Keine naheliegende Erklärung für DM

ralfkannenberg

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Siehe dazu das "Plancksche Prinzip"
Eine neue große wissenschaftliche Idee pflegt sich nicht in der Weise durchzusetzen, dass ihre Gegner allmählich überzeugt und bekehrt werden ... sondern vielmehr in der Weise, dass die Gegner allmählich aussterben und die nachwachsende Generation von vornherein mit der Idee vertraut gemacht wird.
Hallo Tom,

das hat mir damals mein Vater zu Beginn meines Studiums auch gesagt. Wobei das alleine noch nicht ausreicht, es müssen auch in den Vorlesungen neuere Lehrbücher verwendet werden.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

blue.moon

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Siehe dazu das "Plancksche Prinzip"
Eine neue große wissenschaftliche Idee pflegt sich nicht in der Weise durchzusetzen, dass ihre Gegner allmählich überzeugt und bekehrt werden ... sondern vielmehr in der Weise, dass die Gegner allmählich aussterben und die nachwachsende Generation von vornherein mit der Idee vertraut gemacht wird.

Das betrifft einiges, Inflation, CDM, MOND u.ä., SUSY / SUGRA / Strings ...

Witzigerweise sind sich die Teilchenphysiker seit Jahrzehnten der Sackgasse bewusst, in die sie mit dem Standardmodell hineingeraten sind, und aus der auch SUSY etc. keinen wirklichen Ausweg zu bieten scheinen, während viele Astrophysiker tatsächlich noch an Lambda-CDM als Standardmodell glauben; das ist teilweise schon absurd.

Hallo Tom!

Denkwürdiger Aphorismus von Planck. Er lebte in einer Zeit des Paradigmenwechsels vom statischen zum expandierenden Universum. Auch Einstein ließ sich (leichter) überzeugen, als er mit eigenen Augen sah - Mount-Wilson-Observatorium.
Ich kann nur vermuten, dass es sehr schwer war, dass neue Weltbild anzunehmen, für viele, auch für Einstein, zunächst, wenn man es 30 oder 50 Jahre lang vertreten hat.. gelernt hat (und plötzlich sind dieselben Antworten, die voriges Jahr in einer hypothetischen Klausur richtig waren, falsch).

Ich wäre dir verbunden, wenn du mir den markierten Absatz deutlicher erklären könntest. Danke! Ich weiß nicht, ob ich dich richtig verstehe? (Lambda-CDM: in die Tonne?) Was stellst du dir nach dem Reinigungsprozess vor?

(die "dunklen Mächte" könnte man in x Jahren als etwas gänzlich anderes bezeichnen, wobei es die Bezeichnung ja nicht macht - schon Zwicky hat G vermisst/zu schnelle Rotation von Galaxien - will sagen, auch wenn es künftig eine andere Erklärung anstatt DM geben sollte, die auch verständlich ist (verständlicher) ist die Schlußfolgerung DM einzuführen um genannte Beobachtung zu erklären rückblickend und mit dem (jeweils) aktuellen Kenntnisstand, eine Option, die dominant ist/war.... und das man DM (nur ein Beispiel) schon so endlos lange vorhersagt und benutzt und nicht beweisen kann, kommt oft in der Wissenschaft vor oder jedenfalls öfter...
Vielleicht sind SL/SMBHs. DM und es gibt Wechselwirkungen wie die zwischen SMBH und Wirtsgalaxie, die die Sternentstehungsrate ankurpeln oder bremsen kann...


Euch beiden/Allen, schönen Feierabend, Mondlicht 🍂
 
Zuletzt bearbeitet:

blue.moon

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PS

Sah ein paar Videos mit Sabine Hossenfelder und verstehe jetzt eher, was du ansprachest, Tom.
Dieses Vid ist echt zum lachen... (die Konsequenzen natürlich nicht).
 

