Das ist nicht puristisch, sondern falsch.
Hallo Ich,
auch wenn ich Deinen Ausführungen weitestgehend zustimme, so stimme ich dieser Wertung nicht zu. Der "Fehler", der übrigens meines Erachtens gar kein "Fehler" ist, liegt woanders.
So funktioniert Physik nicht. Du kannst nicht einfach ein Prinzip vom Himmel fallen lassen und das dann nicht mehr hinterfragen, auch wenn es experimentell passt.
Es gibt Fälle, in denen ein Prinzip zum Postulat taugt, also quasi als "Axiom" der Physik. Das bedürfte dann keiner Erklärung. Selbst in diesem Fall muss aber auf Konsistenz mit den anderen Axiomen geprüft werden.
Mag sein, dass ich an dieser Stelle nur stillschweigend vorausgesetzt habe, dass ein Axiom konsistent zu anderen Axiomen sein muss. Wobei es Situationen gibt, wo auch das nicht gegeben ist, beispielsweise beim Auswahlaxiom in der Mathematik. Hier ist also noch Aufwand zu leisten und genau genommen müsste man hier noch ein weiteres Axiom postulieren, solange das nicht abgeklärt ist.
Das kosmologische Prinzip taugt aber weder zum Postulat noch ist es bei genauerer Betrachtung konsistent mit den anderen Postulaten, speziell der Kausalität.
Na wunderbar, Du schreibst es ja gleich selber: hier liegt das Problem: es taugt in der gegenwärtigen Fassung nicht zum Postulat.
Wichtig an dieser Stelle ist, dass man solche Situationen nicht als "schlimm" einordnet, sondern lediglich, dass man sie bemerkt und dann eben richtig darauf reagiert. Wie, das sehen wir im Folgenden, da Du ja alles korrekt aufgeschrieben hast.
Man muss es eher so sehen: nehmen wir mal dieses Postulat, dann wird das Modell einfach genug, dass man es rechnen kann, ist aber hoffentlich noch nah genug an der Realität, damit man daraus was fürs echte Universum lernen kann.
Das ist nun kein puristischer Ansatz, sondern ein pragmatischer Ansatz.
Beide Ansätze haben selbstverständlich ihre Berechtigung !
Das hat man gemacht und kommt auf die Friedmann-Modelle, die letztendlich eine gute Näherung darstellen.
Wir wollen das nicht verschweigen: meines Wissens sogar eine
sehr gute Näherung ! Das spricht dafür, dass die pragmatisch gewählten Postulate gar nicht so schlecht sind, sondern durchaus hohe Qualität aufweisen.
Aber: wenn man die zurückrechnet, kommt man auf eine raumartige Singularität, das heißt, am Anfang wusste jeder Raumpunkt nichts von seinen Nachbarn. Wir bräuchten also die unwahrscheinliche Anfangsbedingung, dass da lauter verschiedene Ereignisse unabhängig voneinander, aber synchron und überall mit den exakt gleichen physikalischen Eigenschaften "geschaffen" wurden. Das hinterfragt man natürlich.
Das ist auch richtig so, dass man das tut, oder anders formuliert: das ist wissenschaftlich.
Dir sind die Probleme bekannt, Horizont, Homogenität, Flachheit (das Monopolproblem sehe ich als sekundär). Wenn ein Prinzip so etwas hinterlässt, dann bedarf es sehr wohl einer Erklärung.
Zunächst einmal braucht es keine Erklärung, sondern eine "Präzisierung", und zwar eine Präzisierung des Anwendungsbereiches. Oder anders formuliert: eine
Einschränkung des Anwendungsbereiches.
Das Postulat - genauer: die Menge der Postulate - ist also noch nicht gut genug und muss ggf. durch mindestens ein weiteres Postulat ergänzt werden. Zu einem späteren Zeitpunkt wird man vielleicht eine bessere Menge an Postulaten finden, die dann wieder mit weniger Postulaten auskommt.
Und einen vielversprechenden Erklärungsversuch gibt es auch, die Inflation. Diese erklärt das kosmologische Prinzip, wie wir es beobachten. Inklusive der kleinen Abweichungen von der Reinform des Prinzips, die wir als Fluktuationen im CMB sehen.
Möglicherweise habe ich Dich missverstanden, falls Du mit "Erklärungsversuch" das Arbeiten an den Postulaten meinst. Selbstverständlich ist das Arbeiten an den Postulaten alles andere als trivial. In der Mathematik gehört das zu den schwierigsten Disziplinen überhaupt !
Freundliche Grüsse, Ralf