Die Thermal Interpretation der Quantenmechanik

Bernhard

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Ich habe allgemein von unbekannte Mikrostrukturen geschrieben und nicht von der Planck-Skala.
In der Physik wird üblicherweise angenommen, dass die bekannten Mikrostrukturen (Quantenmechanik) alle bekannten Prozesse bis hin zur Planck-Skala ausreichend gut beschreiben. So gesehen gibt es in diesem Bereich also keine prinzipiell unbekannten Mikrostrukturen.

Es gibt verschiedene Näherungsverfahren. Diese sollten dann aber auch als solche bezeichnet werden, damit klar wird, was gerade thematisiert werden soll.
 

Jakito

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Es ist die mathematische Modellierung. Man benötigt einer Quelle für einzelne Photonen oder zumindest einzelne Photonen alleine, nicht nur eine ebene Welle oder ähnliches.
Ein erster Schritt ist es, die ebene Welle durch ein Wellenpacket zu ersetzen. In 1D habe ich mal angedeutet, wie sowas ungefähr läuft
And here it is also totally obvious that the wavefunction of the incoming particle is not normalizable. So some window function must be used, ensuring that the wavefunction of the particle before the scattering is unambigously on one side (typically the left) of the potential barrier, and normalizable. This gives us a wavepacket that will scatter at the 1D barrier, and a distribution of Bohmian trajectories compatible with that wavepacket and its evolution.
und auf Nachfrage Details erfunden
Take a "simple" window function, for example a (suitably shifted) Hann function ("raised cosine window"): ##w_L(x):=\sin^2(\pi x/L) \chi_{(-L,0)}(x)##. Take ##\phi_L(x,0):=w_L(x)\exp(ikx)## to be the initial wavefunction, for the 1D scenario with a potential barrier starting at ##x=0##. This initial wavefunction is now used both for the distribution of particles, and for solving the time dependent Schrödinger equation.
In 3D ist es noch anstrengender, weil man auch die laterale Ausdehnung der ebenen Welle lokalisieren muss (damit sie normalisierbar wird).

Und dann muss man sein Model halt soweit verbessern, bis es irgendeine Antwort auf die gegebene Fragestellung geben kann. Und wenn die Antwort unbefriedigend ist, dann fängt man an, sein Model zu debuggen, um zu verstehen, wodurch die unerwünschte Antwort provoziert wird.
 

antaris

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Hast du dazu einen Nachweis oder Link, wo er das so behauptet hat?
Es ist nicht exakt sein Wortlaut und er bezieht sich auf diskrete POVM's und nicht auf ein Pixel, sondern auf ein Detektorelement aber ich denke der Kontext stimmt:

  • (DRP): Detector response principle. A detector element k responds to a stationary source with density operator ρ with a rate pₖ depending linearly on ρ.“ arXiv
  • there is a unique discrete POVM Pₖ (k ∈ K) such that pₖ = Tr ρ Pₖ.“ arXiv
  • This can be modeled by POVMs based on a partition of unity on configuration space, analogous to the above construction for coherent states.“ arXiv
  • This is Born’s rule in expectation form, in the context of measurements.arXiv
 

TomS

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... sondern wie genau aus einem einzelnen mikroskopischen Quantensignal ... ein makroskopischer/klassischer Zeigerzustand entsteht. Es geht mir hier also um die Mikrostruktur des Detektors (und nichts anderes), zumindest wenn der Wurm in der Modellierung des Detektors steckt und wenn die Umgebung fast vernachlässigbar ist (wenn nicht, dann wird es noch komplizierter).
Insoweit ein lokalisiertes Quantenereignis vorausgesetzt werden kann, versteht man das folgende m.W.n. sehr gut. Das älteste Beispiel ist die Nebelkammer / das Mott-Problem, wobei hier unter der Voraussetzung eines initialen, lokalen Quantenereignisses die daraus folgende, gerichtet Teilchenspur tatsächlich berechnet werden kann. Das ist kein Zeiger auf einer Skala im wörtlichen Sinn, aber es ist das, was als klassischer Zeigerzustand taugt, da Ort und Impuls bzw. Energie daraus abgelesen werden können.

Ähnliches können die Experten sicher auch bei anderen Detektortypen durchexerzieren.

Die schwierigere Frage ist m.E., wie das initiale lokalisierte Quantenereignis entsteht. Die QM nach Lehrbuch kann das nicht beantworten, da sie immer mit ebenen oder Kugelwellen hantiert, und daraus folgt das ganz sicher nicht. Es braucht dazu lokalisierte Wellenpakete, Prof. Neumaier spricht von world tubes durch die Raumzeit.
 

TomS

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@Jakito - ich denke, es ist alles noch viel komplizierter.

