schwieriger ist es schon mit der mathematik.
(...)
partielle differantialgleichungen höherer Ordnung mit komplexen Variablen kann ich eben nicht lösen,
und wenn mir jemand den Lösungsweg aufschreibt, kann ich ihn nicht nachvollziehen, weil ich die Regeln nicht kenne.
Da kann nur ein Mathematikstudium helfen
Hallo ispom,
Du hast aber eine ganz schön hohe Meinung von so einem Mathematikstudium. Ehrlich: Ich habe Mathematik studiert und trotzdem könnte ich so eine Differenzialgleichung nicht lösen. In einem Mathematikstudium lernt man, was es in der Mathematik so alles gibt, d.h. man kratzt da überall mal ein bisschen an der Oberfläche und bei der Diplomarbeit kratzt man mal ein bisschen tiefer. Man bekommt also vor allem einen Überblick und kann die Fragestellungen wenigstens verstehen (nicht lösen !) und im richtigen Bereich einordnen. - Wenn man sich in einem Gebiet mehr vertiefen möchte, so macht man eine Dissertation.
Zudem sind bestenfalls 10% der Mathematiker "Genies", d.h. die grosse Mehrheit - inklusive meiner Person - muss sich das Zeug (das Kratzen an der Oberfläche) hart erarbeiten und vor einer Prüfung auch nicht zu schade sein, den Kram notfalls ohne Sinn und Verstand auswendig zu lernen.
Vielleicht kann folgendes Beispiel das ganze besser erklären:
Ein Nicht-Mathematiker und ein Mathematiker bekommen beide eine Aufgabe zum lösen.
Der Nicht-Mathematiker weiss nicht, wie er das lösen kann und verzweifelt.
Der Mathematiker weiss auch nicht, wie er das lösen kann, aber das lässt ihn völlig kalt.
Erst vor 2 Wochen habe ich eine wichtige Arbeit meiner Freundin über Chemie durchgelesen und da wurde ein Kohlendioxid-Molekül modelliert. Das waren also 3 sich überlappende Kugeln und gesucht war deren Volumen. Die Formel dazu habe ich noch nie gesehen und ich habe mir also in den Kopf gesetzt, das zu überprüfen. Habe also früher als sonst Feierabend gemacht, mich in den hintersten Winkel der Cafeteria zurückgezogen und herumgerechnet - es galt, das Volumen einer Kugel zu berechnen, der man eine "Kappe" abgeschnitten hat.
Ok, nach einer Stunde habe ich entnervt kapituliert - sowas hatten wir mal in der 13.Klasse berechnet, das ist nun 27 Jahre her ... irgendwie so ein Integral über eine Funktion, die um die x-Achse gedreht wird und das ganze mit irgendeinem Vielfachen von pi multiplizieren ...
... also bin ich in die nächste Fachbuchhandlung und habe dort mal eine Formelsammlung konsultiert. Da sah ich dann zahlreiche geometrische Figuren mit dickeren und dünneren Strichen. Aha. Mal ein Buch über Integrieren in die Hand genommen - nun erinnerte ich mich wieder, man integriert das
Quadrat der Funktion. Wie praktisch, denn dabei verschwindet ja diese blöde Wurzel; und das "irgendein Vielfaches" war netterweise gleich 1. Überhaupt sehr einfach - die Formel ist ja völlig analog zu pi*r^2, der Fläche des Kreises (na ja, welche "Überraschung" aber auch ...

)
Ok, die Formelsammlung kostete knappe 10 Euro, das Integralbuch rund 35 Euro - wenn ich als Mathematiker sowas nicht mehr weiss, dann haben diese beiden Bücher sicherlich Platz in meiner Bibliothek - also habe ich das gekauft. Wieder in der Cafeteria nun also mit dem Integral die Formel der Formelsammlung hergeleitet; im 4.Versuch nach 3 trivialen Rechenfehlern - einer davon kam daher, dass h die Höhe der Kappe und nicht der Abstand des Kappenschnittes vom Kreismittelpunkt war, den ich bei der Herleitung natürlicherweise verwendet hatte - und einer weiteren Stunde schliesslich war es richtig. Nun das ganze auf das Kohlendioxid-Molekül anwenden. Mist - was passiert, wenn sich die beiden Sauerstoffatome auch überlappen ??
Auf der Toilette die rettende Idee: Da ich nur das äussere Volumen berechnen will, spielt es keine Rolle, welche Kugel sich innen wo wie überlappt. Zurück und weitergerechnet; zum Abschluss noch eine kleine "Freude" - diese Chemiker haben statt des Radius den Durchmesser verwendet, aber das war auch "schnell" durchschaut und um 22 Uhr konnte ich meiner Freundin die SMS schicken: Formel ok, die beiden Anwendungen in ihrer Arbeit ebenfalls ok.
Von wegen ein Mathematiker, der sowas in 5 Minuten zu lösen imstande ist .......
Freundliche Grüsse, Ralf