Kosmologie: Neuer Blick auf die großräumigen Strukturen im lokalen Universum

antaris

Registriertes Mitglied
Dimension(en), z.B. in Art von Kaluza-Klein oder doch der Stringtheorie zusätzliche einzuführen?
Könnte denn mit dem ADM Formalismus eine 5D (Kaluza-Klein?) Variante realisiert werden? 5D induziert 4D Einstein (als 4D Hyperflächen des 5D-Raums) und 4D Einstein induziert 3D ADM oder ist das dann wieder zu spekulativ?

Mir scheint als müsse ein übergeordneter Formalismus gefunden werden, aus dem unser sichtbares/messbares Universum hervorgeht. Dieser muss aber in Teilen erdacht werden aber wie weit darf bei solchen Überlegungen von der Empirie Abstand genommen werden?
 
Zuletzt bearbeitet:

ralfkannenberg

Registriertes Mitglied
Ja natürlich, die Wahrscheinlichkeit, dass es anders wäre ist äußerst gering
Hallo Antaris,

nein, dem stimme ich nicht zu. Aber es ist Teil des wissenschaftlichen Fortschrittes.

Natürlich aber scheinbar kommt die Wissenschaft an einen Punkt, wo sie mehr erklären will aber keine Möglichkeit hat diese Erklärungen zu prüfen oder gar zu verfeinern. Wie soll der Weg zum eigentlichen Tellerrand gefunden werden?
Indem man beispielsweise die noch ungelösten Probleme im Allerkleinsten löst, und da hat man durchaus auch experimentellen Zugriff drauf. Beispielsweise in der Physik jenseits des Standardmodells; ganz gut verstanden sind beispielsweise die Neutrino-Oszillationen. Vielleicht findet man etwas Konkretes betreffend Dunkler Materie. Ok, Dunkle Energie ist wohl noch etwas Zukunftsmusik, und die Inflation ohnehin. Vielleicht findet man etwas zu den GUTs, also der Vereinheitlichung der starken Wechselwirkung mit der elektroschwachen Wechselwirkung, noch ganz ohne Gravitation. Oder zum Materieüberschuss zur Antimaterie.

Es gibt da noch einiges, das unserer Forschung zugänglich ist. Auch Axionen, sterile Neutrinos, vielleicht doch noch etwas Kluges zur Supersymmetrie, was wir heute noch nicht wissen.

Es geht ja nicht um Annahmen, dass die physikalischen Gesetze im Andromedanebel die gleichen wie in der Milchsstrasse sind oder nicht, sondern wie die physikalischen Gesetze außerhalb der überprüfbaren Gültigkeitsbereiche gestaltet sind.
Auch hier sei ein historisches Beispiel genannt: ca. 1915, die beiden Sterne 40 Eridanus B und Sirius B. Beide in Sonnennähe, schon damals konnte man ihre Abstände mit Parallaxen bestimmen.

Es war offensichtlich, dass beide Sterne rote Zwergsonnen sein müssen, denn alle Sterne in Sonnennähe in dieser scheinbaren Helligkeit sind rote Zwergsonnen. Ein Stück weit bedauere ich, dass ich damals nicht gelebt habe, denn die Bestimmung des Spektrums beider Sterne ergab eine wissenschaftliche und heute längst in Vergessenheit geratene Sensation: die beiden waren nämlich keineswegs rote Zwergsonnen, sondern gleissend weisse Sterne. Absolut unerklärbar, absolut absurd. Und dann hat man mit "Maanen 2" noch einen dritten solchen Stern entdeckt, heute heisst der "van Maanens Stern". - heute weiss man: das sind Weisse Zwergsterne, also Weisse Zwerge, Sterne mit entarteter Materie, die keineswegs auf der Hauptreihe liegen und auch nicht auf den diversen Riesenästen.

Und ja: so funktioniert Wissenschaft.

Außerhalb der prüfbaren Gültigkeitsbereich meine ich ja gerade die hoffnungslosen Fälle, z.B. bei hochenergetischen Prozessen.
Warum so pessimistisch ? Ich habe einige "Zauberworte" dazu schon oben erwähnt: GUTs, Supersymmetrie ,... Erweiterung des Standardmodells usw.

