was ist und wie entsteht Leben?

Bynaus

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Ah, Acetylen, genau... :) Danke für die Korrektur.

Wie im Focus-Artikel sehr klar gesagt wird, stellt Leben die letztmögliche Erklärungsvariante dar. Zuvor müssen abiologische Alternativen ausgeschlossen werden.

Das ist schon klar, aber niemand behauptet ja zu diesem Zeitpunkt ernsthaft, wir hätten Leben auf Titan gefunden.

Mir geht es aber viel grundsätzlicher um die Möglichkeit, dass eine kältere Biologie einfach chemisch schnellere Reaktionen nützen könnte, um damit den Einwand der "zu langsamen Biochemie" zu kontern. Spricht da aus deiner Sicht etwas dagegen? Wiederum: es geht hier um die Diskussion von Möglichkeiten, nicht von Gewissheiten.
 

Monod

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@ Bynaus:

In der Chemie gilt die Faustregel, dass eine Temperaturerhöhung um 10 K die Reaktionsgeschwindigkeit um den Faktor 2 bis 3 erhöht. Der Temperaturunterschied zwischen Erde und Titan beträgt etwa 200 K. Somit ergibt sich eine Verlangsamung auf etwa 2^-20 bis 3^-20 der hier gegebenen Reaktionsgeschwindigkeiten. Das entspricht etwa einer Spannweite zwischen 10^-6 und 3,5*10^-9. Die schnellsten biochemischen Reaktionen laufen bei der Entspiralisierung der DNA ab. Sie dauern pro Reaktionsschritt (Auflösung einer Wasserstoff-Bindung zwischen einem Nucleotidpaar) etwa 1 Millisekunde. Umgerechnet auf Titan-Verhältnisse wären das für eine Reaktion etwa 1000 bis 3,5 Millionen Sekunden!

Um großzügigerweise 1 Reaktion pro Sekunde zuzulassen, müssten Reaktionen gefunden werden, die mindestens 1000mal schneller ablaufen, also im Nanosekundenbereich unter unseren Verhältnissen. Das gibt es zwar (Radikal-Chemie; photochemische Effekte; Isomerie-Oszillationen), aber dafür bedarf es einer ausreichenden Energiezufuhr.

In der Titanatmosphäre laufen unter dem Einfluss von UV-Licht solche Radikal-chemischen Prozesse ab - mit dem Ergebnis, dass sich Tholine bilden, welche aus vielfältigen Kombinationen stickstoffhaltiger und kohlenwasserstoffhaltiger Radikale bestehen, die dann jedoch auch miteinander reagieren, bevor sie zu Boden sinken. Um die "darniederliegenden" Tholinpartikel wiederum in freie Radikale aufzuspalten, um sie für hypothetische Titanlebewesen als "Nahrung" verfügbar zu machen, bedarf es wiederum einer hinreichend hohen Energiezufuhr. Meines Wissens gelangt die UV-Strahlung nicht durch die Dunstschicht hindurch, so dass hier auf andere Energiequellen zurückgegriffen werden müsste (welche?).