Zuerst mal muss klar sein, dass eine ausgedehnte Wellenfront a la Lehrbuch nicht streng lokal mit einem ausgedehnten Detektor wechselwirken und ein streng lokalisiertes Detektorereignis (die Anregung eines einzelnen Atoms) auslösen kann. Sie muss zumindest soviel Struktur tragen, dass irgendwie bestimmt ist, dass dieses Detektorelement anspricht und nicht jenes.

Betrachtet man dann World Tubes, so stellt sich erstens die Frage nach der zeitlichen Auslösung; diese World Tubes können ja sehr langgezogen sein.

Sind die World Tubes eng, so wird das streng lokalisierte Detektorereignis verständlich. Allerdings muss die "auf zwei Wege aufgespaltene World Tube" eines Photons nach einem Beamsplitter auch welche-Weg-Experimente, delayed Choice etc. erklären; Interferenz-Experimente sagen ja, dass man zwei World Tubes benötigt, was man leicht durch unterschiedliche Weglängen und Phasenverschiebung zeigt; aber man wird bei einem welcher-Weg-Experiment immer nur von einer World Tube ein Detektorsignal erhalten, was wieder zur o.g. Frage zurückführt, warum diese World Tube ein Detektorsignal auslöst, jene nicht (evtl. spricht man besser von einer World Tube, die durch den Beamsplitter eine zusätzliche Struktur enthält; das sind aber nur Worte, ich denke, es ist klar, was ich meine).

Ähnliches muss man für Interferenz am Gitter durchspielen.

Für Bell-artige Experimente benötigt man verschränkte zwei-Photon-Zustände. Man kann auch Spin-verschränkte zwei-Elektron-Zustände plus zwei Stern-Gerlach-Devices betrachten ... Möchte man eine streng deterministische Theorie, müsste in diesem Bild jede World Tube eine eindeutige Polarisations- oder Spin-Information tragen, andernfalls könnten sich die beiden Devices nicht streng korreliert verhalten; andererseits gelangt man dadurch in Konflikt zu Bells Theorem; ich habe jedenfalls noch nicht ganz verstanden, wie Prof. Neumaier das auflösen möchte.

Generell ist die Idee der verschränkte World Tubes bei massebehafteten Teilchen nochmal komplizierter, da sie über beliebig lange Distanzen longitudinal beliebig ausgedehnt und transversal beliebig ausgeweitet sein können; trotzdem erfolgt die Detektion auch für Elementarteilchen mit kosmischen Reisedistanzen streng lokalisiert.
 

antaris

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Die schwierigere Frage ist m.E., wie das initiale lokalisierte Quantenereignis entsteht.
Also im Prinzip, wie genau das Feld mit der Oberfläche des Detektors wechselwirkt, sodass dann ein lokalisiertes Ereignis stattfindet?
Es braucht dazu lokalisierte Wellenpakete, Prof. Neumaier spricht von world tubes durch die Raumzeit.

Jetzt habe ich einige Fragen:
  • Wellen + Paket = Bohmsche Mechanik?
  • Die World Tube ist eine fuzzy world line?
  • Das Problem ist im Prinzip nicht wissen zu können, wo genau sich das Photon, also die höchste Intensität des em-Feld, vor der Detekton befindet?
  • Wird die World Tube gedanklich vor dem Detektor geschnitten, so ist die Position des Photons auf dem Schnitt gemäß der Bornschen Regel verteilt?
  • Würde man diese Scheibe stetig mit dem Photon in der World Tube verschieben, so sollte sich in einem deterministischen System der Ort des Photons auf der Scheibe ebenso stetig bewegen, sodas seine Trajektorie innerhalb der World Tube verfolgt werden könnte?
  • Könnten es auch diskrete Sprünge sein?
  • Was ist die Problematik beim Wellenpaket bzw. warum werden bevorzugt ebene Wellen bzw. Kugelwellen zur Modellierung genutzt?
  • Kann die World Tube breiter werden, wenn ja warum?

Eine stationäre Quelle erzeugt einen Strahl, nicht ein einzelnes Photon.
Oh ok, dann ist es ja der ganz normale Test der Bornschen Regel über ein Ensemble.
@Bernhard
Ich nehme alles zurück.
 
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antaris

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Zu den World Tubes habe ich gerade im Foundations II nachgelesen. Er beschreibt ganz klar eine Struktur von nested -> verschachtelte World Tubes.
https://arnold-neumaier.at/ms/foundII.pdf

Seite 16 f.:
In the thermal interpretation, even pointlike quantum objects are extended: Every pointlike
quantum object has a 3-component position vector q, hence is extended to the extent
determined by the computable position uncertainty σ_q = ..., where q is
the position vector of the object. In spacetime, the uncertain positions ... traced out an
uncertain world line, and the quantum object can be visualizied as moving along a nested
family of fuzzy world tubes
, t...
 