Bei kleineren Erfolgen ist die frage, ob diese so schwer liegen um eine Mehrzahöl Expwerten zu überzeugen, wo doch fast jeder voreingenommen von seiner eigenen Überzeugung ist.
Ich denke, das siehts Du zu pessimistisch. Die Mehrzahl der Experten wird es doch kaum erwarten können, noch zu ihren Lebzeiten Lösungen zu den Problemen zu erfahren, mit denen sie sich ihr Leben lang beschäftigt haben.

Ich bin nun 63 Jahre alt. Werde ich jemals Nahaufnahmen der Eris, des früheren 10.Planeten zu sehen bekommen ? Oder der Sedna ? Wohl eher nicht. Aber vielleicht noch eine Landung auf dem Jupitermond Europa ? Ich war 18 Jahre alt, als ich erstmals Nahaufnahmen von Europa zu sehen bekam, wobei mich damals die feuer-orangerote Io mehr begeistert hat als die schneeweisse Europa.

Aber beide waren "geil" - ich bitte die Wortwahl zu entschuldigen. Ganymed, Kallisto - auf den ersten Blick "nur" zwei grössere Ausgaben unseres Erdmondes. Aber Io, Europa ? Und vielleicht erlebe ich ja noch eine Vorort-Landung auf Europa.

Nehmen wir Pluto: hätten wir diese lichtfreundliche Welt erwartet, die uns die New Horizons-Mission vermittelt hat ?


Freundliche Grüsse, Ralf
 

antaris

Registriertes Mitglied
Hallo Ralf,

nein, dem stimme ich nicht zu. Aber es ist Teil des wissenschaftlichen Fortschrittes.
Wirklich? Ich wüsste nicht warum die physikalischen Gesetze in der Andromedagalaxie anders sein sollten, wie hier bei uns. Könntest du deine Sichtweise bitte kurz erläutern?
Indem man beispielsweise die noch ungelösten Probleme im Allerkleinsten löst, und da hat man durchaus auch experimentellen Zugriff drauf. Beispielsweise in der Physik jenseits des Standardmodells; ganz gut verstanden sind beispielsweise die Neutrino-Oszillationen. Vielleicht findet man etwas Konkretes betreffend Dunkler Materie. Ok, Dunkle Energie ist wohl noch etwas Zukunftsmusik, und die Inflation ohnehin. Vielleicht findet man etwas zu den GUTs, also der Vereinheitlichung der starken Wechselwirkung mit der elektroschwachen Wechselwirkung, noch ganz ohne Gravitation. Oder zum Materieüberschuss zur Antimaterie.

Es gibt da noch einiges, das unserer Forschung zugänglich ist. Auch Axionen, sterile Neutrinos, vielleicht doch noch etwas Kluges zur Supersymmetrie, was wir heute noch nicht wissen.
Da stimme ich zu. Wir wissen nicht was morgen entdeckt wird oder welche neue Technologie neue Entdeckungen ermöglicht. Die vielen von mir sehr geschätzten Diskussionen, gerade auch mit TomS, zeigten mir aber die Grenzen der Empirie und das es nichts bringt von der Falsifizierbarkeit abzurücken bzw. sich in Spekulationen zu verfangen.
Auch hier sei ein historisches Beispiel genannt: ca. 1915, die beiden Sterne 40 Eridanus B und Sirius B. Beide in Sonnennähe, schon damals konnte man ihre Abstände mit Parallaxen bestimmen.

Es war offensichtlich, dass beide Sterne rote Zwergsonnen sein müssen, denn alle Sterne in Sonnennähe in dieser scheinbaren Helligkeit sind rote Zwergsonnen. Ein Stück weit bedauere ich, dass ich damals nicht gelebt habe, denn die Bestimmung des Spektrums beider Sterne ergab eine wissenschaftliche und heute längst in Vergessenheit geratene Sensation: die beiden waren nämlich keineswegs rote Zwergsonnen, sondern gleissend weisse Sterne. Absolut unerklärbar, absolut absurd. Und dann hat man mit "Maanen 2" noch einen dritten solchen Stern entdeckt, heute heisst der "van Maanens Stern". - heute weiss man: das sind Weisse Zwergsterne, also Weisse Zwerge, Sterne mit entarteter Materie, die keineswegs auf der Hauptreihe liegen und auch nicht auf den diversen Riesenästen.

