Offensichtlich gibt es Wissenschaftler, die den Mut haben, sich Gedanken über Alternativen zu machen und zu veröffentlichen, auch wenn er sich im Nachhinein als Falsch herausstellt.
Sehr geehrter Herr Rönnau,
ich weiss ja nicht, wie vertraut Sie mit dem Wissenschaftsbetrieb sind, aber Altbekanntes wird nur sehr selten in Veröffentlichungen zugelassen, d.h. eine Veröffentlichung sollte neue Erkenntnis enthalten. Das heisst aber nicht, dass sich die neue Erkenntnis immer als richtig erweist. Sicherlich sind Ihnen die Veröffentlichungen zur Dunklen Materie vertraut und da gibt es zahlreiche Veröffentlichungen, die Materiepartikel als Ursache für die Dunkle Materie vermuten und andere, die eine modifizierte Newton'sche Mechanik als Ursache für die Dunkle Materie vermuten. Mindestens einer der beiden Ansätze wird sich als unzutreffend erweisen, und möglicherweise auch beide. Dennoch werden diese Arbeiten - auch völlig zurecht - veröffentlicht, denn das ist Forschung.
An erster stelle steht bei meinen Überlegungen die Logik.
Das ist im Wissenschaftsbetrieb auch der Fall und braucht nicht extra betont zu werden, da das selbstverständlich ist. Zwar gibt es manchmal bei Veröffentlichungen widerspruchsbehaftete Paradoxa, wie z.B. das Russell'sche Paradoxon, aber das wird dann in den Arbeiten selbstverständlich
ausdrücklich hervorgehoben.
Bei mathematischen Beweisen bin ich durch meine Erfahrung vorsichtig.
Das ist grundsätzlich sehr gut so, nur sollten Sie daraus, dass Sie sich bei Beweisen geirrt haben, nicht notwendig darauf schliessen, dass den Fachleuten das auch passiert.
Warum: Ihre Überlegungen werden nicht höchst-qualifiziert gegengelesen, während das in der wissenschaftlichen Publikationen der Fall ist, d.h. eine Arbeit, die nicht vorgängig intern und extern geprüft wurde, geht nicht heraus.
Sicherlich wissen Sie, dass der etwa 600 Seiten lange Beweis der Fermatschen Vermutung von Wilson einen Fehler enthielt; nicht dass dadurch das Ergebnis falsch wurde, aber ein Beweisschritt liess sich so nicht durchführen und die Fachleute vom Institut haben dann daran gearbeitet, diesen Beweisschritt
anders zu beweisen. Das ist auch gelungen, benötigte aber weitere etwa 600 Zeilen, so dass der Beweis insgesamt dadurch rund doppelt so umfangreich wurde.
Was ich sagen möchte: Ihre Erfahrung muss noch unbedingt um die Erfahrungen der Fachleute ergänzt werden.
In der Betriebswirtschaft wird mit Mathematischen beweisen oft wissentlich oder unwissentlich betrogen.
Werden diese Beweise von Mathematikern durchgeführt oder von Laien ? Wobei meines Wissens das Problem in der Betriebswirtschaft eher darin liegt, dass die Beweise korrekt sind, aber von den Laien nicht gut genug geprüft wird, ob die
Voraussetzungen eines Theorems erfüllt sind, ws dann zur Folge hat, dass für einen Beweis ein Theorem verwendet wird, welches für diesen Beweis gar nicht geeignet ist. Gerade in der Statistik ist dies ein wohlbekannter Fehler, der sich aber vermeiden lässt, wenn man mathematische Spezialisten, die die Gültigkeit der Voraussetzungen überprüfen, beizieht.
Dabei gehe ich davon aus, das dies in der Physik eher unwissentlich passiert und sie Ihre Überlegungen in guten Glauben, richtig zu liegen, vertreten.
Das kann dem besten Wissenschaftler passieren und wird bei berühmten Wissenschaftlern nicht oder nur von wenigen angezweifelt. Meistens halten sie einer Überprüfung stand, und werden so zum Standard.
Leider irren Sie hier, denn ein physikalisches Resultat kann mathematisch richtig, aber physikalisch falsch sein. Wir kennen das Phänomen von der speziellen Relativitätstheorie - mathematisch ist die klassische Theorie, welche eine Konstanz der Zeit bei gleichmässig bewegten Bezugssystemen voraussetzt, ebenso richtig wie die spezielle Relativitätstheorie, welche eine Konstanz der Vakuum-Lichtgeschwindigkeit bei gleichmässig bewegten Bezugssystemen voraussetzt. Mathematisch und damit auch logisch sind also beide Ansätze richitg, d.h. hier muss das Experiment entscheiden und dann eben die
richtigen Voraussetzungen gewählt werden.
Im vorliegenden Beispiel hat sich dann gezeigt, dass die Voraussetzung der Konstanz der Zeit bei gleichmässig bewegten Bezugssystemen
nicht konsistent zum Experiment ist, während die Voraussetzung der Konstanz der Vakuum-Lichtgeschwindigkeit bei gleichmässig bewegten Bezugssystemen
konsistent zum Experiment ist.
Da in der Physik ohne Änderung von Energiezuständen und die dadurch bedingten Kräfteverhältnisse nichts ändert, steht bei mir die Energie, mit den davon ausgehenden Kräften im Mittelpunkt meiner Überlegungen. Auf eine Änderung von Kräften, erfolgt eine Kettenreaktion von Änderungen, wobei lange nicht alle bemerkt werden.
Nach Ihrer Ouvertüre sind wir nun wieder bei Ihren Thesen angelangt, über die bereits genügend geschrieben wurde.
Freundliche Grüsse, Ralf Kannenberg