Grundlagenprobleme der Quantenmechanik

Rainer

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Ist Carroll für dich "DIE Koryphäe" auf dem Gebiet btw? Welche Arbeiten kennst du, kannst du welche empfehlen?
Ich halte Carroll ganz allgemein für gut informiert und vor allem praktisch denkend, also nicht so abgehoben theoretisch. Ich selber habe von der Materie kaum Ahnung. 't Hooft ist wohl noch mehr auf das Thema spezialisiert und auch sehr vernünftig. Aber er macht wohl keine Videos, sondern eher Diskussionsrunden.
 

Rainer

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Ich bin überzeugt von Gravitonen. GW sind (mMn) der beste Beweis dafür.
Den Feldfluss des Graviton habe ich ja längst berechnet
ΦgG = ²(ℏ·c·4π·G) = mR/εG = 5,14939e-18 m³/s²
analog dem el.Feldfluss des Photons
ΦEγ = ²(ℏ·c·4π·kC) = qR/ε° = 5,97549747e-8 Vm
 
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blue.moon

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Kurz:
Ich halte mich (inzwischen) eher an Papers als an Videos, aber wiegesagt, ich sah das Video mit Interesse. -
Ich bin nicht überzeugt von Gravitonen.
Du schriebst so etwas wie: "Ich verstand das Video nicht komplett", dank subtitle tat ich es und gab eine Zusammenfassung des Videos wieder. Thats it. Keine Zeit näher darauf einzugehen.
Gern geschehen.
 

Prokyon

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Ich halte Carroll ganz allgemein für gut informiert und vor allem praktisch denkend, also nicht so abgehoben theoretisch. Ich selber habe von der Materie kaum Ahnung. 't Hooft ist wohl noch mehr auf das Thema spezialisiert und auch sehr vernünftig. Aber er macht wohl keine Videos, sondern eher Diskussionsrunden.
Was "Grundlagenprobleme der Quantentheorie" angeht, halte ich Many Worlds und Superdeterminismus für das Absurdeste, was das Feld hervorgebracht hat. Ich kann überhaupt keinen Sinn darin erkennen. Ich habe zwar schon einiges gelesen, wo Leute es zu erklären versuchen, aber es klingt alles wie Esoterik. ("Du hast das nicht richtig verstanden!") Bei Consistent Histories, Relational Interpretation, and Objective Collapse kann ich wenigstens einzelne sinnvolle Aspekte erkennen.
 

Prokyon

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Das ist letztlich nur ein plastisches Wort für Überlagerung bzw für den Zusammenbruch der Wellenfunktion.
In MWI bricht die Wellenfunktion ja gar nicht zusammen. Es ist eine statistische Interpretation, nur dass die verschiedenen Messergebnisse auf verschiedene "Welten" verteilt werden, und Wahrscheinlichkeiten keine Rolle spielen.
 

blue.moon

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Naja, ich meinte mit Verstehen nicht nur die Details, sondern auch die Ideen dahinter. Ein Satz aus drei Wörtern kann ja da schon drei Welten beinhalten.

Das habe ich natürlich auch soo verstanden Rainer, meine Güte, nur, was war denn im Vortrag für dich neu oder missverständlichen, von welchen Lösungen hat er denn gesprochen, von denen ich keine besseren erwarten darf?
 

blue.moon

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Was "Grundlagenprobleme der Quantentheorie" angeht, halte ich Many Worlds und Superdeterminismus für das Absurdeste, was das Feld hervorgebracht hat. Ich kann überhaupt keinen Sinn darin erkennen. Ich habe zwar schon einiges gelesen, wo Leute es zu erklären versuchen, aber es klingt alles wie Esoterik. ("Du hast das nicht richtig verstanden!") Bei Consistent Histories, Relational Interpretation, and Objective Collapse kann ich wenigstens einzelne sinnvolle Aspekte erkennen.
Auch wenn wahrscheinlich die Mehrheit der Physiker die Kopenhagener Interpretation oder die Dekohärenz-Theorie oder die Bohmsche Mechanik favorisiert, würde ich persönlich nie im Leben auf Esoterik kommen, denn MWI und Superdeterminismus werden weiterhin ernsthaft diskutiert und erforscht, häufiger vielleicht in theoretischen Kreisen, für mich sind sie ernst zu nehmende Hypothesen, da sie interessante Lösungen für bestimmte Probleme der Quantenmechanik vorschlagen ABER ich finde die Kritik an den Hypothesen sehr überzeugend, besonders die Hervorgehobenen Passagen -ich bin also ambivalent… ; will sagen, bis auf das Wort Esoterik, glaube ich (also) dich zu verstehen...

