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Protuberanz

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Und dieser Vorwurf ist in dieser Pauschalität unzutreffend.
Ich stimme Dir zu, dieses Thema ist in der Tat sehr komplex. Aber es ist nicht Thema dieses Threads.
Ich wollte eigentlich hier auch nichts zur AFD sagen, habe mich aber ungünstigerweise doch dazu hinreißen lassen.
Es ist schwierig beim Threadthema zu bleiben.
 

Protuberanz

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@TomS,
Deine Aussage würde ich definitiv unterschreiben.
Allerdings verstehe ich den Zusammenhang zur Reichsprogromnacht nicht so recht. Auf welche geplanten Aktionen der AFD spielst Du da an?
 

TomS

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Allerdings verstehe ich den Zusammenhang zur Reichsprogromnacht nicht so recht. Auf welche geplanten Aktionen der AFD spielst Du da an?
Auf gar keine geplanten Aktionen der AFD.

Es geht um zweierlei:

Verbrechen, die einmal begangen werden, wurden früher schon ausgesprochen; im Falle der Reichspogromnach ging dieser über 10 Jahre nationalsozialistische Hetze voraus.

Und Verbechen, die begangen werden, werden nicht unbedingt von denen begangen, die sie vorher ausgesprochen haben.

Im Falle des Dritten Reiches waren Agitatoren und Täter organisatorisch nicht zu trennen, bei der AFD liegt dagegen eine klare Trennung vor, d.h. aus der AFD heraus sind mir keine Taten bekannt (und ich spiele auch nicht darauf an). Es sind jedoch Agitatoren innerhalb der AFD bekannt - die sind klar zu benennen - und es sind Taten außerhalb der AFD bekannt. Ich wüsste nicht, wieso Agitation, die bei nicht-Parteimitglieder extremistisches Gedankengut, Fremdenhass und ggf. Gewalt schürt, besser zu bewerten wäre, als Agitation, die das bei Parteimitgliedern tut.

Ich werfe der AFD nicht vor, dass sie ein Pogrom vorbereitet. Ich werfe ihr jedoch vor, dass maßgebliche Vertreter der Partei denjenigen, die bereit wären Pogrome durchzuführen, die Argumente dafür liefern und dass sie diese Argumente im politischen Diskurs und in Teilen der Gesellschaft (!) verankern.
 
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Protuberanz

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Sorry an Ich, der Thread ist eh schon kaputt, jetzt kann ich auch weiterschreiben.
Sicher, man kann Höcke, Wild & Co natürlich auch als geistige Brandstifter sehen. Vor allem, oder auch gerade deshalb, da sie das was sie sagen oder tun, scheinbar bewußt provokant tun. Zumindest vermute ich, ihnen ist schon bewußt, das sie damit dem Einen oder Anderen einen Baustein für das liefern, was Du anprangerst. Aber das funktioniert nur bei Menschen, die eh schon auf dieser Welle geritten sind. Man muß klar sehen, jeder ist für seine Taten selbst verantwortlich. Deshalb sehe ich sie eher als Verkäufer des Feuerzeugs.
Es ist an der Politik, den Anhängern und Mitläufern eine stringente Argumentation zu liefern, das es auch anders gehen kann.
 

Protuberanz

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Auch wenn es der AFD vielleicht (noch) an antisemitischen Schlägern mangelt, gibt es wie bei der Frauenfeindlichkeit auch hier wieder Parallelen zu Islamisten.
Mein iranischer Bekannter wurde in seinem Heimatland ob seiner politischen und (nicht)religiösen Überzeugung mehrfach verfolgt und verhaftet.
Er war Atheist, ist aber jetzt nach seiner Flucht nach Deutschland zum Christentum konvertiert.
Einige Migranten liefern auch selbst immer wieder gute Argumente für die AFD-Fraktion.
So zum Beispiel hier:
Syrischer Jude wegen Davidstern zusammengeschlagen
und hier:
21-Jähriger mit Kippa von Mann mit Gürtel verprügelt: Video zeigt Angriff in Berlin
 

