Hallo,
SpiderPig schrieb:
Also kann an ähnlichen Orten Leben außerhalb der Erde existieren.
Sicher. Aber Sulfatreduktion allein reicht dazu nicht aus. Neben der Energiequelle müssen noch andere Stoffe vorhanden sein, um Zellteilung und damit auch Vermehrung bewerkstelligen zu können - also Verbindungen aus Kohlenstoff, Stickstoff, Schwefel und Phosphor, die sich mit Wasser irgendwie in Proteine, Nukleotide, Lipide und Saccharide umwandeln lassen und damit dem Organismus in verwertbarer Form zur Verfügung stehen. Mit anderen Worten: Die Salzwasserblase muss Bodenkontakt haben, um aus dem Mineralfundus der Gesteinsunterlage die benötigten Materialien herauszulösen.
Artikel schrieb:
Weil es in ihrer unterirdischen Heimat kein Tageslicht gibt, können die Mikroben keine Photosynthese betreiben - ganz im Gegensatz zu ihren Vorfahren, die vermutlich im Meer lebten.
Ein wunderschönes Beispiel für natürliche Auslese - die Bakterienstämme, die mit der Reduktionskost etwas anfangen konnten, blieben übrig. Der Rest - ...
Allerdings ist einschränkend zu sagen, dass Chemosynthese als Alternative zur Photosynthese bei Bakterien keine Seltenheit ist. Insofern ist der Fund in der Antarktis keine wirkliche Überraschung. Und was den Salzgehalt betrifft: Bakterien gibt es sogar im Toten Meer, wo der Salzgehalt noch einmal um das Dreifache erhöht ist. Die schlappen 9% im Antarktis-See dürften echten Halophilen wie eine Frischwasserkur vorkommen.
Experten in Schmalkost sind die Lithophilen. Sie greifen ebenfalls auf Eisen-Ionen zurück und finden sich kilometertief in Gesteinsklüften. Da hätten die Antarktisbewohner wahrscheinlich ernste Schwierigkeiten, mitzuhalten, denn die haben wenigstens reichlich Wasser.
Die Aussage:
Artikel schrieb:
"Ich kenne auf der gesamten Erde keine vergleichbaren Bedingungen."
muss man daher relativieren. Ist wahrscheinlich nur ein PR-Gag. So wie auch das hier:
Artikel schrieb:
Außerdem unterstütze die Entdeckung die These, dass es auch auf anderen eisbedeckten Planeten oder Monden, wie etwa dem Jupiter-Mond Europa, Leben geben könnte.
Nichts gegen die These, aber deine Frage greift tiefer:
SpiderPig schrieb:
Nur ob es dort auch entstehen kann?
Genau da liegt des Pudels Kern. Die (immer noch rein hypothetische) Präsenz von Lebewesen auf Europa ist auch erklärbar mit einem Transport von irdischen Mikroben via Meteorit als Folge eines großen Impakts auf der Erde. Insbesondere die Art
Deinococcus radiodurans ist äußerst belastbar und könnte ein solches Szenario weitgehend unbeschadet überstehen. Der Ozean und die Eisdecke auf Europa bieten dann hinreichend gute Bedingungen, um sich dort auszubreiten und verschiedenste Lebensräume zu besiedeln. Eine Analyse der biochemischen Grundlagen von möglichen Europa-Mikroben dürfte sehr schnell Auskunft über ihre Herkunft geben.
Dass auf Europa Lebewesen
entstehen konnten, halte ich für sehr unwahrscheinlich. Dort gibt es schlicht zu viel Wasser. Dass auf Europa Lebewesen
bestehen konnten (nachdem sie über Meteoriten eingeschwebt sind), halte ich für denkbar, aber nicht für sonderlich überraschend - aller bevorstehenden Sensationsmacherei zum Trotz, die uns noch bevorsteht, wenn ein solcher Nachweis eines fernen Tages tatsächlich gelingen sollte. Eine echte Sensation wäre für mich, wenn man Lebewesen nachweisen könnte, die auf einer anderen Biochemie basieren, denn die können nicht von der Erde stammen ...
Viele Grüße!