Falls doch ausreichend UV-Strahlung durchdringen sollte, würde sie auf die oberste Schicht der herabgeregneten Tholine treffen. Die dort ausgelöste Radikalbildung wäre nur dann als Nahrung verwertbar, wenn sich die Titan-Lebewesen zugleich in dieser Schicht aufhielten, wo sie ebenfalls der UV-Strahlung ausgesetzt wären. Das heißt, es müsste ein Reparaturmechanismus vorhanden sein, der z.B. Löcher in den Membranen ausbessert. Doch dieser müsste zunächst selektiert worden sein, setzt also bereits Vorläuferformen voraus, die sich später an die Oberflächenbedingungen angepasst hätten. Solche Vorläuferformen müssten in unteren Bereichen der Tholinschicht bzw. in tieferen Regionen der Methanseen entstanden sein. Das setzt wiederum voraus, dass freie Radikale in der Lage sein müssten, lange genug in flüssigem Methan zu überdauern, um in die Bereiche zu gelangen, die vor übermäßiger UV-Strahlung schützen. Das geht nur bei hinreichend großer Verdünnung, da ansonsten die allfälligen Radikale schnell miteinander reagieren würden. Zu große Verdünnung bedeutet jedoch eine schleppende Versorgung mit Energieträgern. Diese ist allerdings entweder als kontinuierlicher Strom oder periodisch-regelmäßig vonnöten, um eine begonnene chemische Evolution am Laufen zu halten und in Richtung von mehr Komplexität der Reaktionszyklen, entwicklungsfähig zu machen, damit irgendwann die ersten Hyperzyklen entstehen können, welche in eine biologische Evolution münden.

Für mich sieht das sehr schwierig aus ...
 

ispom

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Manche lassen sich allerdings von ihrem Wunschdenken leiten und würden lieber den umgekehrten Weg gehen, na ja ...

zu denen gehöre ich auch :)
aber in meinem Wunschdenken werde ich unterstützt durch ständig neue aktuelle Arbeiten von Leuten, die (aus meiner Froschperspektive :) ) es wissen müssen, weil sie auf diesem Gebiet forschen und mit ihren Ergebnissen meinen Wünschen entgegenkommen....

hier
http://news.wsu.edu/pages/publications.asp?Action=Detail&PublicationID=28889&TypeID=1
wird ein neuer diesbezüglicher Artikel angekündigt:

In a paper to be published in the December issue of the journal Astrobiology, Schulze-Makuch and his co-authors propose a new system for classifying exoplanets using two different indices – an Earth Similarity Index (ESI) for categorizing a planet’s more earth-like features and a Planetary Habitability Index (PHI) for describing a variety of chemical and physical parameters that are theoretically conducive to life in more extreme, less-earthlike conditions

immerhin wird unser Denken noch dominiert von den Kohlenstoffchauvinisten einerseits und den Wasserchauvinisten andererseits
For much of the scientific community, thesearch for alien life has long been dominated by the notion that our own planet serves as the best model of conditions best suited to the emergence of life on other worlds.

aber:
"Habitability in a wider sense is not necessarily restricted to water as a solvent or to a planet circling a star,” the paper’s authors write. "For example, the hydrocarbon lakes on Titan could host a different form of life. Analog studies in hydrocarbon environments on Earth, in fact, clearly indicate that these environments are habitable in principle
 

Alex74

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immerhin wird unser Denken noch dominiert von den Kohlenstoffchauvinisten einerseits und den Wasserchauvinisten andererseits
Für diesen "Chauvinismus" gibt es halt auch viele gute Gründe.

1. Wenn wir uns darüber einig sind daß es unwahrscheinlich ist, daß ein Universum überhaupt Eigenschaften hat die Leben entstehen lassen (was man schon mit der möglichen Diversität einer Expansionsrate leicht zeigen kann), dann ist es doppelt unwahrscheinlich daß in einem Universum gleich zwei völlig voneinander unabhängige Arten der Lebensentstehung möglich sein sollten (mit geringfügigen Einschränkungen da eine stimmige Expansionsrate ja beidem dienen würde; wieso aber ein anderes Element auch noch Eigenschaften haben sollte die wie Kohlenstoff komplexe Mechanismen erlauben könnte ist mir unklar, dafür gibt es bei der Existenz eines Beobachters keine Notwendigkeit)
2. Wir haben auf der Erde und auf dem Mond mannigfaltige Möglichkeiten der abartigsten denkbaren und undenkbaren Lebensräume. Aber: wir sehen nirgends daß sich aus Regolith Wesen erheben, wir sehen nirgends daß sich aus dem Silizium der Sahara pflanzenähnliche Gebilde erheben, kein einziges der unzähligen Kristalle auf der Erde zeigt irgendwelche Lebenszeichen und auch kein Gas, Plasma oder Nugatkrem scheint Ambitionen zu haben sich irgendwie lebendig zeigen zu wollen.
Warum also sollte das irgendwoanders anders sein?
3. Und das, wo wir heute definitiv wissen daß Kohlenstoff recht häufig ist und kein anderes Element so bindungsfähig ist - nein, auch nicht Silizium.
4. ...was auch für Wasser gilt. Mir ist kein anderes Molekül bekannt, welches a) so häufig ist wie Wasser und b) dessen Eigenschaften ähnlich superb sind (flüssig in einem weiten Temperatur- und Druckbereich, nicht zu agressiv, etc.)

