Der goldene Mittelweg der Zivilisationsentwicklung

mac

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Hallo Mahananda,

ich hinke etwas hinterher. Diese Antwort ist noch völlig unbeeinflußt von Deinem letzten Post. ;)


In Deinem Post 45
unter den gegebenen Prämissen nur mit > GAR NICHT < beantwortet werden.
stimmst Du also (leider :() mit meinem Ursprungsstatement
Ich sage: Zwischen diesen beiden Extremen gibt es langfristig keinen realistischen Mittelweg.
überein? Sehr unbefriedigend.

Vor knapp 30 Jahren gab es mal ein Spiel ‚Ökolopoly‘. Es war einer der Auslöser für mein Interesse an Simulationen und der Funktion vernetzter Systeme. In diesem Spiel wurde die Grundsituation, die auf ganz elementare Weise der Situation entspricht, zu der wir hier posten, durch Aufklärung/Bildung beherrschbar gemacht. Es ist im Wesentlichen der Ansatz, den diejenigen unter Euch verfolgen, die sagen: Die Vernunft wird das regeln.

Ich bin da sehr skeptisch, denn die Vernunft steht in diesem Falle wider die Natur. Und da hat zumindest langfristig, bisher immer die Natur gewonnen.

Herzliche Grüße

MAC
 

mongfevned

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gerade eben hat sich mir eine sehr banale frage aufgedrängt, bei der ich befürchte das sie schon fast Offtopic ist.

Angenommen wir entwickeln heute ein GR das mit 0,1 / 0,2c durch den Raum düst. Wir schicken dies heute auf eine Reise die 5000 LJ dauert. In der Zwischenzeit aber vergeht ja auf der Erde sehr viel mehr Zeit. Dh. In der Zeit in der auf dem Raumschiff 5000 Jahre vergehen, könnte es passieren das die Menschen in dieser Zeit lernen Raumkrümmung zu nutzen. Dann wäre es doch theoretisch möglich das ein neues Raumschiff aus der "Zukunft" bereits am Bestimmungsort ist und auf das alte GR Raumschiff wartet?

Ich entschuldige mich schon jetzt für diese Frage ;)

lg, mong
 
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mac

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Hallo Galileo,

Ich sehe keinen Automatismus, das diese Menschheit sozusagen mikrobenhaft eine rein statistische Expansion verfolgen würde, selbst wenn es die technischen Möglichkeiten geben sollte. Wie MAC richtig sagt
Bis es Menschen gab war das der Weg
an dieser Stelle dacht ich noch, wir meinen das Gleiche.

Bynaus hat seine vorgeschlagene dritte Erklärung, die Unmöglichkeit interstellarer Raumfahrt, als Mittelweg recht kategorisch ausgeschlossen. Ich sehe jedoch gerade in diesem Punkt ein erheblich höheres Erklärungspotential der Ausgangsfrage. Wenn es keinen Automatismus gibt, sich quasi statistisch über die Milchstrasse auszubreiten, sollten sich Spekulationen zunächst auf 'lokale' Faktoren beschränken.
an dieser Stelle zeigt sich aber schon, daß Du argumentativ auf etwas reagierst, das nur indirekt mit dem Dilemma in Verbindung gebracht wurde. Nicht ausbreiten (können) ist kein Mittelweg. Auch ausbreiten können ist kein Mittelweg. Wenn Du das als Mittelweg bezeichnest, dann hast Du etwas ganz anderes vor Augen, als z.B. ich.

Aus meiner Sicht ist die Ausgangsfrage unabhängig von interstellarer, ja sogar interplanetarer Raumfahrt. Sie kann lediglich durch Raumfahrt in andere Größenordnungen verschoben werden. Sowohl was ihre Bühne als auch was ihre Akteure betrifft. Und ihre Nichtexistenz (weil wir allein sind) kann als Indiz für die Existenz eines Zensors herangezogen werden, selbstverständlich ohne Beweiskraft.

Deshalb auch mein nachfolgendes Statement zu Deiner Aussage:
ich halte den 'Automatismus', den du und Bynaus zur Untermauerung eurer Thesen anführt, immer noch für viel zu spekulativ und nicht valide.
der Automatismus den ich meine, ist nicht spekulativ und er ist länger validiert, als wir leben. Es ist genau das, worum es uns in diesem Thread eigentlich geht, der anscheinend unausweichliche Weg zwischen Vermehrung und Aussterben.

Ich habe sehr wohl wahrgenommen, daß Du hier auch einen soziologischen Ansatz verfolgst, den ich weiter unten aufgreifen werde.

Wo die jeweiligen harten Grenzen für diese Vermehrung liegen, bestimmt natürlich auch ganz wesentlich die technische Entwicklung. Aber dennoch sorgt die technische Entwicklung (im negativen Sinne) maximal dafür, daß sie uns die nötigen Ressourcen schneller zur Verfügung stellt ( und wir damit dem Punkt, wo wir alle erreichbaren Ressourcen einsetzen, auch schneller näher kommen)



Was mir aber gar nicht gefallen will, ist deine Vernachlässigung der soziologischen (und psychologischen) Faktoren, die aus meiner Sicht ein ungleich größeres Hemmnis darstellen.
Hier war ich im bisherigen Verlauf dieses Threads in der Tat nicht diszipliniert genug und habe nicht im nötigen Maße zwischen Einfluß auf Wahl des Wohnortes und Einfluß auf Vermehrung unterschieden. Den Einfluß der Soziologie auf die Wahl des Wohnortes (z.B. Habitate, ja/nein wie sie hier mehrfach angesprochen wurde) wollte ich außen vor lassen. Sie ist für dieses Thema nicht entscheidend.