TomS

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... man kann Höcke, Wild & Co natürlich auch als geistige Brandstifter sehen. Vor allem, oder auch gerade deshalb, da sie das was sie sagen oder tun, scheinbar bewußt provokant tun.
„anscheinend“, nicht „scheinbar“. Zu ersterem nach dem Duden „aufgrund einer Täuschung wirklich, als Tatsache erscheinend, aber in Wahrheit nicht wirklich gegeben

Zumindest vermute ich, ihnen ist schon bewußt, das sie damit dem Einen oder Anderen einen Baustein für das liefern, was Du anprangerst.
Wenn sie angesichts der politischen Diskussion der letzten Jahre fortgesetzt, nicht nur spontan und rhetorisch geschickt liefern, können sie sich ja wohl nicht darauf berufen, es sei ihnen nicht bewusst.

Aber das funktioniert nur bei Menschen, die eh schon auf dieser Welle geritten sind.
Nur in Teilen.

Die Verbrechen der Nationalsozialisten wurden nicht nur deswegen möglich, weil in jedem schon ein SS-Mann geschlummert hätte, sondern weil die Agitation in einem gesellschaftlich passenden Kontext stattfand und weil eine stetige Radikalisierung stattfand. Daraus folgt auch, dass die Politik für eine stabile gesellschaftliche Struktur sorgen muss, in die hinein diese Agitation nur wenige Menschen wirklich erreicht.

Wirksame Einbruchsicherungen bedeuten jedoch nicht, dass man den Einbruch selbst legalisierte sollte.

Man muß klar sehen, jeder ist für seine Taten selbst verantwortlich.
Individiell ja, strukturell nein.

Jeder Täter ist zunächst mal für sich ein individueller Täter.

Die Schaffung einer Gruppe oder Gesellschaft von Tätern ist jedoch auch ein kollektives Phänomen, und da muss man eben auch dem Katalysator oder Antrieb dieser Entwicklung Einhalt gebieten. Dies gilt insbs. für Menschen, die meinen, politisch maßgeblich in unserem Land gestalten zu wollen.

Deshalb sehe ich sie eher als Verkäufer des Feuerzeugs.
Eher desjenigen, der eine Anleitung, eine Idee liefert.

Es ist an der Politik, den Anhängern und Mitläufern eine stringente Argumentation zu liefern, das es auch anders gehen kann.
Absolute Zustimmung!

Man darf dieses Problem nicht nur auf eine Partei projizieren, das wäre zu einfach. Man muss alle Parteien und weitere gesellschaftliche Gruppen in die Pflicht nehmen, glaubhafte und ehrliche Gegenentwürfe zu präsentieren und umzusetzen.

Man darf andererseits jedoch auch nicht mögliche Versäumnisse der etablierten Parteien als Argument oder Ausrede für das Spiel mit rechtsextremistischen Sprachgebrauch heranziehen.


Auch wenn es der AFD vielleicht (noch) an antisemitischen Schlägern mangelt ...
Sie sind viel zu klug, um sich darauf einzulassen.


Was du bezüglich strukturellem oder tatsächlichem Antisemitismus in einigen Teilen der islamischen Bevölkerung in unserem Land schreibst trifft natürlich zu. Das selbe gilt z.B. auch für den Konflikt zwischen verschiedenen Volksgruppen oder Religionen in der Türkei. Man muss sich damit politisch auseinandersetzen, ohne dabei den politischen Anstand zu verlieren. Das ist ja eine der größten Bedrohung einer liberalen, demokratischen und humanistisch geprägten Gesellschaft: dass sie angesichts einer tatsächlichen oder vermeintlichen Bedrohung ihre Prinzipien verrät.
 
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Protuberanz

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Die Verbrechen der Nationalsozialisten wurden nicht nur deswegen möglich, weil in jedem schon ein SS-Mann geschlummert hätte, sondern weil die Agitation in einem gesellschaftlich passenden Kontext stattfand und weil eine stetige Radikalisierung stattfand.
Das ist korrekt, den Gehirnwäschefaktor hatte ich leider übersehen. Trotzdem muß auch da eine ganze kleine Stelle unrund gewesen sein. Denn an einer Kugel kann man nur sehr schwer zum aufbrechen ansetzen. Aber nichtsdestotrotz hast Du natürlich recht. Agitation ist durchaus ein großes Thema.