Jakito

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Betrachtet man dann World Tubes, so stellt sich erstens die Frage nach der zeitlichen Auslösung; diese World Tubes können ja sehr langgezogen sein.

Sind die World Tubes eng, so wird das streng lokalisierte Detektorereignis verständlich.
Nein, die World Tubes haben in diesem Sinne nichts mit streng lokalisierten Detektorereignissen zu tun, und ich glaube auch A. Neumaier sieht dies so. Sowohl bei den Wellenpacketen als auch bei den World Tubes geht es zunächst mal nur darum, das zu modelieren, was im Experiment tatsächlich getan wurde. Das lokalisierte Detektorereignis muss schon irgendwie anders entstehen.

@Jakito - ich denke, es ist alles noch viel komplizierter.
Ja, aber irgendwo muss man anfangen. Und Doppelspalt oder Bell-Experiment sind da erstmal gar nicht so wichtig. Außer vielleicht, um eine zu bequeme fehlerhafte Modellierung als solche entlarven zu können. Im Prinzip könnte man auch mit dem Mott-Problem anfangen. Motts originale Analyse ist glaube ich ein Beispiel einer MWI / relative state Modelierung. Dann kann man sich fragen, an welchen Idealisierungen in Motts Analyse es lag, dass MWI unvermeidlich wurde. (Es scheint halt ein Zufallsmechanismus zu fehlen... Die derzeitige Idee ist, dass der Detektor, d.h. der Zustand der Gasmoleküle diesen beisteuert. ... Und dann muss man halt schauen, was sonst noch so alles fehlt.)
 

TomS

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Nein, die World Tubes haben in diesem Sinne nichts mit streng lokalisierten Detektorereignissen zu tun, und ich glaube auch A. Neumaier sieht dies so. Sowohl bei den Wellenpacketen als auch bei den World Tubes geht es zunächst mal nur darum, das zu modelieren, was im Experiment tatsächlich getan wurde. Das lokalisierte Detektorereignis muss schon irgendwie anders entstehen.
Ich halte eine World Tube – oder mehrere korrelierte World Tube mehrerer "Teilchen" für eine essentielle Bedingung in der TI. Eine exakt sphärische Welle ist ausgedehnt und hoch symmetrisch, ein einzelnes Detektorereignis jedoch streng lokalisiert, die Symmetrie gebrochen. Ist der Zeitraum der Ausbildung des Detektorereignisses kurz ggü. der Lichtlaufzeit zwischen verschiedenen Detektorelementen, so ist müsste die Symmetriebrechung außerhalb des Lichtkegels propagiert werden.

Und Doppelspalt oder Bell-Experiment sind da erstmal gar nicht so wichtig.
Zunächst nicht, das einzelne Detektorereignis ist schon schwer genug.

Im Prinzip könnte man auch mit dem Mott-Problem anfangen. Motts originale Analyse ist glaube ich ein Beispiel einer MWI / relative state Modelierung.
Ja.

Dann kann man sich fragen, an welchen Idealisierungen in Motts Analyse es lag, dass MWI unvermeidlich wurde.
Das ist die schlichte Tatsache, dass er in (1) eine Korrelation zweier Orte r1, r2 betrachtet und dass seine Rechnung
  1. zwar einen Mechanismus für das Entstehen einer "Tube" mit r1, r2 auf einer Halbgeraden durch den Ursprung liefert, d.h. (8)
  2. jedoch keinen Mechanismus für die Auszeichnung von r1 selbst.
Das ist auch nicht weiter verwunderlich, weil er bereits im Absatz nach (1) explizit f00(R) als sphärische Welle ansetzt, d.h. keine World Tube für das Alpha-Teilchen. Daher ist seine Argumentation zu lesen als "relative state interpretation" bzw. "conditional probability r2 given r1".


Schon tragisch, dass es nach 1929 nochmal ein Vierteljahrhundert bis Everett und dann nochmal so lang bis Zurek gedauert hat.

Es scheint halt ein Zufallsmechanismus zu fehlen...
Der Zufallsmechanismus steckt in den unbekannten Anfangsbedingungen, und zwar nicht nur für den Zustand des Detektors sondern für den der Quelle.

Die derzeitige Idee ist, dass der Detektor, d.h. der Zustand der Gasmoleküle diesen beisteuert.
Siehe oben:

Ein über große Skalen delokalisierter Zustand eines Photons oder Elektrons kann m.M.n. nicht erst durch die lokale Wechselwirkung mit dem Detektor nahezu instantan zu einem lokalen Detektorereignis führen; die Lokalisierung muss sozusagen kontinuierlich erfolgen, d.h. eine immer enge World Tube liefern.

