oder eine 5% engere Erdumlaufbahn um die Sonne, hätte laut Hart die Evolution zum scheitern gebracht. Und eben diese Tatsache ist es, die unserer Erde praktisch einzigartig macht im Universum.

@Maru
Drake und Sagan waren hochgeehrte Wissenschaftler vom Fach,
wer kennt außerhalb Deutschlands Hart und Breuer?
wären ihre Erkenntnisse so durchschlagend, sollte man doch von ihnen gehört haben?
Breuer ist mir als Chefredakteur bekannt, der ab und zu gegen die bemannte Raumfahrt polemisiert......

Unsere Erde ist praktisch einzigartig im Universum, so wie auch Maru und Ispom einzigartig sind auf der Erde...
Was meinst Du, gibt es auf den bewohnten Planeten benachbarter Sterne auch so viele Leute, die sich für einzigartig halten?

fragt Ispom

edit:
Breuer kenne ich auch als einen Verfechter des religiös anmutenden "Anthropischen Prinzips"
 
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mac

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Hallo Bynaus,

Ich bezweifle, dass sich eine künstliche Struktur bauen lässt, die erdähnliche Bedingungen bietet und die den Absturz der Zivilisation langfristig überlebt.
Du gehst hier (anders als ich) anscheinend davon aus, daß die Struktur, das Habitat einen 'Absturz' in die Steinzeit 'überleben' soll.

Das meinte ich (zunächst) nicht. Ebenso wie auf unserer Erde, wird wohl eine Mindestzahl von Lebewesen gebraucht, um eine stabile und entwicklungsfähige Zivilisation zu gewährleisten.

Ich gehen bei meinen Überlegungen von dieser Mindestgröße aus und als sozusagen erste Maßnahme im Licht der neuen Sonne eine Erweiterung der Anzahl dieser Habitate bis zu einer (hoffentlich) vernünftigen Grenze. Danach nur noch überwiegend qualitatives Wachstum.

Die Reise selbst kann ja (wenn sie überhaupt möglich ist) auch mit größerer Redundanz durchgeführt werden. Mehrere Habitate, jedes für sich allein groß genug. (Ich weis, es wird wahrscheinlich am Geld scheitern. Aber das kann man eben genau so wenig sicher voraussagen, wie vieles Andere.)

Herzliche Grüße

MAC
 

maru

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edit:
Breuer kenne ich auch als einen Verfechter des religiös anmutenden "Anthropischen Prinzips"

Bist Du wirklich sicher ispom, dass wir vom gleichen Breuer reden ?:confused:

Reinhard Breuer, Jahrgang 1946, ist Astrophysiker. Er studierte an deutschen, englischen und amerikanischen Universitäten. Heute ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Physik und Astrophysik in München.
 

ispom

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Bist Du wirklich sicher ispom, dass wir vom gleichen Breuer reden ?:confused:

Reinhard Breuer, Jahrgang 1946, ist Astrophysiker. Er studierte an deutschen, englischen und amerikanischen Universitäten. Heute ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Physik und Astrophysik in München.

also, ich meine diesen:

http://www.spektrum.de/artikel/849300
und wenn ich nach Reinhard Breuer googele, kommt auch immer nur derselbe :confused:
 

ispom

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Hallo Bynaus,

Du gehst hier (anders als ich) anscheinend davon aus, daß die Struktur, das Habitat einen 'Absturz' in die Steinzeit 'überleben' soll.

Ich habe Bynaus so verstanden, daß er den Fall prognostiziert:
während die Astronauten unterwwegs sind, strürzt die irdische Zivilisation ab.
(als folge eines globalen Krieges, einer kosmischen Katastrophe, Machtergreifung talibanähnlicher oder Rote Khmer-ähnlicher fundamentalisten...) :eek:
 

lierob

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es geht im thema doch um die möglichkeit bemannter interstellarer raumfahrt und nicht darum ob es irgenwo eine zweite erde gibt oder was auch immer. schon ein marsähnlicher planet wäre als potentielles ziel bereits ein volltreffer


dabei problematische punkte die untereinander abhängig sind z.b.:

- die entfernung (wobei es bis zu 10 lichtjahren bereits ca. ein dutzend sterne gibt)

- mögliche antriebe (bereits mit einem hypothetischen kernfusionsantrieb und 5% lichtgeschwindigkeit wären die reise möglich)

- die kosten

- die reisedauer

- der sinn/gesellschaftliche akzeptanz

dass ich keine grundsätzlichen probleme sehe habe ich weiter oben bereits erklärt.

wenn das ziel die besiedlung der galaxie sein soll und irgendwann kleine "katzensprünge" a 10 lichtjahre möglich wären sollte die milchstraße in ein paar millionen jahren besiedelt werden können. selbst wenn man zwischen jedem "katzensprung" 10000 jahre wartet um den nächsten schritt durchzuführen
 

maru

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also, ich meine diesen:

http://www.spektrum.de/artikel/849300
und wenn ich nach Reinhard Breuer googele, kommt auch immer nur derselbe :confused:

