@ ZA RA:
Ist dann nicht mit hoher Sicherheit davon auszugehen, dass es dort Leben gibt?
Mit hoher Sicherheit nicht.

Wasser hat leider die unangenehme Eigenschaft, Polymere (längerkettige Moleküle) zu spalten, so dass sie sich entweder gar nicht erst bilden (Das Reaktionsgleichgewicht für Peptidbildung ist eindeutig nach links, also in Richtung der einzelnen Aminosäuren verschoben, weil Peptidbildung unter Wasserabspaltung verläuft. Das neu gebildete Wasser kann also nicht "weg".) oder nur eine kurze "Lebensdauer" (chemische Halbwertszeit) haben.
Damit sich Polymere bilden und anreichern können, ist folglich temporärer Wasserentzug nötig. Damit sich die Reaktionen nicht totlaufen, bedarf es jedoch der Wiedervernässung mit gleichzeitiger Heranführung weiteren Ausgangsmaterials zur Polymerbildung, das zum Kettenwachstum benötigt wird. Nun kann es zwar sein, dass durch die dort vorhandenen Gezeitenkräfte einige Eisspalten periodisch trockenfallen, aber Polymere sind noch kein Leben.
Um die Schwelle von der chemischen zur biologischen Evolution zu überschreiten, müssen sich Stoffwechselwege etablieren, die sowohl zirkulär sind als auch seitliche Abzweigungen erlauben (etwa analog zum Citrat-Zyklus) und zugleich ein Vererbungssystem, das gefundene Lösungen bewahrt. Diese Organisationshöhe verlangt zum einen eine hinreichend hohe Polymerkonzentration und zum anderen eine hinreichend große Variabilität der Polymerarten, aus der mögliche Lösungen selektiert werden können.
Beide Bedingungen sehe ich in den Eisspalten auf der Unterseite des südpolaren Eisschildes nicht gegeben. Die frühirdischen Wattflächen sehe ich hierfür als um ein Vielfaches geeigneter.
Monod