Und wieder nichts...

Mahananda

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Hallo Ralf,

Es ist also letztlich ein Argument der Technologie-Gegner, die neue Technlogien aus welchem Grunde auch immer ablehnen - nach dem Motto: "Hauptsache abgelehnt".

Mag sein, aber auf mich trifft das nicht zu. :)

Würde man zuwarten, bis der perfekte Beschleuniger erstellt ist, würde man bis zum St.Nimmerleinstag warten müssen und all diese Erkenntnisse niemals erhalten.

Inzwischen haben wir ja einige große und etwas weniger große Beschleuniger zur Verfügung, um im Rahmen der zu erreichenden Energien das Standardmodell rauf und runter zu testen, um es ggf. zu präzisieren. Anstatt nun einen 100 km-Umfang-Beschleuniger zu projektieren, könnte es doch besser sein, wirklich einmal ein paar Jahrzehnte zuzuwarten, um herauszufinden, was für ein Beschleuniger hinsichtlich einer zu erstrebenden Perfektion am nächsten kommt (meinetwegen wären das dann vielleicht mehr als 100 km Umfang bzw. Strecke - ich weiß nicht, ob es da eine physikalisch gesetzte Obergrenze gibt, falls ja, könnte man ja von vornherein auf das obere Limit hin planen). Und wenn dann noch genügend Ressourcen - einschließlich zu bewilligender finanzieller Mittel - verfügbar sind, könnte man sich auf so ein hinreichend gründlich vorgeplantes Projekt konzentrieren.

Das sukzessive Steigern mit immer mehr Material, das jeweils verbaut werden wird (und es handelt sich hierbei ja nicht nur um ein paar Betonröhren, die unterirdisch verlegt werden müssen, sondern darüber hinaus noch um das ganze technische Equipment), könnte u.U. dazu führen, dass die für ein entsprechend großes Projekt nötigen Mittel dann weg sind. Und da die Folgen des Klimawandels nach und nach die Kassen immer klammer werden lassen, erscheint es mir sinnvoller, hierbei etwas sparsamer zu haushalten. Mehr wollte ich mit meiner Frage, ob man es doch auch einmal gut sein lassen kann, nicht anstoßen.

Viele Grüße!
 

Herr Senf

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Ich gehöre nicht zu denen, die fürs lange zuwarten sind, wenn es um die Klärung grundsätzlicher Fragen geht, wofür noch wer Geld freigeben muß.

Die Planung dauert >10 Jahre, der Bau ebenso, sind >20 Jahre weg. Die Messungen für >5 Sigma brauchen Jahre, die Auswertung nochmals.
Schon sind wir bei mehr als 30 Jahren, das ist für einen Physiker ein komplettes Berufsleben, die Resultate würde er gern noch selbst erfahren.

CERN/LHCb hat jetzt Meßdaten aus der Kampagne 2011/12 mit "nur" 2 Sigma ausgewertet http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-19249-2015-08-28.html
und dabei eine Verletzung der Leptonen-Universalität beim Mesonen-Zerfall gefunden, was einen früheren Befund des BaBar-Experimentes "unterstützt".
Vielleicht wissen wir 2020 genaueres, ob sich dahinter unbekannte Teilchen oder Wirkungen verstecken, also neue Physik, die bessere Instrumente braucht.

Grüße Senf
 

TomS

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man baut nicht einfach immer nur die nächstgrößeren Beschleuniger; und "... könnte man sich auf so ein hinreichend gründlich vorgeplantes Projekt konzentrieren ..." suggeriert, der LHC wäre nicht vorgeplant gewesen; ist das dein Ernst???

die Beschleuniger werden vielmehr so geplant, dass sie idealerweise bei der Energie operieren, bei der man theoretisch etwas zu finden erwartet;

auf was soll man denn warten?
 

Mahananda

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Hallo Dgoe,

... oder irre ich da?