Der Einfluß der Soziologie auf die Vermehrung ist dagegen durchaus von Bedeutung. Nur, was ist das für eine Bedeutung? Wohin führt sie?

Argumentierst Du aus der Sicht eines reichen Nordhalbkugelbewohners, dann führt sie zum Rückgang der Geburtenrate. Vergleicht man das mit dem tatsächlichen Wachstum der Weltbevölkerung, ist das aber wieder nahezu belanglos. Nach meinem Verständnis ist dieser ganze Ablauf genau das, was Bynaus und ich als Dilemma formuliert haben. Ich will mit der folgenden These nicht die bisher unzulänglichen Erfahrungen aus wirksamer Geburtenkontrolle über Gebühr strapazieren; aber man könnte in dieser Entwicklung auch folgenden Ablauf sehen: Die ‚Vernünftigen‘ sterben aus und die ‚Unvernünftigen‘ (die ja gar nicht anders können) überleben und zahlen dafür einen entsetzlichen Preis.

Das ist solch ein Punkt, bei dem ich etwas wie ‚unausweichlichen? Automatismus‘ sehe. Und genau das ist für mich auch eine von zahlreichen denkbaren Möglichkeiten, die zufällig? auch einen genügend potenten Zensor im Sinne von Bynaus‘ s letzten Posts hergeben könnte.

Wenn Du jetzt den Eindruck hast: Der sieht ja alles total schwarz, dann hast Du die verwendeten Konjunktive konsequent ignoriert. Ich suche nach einem Weg aus diesem sehr beunruhigenden Dilemma. Das hindert mich nicht daran, optimistisch in die Zukunft zu sehen. Aber die Charakterunterschiede zwischen Opti- und Pessimisten hatten wir ja schon. :D

Ich bitte an dieser Stelle herzlich darum, hierin keinen Versuch zu sehen, mich aus der Verantwortung für die ungerechte Verteilung von Resourcen stehlen zu wollen. Die bleibt. Aber gerade auch durch diese Verantwortung halte ich die Frage nach einem Mittelweg für relevant, auch wenn sich alle sonstigen dunklen Wolken als gegenstandslos erweisen mögen.



Um es kurz und knackig zu formulieren: die Würde des Menschen schließt es ein, dass er sehenden Auges in seinen Untergang geht, wenn er es denn wünscht und dieser Untergang nicht ausschließlich fremdbestimmt ist.
Ja, damit erweckst Du bei mir den Eindruck, als hätte ich an irgend einer Stelle den Versuch unternommen, die Menschen zu entmündigen. Wo war das?

Ich bin mit der, ohne alle ScFi, auch heute real existierenden Situation, daß Millionen Menschen verhungern, weder einverstanden noch zufrieden und kann mich damit auch nicht abfinden. Auch einer der Gründe, warum ich solche Fragen stelle, warum ich ein solches Interesse an einem gangbaren Mittelweg habe.



Was ich nicht nachvollziehen kann, ist das z. B. du eine soziologische und psychologische Entwicklung voraussetzt, die auf der physikalischen Ebene z. B. eine Postulierung erreichbarer Überlichtgeschwindigkeiten entspricht.
ich denke es wäre hier besser, wenn Du konkret sagst wo ich das getan hab‘.



Du argumentiertst in meinen Augen zu sehr aus der jetzigen Situation.
[...]
Es gehen aber seltsamer weise viele von Euch von einem ganz unrealistischen Szenario aus: Wir verlassen unseren Lebensraum Erde und brechen ins unbekannte Nichts auf. Und weil das als unvorstellbar erkannt wird, wird es als Argument gegen diesen Schritt verwendet.
was erwartest du? Unsere heutige Situation ist das einzige empirische Argument, das zulässig ist. Solange sich das nicht durch weitere Daten ändert, sind Spekulationen das, was sie sind: Spekulationen.
Einverstanden. Wir sind uns damit einig, daß es so wie von Jonas beschrieben und verworfen, wohl nicht ablaufen wird. Nicht mehr nicht weniger.


Wir haben es hier, meiner Meinung nach, mit einem ‚Gegner‘ zu tun, der zumindest verteufelte Ähnlichkeit mit einem der denkbaren Zensoren von Bynaus hat. Und das ist, zumindest so lange sie nicht hier sind, ganz unabhängig davon, ob und wie viele Aliens es gibt.


Herzliche Grüße

MAC
 

mac

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Hallo mongfevned,

das ist eine beliebtes Thema in der SciFi. Allerdings bei 0,1 oder 0,2 c wäre da noch kein nennenswerter Unterschied im Zeitablauf zwischen Startort und Raumschiff. Aber im Prinzip könnte das so passieren, auch ganz ohne v>c.

Herzliche Grüße

MAC
 

mac

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Hallo Mahananda,



Ganz meine Rede, und die statistischen Spielchen haben - mangels empirischen Vergleichsmaterials - Null Aussagekraft über die tatsächlichen verhältnisse.
Das siehst Du (mit Recht) nicht überall so konsequent. Beschleunigte Expansion? Es ist mehr eine Frage, welche Information man aus solchen Überlegungen glaubt gewinnen zu können, und vorallem, wie man die bewertet.



