ralfkannenberg
Registriertes Mitglied
Hallo Aries,
Wobei mich in diesem Kontext nur Deine Wortwahl Kinkerlitzchen stört - selbstverständlich wird niemand verurteilt, der den Holocaust dahingehend verharmlost, dass er ihn als schweres Verbrechen bezeichnet. Das ändert aber nichts daran, dass man die Menschen sensibilisieren soll, was der Unterschied zwischen einen "schweren Verbrechen" und einem "singulären Verbrechen" ist.
Nur: rechtfertigt das irgendetwas ? Nein.
Ändert das irgendetwas an der Singularität des Holocaust ? Nein.
Es zeigt nur auf, dass der angebliche Homo "sapiens" auch schon zu früheren Zeiten nicht davor zurückschreckte, Menschen auf äusserst grausame Weise zu ermorden.
(Fortsetzung folgt)
dahingehend, dass man beides vermeiden soll, ja.Damit ich das richtig verstehe: Du wirfst also den Gebrauch von Wörtern wie "Entartung" mit Gerede darüber, dass "Nigger"/Juden zu vergasen seien, in einen Topf?
Es gibt kein "mehr vermeiden sollen" oder "weniger vermeiden sollen": man vermeidet oder man vermeidet eben nicht.Das wäre wirklich ein erstaunliches Maß an Undifferenziertheit.
Du weichst hier etwas aus: die von mir genannte und ganz gewiss nicht empfohlene Anwendung ist dudenkonform und steht dort an erster Stelle, wenn auch mit der Einschränkung "veraltet" versehen. Viele historisch vorbelastete Begriffe sind heutzutage ebenfalls veraltet, auch wenn sie seit einigen Jahren ein erstaunliches Revival erleben, welches zeitlich mit dem Erstarken der AfD einhergeht und "zufälligerweise" gerade von deren Repräsentanten verwendet wird. Offenbar tut sich der Duden schwer damit, soche Begriffe von der ersten in die zweite Bedeutung zu verschieben, auch in offensichtlichen Fällen.Ich vertraue meinem Sprachgefühl und das sagt mir, Dirne als "junge Frau" ist veraltet. Das sagt übrigens auch oxford languages:
Wir haben auch nicht ernsthaft nach einer Alternative gesucht. Wenn Du übrigens mal im Wörterbuch zur englischen Sprache nachschaust, was da "entartet" bedeutet, so würde kaum jemanden in den Sinn kommen, dieses Wort zur Beschreibung einer Demokratie zu verwenden.Problemlos? Ich zitiere uns mal selbst:
Missachtung hat eine andere Bedeutung. Degeneration ist Dir wieder zu negativ belastet. "Verkommen" hieltest Du für ideal, wenn es denn wertneutraler wäre.
Nennst Du das "problemlos"?
Fakt ist, dass wir bis jetzt immer noch keine alternatives Wort mit gleicher Bedeutung gefunden haben außer "Degeneration".
Im Kontext einer Materiebeschreibung ist es auch nicht historisch vorbelastet, wobei auch aus physikalischer Sicht die Wortwahl seltsam ist, denn ab einer gewissen Masse ist es für einen Körper eigentlich normal, unter seiner Schwerkraft zu kollabieren, d.h. das ist der Normalfall und nicht der "entartete" Fall. Dass man früher solche Materieformen nicht kannte, sondern sich letztlich nur daran orientieren konnte, was man gesehen hat - und das sind die wenigen Beispiele, in denen solche Materieformen angefangen haben, Kernfusion zu betreiben und einen Strahlendruck aufzubauen, der der Schwerkraft entgegenwirkt. Also auch hier liegt letztlich ein veralteter Begriff vor. Nicht dass dieser historisch vorbelastet wäre, man könnte ihn aber mal erneuern. Mit "Entartung", "Degenerierung" oder "Abnormalisierung" hat ein fehlender Strahlungsdruck nämlich reichlich wenig zu tun."Entartung" ist die ganze Zeit in Gebrauch z. B. um Materie in weißen Zwergen zu beschreiben. https://de.wikipedia.org/wiki/Entartete_Materie
Das behauptet auch niemand.Dass es ein sehr schweres Verbrechen war schließt nicht aus, dass es ein singuläres Verbrechen war.
Zwischen "nicht-strafbar" und "Kinkerlitzchen" besteht nun doch noch ein Unterschied, um Dich an Deinen obigen Anspruch, besser zu differenzieren, zu erinnern.Vor Gericht werden echte Verharmlosungen bestraft und nicht solche vermeintlichen Verharmlosungen und sonstigen Kinkerlitzchen.
Wobei mich in diesem Kontext nur Deine Wortwahl Kinkerlitzchen stört - selbstverständlich wird niemand verurteilt, der den Holocaust dahingehend verharmlost, dass er ihn als schweres Verbrechen bezeichnet. Das ändert aber nichts daran, dass man die Menschen sensibilisieren soll, was der Unterschied zwischen einen "schweren Verbrechen" und einem "singulären Verbrechen" ist.
Es überrascht mich nicht, dass Du die Singularität des Holocaust in Zweifel zu ziehen versuchst.Ob es sinnvoll ist, dem Holocaust eine Singularität zuzusprechen weiß ich nicht.
Kaum - es würde nicht überraschen, wenn es in einem "Vierten Reich" wieder zu einem Holocaust kommen würde.Zum einen sagt man damit implizit, dass es nicht erneut geschehen könne.
Das bezweifelt niemand, dennoch ist es eine Holocaust-Relativierung.Zum anderen gab es andere Verbrechen, die sich zwar in der Art und Weise unterschieden, aber doch eine Grauenhaftigkeit vergleichbaren Ausmaßes erreicht haben.