Und ja: so funktioniert Wissenschaft.
Damals war es aber schon noch denkbar entsprechende Teleskope oder Detektoren zu bauen. Das Technologiezeitalter war in den Kinderschuhen. Das ist heute anders aber dennoch zeigt der Thread "Effekte an der Schnittstelle der ART und QM" das noch Experimente denkbar sind, die zumindest das Geheimnis ein wenig lüften könnten.
Warum so pessimistisch ? Ich habe einige "Zauberworte" dazu schon oben erwähnt: GUTs, Supersymmetrie ,... Erweiterung des Standardmodells usw.
Weil all die Hypothesen immer mehr wackeln, anstelle gefestigt zu werden. Das kann natürlich auch auf Erkenntnisse führen, wenn man anfangen kann bestimmte Dinge explizit ausschließen zu können.
Ich denke, das siehts Du zu pessimistisch. Die Mehrzahl der Experten wird es doch kaum erwarten können, noch zu ihren Lebzeiten Lösungen zu den Problemen zu erfahren, mit denen sie sich ihr Leben lang beschäftigt haben.
Es gibt hunderttausende neue Ideen und jede Idee muss von irgendjemanden überprüft werden. Ist es nicht irgendwie der Situation perfekt beschreibend, dass der Physik-Nobelpreis an Forscher von KI's ging? Vielleicht finden die ja irgendwann den Weg zum tellerrand aber daran glaube ich irgendwie auch nicht. Wir dürfen nicht ausschließen, dass es uns prinzipiell unmöglich ist zur einzig wahren Erkenntnis zu gelangen.
Ich bin nun 63 Jahre alt. Werde ich jemals Nahaufnahmen der Eris, des früheren 10.Planeten zu sehen bekommen ? Oder der Sedna ? Wohl eher nicht. Aber vielleicht noch eine Landung auf dem Jupitermond Europa ? Ich war 18 Jahre alt, als ich erstmals Nahaufnahmen von Europa zu sehen bekam, wobei mich damals die feuer-orangerote Io mehr begeistert hat als die schneeweisse Europa.

Aber beide waren "geil" - ich bitte die Wortwahl zu entschuldigen. Ganymed, Kallisto - auf den ersten Blick "nur" zwei grössere Ausgaben unseres Erdmondes. Aber Io, Europa ? Und vielleicht erlebe ich ja noch eine Vorort-Landung auf Europa.

Nehmen wir Pluto: hätten wir diese lichtfreundliche Welt erwartet, die uns die New Horizons-Mission vermittelt hat ?
Ja das sind alles Erkenntnisse aber diese zu erlangen war nicht vollkommen utopisch. Vielleicht habe ich einfach zu hohe bzw. unrealistische Erwartungen an die Wissenschaft. ;)
Darüber hatte ich bisher nie sorichtig nachgedacht.

Von all dem abgesehen finde ich es super in die ganzen Themen einzutauchen und Stück für Stück mehr verstehen zu können. Ich finde es auch super, dass dieses Wissen aus freien Stücken geteilt und mit Hingabe erläutert wird. Auch die eigenen Positionen mit anderen zu vergleichen und ein Stück weit gemeinsames lernen, empfinde ich als sehr positiv und hoffnungsstiftend in einer Zeit die wieder vermehrt durch Hass, Tot und Trauer geprägt wird. Es fällt mir aber im allgemeinen schwer optimistisch in die Zukunft zu schauen.
 

TomS

Registriertes Mitglied
Könnte denn mit dem ADM Formalismus eine 5D (Kaluza-Klein?) Variante realisiert werden? 5D induziert 4D Einstein (als 4D Hyperflächen des 5D-Raums) und 4D Einstein induziert 3D ADM oder ist das dann wieder zu spekulativ?
Ja. Letzteres.