Auch hierzu habe ich schon erwähnt, dass langlebige M-Sterne viel attraktiver als Siedlungsareal sind als G-Sterne. Wenn interstellare Reisen unternommen werden, dann bevorzugt dorthin, denn
Das ist nur auf den allerersten Blick ein gutes Argument und das hat mehrere Gründe:

Erstens, ist die Entscheidung bei der Zielauswahl, ob ein Ziel noch 3 Milliarden Jahre lang attraktiv ist oder 100 Milliarden Jahre lang, bei der Fähigkeit das System wieder verlassen zu können, ohne gravierende Bedeutung.

Zweitens, wäre das rechtzeitige Anfliegen eines Systems, daß 'nur' noch 1 Milliarde Jahre lang existieren wird, langfristig gesehen, erheblich ökonomischer, als darauf zu warten, daß eine SN oder anderes aggressives Verhalten des Sterns dieses System unbrauchbar macht. (Einem Neutronenstern zu nahe zu kommen, wird auch in 10 Millionen Jahren tödlich sein, sogar für Maschinen, denke ich mal. ;) )


Eine Expansion via Generationenschiffe würde während der Reise einen extrem scharfen Bevolkerungsdruck schaffen, denn der Lebensraum ist hart begrenzt.
diesem Argument mag ich nicht folgen. Der Bevölkerungsdruck unterscheidet sich nicht prinzipiel vom Bevölkerungsdruck in einem Habitat in einem verhütteten Sonnensystem. Nur gibt es da neben Recycling auch Konkurenz. Außerdem sprichst Du hier von einem Zeitraum von 4 bis 10 Generationen, solange diese Ausbreitung in der Ökosphäre der Milchstrasse stattfindet. Eine moderate Geburtenregelung, aller intelligenten Arten und eine Nahrungsbegrenzte der nicht intelligenten Arten, innerhalb des Habitates, sehe ich für einen solchen Zeitraum für nicht so schwierig an, wie dasselbe Problem über einen Zeitraum von vielen 1000 Generationen zu lösenn.



Ja, und deshalb wird man, bevor man ins All auswandert, versuchen, die Probleme auf dem Heimatplaneten zu lösen, um so lange wie möglich auf ihm leben zu können.
Ja, den Zweiten Teil dieser Aussage sehe ich als unbedingt an. Aber mit dem ersten Teil so lange zu warten, bedeutet mit 100% Sicherheit, daß er nicht stattfindet. :D Was natürlich auch nicht auszuschließen ist.


Alles in allem: Ohne Bevölkerungspolitik geht gar nichts. Überbevölkerung reguliert sich selbst über Kriege, Seuchen und Hungersnöte.
So übel ist es wohl. Aber abfinden mag ich mich damit trotzdem nicht!


Das Zitat von Jonas, daß Du zitiert hast:
„Ein Heimatplanet wird nur dann verlassen, wenn man auf ihm nicht mehr viel länger leben kann.“ Halte ich für richtig und doch falsch. Wir werden ihn nicht verlassen und die Kindeskinder unserer Kindeskinder werden ihn nicht verlassen, jedenfalls nicht freiwillig. Aber einige ganz Wenige (vielleicht einige hundert oder tausend) werden es wahrscheinlich doch tun. Die genügen, um uns einige Jahrhunderte später zu einer vergleichsweise verarmten Minderheit zu machen, ganz ohne Krieg. Es braucht nicht ein einziger weiterer hinterher zu kommen.

Oh ja, in den ersten 200 300 vielleicht auch 500 Jahren, werden sie immer noch an unserer Nabelschnur hängen. Nur, wenn der Laden da oben erst mal so richtig brummt, dann werden nicht so viele hinterherkommen dürfen, wie sie gerne möchten.

Ich glaube zwar auch, daß das alles ziemlich spekulativ ist, aber es gibt ein paar kaum ersetzbare Rohstoffe auf der Erde, deren billig zugängliche Vorkommen ihrem Ende entgegensehen. Wenn es gleichzeitig gelingt den Aufstieg aus dem Gravitationstrichter billiger hin zu bekommen, verschieben sich einige Rahmenbedingungen immer mehr in die richtige Richtung. An der Stelle bin ich eigentlich recht zuversichtlich.

Für die dort oben in n-ter Generation geborenen, sind dann aber ihre Habitate die Heimatwelt. Das berührt weder die Menschenwürde, noch hat es etwas Menschenverachtendes in sich. Es hat auch nichts mehr mit den geplanten ersten Dauereinrichtungen auf dem Mond zu tun. Und diese Spekulation kann selbstverständlich bis es so weit kommen sollte, an einer Vielzahl (wahrscheinlich bisher völlig unbekannter) Hindernisse scheitern, oder ‚ewig‘ und drei Tage bis zu ihrer Verwirklichung dauern.

Und im Sinne von Jonas Zitat: Richtig wird zumindest für die Pioniere sein: ‚Auswandern‘ in ein anderes Sonnensystem, wird bestimmt so gut wie gar kein Erdbewohner. Und bis das überhaupt mal anläuft (wenn es denn überhaupt geht), wird noch viel Wasser den Rhein runter fließen. Also ein Zeitrahmen, für den man nicht wirklich gute Vorhersagen machen kann, wenn man mal, nur so aus Spaß, in die andere Richtung schaut ;) Also komm mit hier bitte keiner mit dem Versuch mich auf irgendwelche Zeitspannen festzulegen. ;)

Herzliche Grüße

MAC
 

jonas

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Einverstanden. Wir sind uns damit einig, daß es so wie von Jonas beschrieben und verworfen, wohl nicht ablaufen wird. Nicht mehr nicht weniger.
Ich glaube hier hattest Du Galileo falsch verstanden.