Gruß Alex
 
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Monod

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@ Alex74:

... dafür gibt es bei der Existenz eines Beobachters keine Notwendigkeit.

Irgendwie verstehe ich diesen Halbsatz inhaltlich nicht ganz. Für andere Elemente, die ähnlich wie Kohlenstoff komplexe Verbindungen ermöglichen, besteht keine Notwendigkeit, weil es bereits Beobachter gibt, die auf Kohlenstoffchemie basieren? Mir erschließt sich die Logik nicht, nach der es bezüglich der Elementeigenschaften irgendwelche Notwendigkeiten geben sollte, die sich aus der Existenz von Beobachtern ableiten ließen. Aus der Existenz von Beobachtern lässt sich zwar ableiten, dass Kohlenstoff gewisse chemische Eigenschaften aufweisen muss, weil wir darauf basieren, aber die Übertragbarkeit auf andere Elemente erscheint mir zumindest fragwürdig, deshalb die Nachfrage ... ;)
 

Alex74

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Ich meinte damit, daß wenn die Konfiguration eines Universums zufällig schon so ist, daß ein Element Schlüsseleigenschaften hat daß es einen Beobachter hervorbringt, es sehr wahrscheinlich ist daß es kein zweites solches Element gibt. Wir hatten das Thema glaube ich schonmal (evtl. in diesem Thread?), ich hatte argumentiert daß, wenn die Wahrscheinlichkeit daß ein Universum Eigenschaften hat die Leben ermöglichen = p ist, die Wahrscheinlichkeit daß es in diesem Universum eine zweite von der ersten unabhängige Art der Lebensentstehung gibt annähernd = p² sein muß. Ein Beobachter in einem beliebigen Universum teilt sich dieses also auch nur mit der Wahrscheinlichkeit p mit einer vollkommen fremdartigen Lebensform. Da p wohl extrem klein ist, können wir das glaube ich also ausschließen.

Wobei wir aber glaube ich so weit kamen, daß robotisches Leben bei uns ja aber tatsächlich möglich ist - und damit Leben auf Basis eines anderen Elements. Das ist dann halt Interpretationssache, ob man die Eingangsfrage auf solchermaßen künstlich geschaffenes Leben zuläßt.

Gruß Alex
 

Erizo_Erizado

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Ich meinte damit, daß wenn die Konfiguration eines Universums zufällig schon so ist, daß ein Element Schlüsseleigenschaften hat daß es einen Beobachter hervorbringt, es sehr wahrscheinlich ist daß es kein zweites solches Element gibt. Wir hatten das Thema glaube ich schonmal (evtl. in diesem Thread?), ich hatte argumentiert daß, wenn die Wahrscheinlichkeit daß ein Universum Eigenschaften hat die Leben ermöglichen = p ist, die Wahrscheinlichkeit daß es in diesem Universum eine zweite von der ersten unabhängige Art der Lebensentstehung gibt annähernd = p² sein muß. Ein Beobachter in einem beliebigen Universum teilt sich dieses also auch nur mit der Wahrscheinlichkeit p mit einer vollkommen fremdartigen Lebensform. Da p wohl extrem klein ist, können wir das glaube ich also ausschließen.

