Und zur Lösung des dritten Problems schreibt er weiter
… due to the highly nonstationary situation involved, the problem raised in point 3 is effectively unsolved. Within quantum field theory, which should provide the correct setting for answering the question, the formulated assertion can currently not even be precisely stated.
Das ist das Ergebnis der Thermal Interpretation nach dem insgs. fünften langen Paper: sie löst genau dieses zentrale Problem 3, das noch offen ist, nicht. Es existiert noch nicht mal ein Ansatz ??
Neumaier hat sogar mehr als fünf lange Paper (im Zusammenhang mit seiner Thermal Interpretation) geschrieben, es gibt ja auch seinen alten Buchentwurf "Classical and Quantum Mechanics via Lie algebras" mit Dennis Westra (der irgendwann hoffentlich auch als echtes Buch erscheinen wird), und sein Buch "Coherent Quantum Physics". Interessanter sind aber möglicher Weise zwei kurze Paper:
https://arnold-neumaier.at/ms/phenTherm.pdf (Phenomenological thermodynamics in a nutshell, December 15, 2014)
https://arnold-neumaier.at/ms/ren.pdf (Renormalization without infinities – an elementary tutorial, June 22, 2015)
Beides sind schon echte Tutorials, aber trotzdem gibt es klare Verbindungen zu seinen Zielen mit seiner Thermal Interpretation. So diskutiert er bei dem Thermodynamik Tutorial die dort natürlich auftretende Eichfreiheit. Und seine Einführung in die Renormalisierung mit intuitiv nachvollziehbaren Beispielen zielt natürlich auf die Quantenfeldtheorie, die aus seiner Sicht das tiefste Fundament seiner Interpretation sein sollte. (Allerdings ist es gerade in Bezug auf die Quantenfeldtheorie für mich schwer "zu erraten", was genau er damit im Sinn hat. Ich habe zwar ein paar Ideen, was er im Sinn haben könnte und warum, allerdings orientieren sich diese Ideen recht stark an dem, was ich in seinen Papern inhaltlich lesen konnte, und weniger an dem, was er über seine programmatischen Ziele geschrieben hat.)
Die Frage, welche Fortschritte er in diesem Zusammenhang erreicht hat, ist natürlich zulässig. Aus meiner Sicht sind sie sehr gross. Zum Beispiel überzeugt mich seine Verwendung von (unscharfen) Erwartungswerten als "beables". (Denn damit lande ich wenigstens im gewohnten Raumzeitkontinuum, statt in einem abstrakten Hilbertraum). Tim Maudlin scheint weniger überzeugt, wie aus seiner (erzwungenen) Schlussbemerkung "No, an expectation value is not a beable! It's not!" hervorgeht, nachdem Lev Vaidman (ein "Everett-Befürworter") versucht hatte, ihm diese Idee zu erklären:
Ob Lev Vaidman jetzt diese Idee (so wie ich) bei Neumaier zum ersten Mal gesehen hat, kann ich natürlich nicht sagen. Aber ich finde die Diskussion zwischen Lev und Tim zeigt schön, wie schwer es ist, eine neue Ideen zu verteidigen, insbesondere in Bezug auf Interpretationen der Quantenmechanik.