Die Schaffung einer Gruppe oder Gesellschaft von Tätern ist jedoch auch ein kollektives Phänomen, und da muss man eben auch dem Katalysator oder Antrieb dieser Entwicklung Einhalt gebieten. Dies gilt insbs. für Menschen, die meinen, politisch maßgeblich in unserem Land gestalten zu wollen.
Dem stimme ich zu. Aber wenn etablierte Politiker nur auf Personen zeigen und erklären, das dies dumme Menschen und/oder Nazis sind, ist eindeutig zu flach. Damit wird man nichts umkehren können. Eher glaube ich, das Gegenteil wird damit erreicht.
 

TomS

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Trotzdem muß auch da eine ganze kleine Stelle unrund gewesen sein. Denn an einer Kugel kann man nur sehr schwer zum aufbrechen ansetzen.

Antisemitismus war in Teilen bereits etabliert, der erste Weltkrieg hatte viele Menschen entwurzelt, und die wirtschaftliche Situation nach 1918 hat sicher ihren Teil beigetragen. Dazu kam das Aufeinandertreffen extremistischer Kräfte von rechts und links sowie die Ohnmacht der Politik. Das war die herrschende Gemengelage.

Aber wenn etablierte Politiker nur auf Personen zeigen und erklären, das dies dumme Menschen und/oder Nazis sind, ist eindeutig zu flach. Damit wird man nichts umkehren können. Eher glaube ich, das Gegenteil wird damit erreicht.
Da hast du recht, und das ist ein echtes Dilemma.

Man muss m.E. differenzieren, zumindest zwischen den führenden Köpfen einerseits und vielen Wählern andererseits. Ersteren muss man sehr hart und klug in der Sache entgegentreten, jedoch auch Gegenentwürfe präsentieren und umsetzen. Beides ist nicht gut gelungen.

Letztere darf man sicher nicht pauschal beschimpfen, ächten, diffamieren oder ausgrenzen.

Jetzt zum Dilemma: Für jede Therapie braucht‘s eine Diagnose. Meine lautet, dass die meisten AFD-Wähler keine Nationalsozialisten sein dürften, jedoch dennoch eine Partei wählen, deren führende Köpfe sich teilweise einer an den Nationalsozialismus angelehnten Sprache bedienen (vorsichtig genug formuliert?) Dies nun z.B. in der Bundespressekonferenz breit zu treten ist evtl. keine so gute Idee. Es überall totzuschweigen und zu ignorieren aber auch nicht.

Ich denke, der wesentliche Punkt ist, seitens der Politik überhaupt wieder ins Gespräch mit Menschen zu kommen und deren objektiv vorhandenen und subjektiv wahrgenommen Probleme kennenzulernen.

Ihr könnt den Leuten den Kopf einschlagen. Ihr könnt sie festnehmen und ins Gefängnis werfen, aber Ihr könnt ihre Gedanken nicht einsperren. Wie kann man eine Idee bekämpfen?“ „Ihr fragt, wie man eine Idee bekämpfen kann. Mit einer anderen Idee!“
OK, die Antwort stammt jetzt nicht gerade von einem Sympathieträger, und die andere Idee ist nicht schön, aber er hat Recht!
 
Zuletzt bearbeitet:

Aries

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Die Frage ist dann, worauf dieses "über das Ziel hinausschießen" eigentlich abzielt
Ich denke, dass z. B. im Falle von Gauland, als er Frau Özeguz in "Anatolien entsorgen wollte", einfach die Sicherungen durchgebrannt sind. Bei Höcke ist es wohl nicht so einfach, denn er formuliert sehr häufig zweideutig.