Die Grauenhaftigkeit dieser Verbrechen zweifelt niemand an, nur versuchst Du diese dahingehend zu instumentieren, dass Du versuchst, sie mit dem Holocaust zu vergleichen und damit lakonisch den Eindruck zu vermitteln, dass das mit dem Holocaust zwar "sehr unschön" gewesen sei, aber immer wieder in der Geschichte vorgekommen ist.In Bezug auf Verbrechen gegen Schwarze in den USA, habe ich schon von einem "Black Holocaust" gehört. Und wenn man sich mal damit auseinandersetzt, was da genau geschehen ist, dann erscheint mir das nicht unangemessen. Nachdem die Sklaverei offiziell beendet war (und als convict leasing quasi weiterging) gab es eine Zeit in der übelste Lynchjustiz gang und gäbe war.
Dabei weisst Du sogar, wie es richtig zu formulieren ist.Die Einzigartigkeit des Holocaust an den Juden ist seine Industriemäßigkeit.
Die Kirche, der ich angehöre, hat im Mittelalter Menschen bei lebendigem Leibe verbrannt, da waren auch zahlreiche Pfarrer dabei, die eine moderne Lehre zu predige versucht hatten. Und auch unser Glaubensstifter wurde sehr grausam hingerichtet. Und vermutlich irre ich mich nicht, wenn ich vermute, dass die meisten KZ-Insassinnen und KZ-Insassen weniger grausam ermordet wurden.Was m. E. hingegen die Verbrechen gegen Schwarze in den USA charakterisiert, dass ihre abnormale Brutalität vor dem Volk nicht verheimlicht werden musste, sondern im Gegenteil sogar eher vom Volk selbst noch getragen wurden.
List Dir mal durch wie z. B. Henry Smith 1893 gelyncht wurde:
https://www.newspapers.com/image/171692809/?terms="Henry+Smith"
https://en.wikipedia.org/wiki/Henry_Smith_(lynching_victim)
Er bekam unter den Augen von 15.000 teils begeisterten Zuschauern glühende Eisen unter die Füße. Glühende Eisenstangen wurden an jedem seiner Körperteile abgerollt, seine Augen wurden mit glühenden Eisenstangen herausgequetscht, in seine Kehle bekam er eine glühende Eisenstange. Danach wurde er noch lebend mit Öl übergossen und verbrannt. In diesem Fall handelte es sich wohl um einen tatsächlich schuldigen Kindermörder, aber das lässt sich nicht in jedem dieser Fälle sagen und davon gab es tausende.
Auch nicht besser erging es Jesse Washington 1916, dem z. B. auch sein Penis abgeschnitten wurde, wenn ich es recht in Erinnerung habe: https://en.wikipedia.org/wiki/Lynching_of_Jesse_Washington
Bemerkenswert an diesen Taten ist neben der mittelalterlichen Brutalität, dass sie öffentlich stattfanden, am nächsten Tag normal darüber in der Zeitung berichtet wurde und dass sogar Postkarten mit den abgelichteten Leichen produziert wurden. https://en.wikipedia.org/wiki/Lynching_postcard Und im Parlament gab es Parlamentarier, die diese Praktiken befürworteten z. B. Rebecca Latimer Felton, der ersten Frau als Senator in den USA: https://en.wikipedia.org/wiki/Rebecca_Latimer_Felton
Auf unterschiedliche Art und Weise sprengen diese Verbrechen meine Verständnis- und Vorstellungskraft.
Nur: rechtfertigt das irgendetwas ? Nein.
Ändert das irgendetwas an der Singularität des Holocaust ? Nein.
Es zeigt nur auf, dass der angebliche Homo "sapiens" auch schon zu früheren Zeiten nicht davor zurückschreckte, Menschen auf äusserst grausame Weise zu ermorden.
Wie eben dargelegt ist das unzutreffend. Dass der angebliche Homo "sapiens" auch schon zu früheren Zeiten nicht davor zurückschreckte, Menschen auf äusserst grausame Weise zu ermorden, ist eine Erkenntnis, die zwar schlimm genug ist, aber keinen Anlass gibt, dem Holocust seine Singularität abzusprechen.Daher würde ich es vermeiden, unterschiedliche Verbrechen miteinander zu vergleichen und einem Verbrechen zuzusprechen, das singulär schwerste zu sein. Das würde die Opfer der anderen Verbrechen beleidigen.
Seltsam, aber egal: die aktuelle Fassung begrüsse ich ausdrücklich.Soweit ich weiß wurde der Abschnitt seit der Einführung 1994 nicht verändert.
Nicht dass ich Dir hier widersprechen würde - ganz im Gegenteil: ich stimme Dir zu, nur: das auf eine mehr oder weniger zwangsläufige Folge zu reduzieren erscheint mir ungenügend. Demokratie funktioniert nur mit mündigen Wahlbürgerinnen und Wahlbürgern und nicht mit solchen, die sich mehr oder weniger zwangsläufigen Folgen widerstandslos hingeben.Ich glaube, dass steuerndes Eingreifen zu irgendeiner Art von Kompensation auf der Gegenseite führt. Und dabei entstehen meist erst die als problematisch angesehenen oder tatsächlich problematischen Auswüchse. Wer bevormunden wird, wessen Stimme entwertet wird, wer ausgegrenzt wird, der fängt z. B. an zu hassen. Und da helfen auch keine Verweise auf die Bibel, das ist einfach eine mehr oder weniger zwangsläufige Folge. Man könnte sich diese ganzen Verwicklungen sparen. Die Dänen machen das m. E. vorbildhaft.
(Fortsetzung folgt)
Zuletzt bearbeitet: