Premiere im Weltall
Japanischer "Falke" sammelt Asteroidenstaub
Martin Fritz, ARD-Hörfunkstudio Tokio
Premiere im Weltall: Zum ersten Mal wird eine Raumsonde einem Asteroiden eine Stippvisite abstatten und von dort Material zur Erde zurückbringen. Die bisher eher unbeachtete Mission des japanischen Instituts für Weltraum- und Astronatische Wissenschaften ist technologisch anspruchsvoll. Die japanische Sonde mit dem Namen Hayabusa, zu deutsch Falke, fliegt zum Beispiel mit einem Ionen-Antrieb. Das heißt, sie stößt elektrisch geladene Teilchen aus.
Kartoffelförmiger Brocken mit Bergen und Ebenen
Grafik: Die japanische Sonde Hayabusa ]
Mit dieser Technik ist Hayabusa innerhalb von zwei Jahren über 300 Millionen Kilometer bis zu dem Asteroiden geflogen. Er gehört nach dem Mond zu den erdnächsten Himmelskörpern, ein knapp 700 Meter langer und 300 Meter breiter, kartoffelförmiger Brocken im All, der nach dem japanischen Weltraumpionier Itokawa benannt wurde. Die Sonde hat sich inzwischen dem Asteroiden bis auf zwanzig Kilometer angenähert. Bordkameras werden die Weltraumkartoffel in den nächsten zwei Monaten fotografieren. Auf ersten Bildern sind bergige Landschaften und auch Ebenen zu erkennen. Danach beginnt das riskante Rendezvous.
Funksignale benötigen zehn Minuten zur ErdeDa Funksignale von der Erde zehn Minuten brauchen, muss die Sonde den Anflug automatisch steuern. Zunächst wird sie einen kleinen glitzernden Ball auf den Asteroiden fallen lassen. Auf dem Ball sind die Namen von knapp 900.000 Menschen eingraviert, die den japanischen Weltraum-Wissenschaftlern eine E-Mail schickten. Dann wird sich die Raumsonde wie ein Falke auf den Himmelskörper stürzen, zum Schluß im freien Fall, damit die Ionen aus den Steuerdüsen nicht den Boden verunreinigen, und dabei für einen Moment auf dem Himmelskörper mit dem großen Trichter an ihrer Unterseite aufsetzen.
Ein Teelöffel Asteriodenmaterial
Grafik: Der kartoffelförmige Asteriod Itokawa]
Das von dem Diskoball zurückgeworfene Sonnenlicht hilft der Sonde dabei, den Abstand zur Oberfläche zu messen und einen heftigen Aufprall zu vermeiden. Nach der Berührung schießt die Sonde eine kleine Kugel in den Boden und saugt mit dem Trichter das aufspritzende Material ein. Eine Woche später soll die Sonde eine zweite Probe entnehmen. Außerdem wird sie einen kleinen Roboter namens Minerva absetzen, der mit drei Kameras und Solarzellen bestückt ist.
80 Kilo Erdgewicht entsprechen ein GrammDieses Gerät soll wegen der sehr geringen Schwerkraft des Asteroiden - ein 80 Kilogramm schwerer Mensch wiegt dort nur knapp ein Gramm - weiterhüpfen und dabei Fotos schießen. Nach der Probenentnahme wird Hayabusa zur Erde zurückkehren und im Sommer 2007 seine Fracht über der australischen Wildnis in einem Container abwerfen. Eine sehr kleine Fracht: Die japanischen Wissenschaftlern rechnen damit, dass die Sonde kaum mehr als einen Teelöffel Asteriodenmaterial einsammeln kann.
Mission soll Entstehung der Asteroiden erhellenAber diese kleine Menge könnte vielleicht schon reichen, um viele bisher ungelöste Fragen über unser Planetensystem zu beantworten. Denn bisher ist ungeklärt, wie die Asteroiden entstanden sind, aus welchen Stoffen sie eigentlich bestehen und ob sie dem Leben auf der Erde bei einem Zusammenstoß gefährlich werden könnten.
Quelle: http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID4753902_REF1,00.html