Ich wäre dir verbunden, wenn du mir den markierten Absatz deutlicher erklären könntest. Danke!
Zunächst mal die Zusammenfassung, was prinzipiell erforderlich wäre:
- die Einsicht der Astrophysiker, anzuerkennen, dass Lambda-CDM inkl. Inflation auf zwei Hypothesen beruht – CDM und Inflation – für die i) keine unabhängigen Hinweise existierten, und die ii) jeweils eine immense (vermutlich unendliche) Klasse von Modellen zulassen, so dass bzgl. der beiden Hypothesen keinerlei falsifizierbaren Vorhersagen folgen
- die Besinnung auf wissenschaftliche Standards, insbs. das kritische Bezweifeln an der eigenen Theorie
- daraus folgt automatisch der stärkere Fokus auf Theorien, die wissenschaftlichen Standards entsprechen
Es ist doch ganz einfach:
- Trifft die Inflation tatsächlich zu, existiert also ein Modell, das nicht nur die beobachteten Effekte richtig reproduziert sondern dessen Inflatonfeld mit allen Eigenschaften wirklich existiert, so wird man i) dieses Modell in der (vermutlich unendlich großen) Klasse aller Modelle trotzdem nicht finden, und selbst wenn man es zufällig findet, wird man ii) es nicht von einer (vermutlich ebenfalls unendlichen) Vielzahl anders gearteter Modelle mit fast identischen Vorhersagen unterscheiden können. Insbs. man wird iii) keine experimentellen Tests dieses oder anderer Modelle im Zuge einer "künstlichen Inflation" durchführen können, und man wird insbs. nie iii) unabhängige weitere Tests finden.
- Trifft die Inflation nicht zu, existiert also eventuell zwar ein Modell, das die beobachteten Effekte richtig reproduziert, dessen Inflatonfeld mit allen Eigenschaften jedoch nicht wirklich existiert, oder existiert gar kein solches Modell, so kann man dies nicht von (1) unterscheiden.
Die Suche nach Modellen der Inflation, wobei man aus dieser
Falle der reinen Verifizierung innerhalb der beobachtenden Astrophysik nicht heraustritt, hat exakt den selben wissenschaftlichen Status wie der Glaube an einen Schöpfer, Intelligent Design, die Matrix, oder meinetwegen auch kosmische Kobolde, die die Materie früher geeignet herumgeschubst haben. Man kann all das getrost in Mülltonnen mit der Aufschrift "könnte so sein, oder ganz anders, wir können es nicht wissen, war halt Zeitverschwendung" entsorgen.
Der Schaden wäre Null, der Nutzen beträchtlich, da man statt Märchenstunde wieder Zeit für Wissenschaft hätte.
Vergleicht man das mit CDM, so ist die Elementarteilchenphysik hier deutlich weiter – was bei vielen Astrophysik offensichtlich noch nicht angekommen ist – denn am LHC wurden innerhalb gewisser Energiebereiche Klassen von CDM-Modellen
explizit falsifiziert, wir können
sicher sein, dass diese Modelle auf die Realität
nicht zutreffen. Noch mögliche Modelle erscheinen extrem künstlich und/oder sind teilweise in naher Zukunft nicht experimentell zugänglich. Die
experimentelle Elementarteilchenphysik hat hier eine relativ klare Grenze gezogen zwischen dem, was wir
sicher wissen und daher
sicher ausschließen können, und dem, was wir zumindest aktuell
nicht wissen können.
Der entscheidende Punkt ist, dass dass es
extrem schwierig ist, CDM-Modelle zu konstruieren, die sowohl die Tests der Astrophysiker als auch die der Teilchenphysiker bestehen.
Daraus folgt die Konsequenz, ausschließlich Theorien und Modelle zu betrachten, die in dieser Hinsicht
beiden Tests heute oder zumindest mittelfristig zugänglich sind – da alles andere nicht von Schöpfer- oder Koboldglaube nicht zu unterscheiden ist bzw. sein wird.
Zwei sehr konkrete Bulletpoints zu oben wären demnach
- die Selbstverpflichtung namhafter Wissenschaftler und Arbeitsgruppen, Gremien und Herausgeber wichtiger Journals, keine Arbeiten durchzuführen, zu finanzieren und zu veröffentlichen, die diesen Standards nicht erfüllen
- die Arbeit und Veröffentlichung sollte verstärkt interdisziplinär zwischen theoretischen und Experimentalphysikern erfolgen