Das ist letztlich eine Verfeinerung der Dekohärenz, die sozusagen ein "Ensemble von World Tubes" liefert. Die TI benötigt genau eine:


To show that a single particle … triggers at most one of an array of detection elements. This is the unique outcome problem of quantum measurement.

While decoherence provides a satisfactory solution of the classicality problem, Schlosshauer … states explicitly (and with good reasons) that the definite outcome problem and the unique outcome problem, combined by him to the problem of outcomes, are not solvable by decoherence.

In einer früheren Version des Papers stand da außerdem noch

However, due to the highly nonstationary situation involved, the [unique outcome] problem … is effectively unsolved. Within quantum field theory, which should provide the correct setting for answering the question, the formulated assertion can currently not even be precisely stated. A proper solution would first require to give, within a model describing an experiment exclusively in terms of quantum fields, a precise meaning to the notion of a single particle moving at a particular time in a given single-particle state …, then hitting multiple detection elements of a detector. This is a question on the borderline between quantum mechanics and quantum field theory touched in discussions on the preparation of photons on demand … but it is nowhere clearly resolved.
 

A.Neumaier

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Insoweit ein lokalisiertes Quantenereignis vorausgesetzt werden kann, versteht man das folgende m.W.n. sehr gut. Das älteste Beispiel ist die Nebelkammer / das Mott-Problem, wobei hier unter der Voraussetzung eines initialen, lokalen Quantenereignisses die daraus folgende, gerichtet Teilchenspur tatsächlich berechnet werden kann. Das ist kein Zeiger auf einer Skala im wörtlichen Sinn, aber es ist das, was als klassischer Zeigerzustand taugt, da Ort und Impuls bzw. Energie daraus abgelesen werden können.
Ds ist also eine kombinierte Orts- und Impulsmessung, die nach von Neumann gar nicht hätte möglich sein sollen, und erst mit den 1970 entdeckten POVMs beschrieben werden kann. Mott fasst es auch nicht als Messung auf, sondern als Wahrscheinlichkeit für die objektive Tatsache, dass ein Alphateilchen zwei Atome anregt.

Im Sinn meines Papers zu 100 Jahre Born ist das also ein Beispiel der (nicht konsistenten) objektiven Bornregel, die erst seit den Büchern von Dirac und von Neumann allgemein durch die heutige Bornregel, die den Begriff der Messung verwendet, ersetzt wurde.
TomS schrieb:
Die schwierigere Frage ist m.E., wie das initiale lokalisierte Quantenereignis entsteht. Die QM nach Lehrbuch kann das nicht beantworten, da sie immer mit ebenen oder Kugelwellen hantiert, und daraus folgt das ganz sicher nicht. Es braucht dazu lokalisierte Wellenpakete, Prof. Neumaier spricht von world tubes durch die Raumzeit.
Die sind bei einer Kugelwelle aber nicht lokalisiert. Lokalisierung passiert erst beim Kontakt einem makroskopischen Objekt.
Motts originale Analyse ist glaube ich ein Beispiel einer MWI / relative state Modelierung.
Ein Beispiel einer bedingten Wahrscheinlichkeitsanalyse. Um Welten oder relative states geht es da überhaupt nicht.
Ich halte eine World Tube – oder mehrere korrelierte World Tube mehrerer "Teilchen" für eine essentielle Bedingung in der TI. Eine exakt sphärische Welle ist ausgedehnt und hoch symmetrisch,
Da ist der world tube also eine ganze Kugel, und nicht wie bei einem Strahl nur ein schmaler Kegel um die Strahlrichtung.
ein einzelnes Detektorereignis jedoch streng lokalisiert, die Symmetrie gebrochen. Ist der Zeitraum der Ausbildung des Detektorereignisses kurz ggü. der Lichtlaufzeit zwischen verschiedenen Detektorelementen, so ist müsste die Symmetriebrechung außerhalb des Lichtkegels propagiert werden.
Warum? Die Symmetriebrechung erfolgt durch den Detektor; evtl. Korrelationen (relevant nicht bei Mott, aber bei Bell) werden durch den sich entlang eines V-förmigen world tubes bewegenden 2-Photonenzustand transportiert.
Schon tragisch, dass es nach 1929 nochmal ein Vierteljahrhundert bis Everett und dann nochmal so lang bis Zurek gedauert hat.
Nein, das war ein grosses Glück; so konnte sich die QM ohne den Ballast extravaganter Interpretationen solide entwickeln.
Ein über große Skalen delokalisierter Zustand eines Photons oder Elektrons kann m.M.n. nicht erst durch die lokale Wechselwirkung mit dem Detektor nahezu instantan zu einem lokalen Detektorereignis führen; die Lokalisierung muss sozusagen kontinuierlich erfolgen, d.h. eine immer enge World Tube liefern.
Das passiert aber nicht. Vor dem Detektor gibt es nichts, was die freie Entwicklung des Zustandes (also die sphärische Welle) stören würde.
 