mac schrieb:
Deshalb auch mein nachfolgendes Statement zu Deiner Aussage:
galileo2609 schrieb:
ich halte den 'Automatismus', den du und Bynaus zur Untermauerung eurer Thesen anführt, immer noch für viel zu spekulativ und nicht valide.
der Automatismus den ich meine, ist nicht spekulativ und er ist länger validiert, als wir leben. Es ist genau das, worum es uns in diesem Thread eigentlich geht, der anscheinend unausweichliche Weg zwischen Vermehrung und Aussterben.
Der Automatismus ist mehr oder weniger valide für die Erde, aber noch nichtmal hier kommt es zu einem solchen kategorischen "Entweder - Oder". Als ganz dämliches Beispiel geistert mir der Eisbär im Kopf herum. Er ist das grösste Landraubtier, jedem anderen Beutegreifer durch seine schiere Kraft überlegen. Und zoologische Gärten beweisen, dass er auch in weit südlicheren Gegenden nicht an Hitzschlag stirbt. Was also begrenzt seinen Lebensraum auf das Nordpolargebiet? Warum hat er sich nicht längst auf ganz Nordamerika, Europa und den Norden von Asien ausgebreitet? Er ist in seiner Nahrung nicht besonders spezialisiert (wie die meisten Bären) und ist ein Lauerjäger, hat also alle Voraussetzungen um auch anderes Wild zu bejagen. Trotzdem verdrängt er nicht den Braunbären oder den Grizzly.

Soviel zur Interpretation des Automatismus von biologischer Ausbreitung.

mac schrieb:
Aber einige ganz Wenige (vielleicht einige hundert oder tausend) werden es wahrscheinlich doch tun. Die genügen, um uns einige Jahrhunderte später zu einer vergleichsweise verarmten Minderheit zu machen, ganz ohne Krieg. Es braucht nicht ein einziger weiterer hinterher zu kommen.
Warum sollten die zurückgebliebenen vergleichsweise verarmt sein? Nach der Auffassung der ungebremsten Vermehrung wird die neue Kolonie ihren Garten Eden recht schnell in den selben Zustand bringen, wie den Mutterplaneten: Wachstum, bis ein Faktor der ökologischen Nische ins Minimum gerät.

mac schrieb:
Oh ja, in den ersten 200 300 vielleicht auch 500 Jahren, werden sie immer noch an unserer Nabelschnur hängen. Nur, wenn der Laden da oben erst mal so richtig brummt, dann werden nicht so viele hinterherkommen dürfen, wie sie gerne möchten.
Nur damit ich das richtig einordne: Wir reden hier immer noch über interstellare Reisen, oder? Und da gibt es keine Nabelschnur mehr, denn die reisst noch bevor das Auswandererschiff das Sonnensystem verlassen hat. Das Schiff muss absolut autark sein, seine Energie muss es selbst erzeugen können, denn schon bei Jupiter oder Saturn dürfte die Sonne als Energielieferant bereits unbrauchbar sein. Und die Oortsche Wolke ist die letzte Tankstelle für Material, und dann kommt lang, lang, lang nix mehr. Abgesehen davon könnte ich mir die Aufnahme von Material während der Reise bereits als ausserordenlich schwierig vorstellen, so als ob man in einem ICE bei voller Fahrt draussen Steinchen aufsammeln möchte.

Der einzige Nabel, den ich mir vielleicht vorstellen könnte ist, dass die Erde den Kolonisten neue technische Verfahren und Erfindungen hinterher funkt, mehr aber auch nicht. Alles andere müssen die Kolonisten selbst bewältigen.

Nochmal zur Motivation: Wie war es bei Amerika? Ein Zufallsfund auf der Suche nach einem kürzeren Seeweg nach Indien. Danach kamen die Ausbeuter, die das Land plünderten um seine Schätze nach Hause zu tragen. Erst sehr allmählich kamen Siedler.

So wird eine interstellare Besiedlung nicht ablaufen. Dafür ist der Aufwand zu gross und die Reisezeit zu lange. Es hilft da auch kein upload, es sei denn der Geist steckt in einem Roboterkörper, der in der Lage ist das Schiff zu warten und zu reparieren. Denn es ist nicht zu erwarten, dass eine interstellare Reise ohne technische Zwischenfälle ablaufen wird.

Ein weiteres wesentliches Hindernis ist mir noch in den Sinn gekommen: Der Zielplanet selbst. Ist er eine Welt ohne Leben, so wird dort kein freier Sauerstoff existieren. Der Planet muss somit erst per Terraforming fit gemacht werden. Trägt er jedoch Leben, so ist es eine dem Terraforming ähnliche Herkulesaufgabe seine Biologie für den Menschen entsprechend nutzbar umzugestalten, damit der Mensch seine Nutzpflanzen und -Tiere ausbringen kann. Denn es kann wohl kaum davon auszugehen sein, dass sich der Mensch ohne Weiteres von der fremden lokalen Biologie ernähren kann.

Und genau hier sind wir bei dem vergleichbaren Hemmer, der auf der Erde dafür sorgt, dass nicht jede Spezies sich ungebremst auf dem gesamten Globus ausbreiten kann: Findet eine Spezies am Rande ihres Ausbreitungsgebiets nur Wüste und ein unüberwindliches Gebirge vor, so stoppt seine Ausbreitung hier (leerer Planet). Oder aber, sie steht einer Konkurrenz gegenüber, die das Eindringen der Spezies verhindert (lebender Planet).

Diese beiden Faktoren können zusätzlich zu dem von mir Frage gestellten Motiv ungehemmte interstellare Ausbreitung über alle Massen verhindern.
 
