Hallo Mahananda,
Deine Argumente sind für mich (teilweise) durchaus schlüssig und nachvollziehbar. Ich hatte allerdings bei meiner Argumentation (nicht meine) Aussage: 'dicht gestreute technische Zivilisation' vor Augen.
Deine ‚Wirtschaftlichkeits’überlegung ist auch nachvollziehbar, aber es gibt eine Phase in der Entwicklung fast aller überhaupt in Frage kommender Sterne, die ein Überleben in ihrer Nähe zumindest sehr unbequem machen und das Ausweichen auf Habitate nicht mehr unwahrscheinlich erscheinen lassen. Damit ist Dein Argument Wirtschaftlichkeit nur für begrenzte Zeit möglicherweise bestimmend. Mal ganz abgesehen von Überlegungen zur wirtschaftlichen Rohstoffgewinnung, die durchaus Habitate wirtschaftlich machen können.
Eine biologische ad-hoc Entwicklung zur technisch fähigen Zivilisation ohne Evolution, ist für mich nicht vorstellbar. Damit unterliegen aber sehr wahrscheinlich alle biologischen Entwicklungen den Prinzipien der Evolution, wie sie auch für uns gelten. Es ist zwar denkbar, aber mit diesen Voraussetzungen nicht allzu wahrscheinlich, daß sich Leben auf bewusste, freiwillige Genügsamkeit beschränken wird. Damit genügt eine einzige Zivilisation, die sich ausbreitet, um zu folgenden Überlegungen zu führen:
Nehmen wir mal sehr vorsichtig an, daß wir uns mit unserer Entwicklung irgendwo in der Mitte der stattgefundenen Entwicklungen befinden, mit einem Schwankungsbereich von +-10% der insgesamt bisher abgelaufenen Zeit. Also +- 1,3 Milliarden Jahren.
Wenn das eine Gaus-Verteilung ist, und die Zivilisationen so dicht gestreut wären, wie hier vorausgesetzt wurde, dann müßte es tausende oder millionen davon geben, die alle technisch schon weiter sind als wir.
Nehmen wir mal an, wir würden noch 10000 Jahre brauchen, bis wir mit der Besiedelung (wenn auch nur durch Habitate) beginnen können. Nehmen wir weiter an, das geht mit 0,1% der Lichtgeschwindigkeit. 100 Jahre bis zur nächsten Sonne, (mit 5% c) und 4900 Jahre Verweilen, Aufbauen und Vermehren, bis von dort, dann aber mit viel größerer Wahrscheinlichkeit, erneut Raumschiffe starten.
Wir sind rund 25000 Lichtjahre vom galaktischen Zentrum (GZ) entfern. Es gibt gute Gründe dafür anzunehmen, daß bewohnbare Sonnensysteme in einer (wandernden) habitablen Zone derzeit mit diesem Abstand vom GZ am wahrscheinlichsten sind. Also sagen wir diese potentielle Zivilisation muß aus einer besonders ungünstigen Entfernung von 50000 Lichtjahren zu uns aufbrechen. (Natürlich nicht nur zu uns, sondern im Prinzip zu jeder genügend friedlichen Sonne) Dann brauchen sie 10 bis 100 Millionen Jahre, um auch in unserem Sonnensystem zu siedeln. Wenn sie also so dicht gesät wären, wie hier angenommen, dann müßte es in den vergangenen rund 1 Millarde Jahren einer größeren Anzahl von ihnen gelungen sein, bis zu uns zu kommen.
Wenn wir (das irdische Leben) es nicht selbst sind, die das Ergebnis dieser Ausbreitung darstellen, was ich für viel weniger wahrscheinlich halte, dann gibt es neben der von Bynaus geschilderten Ursache nicht mehr viele plausible Antworten, warum wir allein sind. Einige davon hast Du Mahananda, schon genannt.
Für mich allerdings sind die nicht alle wahrscheinlich. Meine Favoriten sind: Wir gehören sehr weit und breit zu den Ersten. Oder/und (rein aus Wunschdenken der zweite Platz) Es geht fast prinzipiell nicht.
Dein Argument:
Mahananda schrieb:
Wenn es ETI gibt, dann bedeutet das noch lange nicht, dass sie weiterentwickelt sein müssen als wir (interstellarer Tourismus inklusive) und deshalb hier schon längst hätten vorbeikommen müssen.
Setzt unmittelbar voraus, daß es entweder extrem wenige gibt, die können, oder daß wir einen extrem weiten Vorsprung haben oder irgend eine dazu passende Mischung.
Mahananda schrieb:
Angenommen, es gäbe in der Galaxis eine Milliarde vernunftbegabte Arten, dann kann es durchaus sein, dass sie komplett den Durchbruch zur Hochtechnologie nicht schaffen, sondern im Zustand unserer frühen Hochkulturen verharren - für uns deprimierend, denn dann wäre SETI erfolglos, und das, obwohl es von ETI wimmelt!
denkbar, aber das ist (wenn wir überleben) fast identisch mit: ‚Wir sind die Ersten‘
Mahananda schrieb:
Wiederum angenommen, es gäbe viele ETI, die technisch weiter sind als wir - warum sollten sie die Last einer interstellaren Reise auf sich nehmen, wenn es bequemer ist, zu Hause zu bleiben und sich dort wohnlich einzurichten?
…
um zu überleben.
Dieses Argument ist nur dann schwach, wenn Du davon ausgehst, daß wir als Art (erfahrungsgemäß) nur einige (zig?)Millionen Jahre existieren werden und daß das ‚Leben‘ auf dem Planeten hocken bleibt. Leben, daß auf dem Planeten hocken bleibt, stirbt aber aus.
Mahananda schrieb:
Die Statistik bringt uns bei solchen Phantasiespielchen nicht wirklich weiter, da aus einem Einzelereignis nicht auf die Verteilung einer Vielzahl von Ereignissen geschlossen werden kann.
im Prinzip sehe ich das genau so, aber auch sie kann dennoch bestimmte Kombinationen in einen Bereich sehr großer Unwahrscheinlichkeit rücken, wie z.B. die gleichzeitige Existenz vieler zur interstellaren Raumfahrt fähiger Zivilisationen.
Mahananda schrieb:
Aus der Tatsache, dass es uns gibt, lässt sich lediglich auf die Möglichkeit eines Entwicklungsverlaufs schließen, der so etwas wie uns hervorbringen kann. Keinesfalls lässt sich auf eine Vielzahl solcher Entwicklungsverläufe schließen (hierfür bedarf es empirischer Daten) und schon gar nicht auf die Notwendigkeit solcher Entwicklungsverläufe. Wir haben es hier mit Evolutionsprozessen zu tun, und die Resultate derselben sind prinzipiell nicht vorhersagbar, da zufällige Einflüsse, die sich begünstigend oder hemmend im Hinblick auf ein postuliertes Ziel (hier die Entstehung einer technisch hoch entwickelten Zivilisation) nicht kalkulierbar sind. Die Vermutung, dass sich die Wirkungen doch letztlich ausgleichen müssten, ist ebenfalls empirisch nicht belegbar,
damit bin ich wieder vollständig einverstanden.
Herzliche Grüße
MAC