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A.Neumaier

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Die Randbedingungen, insbesondere wenn man "offene" Randbedingungen modellieren will/muss. Die Navier-Stokes Gleichungen sind da keine Ausnahme.
Bei hyperbolischen Differentialgleichungen in beschränkten Bereichen braucht man auch Randbedingungen, um ein wohlgestelltes Problem zu bekommen. (Und Wohlgestelltheit erfordert nicht, wie Sie später behaupten, dass man rückwärts in der Zeit auch ein eindeutig lösbares Anfangswertproblem hat.)
 

A.Neumaier

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Ich bin aber der Meinung gelesen zu haben, dass die Detektorantwort (DRP) aus den einzelnen Detektorelementen ermittelt wird bzw. daraus dann der makroskopische Zeigerzustand folgt.
Der Detektor besteht aus einer Unzahl von mikroskopischen Detektorelementen, die für die Zwecke der visuellen Interpretation auf eine Anzahl von Pixeln oder Sliberjodidkörnern, etc., zusammengefasst werden. Wenn man nur ein Detektorelement anschaut, wird es bei einen einzelnen Photon mit fast 100%iger Wahrscheinlichkeit nicht ansprechen, aber eins der Vielen wird mit einer positiven Wahrscheinlichkeit ansprechen, die dem Wirkungsgrad des Detektors entspricht. Nur welches der Vielen das ist, weiss man erst, wenn man auf alle Pixel einen Blick geworfen hat und dabei sieht, welches schwarz geworden ist.
Wo genau liegt eigentlich das wesentliche Problem einer realistischen Modellierung einer Messung?
Quelle und Detektor sind makroskopische Systeme, können also nur approximativ modelliert werden. Wie genau, darin besteht die Schwierigkeit.
Ist in der Komplexität des Universums nun auch die Geometrie enthalten
Darin ist alles enthalten, was Beobachter im Universum im Prinzip beobachten können! Also auch die detailierte Lage aller Sterne und Planeten, die detailierte Verteilung von Land und Wasser auf der Erde, die detailierte Einrichtung eines Labors, usw., mit allen geometrischen Eigenschaften allen Materialeigenschaften und allen herrschenden Kräften....
 
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TomS

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Das ist also eine kombinierte Orts- und Impulsmessung, die nach von Neumann gar nicht hätte möglich sein sollen, und erst mit den 1970 entdeckten POVMs beschrieben werden kann.
Klar.

Der Witz ist ja, dass bereits vor Dekohärenz und POVMs der Kern bereits 1929 diskutiert wurde.
Im Sinn meines Papers zu 100 Jahre Born ist das also ein Beispiel der (nicht konsistenten) objektiven Bornregel, die erst seit den Büchern von Dirac und von Neumann allgemein durch die heutige Bornregel, die den Begriff der Messung verwendet, ersetzt wurde.
Ja, ich hatte das in ihrem Paper gelesen.
Die sind bei einer Kugelwelle aber nicht lokalisiert. Lokalisierung passiert erst beim Kontakt einem makroskopischen Objekt.
Da bin ich mir nicht sicher, ob ich ihnen da zustimmen soll. Sie hatten das anhand der Symmetriebrechung schon mal erklärt. Wir sind uns doch sicher einig, dass ein vollständig symmetrischer initialer Zustand nicht zu einem nicht symmetrischen Detektorereignis führen kann.

Denken wir uns ein Elektron aus einer kosmischen Quelle, das einem transversal und longitudinal stark ausgeweteten Wellenpaket entspricht, das axialsymmetrisch bzgl. der Ausbreitungsrichtung ist. Denken wir uns einen sphärischen Detektor, und ein Detektoreignis.

Wie lautet der Mechanismus, der die Symmetrie bricht und das Detektorelement auswählt? Worin ist q-Korrelation enthalten, auf die diese Auswahl zurückzuführen ist? Im initialen Zustand des Elektrons, oder in dem des Detektors? Liefern und Überlegungen zu delayed Choice Experimenten einen Hinweis?

Da ist der World Tube also eine ganze Kugel, und nicht wie bei einem Strahl nur ein schmaler Kegel um die Strahlrichtung.
Wer sagt uns denn, dass dies tatsächlich die Form der World Tube eines einzelnen "Teilchens" ist? Es ist ein einfacher Ansatz, aber möglicherweise unzureichend.