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Bynaus

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Ich denke, Mac meinte mit der Nabelschnur die Verbindung zwischen Kolonien / Orbitalen im Sonnensystem und der Erde. Ansonsten hast du natürlich recht (mit Ausnahme der Feststellung, dass nach der Oortschen Wolke lange nichts mehr kommt - die Oortsche Wolke dehnt sich schliesslich auf etwa 1.5 LJ aus, das heisst, wenn man die Oortsche Wolke überwunden hat, ist man schon fast am Ziel (wenn man zu einem Nachbarstern unterwegs ist, natürlich...). ;)

Das Generationenschiff oder jede Form von bemanntem interstellarem Raumschiff ist sowas wie die moderne Version des dampfbetriebenen Rohrpostreisesystems: ich bezweifle, dass das jemals realisiert wird - das verschicken per Upload ist da sehr, sehr viel einfacher.

Ich weiss, ich wiederhole mich. Aber seht es doch einfach mal aus ökonomischer Sicht. Es gibt nichts, was dagegen spricht, dass Uploads prinzipiell möglich sind. Uploads an sich haben gegenüber Menschen enorme Vorteile: sie können sich in jeden beliebigen Körper "herunterladen". Sie brauchen keine bestimmte Umgebung, die sorgfältig ausbalanciert und gemanaged werden muss. Es ist sehr viel einfacher, einen Chip vor kosmischer Strahlung zu schützen als eine funktionierende Gesellschaft von Menschen.

Auch was interstellare Raumfahrt angeht, haben die Uploads ökonomisch die Nase weit vorn. Sie können entweder in kompakten, sehr schnellen Raumkapseln transportiert werden oder gar per Funk ans Ziel geschickt werden. Es sind nicht Zigilliarden von Euros nötig, um einen kleinen Asteroiden in ein gigantisches Raumschiff mit funktionierender, autarker Ökosphäre umzubauen und erst noch auf Prozente der Lichtgeschwindigkeit zu beschleunigen (und die Ökosphäre über einige Jahrtausende zu erhalten, interne Querelen zu überleben, am Ziel wieder erfolgreich abzubremsen, etc etc). Die genaue Beschaffenheit des Zielplaneten kann einem Upload auch ziemlich egal sein. Er wird sich einfach einen Körper bauen / züchten, der dort überleben kann.

Was ich damit sagen will: Interstellare Raumschiffe die in der Lage sind, nackte Affen lebendig zwischen den Sternen hin und her zu schippern, sind keine notwendige Vorbedingung für interstellare Kolonisation.
 
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galileo2609

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Hm,

ich glaub, ich muss das nochmal alles nachlesen, da ich zunehmend den Eindruck habe, selbst etwas nicht verstanden zu haben oder dass wir aneinander vorbeireden. Interstellare Reisen oder "Uploads" sind reine Science fiction. Es gibt keine annähernd valide Basis, von ihrer Durchführbarkeit zu sprechen. Und solange das nicht gegeben ist, ist die (exponentielle) Verbreitung von Zivilisationen über den Leerraum hinweg reine Spekulation.

Grüsse galileo2609
 
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jonas

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@galileo:
Natürlich spekulieren wir nur :) Macht auch Spass :D

@Bynaus
Mit der Möglichkeit des uploads verflüchtigen sich natürlich fast alle Probleme, die damit zusammenhängen Menschen zu einer anderen Welt zu senden. Allerdings verflüchtigt sich damit auch die Ursprungsannahme in diesem thread: Nämlich dass biologische Systeme sich entweder überall ausbreiten oder eben aussterben. Denn der upload hat sich aus dem biologischen System verabschiedet.

Es gibt keine natürliche Reproduktion mehr. "Geburtenkontrolle" ist somit obsolet geworden, da es ja keine Geburten mehr gibt. Damit ist der Druck der Überbevölkerung vom Tisch. Man muss ja nur einen Computer bauen, der gross genug ist um den upload aller Menschen komfortabel unterzubringen.

Allerdings braucht man noch ein paar gute Wächter um zu verhindern, dass eine Clique von unverbesserlichen biologischen Renegades dem Computer den Stecker rauszieht :D

Aber wieder im Ernst: Gerade wenn uploads möglich sind, dann ist die Wahrscheinlichkeit der interstellaren Ausbreitung am geringsten. Ausser Neugier und Abenteuergeist kann ich mir kein Motiv mehr vorstellen (abgesehen vom Erlöschen der zentralen Lampe natürlich ;))

Die ethischen Probleme, die mit uploads zusammenhängen, hatten wir ja schon diskutiert. Sagen wir mal, der Mensch hätte sie gelöst und im Griff. Der uploadete Geist kann sich ja aber jetzt in jede nur erdenkliche virtuelle Welt begeben. Warum sollte er es dann real tun?
 

Bynaus

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Weil ich mir nicht sicher bin, ob ihr diesen Link nicht übersehen habt und weil ich denke, dass dieser Artikel exakt das Thema trifft, poste ich nochmals den Link, den ich auf Seite 4 schon gepostet hatte:

http://arxiv.org/ftp/astro-ph/papers/0501/0501119.pdf

Diese "Lösung" des Fermiparadoxons macht keinerlei Annahmen über Motivationen von Zivilisationen, sondern handelt das schön mathematisch ab: wenn man nur annimmt, dass Zivilisationen ihre "Meinung" bzw. Expansion ändern können und auch stagnieren können, stellt sich ein Gleichgewicht ein, eine maximale Grösse, die die Zivilisation annimmt. Der Artikel und seine Gleichungen sind nicht schwierig nachzuvollziehen und lohnen sich wirklich. Aus meiner Sicht ist es einer der besten Lösungsansätze für das Fermi-Paradoxon...
 