Wenn man die Pegidabewegung quasi als Wurzeln der AFD sieht wird es sogar noch extremer. Deren Mitbegründer Lutz Bachmann zB, hat sogar mit Hitlerbildern posiert und wurde unter anderem auch rechtskräftig wegen Volksverhetzung verurteilt.
Ich denke nicht, dass man Pegida als Wurzel der AfD ansehen kann. Die heute führenden Figuren waren alle schon bei der AfD als es Pegida noch garnicht gegeben hat.

Protuberanz schrieb:
Aber nicht nur das ist ein Argument gegen die AFD, sondern auch deren Haltung gegenüber Frauen. Denn das was sie an der islamischen Gesellschaft kritisieren, haben sie sich sich selbst auf die Fahnen geschrieben. Die Gleichbehandlung von Mann und Frau.
Was meinst Du damit?

Protuberanz schrieb:
Überhaupt hat deren Richtlinie einige Dellen und Löcher. So haben sie zB keinen Europaplan.
Mit der Sicherung der Außengrenzen, der Kritik an der Geldpolitik der europäischen Zentralbank und der Rückbesinnung auf das Subsidaritätsprinzip spricht die AfD gerade auf diesem Themenfeld meines Erachtens die richtigen Punkte an.

Protuberanz schrieb:
Alles in allem ist es keine Partei, die man ernsthaft zur Führung des Landes in Betracht ziehen könnte.
Ja, das stimmt allerdings. Zu vielen Punkten hat die Partei momentan nichts zu sagen z. B. zu sozialen Fragen. Aber momentan erfüllt sie schon einen Zweck, indem sie den Finger in wichtige Wunden legt.

Wie tröstlich, das zu wissen, dann kann ja nichts passieren.
"Passieren" kann auch etwas, wenn man weiter nicht auf die AfD zugeht, bis sich die Probleme immer weiter anstauen. Die AfD hätte es ohne Merkels Euro- und Flüchtlingspolitik nicht gegeben. Und der Nationalsozialismus wäre auch nicht an die Macht gekommen, wenn die Bedingungen des Versailler Friedensvertrages nicht so hart gewesen wären. Radikale Entwicklungen verhindert man am besten dadurch, indem man die Gegenseite fair miteinbezieht, anstatt sie nur zu bekämpfen und auszuschließen. Wenn die Gegenseite auf dem Wege des Kompromisses nichts erreichen kann, dann haben es radikale Kräfte dort umso leichter die Meinungsführerschaft zu erreichen.
 

pauli

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Na ja, der Cem ist ja gar nicht mehr der ultimative Flüchtlingsfreund, seitdem seine südamerikanische Frau von einigen Personen in der U-Bahn belästigt wurde. So kam er zu der Feststellung "Es gibt manchmal einen Reflex in unserer Partei, die Realität nicht genau wahrzunehmen."
Erzähl keinen Unfug, der Link hier von Özdemir ist von 2015
 

pauli

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@pauli,

Du glaubst also, du kannst mit deiner Islamismusstory ´a la PI-News, Pegida, AfD usw. europäische Rechtsextremisten davon ablenken, dass es einen grundlegenden demokratischen und humanistischen Konsens gibt? Den du persönlich in Frage stellen willst?

Grüsse galileo2609

Das ist schon dreist PI-News, Pegida und AfD hier einzuwerfen, ich habe Leute zitiert die mit denen nichts zu tun haben, ist das dein neuer Diskussionsstil?
 

Protuberanz

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Erzähl keinen Unfug, der Link hier von Özdemir ist von 2015
Warum meinst Du ich erzähle Unfug?
Dein Link von 2015 ja. Der von mir zitierte Satz stammt vom Anfang des Jahres. Ich habe es nicht separat verlinkt.
Aber wenn Du es wünschst, gern auch mit Link: Kommentar: Die rechte Versuchung der Grünen
Aber um wieder zu 2015 zurückzukommen, der FA hat er 2015 auch ein interessantes Interview gegeben: Ich will nicht, dass Saudi-Arabien Moscheen in Deutschland baut
 

Mahananda

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Hallo Aries,

Ich denke, dass z. B. im Falle von Gauland, als er Frau Özeguz in "Anatolien entsorgen wollte", einfach die Sicherungen durchgebrannt sind.

