Langsam stellt sich die Frage: Wann ist ein Mond ein Mond, da schon unter den bisher bekannten Saturnmonden je einer einen Durchmesser von 0,3 km und 0,5 km hat und der Jupiter 13 Monde mit einem Durchmesser von je 1 km hat.
Hallo SFF-TWRiker,
natürlich ist Deine Frage völlig gerechtfertigt, und doch ist sie irreführend, denn je kleiner der Durchmesser, desto mehr Monde wird man finden. Die Zahl der Monde dürfte also in die Millionen gehen.
Aber ist das überhaupt der Punkt ?
Bei den vier grossen Planeten kann man die Monde in 3 Klassen einteilen:
Zunächst die
regulären Monde - genauer wäre: Monde auf "regulären Umlaufbahnen", also solchen mit geringer Exzentrizität und geringer Bahnneigung zur Äquatorialebene ihres Mutterplaneten; da das "unangeregte" Bahnen sind nennt man sie auch "kalte" Umlaufbahnen (siehe klassische TNO, da gibt es die "kalte" Population und die "warme" Population, womit aber keine Temperaturen gemeint sind, sondern ob Exzentriztität und Bahnneigung nahe 0 sind oder von 0 sehr verschieden sind).
Dann gibt es die
regulären Kleinmonde, die sich innerhalb der grossen reguären Monde befinden und von denen die meisten von den Voyager-Missionen entdeckt wurden; ihr bekanntester aber keineswegs grösster Vertreter dürfte der fünft-entdeckte Jupitermond Amalthea sein. Diese Monde hatten wohl nicht immer solche regulären Umlaufbahnen, sondern sind im Verlaufe der Zeit aufgrund ihrer Nähe zu ihrem Mutterplaneten durch starke Gezeitenkräfte auf solche reguläre Umlaufbahnen gelangt.
Und dann als drittes noch die
irregulären Kleinmonde, das dürften eingefangene Planetoiden sein. Ihre Umlaufbahn ist sehr weit von ihrem Mutterplaneten entfernt und sie haben typischerweise angeregte Umlaufbahnen, also hohe Exzentrizitäten und hohe Bahnneigungen, mehr als die Hälfte von ihnen sogar retrograde Umlaufbahnen. Der Neptun hat irreguläre Kleinmonde, die sogar weiter vom Neptun entfernt sind als der Merkur von der Sonne entfernt ist.
Diese irregulären Kleinmonde lassen sich Gruppen zuordnen und die Zahl dieser Gruppen ist überschaubar. Und bei allen Mondentdeckungen um Planeten der vergangenen 20 Jahre handelt es sich um solche irregulären Kleinmonde, die fast immer einer der bereits bekannten Gruppen zugeordnet werden konnten, nicht anders auch jetzt diese neuen Saturnmonde.
Soll noch ein Bild die Grössenverhältnisse verdeutlichen: der Jupiter hat derzeit 95 bekannte Monde, von denen übrigens 13 auch erst dieses Jahr dazugekommen sind. Das ändert aber nichts daran, dass etwa 80% der Masse dieser irregulären Jupitermonde auf ihren grössten (Himalia, früher Hestia) entfallen, und weitere 10% auf ihren zweitgrössten (Elara, früher Hera). Beide gehören übrigens zur selben Gruppe. Der drittgrösste und auch drittmassereichste von ihnen liefert noch einen Anteil von 3% an der Gesamtmasse, das ist die Pasiphae (früher Poseidon), sie gehört einer anderen Gruppe an. Alle drei gehören übrigens zu den 10 grössten irregulären Monden unseres Sonnensystems.
Die irregulären Jupitermonde, die mit einem -a enden, haben übrigens eine prograde Umlaufbahn, diejenigen, die auf einem -e enden, eine retrograde Umlaufbahn. Die Lysithea ist der drittgrösste Mond der Himalia-Gruppe, die Carme, die Sinope und die Ananke sind die nächstgrösseren der Pasiphae-Gruppe.
Und noch ein Grössenvergleich: viele von Euch werden sich noch daran erinnern, dass im Sommer 1994 der Komet Shoemaker-Levi 9 auf den Jupiter abgestürzt ist. Ich möchte diese Wortwahl "abgestürzt" präzisieren: aufgrund einer nahen Jupiterpassage wurde die Exzentrizität des Kometen so stark vergrössert, dass sich der jupiternächste Punkt unter der Oberfläche des Jupiters befand. Bei dieser nahen Jupiterpassage wurde der Komet übrigens aufgrund der starken Gezeitenkräfte in 21 Bestandteile zerrissen, wobei auch diese Wortwahl irreführend ist: Sonden-Bilder von nahen Kometenpassagen haben ergeben, dass beispielsweise der Komet Tschurjumow-Gerassimenko (das war der, der von der Raumsonde Rosetta jahrelang untersucht wurde) ein Kontakt-Doppelkörper ist, ebenso der "Schneemann" Arrokoth, an dem die Plutosonde New Horizons vorbeigeflogen ist.
Es dürfte sich also bei diesen Kometen um Mehrfachkörper handeln, die durch ihre schwache Schwerkraft aneinandergelagert waren und durch Gezeitenkräfte wieder einfach in ihre ursprünglichen Bestandteile aufgeteilt werden, ohne dabei "zerrissen" zu werden. Wäre der Jupiter nur etwas kleiner, so wären die 21 Bestandteile am Jupiter vorbeigeflogen und im jupiterferntesten Punkt ihrer Umlaufbahn wieder stärker der Anziehungskraft der Sonne ausgesetzt gewesen und hätten ihre Umlaufbahn um den Jupiter wieder verlassen und wären nun 21 Kometen wieder auf einer Sonnenumlaufbahn.
Worauf ich an dieser Stelle hinauswill: die grössten dieser 21 Bestandteile hatten einen Durchmesser von etwa 1-2 Kilometer, das ist also die Grössenordnung der kleineren irregulären Monde der grossen Planeten unseres Sonnensystems.
Freundliche Grüsse, Ralf