Der ist dann schon mal falsch .
somit waere das geklaert :rolleyes:


http://www.sokrates-digital.de/produktkatalog/AQ128265.php

Doch, er muss es sein :

Die Pfeile der Zeit (1984)

Breuer: Die Pfeile der Zeit
Dies ist das von Hoimar von Ditfurth verfa�te Vorwort zum Buch Die Pfeile der Zeit von Reinhard Breuer. Hierin gew�hrt Breuer in zehn Essays Einblick in das Weltbild der modernen Physik, von der Geburt des Kosmos im Urknall bis zu seinem Ende. Zwischen diesen Polen liegen die geheimnisvollen Ph�nomene der Zeit, der Materie und des Nichts, denen man heute in der Thermodynamik und in der Teilchenphysik auf die Spur kommt.


Personen-Info

Reinhard Breuer
Reinhard Breuer, Jahrgang 1946, studierte Theoretische Physik in W�rzburg, Michigan, Maryland und Oxford. Danach arbeitete er am MPI f�r Astrophysik in M�nchen. 1984 wechselte er als Wissenschaftsjournalist zum Magazin GEO in Hamburg. Seit 1998 ist er Chefredakteur bei "Spektrum der Wissenschaft".
 
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ispom

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Doch, er muss es sein :

....Reinhard Breuer, Jahrgang 1946, studierte Theoretische Physik in W�rzburg, Michigan, Maryland und Oxford. Danach arbeitete er am MPI f�r Astrophysik in M�nchen. 1984 wechselte er als Wissenschaftsjournalist zum Magazin GEO in Hamburg. Seit 1998 ist er Chefredakteur bei "Spektrum der Wissenschaft".

ja, sag ich doch :)
zweifellos auch ein Mann, der weiß wovon er redet,
aber er hat eben ein eigenwilliges Paradigma:
ich habe mal in Bild der Wissenschaft einen Atrtikel von ihm gelesn zum anthropischen Prinzip.
ich denke, sein Buch mit dem gleichen Titel ist auch von der gleichen Denkart

.... und die halte ich für falsch.
Auch der bekannte Astronom und Buchautor Kippenhahn
http://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Kippenhahn
hat kräftig dagegengehalten mit der ironischen Frage
(sinngemäß) "ist es nicht eine denkwürdige Übereinstimmung, daß das Fell der Katze gerade dort zwei Löcher hat, wo die augen sind?"

Gruß von Ispom
 

mac

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Hallo Bynaus,

in meinen Überlegungen zu dieser Entwicklung habe ich versucht, mich so gut es mir möglich war, an eine analoge Entwicklungsstruktur zu halten, wie sie uns das Leben auf der Erde bei der ungleich schwierigeren, langwierigeren Ausbreitung vom Wasser aufs Land vorgemacht hat.

Zunächst mussten Strukturen entwickelt werden, die Wasser und Salz zurückhalten können und die Luftatmung ermöglichen.

Ebenso gibt es die Analogie Einzeller Vielzeller mit Aufgabenteilung. Wir machen ‚gerade’ diese Entwicklung, eine Ebene höher, in sehr ähnlicher Weise erneut. Die lebenstüchtigsten von uns könnten noch autark überleben. Das fällt uns aber zunehmend schwerer.

Die elementaren Lebensfunktionen: körpereigene Abwehr, Vermehrung, Ernährung werden zunehmend von körperexternen Strukturen übernommen. Im Beistand durch die menschliche Gemeinschaft, aber auch durch deren Erweiterung mit technischen Hilfsmitteln.

Diese Strukturbildung ist immer noch tastend, vorsichtig und das Alte existiert nach wie vor parallel dazu. Es wird auch möglicherweise nicht verschwinden, genau so wenig wie der Nachrichtentransport durch Hormone verschwunden ist, nachdem er vom weit leistungsfähigeren Nervensystem verbessert aber vor allem in ungeahnte Bereiche erweitert wurde.

Die Habitate von denen ich geschrieben habe, stelle ich mir in dieser Entwicklung als einen analogen Schritt, nur eben eine Ebene höher vor, wie die Vereinigung von Zellen zu Mehrzellern oder Organellen verschiedener Funktionen in einer Zelle vereint. Jedes für sich autark, reproduzierbar, reparierbar und eine von vielleicht vielen Möglichkeiten (für die ich zu phantasielos bin) unsere Lebensbedingungen an einen Ort mitzunehmen, der sie uns nicht zur Verfügung stellt. Das stellt für mich eine frappierende Analogie zu den Problemen der Landeroberung dar.