Warum? Die Symmetriebrechung erfolgt durch den Detektor.
Warum?

Ich habe verstanden, dass das Ihre Hypothese ist, aber ich habe das Gefühl, dass da etwas fehlt.

Das passiert aber nicht. Vor dem Detektor gibt es nichts, was die freie Entwicklung des Zustandes (also die sphärische Welle) stören würde.
Evtl. ist die Annahme eines "exakten Vakuumzustandes" unzureichend; evtl. passiert da doch etwas.

Nehmen wir doch als initialen Zustand ein direktes Produkt

|spherical photon> * |spherical detector ground state>

Wie resultiert daraus ein Zustand

|detector state with one triggered element>

(bzw. entsprechend mittels Dichtematrizen)



Ein Beispiel einer bediungten Wahrscheinlichkeitsanalyse. Um Welten oder relative states geht es da überhaupt nicht.
Aber es wäre einfach so zu lesen; die Formeln sind identisch (ich glaube, Wallace betrachtet sowas).

Nein, das war ein grosses Glück; so konnte sich die QM ohne den Ballast extravaganter Interpretationen solide entwickeln.
Hätten mehr Physiker an Fragestellungen wie Mott gearbeitet, wüssten wir heute deutlich mehr.
 

Jakito

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Wer sagt uns denn, dass dies tatsächlich die Form der World Tube eines einzelnen "Teilchens" ist? Es ist ein einfacher Ansatz, aber möglicherweise unzureichend.
Meine Vermutung ist, dass es schon passieren kann, dass ein einzelnes „Teilchen“ eine solche World Tube hat. In der Zeit sollte es aber schon etwas lokalisiert sein, aber auch nicht zwangsläufig beliebig scharf, sondern halt passend zur Kohärenz der Quelle/„Lebensdauer“ des Zustandes, der das „Teilchen“ erzeugt.
Die Idealisierung der Radialsymmetrie ist hier halt vermutlich nicht das “entscheidende“ Problem, bzw. im Prinzip gar kein Problem.

Warum? Die Symmetriebrechung erfolgt durch den Detektor.
Warum?

Ich habe verstanden, dass das Ihre Hypothese ist, aber ich habe das Gefühl, dass da etwas fehlt.
Weil beim Detektor die Idealisierung der perfekten Homogenität zu unrealistisch ist. Es kann halt einfach nie passieren.
 

A.Neumaier

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Wir sind uns doch sicher einig, dass ein vollständig symmetrischer initialer Zustand nicht zu einem nicht symmetrischen Detektorereignis führen kann.
Nein, da sind wir genau gegensätzlicher Ansicht. Mit Ihrem Argument würde sich ja auch ein rotationssymmetrischer Stab, der eine Kraft entlang der Zentralachse erfährt, sich nie biegen, egal, wie gross die Kraft ist.

Der Elektronzustand kann als exakt symmetrisch vorausgesetzt werden; Imperfektionen da haben keinen Einfluss auf das Ergebnis. Aber der Detektorzustand ist wegen der körnigen Struktur der Detektorelemente (von denen es ja nur endlich viele geben kann) nie vollständig kugelsymmetrisch. Und er ist auch nie exakt im thermischen Gleichgewicht, weist also winzige lokale Unterschiede auf.
Denken wir uns ein Elektron aus einer kosmischen Quelle, das einem transversal und longitudinal stark ausgeweteten Wellenpaket entspricht, das axialsymmetrisch bzgl. der Ausbreitungsrichtung ist. Denken wir uns einen sphärischen Detektor, und ein Detektoreignis.

