Das stört mich jetzt nicht, solange sie unterschiedliche Ziffernfolgen aufweisen.
Hallo Rainer,
es sollte Dich aber stören
Um es mal so zu sagen:
Wenn das ein Hinderungsgrund sein soll, dann liegt es an einer falschen Definition. Spiegelbildliches IST gleich.
Nein: nimm die Folge {1, 2, 3, 4, 5 ...}. Diese divergiert (gegen +oo).
Nimm nun die "spiegelbildliche" Folge der Kehrwerte, also 1/1, 1/2, 1/3, 1/4, 1/5 ... . Diese konvergiert gegen 0 ("zufälligerweise das Neutralelement der Addition"). Im Übrigen konvergiert sie letztlich deswegen, weil der Abstandsbegriff, also die Metrik, über die Addition definiert ist. Das hat zur Konsequenz, dass die "spiegelbildliche" Folge der Negativen, also -1, -2, -3, -4, -5 ..., gegen -oo divergiert.
Du kannst (formal) auch eine "spiegelbildliche" Folge der n.-ten Wurzeln bilden - für echt positive Zahlen konvergiert diese auch, und zwar gegen die 1 ("zufälligerweise das Neutralelement der Multiplikation").
Mit sehr viel Fantasie könnte man übrigens "der Meinung sein", dass das Neutralelement des Nachfolgeoperators -oo sei. Dann würde die Folge der negativen Zahlen "so gesehen" gegen das Neutralelement des Nachfolgeoperators "konvergieren", nur dass in unserer additiven Welt das natürlich keine Konvergenz, sondern eine Divergenz ist.
Wie auch immer: die Folge der natürlichen Zahlen divergiert gegen +oo, während die spiegelbildliche Folge ihrer Kehrwerte eine Nullfolge ist, also gegen 0 konvergiert.
Der Fehler, dem Du erliegst, liegt aber ganz woanders, wie wir gleich sehen werden:
Wenn Du davon ausgehst, dass solche Zahlen alle den gleichen (Grenz)-Wert ∞ haben, dann hat auch die unendlichste Ziffer der reellen Zahlen KEINEN Zahlenwert.
Hier liegt Dein Fehler (und Du erkennst ihn in Deinem nächsten Satz ja auch gleich selber):
es gibt keine "unendlichste" Ziffer. Ebensowenig wie es eine natürliche Zahl "unendlich" gibt. Es klingt banal, aber man muss es sich dennoch immer wieder bewusst machen:
Jede natürliche Zahl ist
endlich, aber es gibt unendlich viele von ihnen. Das ändert aber nichts daran, dass
jede von ihnen
endlich ist.
Alle endlichen Ziffern sind spiegelbildlich gleich, die "letzte" ist nicht definiert.
Ganz genau so ist es. Nur: Du kannst Dich dieser letzten Ziffer "annähern", indem Du die ersten n Ziffern betrachtest, dann die n+1.-te Ziffer und nun letztlich eine vollständige Induktion durchführst.
Ein jonglieren mit der "unendlichsten" Ziffer - egal ob vor oder nach dem Komma - ist nicht zielführend, weil nicht definiert. Die endlichen (Teil-)Folgen aber sind wohldefiniert und nun kann man die Regeln der Infinitesimalrechnung und der Konvergenz anwenden und damit Aussagen gewinnen. Nicht in jedem Fall, aber in vielen Fällen.
Das kann man mit diesen Spiegelbildern auch -nicht-.
Genau.
Es ist keine Schande, wenn man sich beim Betrachten von Unendlichkeiten auf endliche Mengen beschränkt und dann die Regeln der "Epsilontik" darauf anwendet. Wenn man dann noch das Kontinuum zugrundelegt muss man noch zusätzlich die Dreieck-Ungleichung und die Schwarz'sche Ungleichung anwenden und beachten, dass die abzählbare Menge der rationalen Zahlen
dicht in der überabzählbaren Menge der reellen Zahlen liegt.
Freundliche Grüsse, Ralf