Klaus, Du bist zu sehr Programmierer. Intelligenz hat nicht unbedingt etwas mit dem Streben nach einem Optimum zu tun. Daher ist auch der Grad des Erreichens des Optimums kein geeignetes Maß für Intelligenz.
Beispiel: Welches Einkommen strebe ich an? Das Optimum ist prima facie: unendlich viel

. Demnach wäre Geringverdienern ein geringeres Intelligenzniveau zuzuordnen als Spitzenverdienern.
Natürlich kann man in der Einkommenshierarchie im Schnitt auch ein Gefälle der Intelligenz beobachten. Jedoch kann man sich z.B. auch bewusst für die Kindererziehung entscheiden und dadurch Einkommensverluste hinnehmen. Oder man entscheidet sich für Berufe, die nicht so hoch entlohnt sind, weil sie einfach mehr Befriedigung verschaffen.
Oder bei Konflikten: Was ist das Optimum im Konfliktverhalten? Sieg, Kompromiss, Niederlage, oder die seltene Möglichkeit des Win-Win? Lässt man win-win mal beiseite, dann wäre wohl der Sieg auf den ersten Blick das Optimum. Aber Sieg erfordert Kampf, und Kampf schwächt, ohne daß der Sieg dabei garantiert ist.
Wobei Kampf hierbei nicht Gewalt bedeuten muß, sondern beispielsweise Verhandlung (z.B. über einen Preis) oder Diskussion (z.B. über ein Urlaubsziel).
Worauf ich hinaus will ist, daß zur Intelligenz unter anderem auch soziale Intelligenz gehört, die nur sehr schwer in quantifizierbare Modelle gefasst werden kann und damit die Ermittlung eines objektiven Optimums oft nicht möglich ist.
Klaus schrieb:
Um komplexe Probleme optimal zu lösen sind weiterhin sowohl ein möglichst großes Wissen als auch Abstraktionsvermögen eine unabdingbare Voraussetzung
Hier kommen wir uns näher. Intelligenz ist u.a. die Fähigkeit auf einen Erfahrungsschatz zurückzugreifen und anhand diesem eine Entscheidungssituation zu bewerten. Und Du hast einen weiteren Begriff im obigen Zitat eingeführt, der bislang von Dir noch nicht gefallen war: Abstraktionsvermögen.
Was mir aber in Deinem Zitat nicht so gut gefällt ist: "
möglichst großes Wissen". Denn Wissen ist kein Maß für Intelligenz, beeinflusst aber sehr wohl die Entscheidung und das erreichbare Optimum. Beispiel aus der Spieltheorie: Das
Gefangenendilemma.
Die Verteilung des Wissens kann somit völlig unterschiedliche Optimalpunkte ergeben. Aber auch die Gegenüberstellung von zwei Personen, mit unterschiedlichem Erfahrungsschatz und Wissen in einem bestimmten Gebiet, kann in unterschiedliche Entscheidungen der Personen resultieren. Der Vergleich dieser Entscheidungen mit dem - bei vollkommener Information - erreichbaren Optimum lässt jedoch mitnichten einen Rückschluss auf die individuelle Intelligenz zu.
Daher meine Schlussfolgerung: Man kann Intelligenz deskriptiv erfassen und man kann Schlüsselcharakteristiken indentifizieren. Die Messung der Intelligenz wird jedoch schon außerordentlich schwierig, da sie nicht objektiv quantifizierbar ist. Und wie Intelligenz (i.S. von starker Intelligenz) entsteht ist nach wie vor ein Mysterium.