Wir sind uns doch sicher einig, dass ein vollständig symmetrischer initialer Zustand nicht zu einem nicht symmetrischen Detektorereignis führen kann.
Nein, da sind wir genau gegensätzlicher Ansicht. Mit Ihrem Argument würde sich ja auch ein rotationssymmetrischer Stab, der eine Kraft entlang der Zentralachse erfährt, sich nie biegen, egal, wie gross die Kraft ist.
Der Elektronzustand kann als exakt symmetrisch vorausgesetzt werden; Imperfektionen da haben keinen Einfluss auf das Ergebnis. Aber der Detektorzustand ist wegen der körnigen Struktur der Detektorelemente (von denen es ja nur endlich viele geben kann) nie vollständig kugelsymmetrisch. Und er ist auch nie exakt im thermischen Gleichgewicht, weist also winzige lokale Unterschiede auf.
Denken wir uns ein Elektron aus einer kosmischen Quelle, das einem transversal und longitudinal stark ausgeweteten Wellenpaket entspricht, das axialsymmetrisch bzgl. der Ausbreitungsrichtung ist. Denken wir uns einen sphärischen Detektor, und ein Detektoreignis.
Wie lautet der Mechanismus, der die Symmetrie bricht und das Detektorelement auswählt? Worin ist q-Korrelation enthalten, auf die diese Auswahl zurückzuführen ist? Im initialen Zustand des Elektrons, oder in dem des Detektors?
In dem des Detektors. Jedes Detektorelement reagiert gemäss eines Poissonprozesses mit einer Rate proportional zum auf das Element einströmende Energie, integriert über die winzige Dauer der Wechselwirkung mit der sphärischen Welle, die ein einzelnes zerfallendes Atom aussendet - also mit einer winzigen Wahrscheinlichkeit. Die summierte Wahrscheinlickeit über alle (astronomisch viele) mikroskopische Detektorelemente ist aber eine signifikante Zahl p<1, den Wirkungsgrad des Detektors. Das gilt jedenfalls, wenn der Detektor seinen Namen verdient! Mit einem genügend dicken kugelförmigen Detektor um die Quelle könnte man wohl p in die Nähe von 1 bringen. Da die Poissonprozesse des Detektors in guter Näherung unabhängig sind, ist die summierte Wahrscheinlickeit, dass zwei Detektorelemente ansprechen, immer noch extrem winzig. Daher reagiert höchstens eines der Detektorelemente, und bricht daher die Symmetrie.
Liefern Überlegungen zu delayed Choice Experimenten einen Hinweis?
Nein.
Wer sagt uns denn, dass dies tatsächlich die Form der World Tube eines einzelnen "Teilchens" ist?
Die Schrödingergleichung, angewandt auf einen Zerfallsprozess X^+e^- to X^+ + e^-, unter der Annahme, dass tatsächlich ein Zerfall stattgefunden hat (Kollaps auf die gestreute Welle).
Evtl. ist die Annahme eines "exakten Vakuumzustandes" unzureichend; evtl. passiert da doch etwas.
Das schon, das Elektron verwandelt sich in ein Quasiteilchen von etwas geringerer Geschwindigkeit. Aber die Welle bleibt symmetrisch wenn die umgebende Luft als sphärisch symmetrisch vorausgesetzt werden darf. (Wenn das nicht so wäre, hätte das ensthafte experimentelle Konsequenzen. Aber bis auf einen Faltor - dem Wirkungsgrad - ändert sich experimentell nichts.)
Aber es wäre einfach so zu lesen; die Formeln sind identisch (ich glaube, Wallace betrachtet sowas).
Wer zu Esoterik neigt, wird das heute natürlich tun. Aber physikalisch gesehen gab und gibt es dafür keinerlei stichhaltigen Grund.
Hätten mehr Physiker an Fragestellungen wie Mott gearbeitet, wüssten wir heute deutlich mehr.
Das ist reine Spekulation; ich glaube das nicht.
Mott's Analyse war sozusagen ein allgemein überzeugender Schlusspunkt, der eine weitere Diskussion erst mal überflüssig machte, so dass man sich auf die immens vielen Anwendungen konzentrieren konnte.
Die Arbeiten von Everett und Zurek sind ja inzwischen schon sehr viele Jahre bekannt, und trotzdem ist der Stand der Forschung jenseits der Dekohärenz nicht viel weitergekommen.
Zu Mott's Problem gibt es in den letzten Jahren z.B. mehrere (durchaus interessante) Arbeiten von Schonfeld (die neueste
https://arxiv.org/pdf/2505.00716), aber die Argumente sind so unpräzise, dass er ohne es zu merken einen Kollaps (''draining the square norm'') verwendet, und nachher meint, ihn abgeleitet zu haben.