Wobei wir aber glaube ich so weit kamen, daß robotisches Leben bei uns ja aber tatsächlich möglich ist - und damit Leben auf Basis eines anderen Elements. Das ist dann halt Interpretationssache, ob man die Eingangsfrage auf solchermaßen künstlich geschaffenes Leben zuläßt.

Gruß Alex


Interessant. Aber jetzt mal im Ernst, die Wahrscheinlichkeit das in unserem Universum aufgrund von Kohlenstoff Leben entstehen kann liegt bei ziemlich exakt p=1. Hier geht es ja nur um die generelle Frage, ob dies möglich ist, und unsere Existenz beantwortet diese Frage eben mit p=1. Da man über Leben auf anderer Basis nur spekulieren kann und die Bedingungen der Erde dafür keine Rolle spielen, kann man über diese Wahrscheinlichkeit einfach keine Aussage machen, außer das sie nicht 0 oder 1 ist. Ob Nahe Null oder Nahe Eins lässt sich aufgrund UNSERER Existenz jedenfalls nicht abschätzen.
 

Alex74

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Ja, da kommen wir wieder indie Philosophie hinein.
Ich gehöre halt zu jenen, die (stark) vermuten daß es eine Unzahl anderer, aber lebensfeindlicher Universen gibt und ein Beobachter sich zwangsläufig in einem lebensfreundlichen Universum befindet; das sind dann wir - und wie wir herausgefunden haben sind viele Parameter in der Natur kaum veränderbar ohne daß es die Möglichkeit der Entstehung von Leben verhindert. Daß ein Universum Leben hervorbringt bedingt also viele sehr kritische Eigenschaften - und damit kann das unter allen entstehenden Universen nicht allzu häufig sein. Nachprüfbar ist das so halt nicht.
 

Erizo_Erizado

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Ja, da kommen wir wieder indie Philosophie hinein.
Ich gehöre halt zu jenen, die (stark) vermuten daß es eine Unzahl anderer, aber lebensfeindlicher Universen gibt und ein Beobachter sich zwangsläufig in einem lebensfreundlichen Universum befindet; das sind dann wir - und wie wir herausgefunden haben sind viele Parameter in der Natur kaum veränderbar ohne daß es die Möglichkeit der Entstehung von Leben verhindert. Daß ein Universum Leben hervorbringt bedingt also viele sehr kritische Eigenschaften - und damit kann das unter allen entstehenden Universen nicht allzu häufig sein. Nachprüfbar ist das so halt nicht.

Ah, das anthropische Prinzip. Zugegeben, es hat seinen Reiz, aber mir persönlich ist es zu anthropozentrisch. Ein Beobachter ist ein nettes Gimmick für ein Universum, aber nicht wirklich bedeutsam. Nehmen wir an, es schlüge morgen ein Asteroid von 100km Größe auf die Erde ein und die Menschheit wäre der einzige Beobachter dieses Universums (was zugegeben unwahrscheinlich ist), ist das Universum morgen Abend dann potenziell lebensfeindlich? Ich mein, dieser Tag wird kommen, wie gehen die Freunde des starken anthropischen Prinzips denn damit um? Aber zur Beurteilung, ob Element XY Leben hervorbringen kann, brauchen wir das AP nur insofern, das es uns die Frage nach dem Leben auf Kohlenstoffbasis mit p=1 beantwortet.

Theoretisch hast Du mit den Paralleluniversen und deren Beobachtern natürlich recht, aber praktisch glaube ich, das ein Paralleluniversum keine anderen Naturkonstanten hervorbringt wie dieses. Ich nehme an, die "Stringkonfiguration" wäre immer dieselbe. Warum? Ehrlich gesagt: Bauchgefühl.
 