Ich habe es nicht nachgeprüft, kann mir aber durchaus vorstellen, dass Du Dich da nicht irrst. Der Bergbau ist das eine, die nachfolgenden Verarbeitungsschritte das andere. Die Mengen an Speziallegierung für einen 30 km-Ring im Untergrund verschlingen nicht nur Ressourcen an bestimmten Erzen, sondern erfordern zudem auch einen entsprechend hohen Energieeinsatz. Der Bau der Tunnelröhre ist ebenfalls nicht ohne größeren Material- und Energieaufwand zu haben. Nach Fertigstellung der Baumaßnahmen muss der Innenraum der Röhre heruntergekühlt werden und ein Hochvakuum hergestellt werden. Auch dies erfordert viel Energieaufwand. Der eigentliche Betrieb erfordert dann entsprechend starke Magnetfelder, die ihrerseits mit hohem Energieverbrauch verbunden sind. Summa summarum kommt da schon eine ganze Menge an Ressourcenverbrauch zusammen.

Wofür man dann doch nichts weiteres braucht, als Kohle, Penunsen, Knete, Geld ...

Sicher muss man den Aufwand auch irgendwie finanziell begleichen, aber hinter dem Geld steckt eben immer auch Wertschöpfung durch Ressourcenverwertung. Wenn es nur ums Geld ginge, käme man wieder zur Umverteilungsdebatte, die ich unangemessen finde, weil man das eine (Grundlagenforschung) mit dem anderen (angewandte Forschung, Landwirtschaft, Sozialprogramme usw.) nicht sinnvoll gegeneinander aufrechnen kann.

Zwar ist Brechts Diktum ("Erst kommt das Fressen, dann die Moral.") nicht von der Hand zu weisen, wenn man Kultur an Stelle von Moral einsetzt, aber andererseits - wieder von Brecht - "Der Mensch lebt nicht vom Brot allein." Und Grundlagenforschung ist ein Bereich unserer Kultur, die uns eben auch als Menschen ausweist und nicht nur als fressende Tiere. Es geht mir also nicht um das gegenseitige Aufrechnen von Kosten pro oder contra Grundlagenforschung vs. Gegenwartsprobleme, sondern um die Möglichkeit (und eventuell Notwendigkeit) bei besonders ressourcenintensiven Forschungsprojekten für eine Zeit lang innezuhalten, um nachfolgende Projekte - so sie denn unumgänglich sein sollten - mit um so mehr Bedacht anzugehen.

Viele Grüße!
 

Mahananda

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Hallo TomS,

... suggeriert, der LHC wäre nicht vorgeplant gewesen; ist das dein Ernst???

Dann habe ich bei Dir leider falsche Suggestionen ausgelöst. Nein, so habe ich das nicht gemeint.

auf was soll man denn warten?

Als Nicht-Physiker kann ich Dir diese Frage nicht zufriedenstellend beantworten. Meine Vorstellungen gehen dahin, dass man sich auf ein einzelnes sehr großes Projekt einigt, bei dem man theoretisch ein Maximum an Funden erwarten kann. Welche Dimensionen so ein Projekt dann am Ende optimalerweise haben müsste, können letztlich nur Physiker ermitteln.

Viele Grüße!
 

ralfkannenberg

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Anstatt nun einen 100 km-Umfang-Beschleuniger zu projektieren, könnte es doch besser sein, wirklich einmal ein paar Jahrzehnte zuzuwarten, um herauszufinden, was für ein Beschleuniger hinsichtlich einer zu erstrebenden Perfektion am nächsten kommt
Hallo Mahananda,

man sollte bei dieser Gelegenheit auch einmal daran erinnern, dass Teilchenbeschleuniger ja nicht nur am CERN zum Einsatz kommen, sondern auch beispielsweise in Krankenhäusern und bei der zerstörungsfreien Werkstoffprüfung.