UMa

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Hallo Bynaus,

ich halte die von dir voreilig ausgeschlossene Möglichkeit, dass eine Kolonisierung der Galaxis an handfesten physikalischen oder viel mehr wirtschaftlichen Gründen scheitert, für die plausibelste Möglichkeit.

Die technische Möglichkeit Habitate bauen zu können sagt noch nichts darüber aus, ob dies auch wirtschaftlich möglich ist. Es ist dazu notwendig, dass die dafür notwendige Arbeitsleistung von den Bewohnen im Prinzip erbracht werden kann. Sonst wird das ganze nur ein sehr teures Hobby der Menschheit. Und das Habitat stirbt, wenn die massive Unterstützung von der Erde ausbleibt.

Beispielsweise kostet die ISS 10^11 $ und wird etwa 90 'Personenjahre' beherbergen d.h. 1,1 Mrd $ pro Peron und Tag. Dagegen erwirtschaftet ein Mensch im Schnitt auf der Erde 6000$ pro Jahr (Kinder usw absichtlich mitgerechnet, da diese auch im Habitat vorkommen würden). Also müssen ca. 180000 Menschen auf der Erde arbeiten, damit eine Person aus der ISS leben kann.

Hätte es eine vergleichbare Senkung der Herstellungskosten, wie bei Habitaten offenbar selbstverstänglich vorrausgesetzt, bei Autos gegeben, würden diese heute ein paar Cent kosten.

Zum zweiten beruht der technische Fortschritt der letzten Zeit ja hauptsächlich auf einer weltweiten Arbeitsteilung, Massenproduktion und starker Spezialisierung. Eine kleine Gruppe von nur ein paar Tausend oder auch ein paar Millionen Menschen könnte das heutige technische Niveau keinesfalls halten.

Grüße UMa
 

Bynaus

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@jonas:

Nämlich dass biologische Systeme sich entweder überall ausbreiten oder eben aussterben. Denn der upload hat sich aus dem biologischen System verabschiedet.

Spielt es für die Frage wirklich eine Rolle, aus welchen chemischen Verbindungen das Substrat, das die Intelligenz hervorbringt, läuft?

Man muss ja nur einen Computer bauen, der gross genug ist um den upload aller Menschen komfortabel unterzubringen.

Das wäre so sicher das allerdümmste, was man tun könnte, bzw. das, was man tun müsste, wenn man sicherstellen will, dass die Menschheit nicht überlebt...

Es geht nicht darum, die Menschheit irgendwie zu ersetzen. Die Uploads werden bloss die Zivilisation ergänzen und sie dann langfristig gesehen dominieren, weil sie einfach sehr viel konkurrenzfähiger sind als die Menschen. So wie heute nur noch ganz wenige Menschen vom Jagen und Sammeln leben (eine kleine, exotische Nische eines sehr viel grösseren Systems besetzen), werden in der Zukunft der Uploads nur noch ganz wenige "ursprüngliche" Menschen so leben, wie wir uns das für die Zukunft vorstellen... (und etwa gleich exotisch und vielleicht auch romantisch verklärt sein wie heute die letzten Jäger und Sammler...)

Ausser Neugier und Abenteuergeist kann ich mir kein Motiv mehr vorstellen

Und warum soll das kein valider Grund sein. Würdest du es nicht tun, wenn du die interstellaren Distanzen subjektiv instantan überwinden könntest?

Der uploadete Geist kann sich ja aber jetzt in jede nur erdenkliche virtuelle Welt begeben. Warum sollte er es dann real tun?

Einige (viele?) werden das tun. Einige aber nicht. Für die Ausgangsfrage sind aber nur letztere entscheidend...

@UMa:

Hätte es eine vergleichbare Senkung der Herstellungskosten, wie bei Habitaten offenbar selbstverstänglich vorrausgesetzt, bei Autos gegeben, würden diese heute ein paar Cent kosten.

Das ist IMO kein besonders fairer Vergleich. Die ISS ist ein absoluter Prototyp, alles Einzelanfertigung, starke Spezialisierung, wenig Erfahrung, aufwändiger Start, etc. Etwa so, wie wenn du berechnen würdest, was der Bau eines Handys im Mittelalter gekostet hätte. Orbitale brauchen eine erfolgreiche systemweite Wirtschaft, um wirtschaftlich zu sein.

Zum zweiten beruht der technische Fortschritt der letzten Zeit ja hauptsächlich auf einer weltweiten Arbeitsteilung, Massenproduktion und starker Spezialisierung. Eine kleine Gruppe von nur ein paar Tausend oder auch ein paar Millionen Menschen könnte das heutige technische Niveau keinesfalls halten.

Hier hingegen muss ich dir zustimmen. Aus diesem Grund denke ich auch, dass menschliche Kolonien langfristig nicht besonders erfolgreich sein können, geschwiege denn in der Lage sein können, sich selbst erfolgreich zu reproduzieren. Wenn dann die Zivilisation auf der Heimatwelt Hops geht, ist die Sache gelaufen.

Diese Beschränkungen gelten aber für Uploads nur in stark vermindetem Masse. Spezialisierungen spielen da keine besonders grosse Rolle, ausserdem kann man Kopien von jedem beliebigem Menschen / Bewusstsein mitnehmen, sollte man dessen Wissen einmal brauchen...
 