ADM ist kein Geheimnis, einfach eine mathematisch äquivalente Umformulierung, die näher an der Anschauung dran ist als die üblicherweise verwendete.
 

ralfkannenberg

Registriertes Mitglied
Ich wüsste nicht warum die physikalischen Gesetze in der Andromedagalaxie anders sein sollten, wie hier bei uns. Könntest du deine Sichtweise bitte kurz erläutern?
Hallo Antaris,

natürlich bin auch ich davon überzeugt, dass die physikalischen Gesetze in der Andromedagalaxie gleich wie bei uns sind. Aber warum glauben wir das ?

Weil wir gewisse Annahmen zur Universalität treffen, die uns plausibel erscheinen, die wir aber nicht beweisen können.

Meines Wissens können wir beispielsweise nach wie vor nicht beweisen, dass der Andromedanebel primär aus Materie und nicht aus Antimaterie besteht, obgleich diese Vorstellung eines Andromedanebels aus Antimaterie mir völlig absurd erscheint.

Und wenn sich herausstellt, dass der Andromedanebel primär aus Antimaterie besteht, dann würde auch die Frage nach dem Materieüberschuss im Universum gegenüber der Antimaterie in völlig neuem Licht dastehen.

Vermutlich können wir nicht einmal ausschliessen, dass das Sternsystem von α Centauri primär aus Antimaterie besteht. Meines Wissens überschneiden sich die Oort'schen Wolken beider der Sonne und von α Centauri, d.h. da könnte man evtl. etwas ansetzen. Aber wir wissen ja nicht einmal, ob es die Oort'sche Wolke überhaupt gibt. Und selbst wenn da so ein Komet aus Antimaterie von der anderen Oort'schen Wolke durch unser Sonnensystem fliegt würde man das vermutlich gar nicht bemerken, ja vermutlich nicht einmal, wenn der in der Sonne als Sungrazer verdampft.

Was ich sagen will: wir gehen davon aus, dass unser Universum primär aus Materie besteht, und diese Annahme ist auch hoch-plausibel, aber wirklich beweisen können wir das meines Wissens nicht.

Unser Sonnensystem dürfte wohl primär aus Materie bestehen - dafür spricht auch, dass ausnahmslos jede Landung/Aufprall einer Sonde auf einem Mitglied unseres Sonnensystems (Mond, Mars, Venus, Saturnmond Titan, diverse Kometen und Planetoiden) zu keiner Annihilation geführt hat.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

antaris

Registriertes Mitglied
Hallo Ralf,

dazu eine kleine Anekdote meinerseits.

Ich war ungefähr 10 Jahre alt, als ich auf dem Beifahrersitz mit meiner Mutter im Auto irgendwo hingefahren bin. Vorne war, wie früher üblich, ein Zigarettenanzünder, der mich immer mal wieder faszinieerte. Genau an diesem Tag drückte ich ihn während der Fahrt rein, zog ihn nach dem klicken heraus und betrachtete die rot leuchtende Spirale darin. Ich fragte mich tatsächlich, ob das wirklich richtig heiß ist "oder nur so aussieht". Mir war natürlich klar, dass man damit Zigaretten anzünden kann. Als ich dann meinen rechten Zeigefinger aber an die rot leuchtende Spirale drückte, das kurze Zischen hörte und ich ein wenig verschmorte Haut gerochen hatte, da war mir wirklich vollkommen klar, wie dumm das war und dass rot leuchtende Dinge, die Hitze abgeben, sehr wahrscheinlich zu heiß für einen Zeigefinger sind und dies nicht notwendigerweise lokal an der Hitzequelle "gemessen" werden muss.
Still und heimlich kurbelte ich das Fenster ein wenig herunter, hielt meinen Zeigefinger zum kühlen raus und "biss die Zähne" zusammen. Die Spirale des Zigarettenanzünder konnte ich mir dann noch ein paar Tage auch außerhalb des Autos anschauen. Meine Mutter hat von alldem gar nichts mitbekommen.