FrankSpecht

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Moin,
Ah, das anthropische Prinzip. Zugegeben, es hat seinen Reiz, aber mir persönlich ist es zu anthropozentrisch.
Anthropisches Prinzip und Anthropizismus sind aber zwei ganz verschiedene Paar Schuhe.
Das Anthropische Prinzip sagt nur aus, dass das Weltall so, wie es ist, deshalb existiert, weil es uns als Beobachter geschaffen hat. Der Anthropozismus hingegen hebt den Menschen zum Maß aller Dinge, der weltlichen Realität. Das ein ist wissenschaftliche/philosophisch, das andere religiös.

Nehmen wir an, es schlüge morgen ein Asteroid von 100km Größe auf die Erde ein und die Menschheit wäre der einzige Beobachter dieses Universums (was zugegeben unwahrscheinlich ist), ist das Universum morgen Abend dann potenziell lebensfeindlich?
Das ist eine typisch anthropozentrische Annahme. Nach dem Anthropischen Prinzip hingegen gibt es immer ein Universum, dass andere Beobachter auslöscht ;-)
Anthropisch steht allgemein für Beobachter, auch extrasolare Beobachter. Da wir als Beobachter aber derzeit nur uns kennen, ist es halt ein Anthropisches Prinzip. Würden wir andere Beobachter kennenlernen, würde es sich vielleicht zu einem Universellen Prinzip entwickeln.

Und wenn du schon das Anthropische Prinzip mit dem Anthropozismus gleichsetzen möchtest, dann hättest du fragen müssen:
Nehmen wir an, es schlüge morgen ein Asteroid von 100km Größe auf die Erde ein und die Menschheit wäre der einzige Beobachter dieses Universums (was zugegeben unwahrscheinlich ist), ist das Universum morgen Abend dann verschwunden?
Frei nach: Wenn ein Baum umfällt und keiner es hört
 
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Alex74

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@Erizo:
Ein Beobachter ist ein nettes Gimmick für ein Universum, aber nicht wirklich bedeutsam.
Es ist an dem Punkt bedeutsam an dem es eben beobachtet wird. Unbewohnte Universen werden nicht beobachtet weshalb - für dieses Beispiel - niemand die Größe der Wahrschenilchkeit p (für die Existenz eines Beobachters in diesem Universum) abschätzen kann.
 

Erizo_Erizado

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Moin,

Anthropisches Prinzip und Anthropizismus sind aber zwei ganz verschiedene Paar Schuhe.
Das Anthropische Prinzip sagt nur aus, dass das Weltall so, wie es ist, deshalb existiert, weil es uns als Beobachter geschaffen hat. Der Anthropozismus hingegen hebt den Menschen zum Maß aller Dinge, der weltlichen Realität. Das ein ist wissenschaftliche/philosophisch, das andere religiös.

Trotzdem ist das AP anthropozentrisch im Sinne von "wir als Beobachter", da es sagt, dass das Universum DESHALB existiert, weil es uns erschaffen hat. Auf gut Deutsch: Der Grund, warum das Universum da ist, sind wir. Das ist einfach Quatsch. Wir beobachten das Universum seit 500 Jahren, während das Universum seit 13,7 Mrd. Jahren unbeobachtet existiert (zugrundegelegt wir wären die einzigen Beobachter). Wie ich schon sagte, ein Beobachter ist zugegeben etwas ziemlich faszinierendes, aber für das Universum eben auch bedeutungslos.

Das ist eine typisch anthropozentrische Annahme. Nach dem Anthropischen Prinzip hingegen gibt es immer ein Universum, dass andere Beobachter auslöscht ;-)
Anthropisch steht allgemein für Beobachter, auch extrasolare Beobachter. Da wir als Beobachter aber derzeit nur uns kennen, ist es halt ein Anthropisches Prinzip. Würden wir andere Beobachter kennenlernen, würde es sich vielleicht zu einem Universellen Prinzip entwickeln.