TomS

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Ich wäre dir verbunden, wenn du mir den markierten Absatz deutlicher erklären könntest. Danke!
Zunächst mal die Zusammenfassung, was prinzipiell erforderlich wäre:
  • die Einsicht der Astrophysiker, anzuerkennen, dass Lambda-CDM inkl. Inflation auf zwei Hypothesen beruht – CDM und Inflation – für die i) keine unabhängigen Hinweise existierten, und die ii) jeweils eine immense (vermutlich unendliche) Klasse von Modellen zulassen, so dass bzgl. der beiden Hypothesen keinerlei falsifizierbaren Vorhersagen folgen
  • die Besinnung auf wissenschaftliche Standards, insbs. das kritische Bezweifeln an der eigenen Theorie
  • daraus folgt automatisch der stärkere Fokus auf Theorien, die wissenschaftlichen Standards entsprechen
Es ist doch ganz einfach:
  1. Trifft die Inflation tatsächlich zu, existiert also ein Modell, das nicht nur die beobachteten Effekte richtig reproduziert sondern dessen Inflatonfeld mit allen Eigenschaften wirklich existiert, so wird man i) dieses Modell in der (vermutlich unendlich großen) Klasse aller Modelle trotzdem nicht finden, und selbst wenn man es zufällig findet, wird man ii) es nicht von einer (vermutlich ebenfalls unendlichen) Vielzahl anders gearteter Modelle mit fast identischen Vorhersagen unterscheiden können. Insbs. man wird iii) keine experimentellen Tests dieses oder anderer Modelle im Zuge einer "künstlichen Inflation" durchführen können, und man wird insbs. nie iii) unabhängige weitere Tests finden.
  2. Trifft die Inflation nicht zu, existiert also eventuell zwar ein Modell, das die beobachteten Effekte richtig reproduziert, dessen Inflatonfeld mit allen Eigenschaften jedoch nicht wirklich existiert, oder existiert gar kein solches Modell, so kann man dies nicht von (1) unterscheiden.
Die Suche nach Modellen der Inflation, wobei man aus dieser Falle der reinen Verifizierung innerhalb der beobachtenden Astrophysik nicht heraustritt, hat exakt den selben wissenschaftlichen Status wie der Glaube an einen Schöpfer, Intelligent Design, die Matrix, oder meinetwegen auch kosmische Kobolde, die die Materie früher geeignet herumgeschubst haben. Man kann all das getrost in Mülltonnen mit der Aufschrift "könnte so sein, oder ganz anders, wir können es nicht wissen, war halt Zeitverschwendung" entsorgen.

Der Schaden wäre Null, der Nutzen beträchtlich, da man statt Märchenstunde wieder Zeit für Wissenschaft hätte.

Vergleicht man das mit CDM, so ist die Elementarteilchenphysik hier deutlich weiter – was bei vielen Astrophysik offensichtlich noch nicht angekommen ist – denn am LHC wurden innerhalb gewisser Energiebereiche Klassen von CDM-Modellen explizit falsifiziert, wir können sicher sein, dass diese Modelle auf die Realität nicht zutreffen. Noch mögliche Modelle erscheinen extrem künstlich und/oder sind teilweise in naher Zukunft nicht experimentell zugänglich. Die experimentelle Elementarteilchenphysik hat hier eine relativ klare Grenze gezogen zwischen dem, was wir sicher wissen und daher sicher ausschließen können, und dem, was wir zumindest aktuell nicht wissen können.

Der entscheidende Punkt ist, dass dass es extrem schwierig ist, CDM-Modelle zu konstruieren, die sowohl die Tests der Astrophysiker als auch die der Teilchenphysiker bestehen.

Daraus folgt die Konsequenz, ausschließlich Theorien und Modelle zu betrachten, die in dieser Hinsicht beiden Tests heute oder zumindest mittelfristig zugänglich sind – da alles andere nicht von Schöpfer- oder Koboldglaube nicht zu unterscheiden ist bzw. sein wird.

Zwei sehr konkrete Bulletpoints zu oben wären demnach
  • die Selbstverpflichtung namhafter Wissenschaftler und Arbeitsgruppen, Gremien und Herausgeber wichtiger Journals, keine Arbeiten durchzuführen, zu finanzieren und zu veröffentlichen, die diesen Standards nicht erfüllen
  • die Arbeit und Veröffentlichung sollte verstärkt interdisziplinär zwischen theoretischen und Experimentalphysikern erfolgen
 

blue.moon

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Vielen Dank für deine Ausführungen, Tom. Ja, das unterschreibe ich.
da alles andere nicht von Schöpfer- oder Koboldglaube nicht zu unterscheiden ist bzw. sein wird.
hahahaha, in der Tat.
Der Schaden wäre Null, der Nutzen beträchtlich, da man statt Märchenstunde wieder Zeit für Wissenschaft hätte.
Besinnung auf wissenschaftliche Standards, insbs. das kritische Bezweifeln an der eigenen Theorie
erfolgt das aus deiner Sicht als Physiker, "dürft" ihr, du und deine Kollegen "kritisch bezweifeln"?
  • die Selbstverpflichtung namhafter Wissenschaftler und Arbeitsgruppen, Gremien und Herausgeber wichtiger Journals, keine Arbeiten durchzuführen, zu finanzieren und zu veröffentlichen, die diesen Standards nicht erfüllen
  • die Arbeit und Veröffentlichung sollte verstärkt interdisziplinär zwischen theoretischen und Experimentalphysikern erfolgen
Realistisch? Eher nicht aber das ist nur meine laienhafte Sicht.
Inzwischen sah ich einige Videos von Sabine Hossenfelder. Manchmal überdramatisiert sie schon aber im Großen und Ganzen bestätigt sie die Probleme und scheint keine überschäumende "Hoffnung" zu haben, dass sich im Onlinezeitalter etwas zum Guten ändert, im Gegenteil eher: AI schreibt papers, viele wissnschaftliche Arbeiten sind falsch (Veritasium-Is most published research wrong? und mehr noch, die tausende Kommentare, die bestätigen...
Schönen Feierabend, lieber Tom, danke, Mondlicht
 

blue.moon

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Zu Bohr's Zeiten auch, zumindest traf man sich bei ihm und diskutierte nächtelang im Elfenbeinturm....
Mein Feynman' Zitat passt wie die Faust ...
 
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