Bynaus schrieb:
Wobei ich mir ziemlich sicher bin, dass sich "grösster" nicht auf den Durchmesser, sondern auf die Masse bezieht - die ist in diesem Kontext viel wichtiger als der Durchmesser. Die von ralf genannten Quotienten sind dann auch entsprechend grösser.
Der Durchmesser ist irgendwie anschaulicher, aber selbstverständlich ist die Masse die physikalisch sinnvolle Grösse, proportional zum Volumen, also der dritten Potenz des Durchmessers.
Bynaus schrieb:
Ich bezweifle, dass Sedna das einzige Objekt auf einer solchen Bahn bleiben wird. Die Chance, dass sie das einzige derartige Objekt ist, und sie sich auch noch gerade in der richtigen Position befindet (nahe der Sonne), so dass wir sie entdecken, ist einfach viel zu klein. Es wäre quasi ein grosser Zufall, was in letzter Konsequenz heisst, dass Sedna höchstwahrscheinlich nicht alleine auf "ihrer" Bahn bleiben wird.
Natürlich, das dürfte ja auch einer der Gründe gewesen sein, warum man die Sedna nicht schon zum Zeitpunkt ihrer Entdeckung als Planeten vorgeschlagen hat: Weil die “Gefahr“, dass da draussen noch weitere Sednina’s lauern, die grösser sind, gross war. Dann hätte man nach der Ceres, dann dem Pluto und auch noch der Sedna den Planetenstatus wieder absprechen müssen und so was macht man nicht gerne.
Nehmen wir an, dass die Sedna im jetzigen hundertjährigen Zeitraum entdeckbar ist, so ist die Wahrscheinlichkeit bei ihrer 10000jährigen Umlaufbahn also gerade nur 1%, dass sie gerade jetzt entdeckbar war.
Andererseits ist 1% auch nicht sooooo klein und ich habe einmal einen Artikel gelesen, dass der grosse Neptunmond Triton durch eine Dreikörper-Situation vom Neptun eingefangen worden sein soll – zwei Kuipergürtel-Planetoiden (vielleicht so ein Pärchen wie Pluto und Charon) sollen dem Neptun etwas gar nahe gekommen sein, einer der beiden wurde eingefangen und einer der beiden wurde “rausgeschleudert“. Wenn man dann noch liest (Ciel e Espace, irgendwann letztes Jahr), dass Triton und Sedna spektroskopisch sehr ähnlich seien, dann ist es ja nicht verboten, mal eins und eins zusammenzuzählen, auch wenn das zugegebenermassen eine etwas gar wilde Spekulation ist.
Ein weiterer rausgeschleuderter Kuipergürtel-Planetoid könnte noch unterwegs sein – schliesslich ist nach wie vor unbekannt, wer den Uranus umgelegt hat; vielleicht ist da der eingefangene KBO gleich noch mit dem Uranus kollidiert … - und nun „wissen“ wir also auch, wie der 10.Planet so eine ungewöhnlich exzentrische und obendrein geneigte Bahn bekommen konnte …………… (vielleicht sollte ich mal einen Leserbrief ans P.M. schreiben).
Aber ok – das sind einfach zu viele wenn’s und aber’s – hier muss man einfach weiteres Beobachtungsmaterial abwarten, vor allen Dingen muss der Bereich zwischen 100 und 1050 AE mit einer moderneren Fernrohr- und Auswertungsgeneration systematisch durchmustert werden, ehe hier zuverlässige Ausagen möglich sind. Ohnehin würde ich vorschlagen, vor dem Ergebnis einer solchen Durchmussterung
keine neue Planetendefinition zu vereinbaren, sondern einfach nur die “Xena“ ganz pragmatisch als 10.Planeten aufzunehmen, weil sie grösser als diese zweifelsohne willkürlichen 2000 km ist.
prim_ass schrieb:
Charon und Pluto sind nicht als Einzelmassen, sondern als Massensystem über einen Massenschwerpunkt außerhalb beider Körper zu sehen. Die Gesamtmasse dieses Systems berechtigt den Planetenstatus. Hier ein Planetensystem. Das Kriterium (3) von Dir schließt systematisch jedes Doppelplanetensystem aus.
Ja, Du hast recht, ich habe hier gestern ein zu voreiliges Urteil abgegeben: tatsächlich erscheint eine Erweiterung des Kriteriums sinnvoll, so dass ein Mond dann als Doppel- oder Mehrfachplanet(oid) angesehen werden soll, wenn der gemeinsame Schwerpunkt ausserhalb des Hauptplaneten liegt. Ich sehe einfach dass Problem, dass die derzeit 5 bekannten Kuipergürtel-Planetoiden grösser als Charon aber kleiner als 2000 km dann ebenfalls einen Planeten-Status erhalten sollten (also Quaoar, Sedna, Orcus, “Santa“ und “Easterbunny“).
Viele Worte, aber wo liegt eigentlich das Problem ?
Nun, das Problem liegt doch da, dass die 2000 km-Grenze als willkürlich angesehen wird; man will sie also durch ein durchmesser-unabhängiges Kriterium ersetzen und da bietet sich das Kugelpostulat geradezu auf natürliche Weise an. Allerdings hat das zur Folge, dass es in unserem Sonnensystem über 50 etwa “kugelförmige“ Planetoiden gibt und bei den grössten stellt sich dann natürlich zwangsläufig die Frage, warum ihnen ein Planetenstatus vorenthalten bleiben soll. Nun kommt noch ein kultureller Aspekt hinzu: Die Planeten, früher einmal die Wandelsterne, spielen eine herausragende Rolle im Bewusstsein der Menschen: Sie sind es, die die statische Ordnung des Kosmos durchbrechen, nach ihnen sind die Wochentage benannt, an die sich sogar der jüdisch/christliche Schöpfergott im ersten Mose-Buch wie selbstverständlich hält und selbst bei der Entdeckung des Uranus kam zunächst niemand auf die eigentlich nahe liegende Idee, dass man hier einen neuen Planeten gefunden haben könnte, zu stark verwurzelt war das “Wissen“, dass es nur 7 Wandelsterne und folglich 6 Planeten geben kann. Und bis heute lesen zahlreiche Menschen regelmässig ihre Horoskope.
Somit erscheint dieser Planetenbegriff schützenswert – man will nicht “viele“ Planeten haben, sondern Planeten sollen etwas ganz besonderes sein. Mit dem Kriterium, dass ein Planet in seinem Bereich der wichtigste Himmelskörper sein soll, konnte man diese grosse Zahl wieder reduzieren, allerdings fallen dann auch der Pluto und “Xena“ aus der Planetenliste heraus, so dass dieses Kriterium als “zu stark“ empfunden wird. Und ein wirklich gutes Kriterium “dazwischen“, das nicht wieder willkürliche Zahlen enthält, wurde eben noch nicht gefunden.
Natürlich würde auch mir eine Zahl 12 “gefühlsmässig“ gut gefallen – 12 Stämme Israels, 12 Apostel, 12 Monate – warum nicht 12 Planeten ? – Man könnte also den Pluto als Planeten beibehalten und jetzt nur die “Xena“ als neuen Planeten aufnehmen; somit könnte man zwei weitere Plätze für mögliche Neuentdeckungen reservieren. Und wenn man keine findet, vielleicht den Quaoar (grösster klassischer KBO) und die Sedna (grösster sedna-artiger KBO) oder aus welchem Grund auch immer die Ceres als grösste Vertreterin der Hauptgürtel-Planetoiden und den Plutomond Charon in die Liste aufnehmen.
Freundliche Grüsse, Ralf