Wie lautet der Mechanismus, der die Symmetrie bricht und das Detektorelement auswählt? Worin ist q-Korrelation enthalten, auf die diese Auswahl zurückzuführen ist? Im initialen Zustand des Elektrons, oder in dem des Detektors?
In dem des Detektors. Jedes Detektorelement reagiert gemäss eines Poissonprozesses mit einer Rate proportional zum auf das Element einströmende Energie, integriert über die winzige Dauer der Wechselwirkung mit der sphärischen Welle, die ein einzelnes zerfallendes Atom aussendet - also mit einer winzigen Wahrscheinlichkeit. Die summierte Wahrscheinlickeit über alle (astronomisch viele) mikroskopische Detektorelemente ist aber eine signifikante Zahl p<1, den Wirkungsgrad des Detektors. Das gilt jedenfalls, wenn der Detektor seinen Namen verdient! Mit einem genügend dicken kugelförmigen Detektor um die Quelle könnte man wohl p in die Nähe von 1 bringen. Da die Poissonprozesse des Detektors in guter Näherung unabhängig sind, ist die summierte Wahrscheinlickeit, dass zwei Detektorelemente ansprechen, immer noch extrem winzig. Daher reagiert höchstens eines der Detektorelemente, und bricht daher die Symmetrie.
Liefern Überlegungen zu delayed Choice Experimenten einen Hinweis?
Nein.
Wer sagt uns denn, dass dies tatsächlich die Form der World Tube eines einzelnen "Teilchens" ist?
Die Schrödingergleichung, angewandt auf einen Zerfallsprozess X^+e^- to X^+ + e^-, unter der Annahme, dass tatsächlich ein Zerfall stattgefunden hat (Kollaps auf die gestreute Welle).
Evtl. ist die Annahme eines "exakten Vakuumzustandes" unzureichend; evtl. passiert da doch etwas.
Das schon, das Elektron verwandelt sich in ein Quasiteilchen von etwas geringerer Geschwindigkeit. Aber die Welle bleibt symmetrisch wenn die umgebende Luft als sphärisch symmetrisch vorausgesetzt werden darf. (Wenn das nicht so wäre, hätte das ensthafte experimentelle Konsequenzen. Aber bis auf einen Faltor - dem Wirkungsgrad - ändert sich experimentell nichts.)
Aber es wäre einfach so zu lesen; die Formeln sind identisch (ich glaube, Wallace betrachtet sowas).
Wer zu Esoterik neigt, wird das heute natürlich tun. Aber physikalisch gesehen gab und gibt es dafür keinerlei stichhaltigen Grund.
Hätten mehr Physiker an Fragestellungen wie Mott gearbeitet, wüssten wir heute deutlich mehr.
Das ist reine Spekulation; ich glaube das nicht.

Mott's Analyse war sozusagen ein allgemein überzeugender Schlusspunkt, der eine weitere Diskussion erst mal überflüssig machte, so dass man sich auf die immens vielen Anwendungen konzentrieren konnte.

Die Arbeiten von Everett und Zurek sind ja inzwischen schon sehr viele Jahre bekannt, und trotzdem ist der Stand der Forschung jenseits der Dekohärenz nicht viel weitergekommen.

Zu Mott's Problem gibt es in den letzten Jahren z.B. mehrere (durchaus interessante) Arbeiten von Schonfeld (die neueste https://arxiv.org/pdf/2505.00716), aber die Argumente sind so unpräzise, dass er ohne es zu merken einen Kollaps (''draining the square norm'') verwendet, und nachher meint, ihn abgeleitet zu haben.
 
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A.Neumaier

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Was ist die Problematik beim Wellenpaket bzw. warum werden bevorzugt ebene Wellen bzw. Kugelwellen zur Modellierung genutzt?
Ebene Wellen eliminieren die Zeit in den Formeln, man bekommt stationäre Streutheorie. Kugelwellen haben immer noch hohe Symmetrie, und man kann sie leicht experimentell erzeugen.

Wellenpakete sind dagegen nur wandernde unförmig oszillierende Klumpen, die man euphemistisch Teilchen nennt, ohne schöne Eigenschaften.
Kann die World Tube breiter werden, wenn ja warum?
Der wird immer breiter; das nennt man das Zerfliesen des Wellenpakets.
 

A.Neumaier

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Möchte man eine streng deterministische Theorie, müsste in diesem Bild jede World Tube eine eindeutige Polarisations- oder Spin-Information tragen, andernfalls könnten sich die beiden Devices nicht streng korreliert verhalten
Nein. Es gibt da nur einen V-förmigen world tube, und die Korrelationen sind nicht im world tube (der nur die Ortsinformation trägt, wie sie im Dichteoperator kodiert ist), sondern im Dichteoperator, der auch die Polaristations/Spin-Information enthält. Da dieser sich nicht an die Voraussetzungen des Bell Theorems hält, können die Koinzidenzmessungen auch dessen Ungleichungen verletzen.
Die schwierigere Frage ist m.E., wie das initiale lokalisierte Quantenereignis entsteht. Die QM nach Lehrbuch kann das nicht beantworten, da sie immer mit ebenen oder Kugelwellen hantiert, und daraus folgt das ganz sicher nicht. Es braucht dazu lokalisierte Wellenpakete
Die nach Lehrbuch will das nicht beantworten, weil sie die Bornsche Regel voraussetzt und das Messproblem wenn überhaupt, dann nur ganz stiefmütterlich diskutiert. Das ist für ein Lehrbuch, das ja vor allem brauchbare Modelle und Methoden vermitteln will, auch sinnvoll.

Das Problem ist nicht der Input, also die ebenen oder Kugelwellen, weil sich beliebige Wellenpakete daraus durch Superposition erzeugen lassen, und daher die für ebene Wellen erhaltenen Aussagen nachträglich verallgemeinern lassen.