Pro und Contra

MWI
Argumente
MWI bietet eine Lösung für das Messproblem in der Quantenmechanik, indem es den Kollaps der Wellenfunktion vermeidet. -
Die Theorie ist deterministisch und vermeidet die Zufälligkeit, die in der Kopenhagener Interpretation der Quantenmechanik vorkommt. -
MWI ist mathematisch konsistent und erfordert keine zusätzliche Mathematik jenseits der Standard-Quantenmechanik.

Kritik
Es gibt keine experimentellen Beweise, die spezifisch die Existenz vieler Welten bestätigen. -
Die Interpretation führt zu schwer verständlichen ontologischen Implikationen, wie der Existenz einer praktisch unendlichen Anzahl von Parallelwelten. -
MWI unnötig komplex, verletzt das Prinzip von Ockhams Rasiermesser



Superdeterminismus

Argumente
Superdeterminismus bietet eine Möglichkeit, die Nichtlokalität der Quantenmechanik zu erklären, ohne auf überlichtschnelle Signale zurückzugreifen -
Die Theorie vermeidet die zufälligen Ergebnisse der Quantenmessungen und bietet eine deterministische Sichtweise

Kritik
Wie bei MWI gibt es keine spezifischen experimentellen Beweise, die Superdeterminismus stützen. -
Superdeterminismus wird oft als unfalsifizierbar kritisiert, da jede mögliche Beobachtung als Ergebnis der deterministischen Bedingungen betrachtet werden kann. -
Die Theorie hat tiefgreifende philosophische Implikationen bezüglich freiem Willen und Kausalität, die viele als problematisch empfinden.
Nach Bernhards Beitrag durchgestrichen. Das gehört in die Philosophie. Mondlicht
 
Zuletzt bearbeitet:

blue.moon

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weiß ich nicht so genau ;-))
aber vlt habe ich ja auch alles verstanden und vermisse nur die Lösungsansätze.


Hast Du denn schon "andere" Lösungen gehört?
Wie gesagt, wir sprechen über noch offene Probleme. Es gibt Hypothesen und Theorien. (Welche Lösung von Carroll?)

Die Arbeiten der unten genannten Herren treffen sicher nicht dein Interesse und bieten auch nicht unbedingt Thema bezogenen „Lösungen“. Ich bin nicht auf dem neuesten Stand;
NUR der Vollständigkeit halber will ich alle Physiker nennen, die ich mir notiert habe, dank Zeilinger ist QM eines meiner "Lieblingsthemen"; viele der unten Genannten forschten auch über Hilberts Hotel.



Anton Zeilinger:
Pionier in der Quanteninformation und Quantenkommunikation. Bekannt für Experimente zur Quantenverschränkung und Quantenkryptographie.

Alain Aspect:
Bekannt für seine Experimente zur Quantenverschränkung, die die Bellschen Ungleichungen testen und die Nichtlokalität der Quantenmechanik bestätigen.

David J. Wineland:
Nobelpreisträger für seine Arbeiten an der Präzisionsmessung und Manipulation einzelner Ionen, was wichtige Fortschritte in der Quanteninformatik ermöglichte.

Serge Haroche:
Nobelpreisträger für seine Arbeit an den Wechselwirkungen zwischen Licht und Materie, insbesondere für Methoden zur Messung und Manipulation einzelner Quanten.

Juan Ignacio Cirac:
Einer der führenden Forscher auf dem Gebiet der Quanteninformation und Quantenoptik.
Bekannt für seine Arbeit an Quantencomputern und Quantenkommunikation.

Peter Shor:
Bekannt für den Shor-Algorithmus, der zeigt, dass ein Quantencomputer effizient große Zahlen faktorisieren kann, was wichtige Implikationen für die Kryptographie hat.

John Preskill:
Experte für Quanteninformationstheorie und Quantencomputing.
Leiter des Institute for Quantum Information and Matter am Caltech.

Scott Aaronson:
Bekannter Forscher auf dem Gebiet der Quanteninformatik.
Arbeitete an der Komplexitätstheorie und den theoretischen Grundlagen des Quantencomputings.

Carlo Rovelli:
Einer der Begründer der Schleifenquantengravitation, einer Theorie, die versucht, Quantenmechanik und allgemeine Relativitätstheorie zu vereinen.

Last but not least

Leonard Susskind:
Einer der Begründer der Stringtheorie.
Hat wichtige Beiträge zur theoretischen Physik und den Grundlagen der Quantenmechanik geleistet.
 