Das wäre nicht möglich, hätte man mit dem Bau der ersten Teilchenbeschleuniger zugewartet, bis man optimalere Geräte bauen kann. Und ich vermute - ohne es konkret nachgerechnet zu haben - dass der generierte Mehrwert allein durch die in der Medizin verwendeten Teilchenbeschleuniger sowie diejenigen, die man für die zerstörungsfreier Materialprüfung benötigt, weit grösser sind als die Investitionskosten der grossen Anlagen.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Mahananda

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Hallo Ralf,

mit Deinem Hinweis hast Du sicher recht, aber hier sind wir ja dann bereits jenseits der Grundlagenforschung, also im Bereich der angewandten Forschung. Und hier reichen dann auch wesentlich kleinere Dimensionen aus. Was die größeren Anlagen betrifft, die man für die Grundlagenforschung benötigt, bin ich eben skeptisch, ob das auf Dauer mit der sukzessiven Steigerung immer so weitergehen kann.

Viele Grüße!
 

ralfkannenberg

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mit Deinem Hinweis hast Du sicher recht, aber hier sind wir ja dann bereits jenseits der Grundlagenforschung, also im Bereich der angewandten Forschung. Und hier reichen dann auch wesentlich kleinere Dimensionen aus.
Hallo Mahananda,

aber am Anfang waren das die grossen Anlagen und sie wären auch viel zu teuer gewesen, um sie in Krankenhäusern oder auf der Baustelle zum Einsatz kommen zu lassen.

Was die größeren Anlagen betrifft, die man für die Grundlagenforschung benötigt,
Am Anfang hat man die kleinen Anlagen für die Forschung benötigt.

bin ich eben skeptisch, ob das auf Dauer mit der sukzessiven Steigerung immer so weitergehen kann.
Natürlich nicht, den Anlagen in der Grösse unseres Sonnensystems oder noch besser in der Grösse unserer Milchstrasse, die aus Sicht der Grundlagenforschung sehr wünschenswert wären, sind bis auf weiteres nicht realisierbar.

Ebensowenog wie es heutzutage möglich ist, mit Raumsonden alle Sonnensysteme im Umkreis von 1000 Lichtjahren abzuklappern und nach bewohnten Planeten abzusuchen, obgleich das zur Beantwortung der Frage, ob wir einzigartig im Universum sind, zweifelsohne einen wesentlichen Beitrag liefern würde.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Mahananda

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Hallo Ralf,

... sie wären auch viel zu teuer gewesen, um sie in Krankenhäusern oder auf der Baustelle zum Einsatz kommen zu lassen.

Mir geht es ja nicht um die Kosten, sondern um den Ressourcenverbrauch. Inzwischen sind wir in Größenordnungen angekommen, die sowohl für Krankenhäuser wie auch für Baustellen reichlich unpraktikabel sind ... ;)

Nein, wie TomS schon erwähnte, geht es hierbei nicht primär um praktische Nutzbarkeit, die die investierten Kosten irgendwann wieder amortisieren, sondern um theoretischen Erkenntnisgewinn, der sich schlecht als Geldwert ausdrücken lässt. Und wie ich gern noch einmal hervorheben möchte, bin ich nicht gegen Grundlagenforschung, auch wenn sie sehr teuer sein sollte.

Anlagen in der Grösse unseres Sonnensystems ...

... oder meinetwegen eine Nummer kleiner, die man auf dem Mond oder einem größeren Asteroiden errichten könnte (was den Aufwand für das Herunterkühlen und die Vakuumherstellung minimieren dürfte), brächten dann das von Dgoe angesprochene Asteroid-Mining ins Spiel. So etwas wäre prinzipiell machbar, dauert aber etwas länger als nur ein paar Jahrzehnte. Warum sollte man z.B. nicht so lange warten, bis man in der Lage ist, so ein Projekt umzusetzen?

