Miora schrieb:
Wichtig ist dann natürlich zu wissen, wie hoch die Temperaturen dort wirklich sind. Man darf ja nicht den Fehler machen und die Temperatur eines Teilchens auf eine "Umgebung" übertragen. Mögen die Teilchen noch so hohe Temperaturen aufweisen, muss man beachten, dass die Teilchendichte sehr gering ist. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass ein "Vakuum mit verirrten Teilchen" Gegenstände (Planeten) erwärmen können. Ausserdem dachte ich, dass das Abremsen des Sonnenwindes erst in noch grösserer Entfernung stattfindet.
Aber ich spekuliere nur, bestimmt weiss jemand genaueres...
Gruss,
Micha
Eine Erwärmung größerer Orbitalkörper da draußen ist ausgeschlossen.
Wie hier schon richtig gesagt wurde sind das Teilchentemperaturen im Plasma des Sonnenwindes bzw. im Gemisch mit interstellarer Materie. Durch das Aufeinanderprallen der Sonnenwindteilchen mit dieser interstellaren Materie heizen sich die Teilchen durch Abbremsung auf und werden auch dichter, aber die Dichte hat natürlich nicht im entferntesten etwas von einer Atmosphäre.
Dieser Grenzbereich wird in der Regel mit zwei Übergängen bezeichnet: Am sog. 'Termination Shock' vermischt sich schon die vom Sonnenwind erzeugte Blase mit der interstellaren Materie zum sog. 'Heliosheath'. Danach kommt der sog. 'Bow Shock' an dem endgültig die 'Heliosphäre' (und hier schon vermischt) an der 'Heliopause' vom interstellaren Gas gestoppt wird. Man vermutet, dass Voyager 1 gerade durch den 'termination Shock' dringt, in einer Entfernung von ca. 94 AU. Der 'Shock Bow' wird in einer Entfernung bis ca. 230 AU vermutet. Ich verweise hier mal auf den Artikel auf astronews.com:
http://www.astronews.com/news/artikel/2005/05/0505-017.shtml
Das Plasma kann - soweit ich das jetzt richtig zusammenbekomme - Energie nur über Röntgen- oder Synchrotonstrahlung abgeben. Und das ist was anderes als eine Mikrowelle oder ein Rotlichgerät. Stoß- und Rekombinationsprozesse (wie in einem normalen klassischen Gasgemisch) finden aufgrund der geringen Dichte auch nicht in nennenswertem Umfang statt.
Das ist ähnlich wie bei der Sonnenkorona, die eine Teilchentemperatur von 1-5 Mio. K hat. Die abgehende Synchrotonstrahlung transportiert aber nicht genug Energie, um die Koronatemperatur effektiv zu senken! Die Teilchentemperatur des Sonnenwinds in Erdnähe beträgt ~ 20.000 K, aber auch da wird nichts geröstet, nichtmal der Mond, der kein Magnetfeld hat. Und auch Voyager 1 funkt noch munter weiter.
2003 UB313 würde mit seiner Apheldistanz zumindest den 'Termination Shock' durchlaufen (vorausgesetzt diese Grenze wäre kugelförmig), Sedna mit seiner Apheldistanz von ~ 915 AU bewegt sich zeitweilig auch im interstellaren Raum und durchquert also mehrfach die 'Heliopause'.
Wie es also aussieht, würde ich lebensfreundliche Umstände da draußen nicht vermuten. Keine warme Pizza, die zum Biotop aufsteigen könnte, dafür ein erhebliches Bombardement aus einem recht ungesunden Strahlenmix!