Ich

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Muss mal SF reinbringen
Die Uploads werden bloss die Zivilisation ergänzen und sie dann langfristig gesehen dominieren, weil sie einfach sehr viel konkurrenzfähiger sind als die Menschen. So wie heute nur noch ganz wenige Menschen vom Jagen und Sammeln leben (eine kleine, exotische Nische eines sehr viel grösseren Systems besetzen), werden in der Zukunft der Uploads nur noch ganz wenige "ursprüngliche" Menschen so leben, wie wir uns das für die Zukunft vorstellen... (und etwa gleich exotisch und vielleicht auch romantisch verklärt sein wie heute die letzten Jäger und Sammler...)
Hast du Diaspora von Greg Egan gelesen?
UMa schrieb:
Eine kleine Gruppe von nur ein paar Tausend oder auch ein paar Millionen Menschen könnte das heutige technische Niveau keinesfalls halten.
Das gilt nur, solange die Technik nicht selbsterhaltend ist. Was bei Charles Stross Cornucopia (Füllhorn) oder Assembler und bei Star Trek Replikator heißt, mit ein paar Petabyte Vorlagen, löst das Problem. Das wird das Ziel der Technikentwicklung sein: Die Maschine, die alles, auch sich selbst, herstellen kann.
 

jonas

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Spielt es für die Frage wirklich eine Rolle, aus welchen chemischen Verbindungen das Substrat, das die Intelligenz hervorbringt, läuft?
Ja, denn eines der Hauptargumente war der Bevölkerungsdruck. Und der existiert nur, wenn der willige Geist in schwachem Fleisch wohnt ;)

Jonas schrieb:
Man muss ja nur einen Computer bauen, der gross genug ist um den upload aller Menschen komfortabel unterzubringen.

Das wäre so sicher das allerdümmste, was man tun könnte, bzw. das, was man tun müsste, wenn man sicherstellen will, dass die Menschheit nicht überlebt...
Die meisten grossen Unternehmen dieser Welt tendieren zu einem zentralen Computer für ihre Unternehmenssteuerung. Sie sehen darin kein Sicherheitsproblem, solange die Daten häufig genug in einem Backup gespeichert und entsprechend gesichert werden. Genauso kann man mit den uploads verfahren. Zur Überlebenssicherung der upload Bevölkerung ist eine Dezentralisierung der hardware nicht notwendig, solange ein oder zwei backup hardware zur Verfügung stehen.

Alternativ kann man den Supercomputer als Internet konstruieren, also aus millionen verstreuten einzelnen Computern.

Es ging mit bei meinem Argument nur darum, dass halt für alle Menschen genug Platz ist in der virtuellen Welt, damit - ausser Energie - kein limitierender Faktor mehr existiert und mithin der Bevölkerungsdruck verschwindet. Du sagst ja im nachfolgenden Absatz eigentlich nichts anderes ;)

Würde ich nicht eine andere Welt aus Neugier besuchen wollen, wenn ich die Möglichkeit hätte dort subjektiv instantan hinzureisen? Ja, vielleicht. Aber es ist gut möglich, dass die ersten Pioniere, die das tun, dann berichten, dass es dort sterbenslangweilig ist und dass die Welten des Bill Gates III viel abwechslungsreicher und spannender sind :D

Und selbst wenn der Planet dort recht spannend und toll ist, so werden seine Eigenschaften nach Hause gefunkt und in die heimatliche virtuelle Welt eingespeist. Es genügen somit ein paar interstellar verteilte Webcams um das Interesse der uploadeten Menschen an anderen Welten zu befriedigen. Es muss keine allumfassende allesverschlingende Expansion geben.
 

galileo2609

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Weil ich mir nicht sicher bin, ob ihr diesen Link nicht übersehen habt und weil ich denke, dass dieser Artikel exakt das Thema trifft, poste ich nochmals den Link, den ich auf Seite 4 schon gepostet hatte:

http://arxiv.org/ftp/astro-ph/papers/0501/0501119.pdf

Diese "Lösung" des Fermiparadoxons macht keinerlei Annahmen über Motivationen von Zivilisationen, sondern handelt das schön mathematisch ab
Hallo Bynaus,

das ist und bleibt Spielerei ohne Aussagekraft. Bevor ein erfolgreicher Marsflug nicht realisiert wurde, bleibt es offen, ob zumindest unsere Zivilisation eine Option hat, selbst eine Expansion innerhalb unseres Sonnensystems als 'Bestimmung' abzuleiten.

Der 'Zensor' könnte eine banalere Gestalt haben als du in deinen kühnsten Träumen vermutest. Es wäre daher aussichtsreicher, die gegebenen und potentiellen wirtschaftlichen und technologischen Mittel für eine Intensivierung der Fernerkundung einzusetzen. Möglicherweise lässt sich dadurch das 'Fermi-Paradoxon' durch die uns nachfolgenden Generationen ebenfalls viel banaler auflösen.

Grüsse galileo2609
 

mac

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mac

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Hallo Jonas,


Ich glaube hier hattest Du Galileo falsch verstanden.
ich habe inzwischen den Eindruck daß in diesem Thread jeder jeden zu mindestens 2/3 missversteht. :(


Der Automatismus ist mehr oder weniger valide für die Erde,
Genau! Und es würde im Prinzip genügen, für die Rahmenbedingungen ‚Erde‘ einen Mittelweg zu finden, es sei denn, der Weg funktioniert nur unter Einschluß des Sonnensystems oder wenn’s denn unbedingt sein muß, mit den Sternen der erreichbaren Umgebung ( was = 0 sein könnte)



Jonas, Dein Beispiel mit dem Eisbären. Ich hab‘ keine Ahnung, warum der Eisbär da lebt wo er lebt. Ich denke mal, weil er dort außer dem Orka keinen Nahrungskonkurenten hatte. Das ist auch egal. Tatsächlich bekommt eine Eisbärin 1 bis 4 Junge, durchschnittlich 2, und das rund 14 Jahre lang. Sie säugt sie 1,5 bis 2,5 Jahre lang, ich denke mal, daß sie in dieser Zeit nicht wieder trächtig wird. 50% der Jungen überleben die ersten 5 Jahre. Das sind also 7 Junge pro Eisbärpaar (wenn die gleichverteilt sind?)

