Hallo fspapst,
Hallo udono,
bis heute hat die wissenschaftliche Beschäftigung mit Gott oder der (ich benutze das Unwort) Übernatürlichkeit nicht wirklich stattgefunden, daher kann ich deine Frage, ob das nicht schon vor einigen hundert Jahren abgeschlossen wäre, wohl kaum gelten lassen.
Einige phillosophische Ansätze der Naturwissenschaftler in der Renaissance als abschließende Behandlung zu werten halte ich für pseudowissenschaftlichen Größenwahn.
Bitte verstehe mich nicht falsch, niemandem möchte ich seine religiösen Gefühle/Einsichten/Wahrheiten absprechen, darum geht es mir wirklich nicht. Es geht mir darum, Kritik anzubringen an eine Konzeption von "Wissenschaft", die einen Gott als eine allgemeine Begründungsinstanz heranzieht, um deren Sätze zu legitimieren (zu beweisen).
Den "pseudowissenschaftlichen Größenwahn" kannst Du Dir sparen, er ist verfehlt. Ich bin kein Wissenschaftler und ich argumentiere auch nicht wissenschaftlich, sondern philosophisch im traditionellen Sinne.
Wenn Du Dich auch nur etwas mit der Philosophie- und Wissenschaftsgeschichte beschäftigt hättest, würdest du einen Eindruck davon bekommen, wie sehr und wie lange sich die Menschheit mit diesen Themen beschäftigt, deren fehlende Auseinandersetzung du so sehr beklagst.
Ich behaupte also, dass das "Gott" als universelle Begründungsinstanz für wissenschaftliche Sätze keinen Erkenntnisgewinn bringt. Die Bibel lehrt uns: (frei formuliert...)
* Gott ist nicht offenbar und du (sollst ==> kannst) dir kein Bildnis von ihm machen
Das bedeutet, "Gott" kann nicht Objekt einer wissenschaftlichen Untersuchung sein. Wie soll man über "Gott" direkt Wissenschaft betreiben, wenn er sich den Wissenschaftlern nicht als Phänomen oder Erfahrung darstellt?
Wohlgemerkt die Theologie kennt diesen Problem auch schon seit langem. Sie ist aber dennoch im Laufe der Zeit eine ernstzunehmende Wissenschaft für das religiöse Christentum geworden. Die Theologie hat "Gott" nicht mehr unmittelbar zum Gegenstand ihrer Untersuchungen (wie noch vor einigen hundert Jahren), sondern vielmehr versucht sie das rein theoretische Verständnis von "Gott" mithilfe überlieferter Texte zu konkretisieren. Beim theologischen Vorhaben ist den Wissenschaftlern absolut klar, dass der Gottesbegriff dogmatisch gesetzt wird durch die höchste menschliche Instanz, den Papst. Sie verwechseln diese Dogmen nicht mit tatsächlichen Aussagen über - oder Spezifizierungen von Gott.
Die Luft wird also dünn, wenn man eine Erfahrungswissenschaft über Gott gründen möchte.
* Gott ist absolut und vollkommen. Er ist die vollkommene Wahrhaftigkeit, der absolute Wille, allwissend, immerwährend, unzerstörbar, etc.
Wenn eine Wissenschaft direkten Gebrauch von "Gott" machen würde um etwas aus der Erfahrung zu erklären, dann würden alle ihre Urteile die Attribute ihrer absoluten Begründungsinstanz erben. Was wäre dadurch gewonnen? Mit Gott in einer Gleichung kann man alles begründen was man will: Denn wenn Gott es will, ist es eine notwendige Wahrheit, dass sich das gesammte Universum um die stillstehende Erde bewegt oder sogar das 1 + 1 ist nicht mehr 2 sondern 10 ergibt.
Wenn man "Gott" wieder als Begründungsinstanz in den Erfahrungswissenschaften aufnehmen wöllte, würde man zwangsläufig an den Kenntnisstand das 13. Jh anknüpfen, zunächst mit der modernen "gottlosen" Theologie aufräumen und schließlich ...
Ähnlich verhält es sich mit "Übernatürlichkeit", einem Begriff der sich dadurch auszeichnet, alles zu umfassen was sich außerhalb des "Natürlichen" befindet. Eine Wissenschaft der Natur hat die Übernatürlichkeit jedenfalls nicht zum Gegenstand. Aber es gibt doch die Parawissenschaften, die sich den "übernatürlichen Phänomenen" als Themen zuwendet. Dein Thema ist also nicht neu.
Ich sehe keinen Gewinn darin diametral entgegengesetzte spezialisierte Wissenschaften wie die "Natur-" und die "Übernatur-" Wissenschaft mit komplett unterschiedlichen Herangehensweisen und Methoden zu einer Wissenschaft über "das Leben, das Universum, und den ganzen Rest" zu vermischen.
Viele Grüße Udo