Herzliche Grüße

MAC

Übrigens, Auslöser für diese Überlegungen war mein Überdruss, der aus der Ökologiebewegung entstand: Verdichtet in dem Ausspruch „Alles was uns die Natur schenkt, ist unverdächtig gut und alles was technisch hergestellt wird, kann nur schlecht sein.“ Diese Grundhaltung nahm teilweise (in meinen Augen) unerträglich dumme Auswüchse an. Manchmal gelang es mir dann einige wenige, nicht so inbrünstig überzeugte, mit der Frage zum Nachdenken zu bringen, wie sich denn die Prinzipien natürlich und künstlich genau voneinander unterscheiden lassen. Die Höhle die das Kaninchen buddelt ist natürlich und die, die das Kind buddelt, ist künstlich? :rolleyes:
 

Mahananda

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Hallo Mac,

noch einmal kurz zu deiner Frage, ob ein Bewusstsein ohne Gefühle funktionieren könnte. Ich denke nein. Daraus resultierten meine Bedenken hinsichtlich Phantasie und Kreativität im Umgang mit der Umwelt:

"Die Motivation zum Handeln entspringt der Erfahrung, dass die Welt, wie sie jetzt ist, nicht den Bedürfnissen des in ihr existierenden Wesens genügt. Wie kann aber ein Mangel als solcher erkannt werden, wenn es keine unangenehmen Empfindungen mehr gibt, die das Bedürfnis nach einer Verbesserung der Situation wecken könnten?"

Andererseits ist eine interstellare Reise eine Angelegenheit von Tausenden oder Millionen Jahren, so dass leicht Langeweile und/oder Frust aufkommt, wenn Emotionen nicht gefiltert bzw. ausgeblendet werden.

Dasselbe Problem stellt sich allerdings auch bei Generationenschiffen. Die gegebene Enge und Reizarmut des Raumschiffes müsste kompensiert werden mit virtueller Weite und Abenteuerlichkeit nach Art eines Holo-Decks bei Star Trek. Anderenfalls werden die Insassen verrückt. Die Suche nach "geeigneten" Planeten gliche der nach dem Heiligen Gral: Man wird ihn nie finden, aber die Suche nach ihm rechtfertigt die Suche als solche. Begründung: Belebte Planeten genießen Artenschutz, unbelebte Planeten müssten erst langfristig "terraformt" werden, um sich danach erst dauerhaft darauf anzusiedeln. Außerdem lebt es sich im Habitat bequemer - warum diese Sicherheit aufgeben zugunsten einer Neuauflage biologischer Evolution mit ungewissem Ausgang für die Initiatoren? Von daher erscheint es mir sinnvoller, im Raum zu bleiben und allenfalls einen Asteroiden als Arche auszubauen, wenn der Platz zu eng werden sollte. Wir müssen keine Planeten erobern, um zu überleben, genügend Uran als Energiequelle tut es auch bzw. ein ausreichend großes Sonnensegel.

Viele Grüße!
 

mac

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Hallo Mahananda,

Dasselbe Problem stellt sich allerdings auch bei Generationenschiffen. Die gegebene Enge und Reizarmut ...
nicht genau so. Als Habitat konstruiert, ist Enge vermeidbar. Es gibt keinen zwingenden Grund für Enge. Die Kosten für die Konstruktion steigen nicht proportional zur Größe, noch nicht einmal die Masse steigt proportional zur Größe.

Bei ausreichender Anzahl von Lebewesen, ist die Einsamkeit nicht unterscheidbar von der Einsamkeit auf der Erde. Die Anzahl der Menschen könnte im sechs oder sieben stelligen Bereich oder noch höher liegen, die freie Fläche in ähnlichen Dimensionen wie bei entsprechenden Großstädten der Erde. Die Anzahl der auf die Reise gehenden Habitate ist nicht technisch begrenzt. Die Anzahl der Habitate im Sonnensystem ist allenfalls durch die Anzahl der möglichen Umlaufbahnen um die Sonne begrenzt. Auch eine Art zellulärer Dysonsphäre wäre denkbar. Diese Strukturen sind kostengünstig nur im Weltall mit Fabrikation und Material aus kleinen Himmelskörpern (wenig Gravitation) aufzubauen. In gleicher Weise, wie sie an einem potentiellen Zielort aufgebaut werden müßten.

Alle Erfahrungen bis auf komplett autarke Versorgung incl. Energieversorgung, und Antrieb können im solaren Raum gewonnen werden, in dem jederzeit ein Abbruch möglich ist, bis es funktioniert (oder auch nicht?).

Es würden nicht Cyborgs, sondern Menschen auf die Reise gehen und Menschen würden die (erweiterte) habitable Zone aller Sonnen, deren Verhalten und Spektrum das zuläßt, besiedeln können. Und nicht nur Menschen, sondern alles was pflanzt, schwimmt, kreucht und fleucht.

