Dunkle Materie: ALPS II beginnt mit empfindlichster Suche nach Axionen

astronews.com Redaktion

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Mit einem Licht-durch-die-Wand-Experiment ist bei DESY in Hamburg gestern das weltweit empfindlichste modellunabhängige Experiment für die Suche nach besonders leichten Teilchen in Betrieb gegangen. Aus diesen sogenannten Axionen könnte die Dunkle Materie bestehen, deren Partikel sich bislang jedem experimentellen Nachweis entzogen haben. (25. Mai 2023)

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ralfkannenberg

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Bei den mit ALPS gesuchten Axionen handelt es sich um hypothetische Teilchen, die zu einem physikalischen Mechanismus gehören, den der Theoretiker Roberto Peccei zusammen mit seiner Kollegin Helen Quinn 1977 vorgeschlagen hat, um ein Problem der starken Wechselwirkung – einer der vier Grundkräfte der Natur – zu lösen.
Hallo zusammen,

ich möchte das noch ein bisschen aus der Wikipedia (Axion) ergänzen, damit wir ungefähr sehen können, aus welcher konkreten Ecke der Physik die Idee dieser Axiomen kommt; es geht hierbei um das elektrische Dipolmoment des Neutrons, welches nicht gemessen wurde:

Das Axion ist ein hypothetisches Elementarteilchen ohne elektrische Ladung und mit Spin null, das eine Lösung des Problems wäre, dass theoretische Überlegungen zwar eine Verletzung der CP-Symmetrie in der Quantenchromodynamik (QCD) forderten, diese aber nicht beobachtet wurde. Eine solche CP-Verletzung würde für das Neutron ein elektrisches Dipolmoment von bis zu d_n ≈ 10^(-16) e*cm vorhersagen, stattdessen wurde selbst bei d_n ≤ 10^(-25) e*cm noch keines gemessen.

Bemerkung: Formattierung von mir geändert


Freundliche Grüsse, Ralf
 

TomS

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Kleine Korrektur zu
… dass theoretische Überlegungen zwar eine Verletzung der CP-Symmetrie in der Quantenchromodynamik (QCD) forderten
In der QCD können mehrere CP-verletzende Terme eingeführt werden. In Summe resultiert ein Winkel

$$ \bar{\theta} = \theta - \text{arg}\,\text{det} \, Y_u Y_d $$

Der erste Winkel parametrisiert eine nicht-verschwindende Selbstwechselwirkung der Gluon-Feldstärke mit der dazu dualen Feldstärke; dieser Term ändert die Bewegungsgleichungen nicht und ist ebenfalls nicht in Störungstheorie sichtbar, d.h. modifiziert nicht die Feynman-Regeln. Es handelt sich um einen rein quantenmechanischen, nicht-störungstheoretischen Effekt


Der zweite Term entspricht einer nicht-verschwindenden Gesamt-Phase in der i.A. komplexen Yukawa-Matrix


die die Kopplung der Quarks an das Higgs und damit deren Massenterme beschreibt.

Aus der CP-Verletzung resultiert das von Ralf genannte elektrischen Dipolmoment des Neutrons

$$ d_n = e \, g_{\pi NN} \, F(m_i) \, \bar{\theta} $$

wobei außerdem die elektrische Elementarladung, die Pion-Nukleon-Kopplung sowie diverse Massen involviert sind.

Diese CP-Verletzung ist nicht zwingend notwendig, es ist jedoch nicht erklärbar, wieso ein Winkel mit prinzipiell erlaubten Wertebereich

$$ 0 \le \bar{\theta} \le 2\pi $$

einen - aus der oberen experimentell bestimmten Grenze des elektrischen Dipolmoment des Neutrons - tatsächlichen Wert von

$$ \theta < 10^{-11} $$

hat.

Dieses Finetuning ist das große Rätsel.

Eine Lösung ist der Peccei-Quinn-Mechanismus, der eine neue globale Symmetrie einführt, die bei niedrigen Energien spontan gebrochen ist, woraus ein Pseudo-Goldstein-Boson, das Axion, resultiert (vgl. spontane Brechung der chiralen Symmetrie mit den Pionen als Pseudo-Goldstein-Boson). Der Grundzustand des Axions zwingt die Theorie dynamisch in einen CP-symmetrischen Zustand mit verschwindendem Theta-Winkel.

 
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