Frei nach: Wenn ein Baum umfällt und keiner es hört

Ja, das haben wir geklärt, anthropisch steht generell für "Beobachter". Aber auch als "universelles Prinzip" wäre es im Grunde beobachterzentrisch (wenn Dir anthropozentrisch nicht gefällt). Der Beobachter soll im Zentrum stehen, weil ein Universum nicht existieren soll, wenn es nicht beobachtet wird. Den Beobachter gibt es aber jeweils (nach dem Doomsday-Argument) nur zwischen 100.000 und 4,x Mio. Jahren, also nichts im Vergleich zur Lebensdauer eines Universum, was wohl ein vielfaches des aktuellen Alters wäre. Aus dem selben Grund könnte man sagen, sobald ich sterbe, existiert das Universum nicht mehr, weil ich es nicht mehr anschauen kann.

Wobei zu definieren wäre, was ein Beobachter ist. Ein Dinosaurier der in den Nachthimmel starrt oder doch nur Galileo Galilei der die Jupitermonde entdeckt?
 

Erizo_Erizado

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@Erizo:

Es ist an dem Punkt bedeutsam an dem es eben beobachtet wird. Unbewohnte Universen werden nicht beobachtet weshalb - für dieses Beispiel - niemand die Größe der Wahrschenilchkeit p (für die Existenz eines Beobachters in diesem Universum) abschätzen kann.

Warum soll es für das Universum von Bedeutung sein, ob sich ein Lebewesen in ihm - über es Gedanken macht? Es ändert doch nichts. Als würde es das Universum interessieren, das wir uns hier die Finger wund schreiben über seine Existenz.
 

Alex74

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@Erizo:
Mal anders herum;
Wie wahrscheinlich ist es, daß in einem Universum eine Möglichkeit zur Entstehung von Beobachtern existiert? (Also z.B. auf Kohlenstoffbasis)
Versuche p1 dafür abzuschätzen.
Wie wahrscheinlich ist es, daß in diesem Universum eine weitere Möglichkeit dafür existiert?
Versuche p2 hierfür abzuschätzen.
Wie wahrscheinlich ist es, daß in diesem Universum eine weitere Möglichkeit dafür existiert?
Versuche p3 hierfür abzuschätzen.
Wie wahrscheinlich ist es, daß in diesem Universum eine weitere Möglichkeit dafür existiert?
Versuche p4 hierfür abzuschätzen.
...etc...

Ist p sehr klein, ist daher völlig klar, daß Welten, in denen es gar keinen Beobachter gibt die Mehrzahl sind und daß die meisten Beobachter damit in einem Universum leben in dem es genau eine Möglichkeit der Lebensentstehung gibt.

Gruß Alex
 

Erizo_Erizado

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@Erizo:

Ist p sehr klein, ist daher völlig klar, daß Welten, in denen es gar keinen Beobachter gibt die Mehrzahl sind und daß die meisten Beobachter damit in einem Universum leben in dem es genau eine Möglichkeit der Lebensentstehung gibt.

Gruß Alex

Nein, die Wahrscheinlichkeit, das Leben auf Kohlenstoffbasis in unserem Universum möglich ist, senkt nicht die Möglichkeit von Leben auf anderer Basis herab. Denn p1 ist bekanntermaßen 1 und wenn Du nun die Wahrscheinlichkeit p2*p1 ausrechnest, bleibt p2 gleich.

Leben auf Kohlenstoffbasis existiert zudem nur in einem sehr schmalen Temperaturband zwischen 280 +/- 40 Kelvin. Warum soll es in anderen, davon unabhängigen Temperaturbändern anderen Elementen unmöglich sein, auch Leben hervorzubringen?
 

Alex74

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senkt nicht die Möglichkeit von Leben auf anderer Basis herab.
Da muß man überhaupt nichts absenken. p ist sehr wahrscheinlich sehr klein. Nur jede 1/p -te Zivilisation wird also in einem Universum leben in dem es noch andere unabhängige Lebensarten geben wird.

Warum soll es in anderen, davon unabhängigen Temperaturbändern anderen Elementen unmöglich sein, auch Leben hervorzubringen?
Weil unterhalb die Reaktionsgeschwindigkeit sehr schnell sehr langsam wird und oberhalb kaum stabile Moleküle möglich sind - egal welches Element Du nun nimmst. Monod hat das jüngst hier nochmal anhand spekulativen Lebens auf Titan erklärt.

Gruß Alex
 

Monod

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@ Alex:

Ich habe mal gestöbert und bin hier fündig geworden. Ja, wir hatten so eine Diskussion schon einmal und mein letztes Statement dazu war dieses hier. Mir fehlt hier einfach der kausale Zusammenhang. Es ist zwar de facto so, dass in unserem Universum Kohlenstoff das geeignetste Element für eine komplexe Chemie ist und alle anderen Elemente weitaus ungeeigneter dafür sind, aber es will mir nicht einleuchten, dass andere Feinabstimmungen in anderen Universen nicht auch zwei oder drei Elemente zulassen könnten, die in etwa gleichwertig mit unserem Kohlenstoff sind, so dass Beobachter, die sich auf Element A konstituieren, schließen müssten, dass aus diesem Fakt heraus Beobachter auf der Basis eines Elements B (muss nicht Bor sein!) oder C (hier ist nicht notwendigerweise Kohlenstoff gemeint! ;) ) unwahrscheinlicher seien. Das ist kausal nicht schlüssig, so lange es keine unabhängigen chemischen Untersuchungen gibt, die für die anderen Elemente ein bestimmtes Reaktionsverhalten vorhersagbar werden lassen. Von daher:

... wenn die Wahrscheinlichkeit daß ein Universum Eigenschaften hat die Leben ermöglichen = p ist, die Wahrscheinlichkeit daß es in diesem Universum eine zweite von der ersten unabhängige Art der Lebensentstehung gibt annähernd = p² sein muß.

Warum?

Monod
 

adora

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Ich habe mal in einen PM-Magazin Artikel gelesen das die Lebewesen auf Extrasoloren Planeten umso unähnlicher aussehen und sich entwickeln je weniger der Extrasolare Planet unserer Erde gleicht kann dies zutreffen ?
Gruß adora
 

Monod

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@ adora:

... kann dies zutreffen ?

Können kann das schon, aber die Aussage "unähnlicher" ist so unpräzise wie nur irgendmöglich. Auch "aussehen" und "entwickeln" ist vieldeutig interpretierbar. Wovon man ausgehen kann, ist, dass Lebewesen auf massereicheren Planeten stabilere Gerüste und gedrungenere Formen entwickeln werden als jene auf weniger massereichen. Die Entwicklungsweise wird ebenso wie hier auf Variation und Selektion beruhen, also den Prinzipien der Darwinschen Evolution folgen. Zu welchen konkreten Entwicklungslinien, Stammbäumen und morphologischen Erscheinungsformen der Organismenwelt diese Evolution führt, ist prinzipiell nicht vorhersagbar, da die jeweiligen Selektionsdrücke zeitlich und örtlich variabel sind.

Monod
 

ispom

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Jill Tarter hat wieder Geld und kann mit dem ATA weiter nach Aliens suchen

jetzt, nachdem Kepler ein sehr lohnendes Ziel ausgemacht hat, werden wohl die Antenen zunächst auf diesen Planet ausgerichtet werden.

“In SETI, as with all research, preconceived notions such as habitable zones could be barriers to discovery,” adds Tarter. “So, with sufficient future funding from our donors, it’s our intention to examine all of the planetary systems found by Kepler.”

betont sie in
http://www.seti.org/node/905

dh., sie setzt ihre Hoffnungen nicht nur auf die mit Wasser gesegneten habitablenZonen
 
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