Viele Grüße!
 

ralfkannenberg

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Mir geht es ja nicht um die Kosten, sondern um den Ressourcenverbrauch. Inzwischen sind wir in Größenordnungen angekommen, die sowohl für Krankenhäuser wie auch für Baustellen reichlich unpraktikabel sind ... ;)
Hallo Mahananda,

hätte man vor xx Jahren auch so gedacht, so würde heute in keinem Krankenhaus so ein Gerät stehen. Zwar wird man kaum weltweit zahlreiche LHC's bauen können, aber ich wäre überrascht, wenn die Anlage mit dem Bau der nächsten Generation verschrottet würde. Kann man heute beurteilen, zu welcher Anwendung der LHC in 20 oder 50 Jahren zweckmässig sein wird ?

Zudem geht ja der Trend schon längst hin zur gemeinsamen Nutzung solcher Anlagen: gab es früher vielleicht an jeder Universität so eine Anlage, so wird heutzutage weltweit nur noch eine gebaut und international zusammengestellte Konsortien beteiligen sich daran.

Nein, wie TomS schon erwähnte, geht es hierbei nicht primär um praktische Nutzbarkeit, die die investierten Kosten irgendwann wieder amortisieren,
Natürlich nicht, trotzdem ist es nicht sinnvoll, mögliche spätere Anwendungen, die es rein aus der Erfahrung heraus mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit geben wird, von vornherein auszuschliessen.

Und wie ich gern noch einmal hervorheben möchte, bin ich nicht gegen Grundlagenforschung, auch wenn sie sehr teuer sein sollte.
Du verwendest aber das Argumentationsschema der Anti's, die übrigens auch nie müde warden, zu betonen, dass sie doch gar nicht gegen die Forschung seien. Zudem würde ich hier differenzieren: zu hohe Kosten sind durchaus ein gutes Argument, ein Forschungsprojekt nicht zu realisieren bzw. auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben.

... oder meinetwegen eine Nummer kleiner, die man auf dem Mond oder einem größeren Asteroiden errichten könnte (was den Aufwand für das Herunterkühlen und die Vakuumherstellung minimieren dürfte), brächten dann das von Dgoe angesprochene Asteroid-Mining ins Spiel. So etwas wäre prinzipiell machbar, dauert aber etwas länger als nur ein paar Jahrzehnte. Warum sollte man z.B. nicht so lange warten, bis man in der Lage ist, so ein Projekt umzusetzen?
Eben: "ich bin dafür", aber "nicht heute" und auch "nicht morgen".

Im übrigen würde Dein Vorschlag einen Stillstand von mindestens einem Jahrhundert bedeuten, denn schon eine solche Anlage auf der Erde benötigt eine Vorlaufzeit von 30 bis 40 Jahren. Und all' die Monteure und die Werkzeuge auf den Mond oder auf einen Asteoriden zu transportieren, das wird "ein bisschen" länger dauern, bis unsere Raumfahrt sowas kann.

Nein: Deine Forderung hat ganz konkret einen Beschleuniger-Stopp von mindestens 100 Jahren zur Folge und ich habe erhebliche Zweifel, dass das der richtige Weg ist.


Freundliche Grüsse, Ralf
 
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Mahananda

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Hallo Ralf,

Kann man heute beurteilen, zu welcher Anwendung der LHC in 20 oder 50 Jahren zweckmässig sein wird ?

Nein, aber das ist doch nicht der Punkt, um den es geht. Die Anlage Tevatron wurde übrigens vor vier Jahren stillgelegt, nachdem sie 2008 kurzfristig noch einmal Aushilfe für CERN leistete. Stilllegung und nachfolgende Verschrottung scheint also nicht unbedingt eine ferner liegende Variante zu sein. Aber so etwas kann man im Vorfeld nicht wissen.

Zudem geht ja der Trend schon längst hin zur gemeinsamen Nutzung solcher Anlagen:

Ich denke, das ist den ökonomischen Rahmenbedingungen geschuldet, die den Betrieb einer solch großen Anlage überhaupt erst ermöglichen. Hierin sehe ich auch einen durchaus praktischen Nutzen im Sinne von Kooperation und internationaler Zusammenarbeit, der sich ebenfalls nicht als Geldwert beziffern lässt.