Auf das Thema hier bzw. den mich im allgemeinen interessierenden Themen übertragen, mache ich noch ganz andere Analogieschlüsse. Zum Beispiel muss in meiner Gedankenwelt z.B. eine unphysikalische Singularität durch etwas ersetzt werden, das mit physikalischen Mitteln beschrieben werden kann. In dem Zusammenhang mache ich einen Analogieschluss auf das Prinzip der Kausalität, mit dem Wechselspiel aus Ursache und Wirkung. Ich treibe das so weit, dass es keinen endlichen Zeitpunkt mit der Anfangsbedingung t=0 geben kann.

Bei einem rot glühendem wärmeabstrahlenden Ding scheint es viel verständlicher, dass dieses heiß ist (egal wie weit entfernt). Trotz der deterministischen ART und der Wellengleichungen scheint dies aber, wegen der Wahrscheinlichkeitsverteilung bei Quantenmessungen, eben nicht so einfach vermittelbar zu sein. Die Erkenntnisse von z.B. Prof. Neumaier im ganz kleinen könnten aber irgendwann auch dazu führen im ganz Großen nach dem Ausschlussprinzip arbeiten zu können.
 

ralfkannenberg

Registriertes Mitglied
und betrachtete die rot leuchtende Spirale darin.
Hallo Antaris,

ich war 17 Jahre alt, Grundkurs Chemie 12.Klasse, und wir machten eine Führung in der Aluminiumhütte.

Vor mir lag ein wunderschöner rot-orange farbener kleiner Würfel; ich frug mich, was das ist, bückte mich und hob ihn auf, um ihn mir genauer anzuschauen.

Ich fragte mich tatsächlich
Ich muss gestehen. dass ich mich in diesem Moment rein gar nichts frug, und auch der seltsame Geruch hat mich nicht weiter beeindruckt. Dann sah ich zufällig das vorbeifliessende flüssige Aluminium in den Trögen, und ja - das hatte dieselbe Farbe. - Das war der Moment, in welchem mein Unterbewusstsein reagierte und mich den Würfel sofort auf den Boden fallen liess. Mein Bewusstsein hat mich dann zum nächsten Wasserhahn geführt, dort gab es auch Becher und einen solchen habe ich mit kaltem Wasser gefüllt und Daumen und Zeigefinger den Rest der Führung hineingehalten. Weh getan hat das ganze nicht und Brandblasen habe ich zu meiner grossen Überraschung auch nicht bekommen. Offenbar hatte ich zu meinem grossen Glück nur den äussersten Teil der Hornhaut beider Fingerspitzen abgeschmorgelt, auch ein Arztbesuch war nicht erforderlich.

Weitaus schmerzhafter und mit (allerdings eher kleinen) Brandblasen war es wenige Wochen später im Physikunterricht - da haben wir eine blinkende Leuchtdiode gemacht (mit der ich meinem damaligen Schwarm an der Klassenparty imponieren wollte). Da das so eine Feinarbeit war und der Lötkolben irgendwie so grob habe ich den Lötkolben ganz vorne, also vor der Isolierung angefasst, damit ich ihn besser führen konnte.

Ich denke aber, dass zwei Verletzungen während 13 Jahren Schule keine so schlechte Bilanz sind; dass diese innerhalb weniger Wochen passierten war allerdings wohl doch eher ungewöhnlich.


Bei weiterem Interesse an Malheurs kann ich auf das Physikpraktikum für Vorgerückte im 3. und 4.Semester verweisen, beispielsweise Quecksilber in meinem schönen Wollpullover oder das Hochkomprimieren von Kohlendioxid weit über das (rot markierte) Maximum hinaus, so dass der Zeiger wieder bei der 0-Marke anschlug, nur von der anderen Seite. Beim nachfolgenden Knall, als ich die beiden Ventile öffnete, kamen dann sogar die beiden Assistenten angelaufen, aber immerhin war das ganze dahingehend erfolgreich, dass die lästigen Luftblasen im Kohlendioxid-Röhrchen endlich weg waren - mit mal vorsichtig Dagegenklopfen sind die nämlich geblieben - und ich mit dem Experiment anfangen konnte.

Ein Mathematikstudium hat da also schon seine Vorteile - da passieen einem solche Vorfälle nicht.