Das wahre Problem liegt im Detektor, weil sich (ausser in der TI) die Aussage '''Der gemessene Wert von X ist x'' gar nicht mathematisch kodieren lässt. Das liegt daran, dass im QM-Formalismus Messwerte gar nicht vorkommen, Messungen also nur über die Bornsche Regel interpretierbar sind.

Das Novum der TI liegt darin, dass sie definiert, was ein an einem makroskopischen Detektor abgelesener Messwert mathematisch in einem Modell des Detektors bedeutet, und daher das Messproblem mathematisch zugänglich macht!
 

TomS

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Nein, da sind wir genau gegensätzlicher Ansicht. Mit Ihrem Argument würde sich ja auch ein rotationssymmetrischer Stab, der eine Kraft entlang der Zentralachse erfährt, sich nie biegen, egal, wie gross die Kraft ist.
Doch, wir sind uns zunächst einig, da ich ja schreibe,
dass ein vollständig symmetrischer initialer Zustand nicht zu einem nicht symmetrischen Detektorereignis führen kann.
wobei "vollständig symmetrisch" den gesamten Zustand d.h. auch den Detektor umfasst.

Irgendwo muss der Keim einer Symmetriebrechung stecken. Sie behaupten, es wäre der Detektor alleine, der die Symmetrie bricht. Ich habe den Verdacht, dass dies nicht ausreicht. Aber ohne ein konkretes Modell führt uns das nicht weiter.

Der Elektronzustand kann als exakt symmetrisch vorausgesetzt werden; Imperfektionen da haben keinen Einfluss auf das Ergebnis. Aber der Detektorzustand ist wegen der körnigen Struktur der Detektorelemente (von denen es ja nur endlich viele geben kann) nie vollständig kugelsymmetrisch. Und er ist auch nie exakt im thermischen Gleichgewicht, weist also winzige lokale Unterschiede auf.
Letzteres ist unstrittig.

Meine Frage ist, ob bzw. warum dies ausreicht, aus einem über den gesamten Detektor delokalisierten, kugelsymmetrischen Photonen- oder Elektronzustand ein in einem einzigen Detektorelement lokalisiertes Detektorereignis zu erhalten, insbs. wenn die Dauer der Wechselwirkung mit dem Detektor extrem kurz ggü. der Lichtlaufzeit quer durch einen riesigen Detektor ist. Woher weiß denn das Detektorelement hier, dass hier die gesamte Ladung des Elektrons lokalisiert wird, und nichts davon dort?

Jedes Detektorelement reagiert gemäss eines Poissonprozesses mit einer Rate proportional zum auf das Element einströmende Energie, integriert über die winzige Dauer der Wechselwirkung mit der sphärischen Welle, die ein einzelnes zerfallendes Atom aussendet - also mit einer winzigen Wahrscheinlichkeit. Die summierte Wahrscheinlickeit über alle (astronomisch viele) mikroskopische Detektorelemente ist aber eine signifikante Zahl p<1, den Wirkungsgrad des Detektors. Das gilt jedenfalls, wenn der Detektor seinen Namen verdient! Mit einem genügend dicken kugelförmigen Detektor um die Quelle könnte man wohl p in die Nähe von 1 bringen. Da die Poissonprozesse des Detektors in guter Näherung unabhängig sind, ist die summierte Wahrscheinlickeit, dass zwei Detektorelemente ansprechen, immer noch extrem winzig. Daher reagiert höchstens eines der Detektorelemente …
Das lässt eine kleine Wahrscheinlichkeit zu, dass tatsächlich zwei Detektorelemente reagieren. D.h. man hätte z.B. hier eine Ladungsmenge xe, dort (1-x)e.

Mir scheint da noch irgendein dynamischer Mechanismus zu fehlen; ich habe den Verdacht, dass die Wahrscheinlichkeiten alleine das nicht lösen.

Wie könnte man experimentell folgende zwei Alternativen unterscheiden:
  1. eine sphärische Welle bzw. ein niedriger Multipol ist tatsächlich ein realistischer Ansatz für ein aus genau einem Zerfall resultierendes "Teilchen", und es erfolgt keine Lokalisierung ohne bzw. vor der Wechselwirkung mit dem Detektor
  2. eine sphärische Welle bzw. ein niedriger Multipol sind kein realistischer Ansatz für ein einzelnes "Teilchen", lediglich für ein Ensemble derselben; für ein einzelnes Teilchen erfolgt tatsächlich ständig eine "gewisse" Lokalisierung zu einem Wellenpaket, bereits vor der Wechselwirkung mit dem Detektor
 
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