Wenn sich geeignete Planeten oder Monde finden, können sie auch terraformt werden. Würde ich aber, wie gesagt, eher als für das Leben freundlichen Rückzugsraum sehen.

Zum Terraformen von belebten Welten habe ich früher schon einiges gesagt. Is' schlecht. Ethisch, aber vorallem überlebenstechnisch.

Herzliche Grüße

MAC
 

Mahananda

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Hallo mac,

lässt sich so ein Habitat überhaupt sicher über interstellare Distanzen manövrieren? Meteoriteneinschläge dürften doch eine verheerende Wirkung haben.

Viele Grüße!
 

mac

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Hallo Mahananda,

weis ich auch nicht wirklich. Das Thema hatten wir aber auch schon mal. Wenn ich mich richtig erinnere. Automatische Sonden zur Vorhut, Ausweichen vor den großen (hoffentlich sehr seltenen), Zerstörung der kleinen und auffangen des Staubes mit einem geeignet konstruierten Schild.

Wahrscheinlich ist das aber zu naiv gedacht.

Elektrostatischer 'Schutzschild' hab' ich, meine ich, in einem der Wiki-Links zur interstellaren Raumfahrt gelesen. Keine Ahnung ob das bei 0,1 c Sinn macht.

Was mich zuversichtlich stimmt: Entgegen aller Unkenrufe haben die am weitesten draußen fliegenden Sonden alles zumindest so lange überlebt, wie sie uns funktechnisch noch was mitteilen konnten.

Was ich nicht glaube, daß man ein solches Unternehmen ins blaue hinein starten wird.

Was ich sehr bedaure: Ich (wir alle) werden davon nichts mehr mitbekommen.

Zu den Folgen eines Einschlags bei 0,1 c hab' ich hier http://www.astronews.com/forum/showpost.php?p=17335&postcount=88 mal versucht, etwas genauer zu überlegen.

Herzliche Grüße

MAC
 

Lumen

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Folgen eines Einschlages

Den könnte man nur verhindern mit einem Schwerkraftsschild,denke ich.

Schade nur das all die Kriege in der Welt so viel ressourcen verschlingen,normalerweise könnten wir schon weit weit in der Zukunft leben.Erleben werden wir das alles noch!Ich glaube nähmlich das der Tot nicht das ende des Lebens ist!

Wegen dem Schwerkraftsschild denke ich das es die einzige Kraft ist die pure Materie aufhalten oder umlenken kann.

Lumen

Oder man hat eben eine entsprechende Kanone parat um alles wegzupusten.Sollte aber nicht sinn der Sache sein!
 
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mac

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Hallo Lumen,

Den könnte man nur verhindern mit einem Schwerkraftsschild,denke ich.
davon sind wir völlig unabsehbar weit weg. Und wenn's in analoger weise zur Erzeugung eines elektrischen Feldes funktioniert, brauchen wir die entsprechende Masse dafür. Ziemlich unpraktikabel.

So schwierig stelle ich mir die Abwehr aber eigentlich gar nicht vor. Eine Vorhut, bestehend aus mehreren automatischen, ersetzbaren Einheiten, 'fliegt' in gestaffeltem Abstand von einigen Lichtsekunden voraus und stellt Position und Bewegungsvektor gefährlicher Objekte fest. Diese werden von, zwar sehr präzisen, aber im Grunde genommen einfachen automatischen Geschützen, die auch in einigen Lichtsekunden vor dem Schiff her fliegen, beschossen. Durch die immense Geschossgeschwindigkeit, relativ zu den gefährlichen Objekten, kann genügend Energie übertragen werden, um kleinere Objekte zu verdampfen. Zu großen Objekten muß ausgewichen werden. Diese könnten durch ausreichend weit vorausfliegende Sonden rechtzeitig geortet werden, so daß dem Schiff genügend Zeit für einen entsprechenden seitlichen Versatz bleibt.

Die 'Treffer' müssen in respektvoller Entfernung stattfinden, da sie Energiemengen in Form von Strahlung freisetzen, die Atombombenexplosionen vergleichbar sind.

Staub und Gas muß von einem oder mehreren mechanischen 'Schilden', die in geeignetem Abstand (einige tausend km?) vor dem Schiff her 'fliegen', aufgefangen werden. Auch als (austauschbare) Sicherung für vielleicht mögliche 'Fehlschüsse'.

Vielleicht ist das aber alles völlig unnötig, weil die Chance auf einen Treffer viel zu klein ist, um sich davor zu schützen? Nur der Gas und Staub-Schild in irgend einer Form, ist auf jeden Fall bei solchen Geschwindigkeiten nötig, zum Strahlenschutz.

Herzliche Grüße

MAC
 
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