Taschenspieler vs Physik
HalloWelt schrieb:
Hallo allerseits,
wollte mal wieder auf die eigentliche SETI Sache zurueckkommen. Vielleicht werden wir wirklich Probleme beim Entdecken von Radiosignalen haben, aber es soll ja auch Moeglichkeiten geben, die voellig anders und technisch sogar schon Anfang dieses Jahrtausends nachgewiesen wurden: sog. Nachrichtenuebertragung auf "stehenden Gravitationswellen", wobei der Entdecker dieser Wellen und Erfinder einer neuen Telefongeneration (von Haus aus Physiker und nicht Pseudowissenschaftler) noch nicht mein 100%iges Vertrauen hat (da ich im Gegensatz zu vielen tausend anderen Naturwissenschaftlern und Ingenieuren noch nicht bei einer Vorfuehrung dieses obskuren Telefons war).
Die renommierte Wissenschaft versucht seit Jahren, Gravitationswellen direkt nachzuweisen. Dazu benutzt man Aufbauten, die groesser als eine Blechbuechse sind. Wenn es einem "Wissenschaftler" gelingt, die Wellen mit einem kleineren Versuchsaufbau zu detektieren, hat er den Nobelpreis verdient, und dieser Umstand alleine wuerde zu groesserem Ruhm fuehren, als eine angebliche Anwendung dazu zu praesentieren. Zudem wundert es mich, dass es bei diesem Versuchsaufbau keine bzw. wenige Stoerungen gab und die Sprache gut verstaendlich war. Denn es sollten im Universum auch zufaellige Gegebenheiten dazu fuehren, dass die "stehenden" Gravitationswellen moduliert werden, wenn es schon eine so kleine Blechbuechse kann. Somit kann man annehmen, dass, wenn der Beweis tatsaechlich erbracht worden waere, man eher ein kosmisches Rauschen, als die Sprache einer Pappnase in "St. Petersburg" hoert.
HalloWelt schrieb:
Die genannte Seite laesst sich sehr kritisch darauf ein und bezweifelt, genauso wie ich, die Lauterkeit dieses "Beweises".
HalloWelt schrieb:
Mit "Gravitationswellen" meint er aber was ganz anderes, als das, was von Einstein vorhergesagt wurde (und sich inzwischen schon indirekt beweisen laesst), dieser Mensch, Dr. Hartmut Mueller aus Wolfratshausen, geht von voellig anderen Voraussetzungen aus.
Das scheint aber nicht so zu sein. Denn die Seiten, die sich an seine Theorie anhaengen und sie als plausibel darstellen wollen, verweisen auf die Experimente, die die Einsteinschen-Gravitationswellen nachweisen wollen. Der direkte Nachweis ist allerding bis heute nicht gelungen, obwohl man einen indirekten Beweis hat. (Messungen an einem Pulsar, der soviel Energie durch Abgabe von Gravitationswellen verliert, wie es die Allegemeine Relativitaetstheorie vorhersagt.)
HalloWelt schrieb:
Ich find nur schade, dass er durch seine Anti-Einstein-Hetze die Ohren und Augen der anderen Wissenschaftler verschliesst...
Es ist nicht schade, sondern er muss es. Denn einem Scharlatan kommt es darauf an, eine zigfach ueberpruefte Theorie, die was anderes sagt und ihm somit nicht genehm ist, zu widerlegen. Vielleicht reicht es ihm ja auch, ein groesseres Verstaendnis der Materie vorgaukeln zu wollen.
HalloWelt schrieb:
Als erstzunehmender Wissenschaftler sollte man aber diesen Mann nicht einfach gleich als Spinner abtun, sondern seine Experimente endlich mal konventionell (also an Unis usw.) und mit kritischem Blick nachvollziehen, damit endlich durch die anerkannte Wissenschaft das PHaenomen als real bzw. als Humbug bezeichnet werden kann.
Als ernst zu nehmender Wissenschaftler kann man durchaus abschaetzen, ob so eine Sache Mumpitz ist, oder nicht. Und als ernst zu nehmender Wissenschaftler hat man auch nicht die Zeit, jeder noch so abstrusen Behauptung hinterherzuhechten. Dazu ist die Zeit einfach viel zu knapp.
HalloWelt schrieb:
Bislang machen wir den Fehler, einfach gewisse Bereiche oder Sparten an Experimenten einfach zu ignorieren, aber so kommen wir nicht weiter.
Das mag dem Laien so erscheinen. Aber so ist es in der Tat nicht. Ich moechte nur daran erinnern, dass das Thema kalte Fusion vor Jahren mal aktuell war. Auch wenn viele sofort gesagt haben, dass dies so nicht moeglich ist, gab es Nachfolgeexperimente an anderen Unis, die diesen Effekt quasi ad hoc widerlegt haben. Dazu ist es aber notwendig, seinen Aufbau offen zu legen und ihn reproduzierbar zu machen. D. h. in dem hier genannten Fall, dass man es durchaus wagen sollte, in einem allseits akzeptieren und gelesenem Fachmagazin zu publizieren und nicht selber ein Pamphlet rauszubringen oder es in "seiner eigenen" Fachzeitschrift zu tun.
HalloWelt schrieb:
Dass jemand von Muellers Anhaengern angeblich schon BELEGTE FREQUENZBEREICHE, also Signale anderer Zivilisationen, gefunden haben will, steht auf einem anderen Blatt.
Das steht nicht auf einem anderen Blatt, sondern auf dem selben. Denn diese Signale haetten die Kommunikation bei dem "Vorzeigeexperiment" ja stoeren muessen.
Natuerlich macht man es sich immer leicht, den alten, "verstaubten" Wissenschaftlern eine Innovationsunfreundlichkeit zu unterstellen. Aber wenn man sich mal wirklich in einer Uni bewegt, stellt man schnell fest, dass sie sich auch solchen Sachen, sollten sie ein wenig mehr Plausibilitaet haben, widmen. Allerdings passiert das nicht, wenn das Experiment selber, auf dem sich jemand beruft, mehr nach einem Taschenspielertrick aussieht, als nach wirklicher Physik. Ich muss ja nicht dem Erfinder beweisen, dass seine Erfindung funktioniert, sondern es ist umgekehrt. Dazu gehoert auch eine Offenlegung der gesamten Theorie und eine schluessige Erklaerung des Versuchsaufbaus. So wie sich mir das alles darstellt, ist es eine Verdummung von Leuten, die nicht das Zeug haben, die "Verarschung" zu erkennen und mit dem Verwenden von "hochwissenschaftlichen" Schlagworten zufrieden sind.
Gruss,
Zap