Freundliche Grüsse, Ralf
 
Zuletzt bearbeitet:

antaris

Registriertes Mitglied
Hallo Ralf,

ich betreute viele verschiedene Kunden, erst als Techniker und dann im Vertrieb und der Projektleitung, darunter z.B. eine Aluminiumgießerei und auch mehrere Stahlwerke. Ich konnte durch meinen damaligen Job viele Einblick in verschiedenste Industrien von A-Z, Forschungszentren (IPP Greifswald, AIP Potsdam, Bessy Berlin) und verschiedene Orte/Kulturen gewinnen. In vielen Fällen hatte mein Job mit naturnahen Kräften zu tun, darunter vor allem das Heben und Transportieren von teils sehr hohen Lasten und das manchmal unter den unmöglichsten Bedingungen. Ich hatte aber auch viel mit Regelungstechnik, Automatisierung, fehlersichere Steuerungen zu tun. Ich konnte mir anschauen, wie es knallt, raucht, spritzt und bebt, wenn z.B. der Schmelzofen in einem Elektrostahlwerk den Stahl einschmilzt. Der höchste Kran den ich betreut habe ist auf dem Berliner Fernsehturm. Das ist ein Rundlaufkran auf ca. 270m Höhe direkt über den Berliner Alexanderplatz...nur ganz wenige Menschen können dort oben die Aussicht genießen. Für Privatleute ist es unmöglich dort hinzugelangen.

Als jugendlicher habe ich viel mit Elektronik rumgebastelt und irgendwann mitbekommen, dass Kondensatoren (Elkos) platzen und stinken, wenn man direkt eine Spannung anlegt. In der Ausbildung konnte ich damit bei meinen Azubi-Kollegen Eindruck schinden. :cool:
Der Versuch beim hobbymäßigen rumbasteln eine Leitung an eine Knopfzelle anzulöten, endete zum Glück nur beim Augenarzt und nicht gleich in der Klinik. Da hatte ich viel Glück gehabt!
Während meiner beruflichen Beschäftigung hatte ich auch das ein oder andere Erlebnis mit den Kräften der Natur. Bei einer Inbetriebnahme eines Krans im Stahlwerk Kotowice in Polen sind mir gestapelte Stahlbrammen bzw. Grobbleche mit 100t Gesamtgewicht, samt Schwerkraftzange am Hubwerk durchgerutscht...die Bremse war nicht richtig eingestellt. Zum Glück ist so ein Stahlwerkskran äußerst robust konstruiert und der Boden war geschottert. Es gab ein kurzes Beben und die Bremsscheibe und die Beläge strahlten in hellroten Licht und fingen förmlich an zu verdampfen. Das waren aber die einzigen Teile, die ersetzt werden mussten.
Bei einer Fehlersuche an einem Frequenzumrichter eines Hubwerks um die 100kW Nennleistung, ist mir dieser direkt vor mir mit einem lauten Knall und hellen Blitz ins Frequenzumrichter-Nirvana hinübergegangen. Zum Glück sonst nix weiter passiert und ich musste nicht länger einen Fehler suchen.

Das waren nur ein paar ausgewählte Beispiele aber es gibt Branchen, wie eben z.B. Servicedienstleister für Krananlagen, in denen es sich einigermaßen gefährlich arbeiten lässt und nicht nur manchmal gute Nerven und ein klarer Sachverstand sehr hilfreich sind. Als Mathematiker stelle ich mir das Arbeitsleben dagegen dann doch sehr viel ruhiger und planbarer vor.
 
Zuletzt bearbeitet:

ralfkannenberg

Registriertes Mitglied
endete zum Glück nur beim Augenarzt und nicht gleich in der Klinik. Da hatte ich viel Glück gehabt!
Hallo Antaris,

meine Mutter hat sich auch immer für die Sterne interessiert und bei der partiellen Sonnenfinsternis 1976 die "brilliante" Idee, die SoFi von blossem Auge (!!!) anzuschauen. Ich hätte das ja nicht für möglich gehalten, aber sie hat es tatsächlich richtig gesehen - sie hat mir dann aufgemalt, was sie gesehen hat, und das war richtig.

Viel besser war ich übrigens auch nicht: ich habe ein Geodreieck unter über einer brennenden Kerze russgeschwärzt und mir das ganze so angeschaut - auch das soll man nicht tun. Aber irgendwie fand ich das Schulfernrohr(*), mit dem der Chemielehrer die partielle SoFi auf ein Blatt Papier projiziert hat, uncool, und viel cooler, das Ganze direkt anzuschauen.

Meine Mutter musste dann in die nächste Grossstadt in die Augenklinik; zwar hat es ihr auf der Netzthaut eine Stelle verbrannt, aber da die Brandblasen ohne Vernarbung wieder weggegangen sind konnte ihr Gehirn diese kleine Stelle kompensieren; "Vorteil" wenn man direkt beobachtet ist eben auch, dass die Pupille extem eng zusammengezogen ist. Ganz anders bei russgeschwärzten Gläsern, wo es passieren kann, dass Wärmestrahlen trotzdem durchkommen, dies durch schön geweitete Pupillen, die dann wie ein Brennglas funktionieren ...

Meine Mutter hat da also Glück gehabt.


Freundliche Grüsse, Ralf


(*) dasselbe Schulfernrohr übrigens, mit dem ich am Astronomie-Wochenende unserer Schule dann 3 Jahre später allen Interessierten astronomische Objekte wie den Mond, den Jupiter mit seinen Streifen und Monden, den Saturn mit seinen Streifen und Ringen, M13, M15, den Andromedanebel, Mizar A+B und Albireo A+B gezeigt habe; 61 Cygni wusste ich damals noch nicht, wie man den auffinden kann, und M33 auch nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:

antaris

Registriertes Mitglied
Hallo Ralf,

es gibt wohl brenzlige Momente, in denen das Glück viel größer ist, wie der Verstand. Hoffen wir, dass dies in Zukunft bei diesen bleibt.
Ich habe bei der Sonnenflecken-Beobachtung mit gleichem teleskop damals nur mein Okular verschmort aber die Projektion auf die Wand hat super funktioniert.
SoFi's habe ich durch CD's oder Rettungsdecken (beschichtete Wärmedecken) beobachtet.
 
Zuletzt bearbeitet:

Bernhard

Registriertes Mitglied
Der höchste Kran den ich betreut habe ist auf dem Berliner Fernsehturm. Das ist ein Rundlaufkran auf ca. 270m Höhe direkt über den Berliner Alexanderplatz...nur ganz wenige Menschen können dort oben die Aussicht genießen. Für Privatleute ist es unmöglich dort hinzugelangen.
Wie lange dauert da eigentlich der Auf- bzw. Abstieg? Gibt es da einen Lift oder muss der Führer jeden Tag über die Leitern rauf zum Führerhaus?
 

antaris

Registriertes Mitglied
Es gibt neben dem Besucherfahrstuhl einen zweiten Servicefahrstuhl. Beide fahren mit 6 m/s hoch. Das letzte Stück, so ca. 50 m sind dann Treppe. Man steht dann genau dort, wo die weiß/rote Spitze anfängt.
Links über der Kugel ist der Kranausleger im eingeklappten Zustand zu sehen.

fernsehturm-in-berlin.jpg
 

antaris

Registriertes Mitglied
Offtopic aber hier ein paar Ansichten von da oben. :giggle:

Treppe nach unten
IMG_4413.jpeg

Blick in die rot/weiße Spitze mit ölgekühlte Antennenkabel.
IMG_4411.jpeg

Blick aus die Spitze auf die Eingangstür vom Kran
IMG_4408.jpeg

der Kran
IMG_4402.jpeg

Alexanderplatz - Rotes Rathaus
IMG_4397.jpeg

ich glaube Blick gen Osten
IMG_4396.jpeg

Blick Richtung Westen - von vorn nach hinten ein bischen Brandenburger Tor, der Bundestag, die Siegesäule,der Funkturm und weit hinten die alte Abhörstation auf dem Teufelsberg
IMG_4387.jpeg

Blick aus dem Kransteuerstand durch das Bodensichtglas nach unten auf den Alexanderplatz bzw. dem Gelände vom Fernsehturm
IMG_4391.jpeg
 
Oben