Das denke ich nicht, denn diese Formulierung wurde mit Bedacht und langsamer Akzentuierung vorgebracht, statt im Zuge einer immer hitziger werdenden Rede. Ich denke schon, dass da bewusst provoziert wurde, um eine ganz bestimmte Klientel anzusprechen und um ein entsprechendes Medienecho zu erzielen, auf dass seine Provokation in breitere Bevölkerungskreise gelangen, wo es dann genüsslich weiterverbreitet wird ("Man wird ja wohl noch sagen dürfen ...").

Bei Höcke ist es wohl nicht so einfach, denn er formuliert sehr häufig zweideutig.

Mit anderen Worten: Höcke provoziert mitunter rhetorisch gekonnter als Gauland. Mitunter jedoch auch nicht ...

Ich denke nicht, dass man Pegida als Wurzel der AfD ansehen kann.

Ich denke, dass es da wechselseitige Inspirationen gegeben hat und gibt, die eine erste Eskalationsstufe mit dem Herausekeln des Lucke-Flügels durch Petry genommen hat und eine zweite mit dem Herausekeln von Petry durch Meuthen und Gauland. Die gemeinsamen Auftritte von AfD-Führungspersonal mit Bachmann in Dresden und Chemnitz lassen ebenfalls tief blicken, wes Geistes Kind sich da gegenseitig fördert, auf das es halbstark werde ...

Mit der Sicherung der Außengrenzen, der Kritik an der Geldpolitik der europäischen Zentralbank und der Rückbesinnung auf das Subsidaritätsprinzip spricht die AfD gerade auf diesem Themenfeld meines Erachtens die richtigen Punkte an.

Ansprechen ist das eine, praktikable Lösungsansätze vorstellen jedoch etwas anderes. Und der mehr oder minder unterschwellige bis offensichtliche Transport destruktiver Hetze - gerade durch die von Dir genannten "zweideutigen" Formulierungen - bringt das "Ansprechen" der vermeintlich richtigen Punkte in einen Kontext, wo man praktikable Lösungsansätze gar nicht mehr vermuten mag. Und dann wird wieder über die "Lügenpresse" gejammert - ein Schelm, wer Böses dabei denkt ...

Aber momentan erfüllt sie schon einen Zweck, indem sie den Finger in wichtige Wunden legt.

Und darüber hinaus erfüllt sie noch andere Zwecke, die weitere Wunden überhaupt erst aufreißt. Besser wäre in jedem Fall, vor dem "Finger in die Wunde legen" zunächst die Brandfackel zu löschen und zur Seite zu legen. Aber damit ist wohl nicht zu rechnen, weil die Wählerklientel geradezu süchtig nach Brandbeschleunigern geworden ist.

"Passieren" kann auch etwas, wenn man weiter nicht auf die AfD zugeht, bis sich die Probleme immer weiter anstauen.

Das interessiert mich nun doch: Wie stellst Du Dir ein "auf die AfD zugehen" vor?

Radikale Entwicklungen verhindert man am besten dadurch, indem man die Gegenseite fair miteinbezieht, anstatt sie nur zu bekämpfen und auszuschließen.

Auch hier: Wie stellst Du Dir ein "faires Miteinbeziehen" vor? Die AfD sitzt doch in den Ausschüssen mit drin und wird doch bereits mit einbezogen. Was soll denn Deiner Ansicht nach noch getan werden, um der "Fairness" Genüge zu tun?

Wenn die Gegenseite auf dem Wege des Kompromisses nichts erreichen kann, dann haben es radikale Kräfte dort umso leichter die Meinungsführerschaft zu erreichen.

Und noch mal: Welche Art von Kompromiss schwebt Dir in Bezug auf die AfD vor?
 