Du verwendest aber das Argumentationsschema der Anti's, ...

Mag sein, aber ich bin definitiv kein Anti ... :)


Ja, aber der einseitige Bezug auf Kosten reduziert den Blick auf ausschließlich ökonomische Kriterien. Um die geht es mir erst nachrangig. Von daher habe ich kein Problem damit, wenn Grundlagenforschung viel Geld verschlingt - natürlich muss es dennoch im Rahmen ökonomischer Vernunft bleiben, um die Haushalte nicht zu ruinieren. Ich denke, was das betrifft, besteht im Bereich Rüstung erheblich mehr Einsparpotenzial als bei der Grundlagenforschung. Aber auf die Umverteilungsdebatte will ich überhaupt nicht hinaus, weil sie mir sachlich verfehlt erscheint.

und auch "nicht morgen".

Dann eben "übermorgen", aber nicht "auf keinen Fall".

Deine Forderung hat ganz konkret einen Beschleuniger-Stopp von mindestens 100 Jahren zur Folge ...

Ja, das kann ich nicht abstreiten.

... und ich habe erhebliche Zweifel, dass das der richtige Weg ist.

... was natürlich wiederum legitim ist.

Viele Grüße!
 

ralfkannenberg

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Nein, aber das ist doch nicht der Punkt, um den es geht. Die Anlage Tevatron wurde übrigens vor vier Jahren stillgelegt, nachdem sie 2008 kurzfristig noch einmal Aushilfe für CERN leistete. Stilllegung und nachfolgende Verschrottung scheint also nicht unbedingt eine ferner liegende Variante zu sein. Aber so etwas kann man im Vorfeld nicht wissen.
Hallo Mahananda,

aber nicht, weil das Ding nicht mehr funktioniert hätte, sondern weil der US-Kongress die Gelder zum Weiterbetrieb gestrichen hat. Nichts wirklich neues, sogar die an sich wichtigeren Space Shuttles wurden deswegen stillgelegt, mit dem Ergebnis, dass die USA derzeit keine Menschen ins All befördern können.

Ich denke, das ist den ökonomischen Rahmenbedingungen geschuldet, die den Betrieb einer solch großen Anlage überhaupt erst ermöglichen. Hierin sehe ich auch einen durchaus praktischen Nutzen im Sinne von Kooperation und internationaler Zusammenarbeit, der sich ebenfalls nicht als Geldwert beziffern lässt.
Selbstverständlich, auch wenn das im vorliegenden Fall zur Folge hat, dass das Higgs-Boson derzeit nicht unabhängig überprüft werden kann. Aber ok, vermutlich hat niemand Ernstzunehmendes ernsthafte Zweifel an der Korrektheit der Daten. Sowas darf aber nicht einreissen, weil das Risiko eines systematischen Fehlers andernfalls erheblich erhöht wird.

Mag sein, aber ich bin definitiv kein Anti ... :)
Das behauptet ja niemand, sollte Dir aber trotzdem ein wenig zu denken geben.

Ja, aber der einseitige Bezug auf Kosten reduziert den Blick auf ausschließlich ökonomische Kriterien. Um die geht es mir erst nachrangig. Von daher habe ich kein Problem damit, wenn Grundlagenforschung viel Geld verschlingt - natürlich muss es dennoch im Rahmen ökonomischer Vernunft bleiben, um die Haushalte nicht zu ruinieren. Ich denke, was das betrifft, besteht im Bereich Rüstung erheblich mehr Einsparpotenzial als bei der Grundlagenforschung. Aber auf die Umverteilungsdebatte will ich überhaupt nicht hinaus, weil sie mir sachlich verfehlt erscheint.
Ist kein Thema, wobei man in der Regel unter Kosten nicht nur Geld, sondern auch Zeit und Ressourcen versteht.