Prokyon

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Auch wenn wahrscheinlich die Mehrheit der Physiker die Kopenhagener Interpretation oder die Dekohärenz-Theorie oder die Bohmsche Mechanik favorisiert, würde ich persönlich nie im Leben auf Esoterik kommen, denn MWI und Superdeterminismus werden weiterhin ernsthaft diskutiert und erforscht, häufiger vielleicht in theoretischen Kreisen, für mich sind sie ernst zu nehmende Hypothesen, da sie interessante Lösungen für bestimmte Probleme der Quantenmechanik vorschlagen ABER ich finde die Kritik an den Hypothesen sehr überzeugend, besonders die Hervorgehobenen Passagen -ich bin also ambivalent… ; will sagen, bis auf das Wort Esoterik, glaube ich (also) dich zu verstehen...
"Esoterik" ist vielleicht überspitzt. Aber ich empfinde es tatsächlich so, dass da mehr Glaubenssätze (nenn' es meinetwegen Grundüberzeugungen) eine Rolle spielen als Argumente. Und wenn jemand Zweifel äußert, wird das beiseite gewischt mit dem Hinweis, dass er es nicht richtig verstanden hat. (Weil er den Initiationsritus nicht durchlaufen hat?) Soziologisch und wissenschaftshistorisch finde ich die nicht enden wollenden Diskussionen interessant. Aber im Grunde skandalös, dass wir nach fast hundert Jahren uns immer noch mit dem fragwürdigen Unterbau einer extrem erfolgreichen Theorie befassen.

MWI
Argumente
MWI bietet eine Lösung für das Messproblem in der Quantenmechanik, indem es den Kollaps der Wellenfunktion vermeidet. -
Die Theorie ist deterministisch und vermeidet die Zufälligkeit, die in der Kopenhagener Interpretation der Quantenmechanik vorkommt. -
MWI ist mathematisch konsistent und erfordert keine zusätzliche Mathematik jenseits der Standard-Quantenmechanik.
Danke für die Zusammenfassung. Die Argumente kenne ich. Der mathematische Apparat ist ja bestechend einfach, und der Bezug zur Wirklichkeit (oder zu den vielen denkbaren Wirklichkeiten!) wird durch phantasievolle Verzweigungen des Universums hergestellt. Der Konstruktionsfehler der MWI ist nach meiner Meinung die fixe Idee, dass sich Quantentheorie in der Wellenfunktion erschöpft.

Superdeterminismus
Argumente
Superdeterminismus bietet eine Möglichkeit, die Nichtlokalität der Quantenmechanik zu erklären, ohne auf überlichtschnelle Signale zurückzugreifen -
Die Theorie vermeidet die zufälligen Ergebnisse der Quantenmessungen und bietet eine deterministische Sichtweise
Superdeterminismus hat wohl eine besondere Anziehungskraft, wenn man die Denkmuster (Lokalität und Determinismus), die sich bei der Beschreibung der klassischen Welt bewährt haben, auch im Mikrokosmos für denknotwendig hält. Ich sehe aber den Zufall (Wahrscheinlichkeitsrechnung) nicht als störendes Element, sondern als integralen Bestandteil jeder realistischen Theorie.
 

TomS

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Aber ich empfinde es tatsächlich so, dass da mehr Glaubenssätze (nenn' es meinetwegen Grundüberzeugungen) eine Rolle spielen als Argumente.
Ja. Ich halte das für absolut zutreffend, aber die meisten Physiker würden dir widersprechen, weil sie nur an Popper und Empirismus glauben, ohne Popper gelesen zu haben, denn dann wüssten sie, dass er Realist war. Und sie sehen auch nicht, dass dies Glaubenssätze sind.

Und wenn jemand Zweifel äußert, wird das beiseite gewischt mit dem Hinweis, dass er es nicht richtig verstanden hat.
Das erlebe ich anders.

Soziologisch und wissenschaftshistorisch finde ich die nicht enden wollenden Diskussionen interessant. Aber im Grunde skandalös, dass wir nach fast hundert Jahren uns immer noch mit dem fragwürdigen Unterbau einer extrem erfolgreichen Theorie befassen.
Ich weiß nicht, ob es sich um einen fragwürdigen Unterbau handelt.

Es handelt sich m.E. darum, dass Physiker Metaphysik betreiben und gleichzeitig Metaphysik ablehnen, weil diese ja unphysikalisch sei. Und die meisten haben nie gelernt, über Physik zu reden. Es hilft dann wenig, wenn sie's trotzdem tun.

Der Konstruktionsfehler der MWI ist nach meiner Meinung die fixe Idee, dass sich Quantentheorie in der Wellenfunktion erschöpft.
Du meinst "in der Wellenfunktion und deren unitärer Zeitentwicklung". Was fehlt denn – deiner Meinung nach?
 

Jakito

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