Neun Planeten! Vorläufig!
Webmaster schrieb:
Die Aufregung ist groß: Astronomen, so verkündete die ja derzeit nicht gerade mit Erfolgsmeldungen gesegnete amerikanische Raumfahrtbehörde NASA, haben den zehnten Planeten entdeckt. Hoffentlich lässt sich die Internationale Astronomische Union von dem ganzen Trubel nicht beirren und kategorisiert 2003 UB313 als das, was es ist: als Objekt des Kuiper-Gürtels.
Das ist schon ein herausfordernder Standpunkt! Ich lasse jetzt hier mal weg, dass das ein von der NASA (misch-)finanziertes Programm ist, dass uns einen erheblichen Erkenntnisgewinn beschert hat. Denn um den Erkenntnisgewinn sollte es v.a. gehen!
Zunächst zum Bekenntnis!
Würden wir noch an den astronomischen Ursprüngen verharren, wäre 2003 UB313 selbstverständlich ein Planet, also ein "Wandelstern", der sich vom Rest (Fixsterne) durch seine Eigenbewegung verraten hat. Die Erde war damals keiner, daran sollte erinnert werden, und wurde erst zum primus inter pares durch die Zersetzung des Dogmas des geozentrischen Weltbildes durch Kopernikus, Galilei, Kepler et al.!
Das Weltbild war seinerzeit in Ordnung, aber aus unserer Sicht nicht zufriedenstellend. Der Term "Planet" hat sich erhalten, seine wissenschaftliche Fundierung hat sich gewandelt. Wie allgemein bekannt, treten die ersten ernsthaften Hypothesen über die Planetenbildung - nach ersten Ansätzen im 17. Jhdt. (Descartes) - im 18. Jhdt. auf (Kant, Laplace), die gewisse Ähnlichkeiten mit modernen Theorien aufweisen. Die Planeten sind nicht mehr nur da, sondern sind entstanden (physikalisch erklärbar!), diese Eigenschaft geht auf den Term über. Nicht so bekannt ist vielleicht, dass sog. Katastrophentheorien (Jeans, Chamberlain) Planeten als Produkte von Gasmassen erklären, die bei nahen Sternvorübergängen aus der Sonne gerissen wurden. Zusätzlich waren im Angebot, dass Planeten aus Materie bestehen, die die Sonne auf ihrem Weg durch das All aufgesammelt hat. Diese haben sich bis in die erste Hälfte des 20. Jhdt. gehalten, also bis in die Entdeckungszeit Plutos.
Uranus ist ein Abfallprodukt von Herschels Suche nach der Sternparallaxe und wurde von ihm zunächst als Komet gemeldet; dass es ein Planet werden würde, hat ihn selbst überrascht. Ceres wurde als der fehlende Planet verkündet, der sich aus der harmonischen Ordnung der Titius-Bode-Reihe ableiten ließ; dieser Status wurde zurückgezogen als sich dieses Objekt als einer unter vielen Asteroriden erwies (das ist also schon mal passiert!). Die "Akte" Neptun ist bekannt und auch die Entdeckung von Pluto 1930 ist ein Beispiel, dass man Planeten nicht einfach mehr im Teleskop erspäht, sondern aufgrund der gestörten Himmelsmechanik zunächst mathematisch "entdeckt".
Seitdem nur noch unbestätigte Spekulationen über den Planet X, ob innerhalb der Merkurbahn (Vulkan) oder den Transpluto.
Zusammenfassend bis einschließlich der Entdeckung von Pluto, kann behauptet werden, dass die Planeten einfach als Planeten wahrgenommen wurden. Gemeinsam haben sie die Identifikation über die himmelsmechanischen Eigenschaften: ein Planet war, dessen Bewegung man sehen und dessen Ephemeriden man berechnen konnte! Als Pluto entdeckt wurde, waren zwar die Kometen mit mittleren Perioden bekannt, nicht aber der (Edgeworth-)Kuiper Belt. Einzig die Bahnelemente des neunten Planeten hätten zu Zweifeln führen können, angesichts des Erfahrungshintergrunds aber nicht ganz so hartnäckig wie heute!
Wie die antiken 5 über Jahrtausende hinweg sind mittlerweile auch die restlichen 3 kulturelles Gemeingut des modernen Menschen geworden (+1 - die Erde irgendwie auch!). Wie die Wissenschaft auch in ihren Analysen weiter voran schreiten wird, in der kulturellen Dimension wird es nicht weniger als neun Planeten geben, eher mehr, wenn weitere Objekte gefunden werden sollten, die in ihren Eigenschaften den inneren Planeten ähneln könnten.
Pluto kann daher nur der neunte Planet bleiben!
(Fortsetzung folgt)