Dann eben "übermorgen", aber nicht "auf keinen Fall".
Es ist leider auch nicht übermorgen. Zudem ist der Fortschritt typischerweise kontinuierlich und nicht sprunghaft. Es gibt genügend erforschenswerte Bereiche, die mit der heutigen Technologie noch nicht möglich sind, aber die nicht die Supermaschine, die Du in 100 Jahren aufbauen willst, benötigen.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Dgoe

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Tom hat es ja schon gesagt,

der LHC war ja schon jener, worauf man zugewartet hat, der die nötigen Energien bereitstellt, denen es den Physikern 'gedürstet' hat. Der läuft ja auch noch erst mal, hat doch gerade erst losgelegt.

Schneller, Breiter, Tiefer geht natürlich immer...


Ein Wort zur Kohle noch: Es wird ja nicht erwartet, oder gar dafür geworben, dass die Industrie, die Wirtschaft etwas spendet (soweit ich weiß). Nach dem Motto, ihr könntet uns doch etwas helfen.
Das wird als direkte, indirekte, überhaupt Investition verstanden, die Wirtschaft mit ankurbelnd. Die sollen dafür auch was kriegen, was Arbeitsplätze sichert, Innovationen fördert, einen Schwung gibt, der auch innerhalb der Wirtschaft unterstützend wirkt, ein Angebot bereithalten zu können, auch Nachfrage zu generieren. Technologievorsprung als Schlüsselwort. Es geht nicht nur um Grundlagenforschung, aber auch, daraus kommt ja meistens auch was, win-win-double-win.

Das Geld wird ja nicht in einen Ofen gesteckt, weg isses, hola muss man neu drucken. Nein, es bleibt im Umlauf, bei jeder einzelnen Rakete, die oben rein materiell verschwindet, bleibt die Kohle hier unten - und im Umlauf. Oder Beschleuniger, die im Boden verschwinden, hier oben bleibts, dennoch. Auch (in)direkt staatlich bezahlte Arbeitsplätze geben das Geld weiter (obwohl, man sollte die Kopfkissen mal checken:)

soviel dazu, aus meiner Sicht der Dinge.

Gruß,
Dgoe
 
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ralfkannenberg

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Tom hat es ja schon gesagt,

der LHC war ja schon jener, worauf man zugewartet hat, der die nötigen Energien bereitstellt, denen es den Physikern 'gedürstet' hat.
Hallo Dgoe,

das stimmt so aber nicht: sein Vorgänger war der, an dem die lang ersehnten intermediären Bosonen, also W+, W- und Z0, nachgewiesen werden konnte - da wurde damals sogar unsere Vorlesung unterbrochen, um uns auf diese aktuelle Entdeckung (mit der natürlich jeder gerechnet hatte) hinzuweisen. War trotzdem ein ganz grosser Tag in meinem Leben.

Und auf den oben schon genannten Tevatron hatte man ebenfalls zugewartet, weil der die nötigen Energien bereitgestellt hat, um das Top-Quark endlich nachweisen zu können.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Dgoe

Gesperrt
Hallo Ralf,

gut "aktuell jener", wäre die Korrektur. Hab den Wink aber verstanden, alle waren es aktuell seinerzeit, entsprechend gerechtfertigt. Right?

Was aber auch wieder schnurstracks zu Mahanandas Argumentation führt irgendwie.
Meinetwegen kann man die aber auch dauernd bauen, was das Zeug hält, ich habe keine Bedenken.

Gruß,
Dgoe

P.S.: Wenn ich mich richtig erinnere, reden wir von 3 bis 4 Milliarden Euro, während die ISS (International Space Station), je nach Rechenweg auf weit über 100 Milliarden kommt. Nur mal so.
 
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ralfkannenberg

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gut "aktuell jener", wäre die Korrektur. Hab den Wink aber verstanden, alle waren es aktuell seinerzeit, entsprechend gerechtfertigt. Right?
Hallo Dgoe,

sagen wir es mal so: akademisch waren sie selbstverständlich gerechtfertigt. Ob man Besseres getan hätte, diese Maschinen nicht zu bauen und statt dessen das eingesparte Geld den Armen zu verteilen obliegt nicht mir, das zu beurteilen.