Protuberanz

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Jetzt zum Dilemma: Für jede Therapie braucht‘s eine Diagnose. Meine lautet, dass die meisten AFD-Wähler keine Nationalsozialisten sein dürften, jedoch dennoch eine Partei wählen, deren führende Köpfe sich teilweise einer an den Nationalsozialismus angelehnten Sprache bedienen (vorsichtig genug formuliert?) Dies nun z.B. in der Bundespressekonferenz breit zu treten ist evtl. keine so gute Idee. Es überall totzuschweigen und zu ignorieren aber auch nicht.

Ich denke, der wesentliche Punkt ist, seitens der Politik überhaupt wieder ins Gespräch mit Menschen zu kommen und deren objektiv vorhandenen und subjektiv wahrgenommen Probleme kennenzulernen.
eine sehr gute Formulierung, wie ich finde.
 

Protuberanz

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Ich denke, dass z. B. im Falle von Gauland, als er Frau Özeguz in "Anatolien entsorgen wollte", einfach die Sicherungen durchgebrannt sind.
Das glaube ich nicht. Wenn es ein Disput gewesen wäre, vielleicht. Aber es war eine vorbereitete Rede. Und sowas ist immer auf Wirkung getrimmt.

Ich denke nicht, dass man Pegida als Wurzel der AfD ansehen kann. Die heute führenden Figuren waren alle schon bei der AfD als es Pegida noch garnicht gegeben hat.
Von der Chronologie der Entstehung hast Du Recht. Nur war die AFD vor den Pegidademos völlig bedeutungslos. Erst mit deren Erscheinen, bzw. kurz danach, erlebte sie einen deutlichen Aufschwung.

Was meinst Du damit?
Die AFD ist gegen die Gleichbehandlung von Mann und Frau.
 

Aries

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Das interessiert mich nun doch: Wie stellst Du Dir ein "auf die AfD zugehen" vor?

Auch hier: Wie stellst Du Dir ein "faires Miteinbeziehen" vor? Die AfD sitzt doch in den Ausschüssen mit drin und wird doch bereits mit einbezogen. Was soll denn Deiner Ansicht nach noch getan werden, um der "Fairness" Genüge zu tun?

Und noch mal: Welche Art von Kompromiss schwebt Dir in Bezug auf die AfD vor?
Ich sehe in der Mehrheitsdemokratie, die wir in Deutschland haben, im Gegensatz zu konkordanz-/konsens-/proporzdemokratischen Modellen ein Problem, wenn manche Kräfte dauerhaft aus der Regierung ausgeschlossen sind. Dieses Demokratiemodell bedeutet quasi eine Diktatur der Mehrheit für die Dauer einer Wahlperiode. Im Gegensatz dazu werden bzw. wurden in diversen österreichischen Bundesländern und in der Schweiz nicht nur die Parlaments- und Ausschusssitze nach Proporz verteilt, sondern auch die Sitze in der Regierung. Es bedarf aber vor allem der Bereitschaft der Parteien einen Konsens zu finden, die vor allem in der Schweiz viel ausgeprägter ist. Es dürfte sich dabei um die stabilste Demokratie handeln, die es weit und breit gibt.

Desweiteren sehe ich ein Problem darin, wenn irreversible Entscheidungen mit einfachem Mehrheitsbeschluss gefasst werden. Wenn es für eine irreversible Entscheidung in einem Jahr eine Mehrheit von 51% gibt, kann sie durchgesetzt werden, ohne dass sie, wenn es ein paar Jahre später eine 51%iger Mehrheit dagegen gibt, revidiert werden kann. Bei solchen Fragen sollte man meines Erachtens vorher einen gesamtgesellschaftlichen Konsens anstreben. Die Aufnahme von Migranten ist so eine Entscheidung, da diese im Falle eines abgelehnten Asylantrages meist dennoch nicht zurückgeschickt werden können.

Ein konkreter Kompromiss zwischen der AfD und den anderen Parteien in Bezug auf die Flüchtlingspolitik wäre natürlich die Aufnahme einer Zahl von Flüchtlingen, die über den Vorstellungen der AfD liegt aber unter den Vorstellungen der anderen Parteien. Das könnte z. B. eine Zahl von 50.000 pro Jahr sein, aber auch eine andere Zahl.