Wobei ich letztlich meine Zweifel habe, ob das eingesparte Geld wirklich den Armen zugute gekommen wäre oder nicht in irgendeinem Portemonnaie eines Reichen "versickert" wäre. Umgekehrt weiss ich nicht, wie ich einem Hartz IV-Bezüger, der kaum durchkommt, oder einer Hartz IV-Bezügerin, die sich nebenbei an Männer verkauft, damit ihr uneheliches Kind etwas zu essen hat, erklären soll, dass man mit dem Geld nun diese 3 Bosonen, das Top-Quark sowie das Higgs-Boson nachweisen konnte ...


Freundliche Grüsse, Ralf
 
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Dgoe

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Hallo Ralf,

frag Dich lieber wie man den Eurofighter oder die neue amerikanische F-irgendwas seinen Bürgern verkaufen soll. Terrorbekämpfung scheidet wohl aus, obwohl seit Formierung des IS passt es wieder etwas besser. Jedenfalls fließt das meiste Geld in solche oft unsinnige Richtungen.

Die meisten, aller-aller-meisten Hartz-4-Frauen brauchen sich nicht zu verkaufen, bzw. tun es einfach nicht. Die sorgen eher für unseren Nachwuchs.

Gruß,
Dgoe
 
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ralfkannenberg

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frag Dich lieber wie man den Eurofighter oder die neue amerikanische F-irgendwas seinen Bürgern verkaufen soll. Terrorbekämpfung scheidet wohl aus, obwohl seit Formierung des IS passt es wieder etwas besser. Jedenfalls fließt das meiste Geld in solche oft unsinnige Richtungen.
Hallo Dgoe,

wenn ich mir anschaue, was da in der Ost-Ukraine passiert, dann bin ich mir nicht so sicher, ob das so unsinnig ist. Zumindest ich möchte nicht der wahrheitsfreien Kommunikation Putins wehrlos ausgesetzt sein, und der Eurofighter hilft mir dabei.

Die meisten, aller-aller-meisten Hartz-4-Frauen brauchen sich nicht zu verkaufen, bzw. tun es einfach nicht. Die sorgen eher für unseren Nachwuchs.
Ich wünsche den Betroffenen, dass Du recht hast.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Dgoe

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Hä?

Putin ist sicher kein Heiliger, aber schlimmer geht immer. Lass Dich nicht von den Medien verrückt machen. Wenns drauf ankommt, brauchst Du auch keinen Fighter mehr, das geht dann eher Richtung Fat Lady oder Little Boy. Schon vergessen, hallooo.

Aber ruhig Blut, Russland ist kein Feind, das sollte man einfach mal begreifen. Trotz allem.

Gruß,
Dgoe
 

Herr Senf

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..., auch wenn das im vorliegenden Fall zur Folge hat, dass das Higgs-Boson derzeit nicht unabhängig überprüft werden kann. Aber ok, vermutlich hat niemand Ernstzunehmendes ernsthafte Zweifel an der Korrektheit der Daten. Sowas darf aber nicht einreissen, weil das Risiko eines systematischen Fehlers andernfalls erheblich erhöht wird.

Hallo Ralf, das darf aber so nicht im Raume bleiben.

Das Higgs-Boson wurde unabhängig von zwei Detektoren (unterschiedliche Methoden mit eigenen Chefs) bestätigt, die sich im LHC um 180° gegenüberliegen.

ATLAS bei 126 GeV/c² und 0,4sys mit 5,9 σ (7.000 t! und Kollaboration mit 7.600 Forschern)
CMS bei 125 GeV/c² und 0,5sys mit 5 σ (14.000 t! andere Kollaboration mit 5.800 Forschern)

Grüße Senf

PS: das sind 920 kg bzw 2.400 kg Physik pro Mitarbeiter :D manche überflüssige Einrichtung wiegt mehr Ressourcen
 
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