Protuberanz schrieb:
Die AFD ist gegen die Gleichbehandlung von Mann und Frau.
Woraus schließt Du das? Also ich kann das überhaupt nicht feststellen.
 

Mahananda

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Hallo Aries,

Ich sehe in der Mehrheitsdemokratie, die wir in Deutschland haben, im Gegensatz zu konkordanz-/konsens-/proporzdemokratischen Modellen ein Problem, wenn manche Kräfte dauerhaft aus der Regierung ausgeschlossen sind.

O.K., aber was hat das mit meiner Frage zu tun, wie Du Dir ein "auf die AfD zugehen" vorstellst? Die Art und Weise, wie bei uns die repräsentative Demokratie geregelt ist, soll ja möglichst stabile Verhältnisse sichern, ohne dass eine Zersplitterung des Parlaments in einige Dutzend Fraktionen erfolgt (was ein Grund von vielen gewesen ist, warum die Nazis die Weimarer Republik zerstören konnten). Darum z.B. die 5-Prozent-Hürde, um die Splittergruppen (wie z.B. links- und rechtsradikale oder -extreme Krakeeler) aus den Parlamenten draußen zu halten und ihnen keine Propaganda-Plattform zu bieten.

Dieses Demokratiemodell bedeutet quasi eine Diktatur der Mehrheit für die Dauer einer Wahlperiode.

Mit der Wortwahl diskreditierst Du Dich nur selbst. Es ist weder quasi noch sonstwie eine wie auch immer geartete Diktatur.

Es bedarf aber vor allem der Bereitschaft der Parteien einen Konsens zu finden, die vor allem in der Schweiz viel ausgeprägter ist.

Das ist im Prinzip zwar richtig, aber hier übersiehst Du geflissentlich, dass die Schweiz eine andere historische Tradition in der Demokratiekultur hat als Deutschland. Es dürfte also schwierig sein, hier einen Konsens zu finden, da es hierzu auch einer entsprechenden Änderung des Grundgesetzes bedarf, welche ohne große Mehrheiten in Bundestag und Bundesrat nicht leicht zu schaffen ist.

Die Aufnahme von Migranten ist so eine Entscheidung, da diese im Falle eines abgelehnten Asylantrages meist dennoch nicht zurückgeschickt werden können.

Das ist falsch. Die Aufnahme von Migranten ist gesetzlich geregelt. Und Migranten sind keine Asylbewerber, die zurückgeschickt werden könnten. Du verwechselst da gerade etwas ganz enorm.

Ein konkreter Kompromiss zwischen der AfD und den anderen Parteien in Bezug auf die Flüchtlingspolitik wäre natürlich die Aufnahme einer Zahl von Flüchtlingen, die über den Vorstellungen der AfD liegt aber unter den Vorstellungen der anderen Parteien.

Das heißt also, Du verrechnest die 13 Prozent AfD mit Wunsch von Null Flüchtlingen mit den 87 Prozent anderer Parteien mit z.T. Wunsch ohne zahlenmäßige Begrenzung und landest bei ca. 50.000 pro Jahr? Wo ist da die rationale Basis?
 
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pauli

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Warum meinst Du ich erzähle Unfug?
Dein Link von 2015 ja. Der von mir zitierte Satz stammt vom Anfang des Jahres. Ich habe es nicht separat verlinkt.
Aber wenn Du es wünschst, gern auch mit Link: Kommentar: Die rechte Versuchung der Grünen
Was soll ich mit dem Link, du hast suggeriert Özdemir sei islamkritisch weil seine Partnerin von arabischen Migranten angemacht wurde und das habe ich widerlegt


Aber um wieder zu 2015 zurückzukommen, der FA hat er 2015 auch ein interessantes Interview gegeben: Ich will nicht, dass Saudi-Arabien Moscheen in Deutschland baut
Eben, er weiß wie die Saudis in dieser Beziehung ticken und wie sie vorgehen, u.a. deswegen fordert er auch eine Islamdiskussion.
 
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