Der Eisbär bekommt entweder mehr Junge als sein Jagdrevier ernähren kann, oder er stirbt aus. Dafür daß das so ist, sorgen die anderen Eisbären und seine Nahrungskonkurenten. Die, die genetisch fruchtbarer sind, und mehr Junge groß ziehen können. Da braucht es noch nicht mal Kampf. Das Bedeutet immer wieder Hungersnot. Es überlebt nur ein kleinerer Prozentsatz seiner Jungen, als er oder besser Sie wirft. Kein Lebewesen auf unserer Erde, andere kennen wir nicht, kann unter ‚humaneren‘ Bedingungen mit Nahrungskonkurenten im Nacken, mehr als einige Generationen überleben. Wenn der Eisbär da wo er lebt, nicht genug Futter erbeuten kann, um zu überleben, dann hat er nur zwei Möglichkeiten. Woanders Futter suchen oder verhungern.

Es gibt bei einigen Tierarten eine natürliche Geburtenkontrolle, die dafür sorgt, daß die Weibchen nicht‚empfangen, wenn sie hungern, oder daß die Entwicklung des Embryonen verzögert wird. Eisbären gehören dazu. Und die, die das können und es tun, sind weg vom Fenster, wenn sie im Verlaufe der Evolution ernsthafte Nahrungskonkurenten kriegen und sich nicht umstellen (können). Für uns Menschen gibt es diesen ‚Mechanismus‘ jedenfalls nicht. Und für die meisten anderen Lebewesen auch nicht. Wir waren immer, so lange es Menschen und Tiere gibt, fast immer mehr, als die schwankende Nahrungsproduktion zuverlässig ernähren konnte.




Warum sollten die zurückgebliebenen vergleichsweise verarmt sein? Nach der Auffassung der ungebremsten Vermehrung wird die neue Kolonie ihren Garten Eden recht schnell in den selben Zustand bringen, wie den Mutterplaneten: Wachstum, bis ein Faktor der ökologischen Nische ins Minimum gerät.
Das war mehr eine unbegründete politische Überlegung . Mutterland gegen Kolonien. Nein, im Ernst. In den Habitaten können insgesamt weit mehr Menschen leben, als auf der Erde und der Zugang zu Rohstoffen ist für die Habitate erheblich einfacher. Kostengünstige Energie steht ihnen weit mehr zur Verfügung als der Erde. Diese Tatsachen führen zu dem Schluß, daß sie gemeinsam eine weit aus höhere Wirtschaftskraft darstellen können, als es die Erde vermag.


Nur damit ich das richtig einordne: Wir reden hier immer noch über interstellare Reisen, oder? Und da gibt es keine Nabelschnur mehr, denn die reisst noch bevor das Auswandererschiff das Sonnensystem verlassen hat. Das Schiff muss absolut autark sein, seine Energie muss es selbst erzeugen können, denn schon bei Jupiter oder Saturn dürfte die Sonne als Energielieferant bereits unbrauchbar sein. Und die Oortsche Wolke ist die letzte Tankstelle für Material, und dann kommt lang, lang, lang nix mehr.
Nein, es waren von mir die allerersten Habitate, die alle im Sonnensystem bleiben gemeint.

Vor die Reise zu den Sternen hat der Ingenieur, der Psychologe, Soziologe, der Biologe und der Mensch das gemeinsame Wohnen, Leben und Arbeiten im Sonnenorbit gesetzt. Autarke Existenz in einem Habitat wird nicht unter einer ziemlich heftigen Mindestzahl an Menschen möglich sein, denke ich, weis ich aber nicht.

Daß die Reise zu den Sternen, wenn überhaupt, nur mit über Jahrhunderte sicher funktionierend zu haltenden, autarken, für die Reise extra gerüsteten Habitaten angetreten würde, war für mich klar. Klar, hab‘ ich nicht extra gesagt. :eek:



Der einzige Nabel, den ich mir vielleicht vorstellen könnte ist, dass die Erde den Kolonisten neue technische Verfahren und Erfindungen hinterher funkt, mehr aber auch nicht. Alles andere müssen die Kolonisten selbst bewältigen.
wie gesagt, da glaube ich eher, daß diese Reise erst lange nachdem die Habitate die Führungsrolle übernommen haben, angetreten wird. Das sind aber doch eher politische Überlegungen, und da kann man erst recht heftig daneben liegen. :D


Nochmal zur Motivation: Wie war es bei Amerika? Ein Zufallsfund auf der Suche nach einem kürzeren Seeweg nach Indien. Danach kamen die Ausbeuter, die das Land plünderten um seine Schätze nach Hause zu tragen. Erst sehr allmählich kamen Siedler.

So wird eine interstellare Besiedlung nicht ablaufen. Dafür ist der Aufwand zu gross und die Reisezeit zu lange.
Jonas, das sehe ich genau so. Die Idee mit den Habitaten, als Versuchslabor mit der Möglichkeit zum Versuchsabbruch, um die Bedingungen zu testen, ob sowas völlig autark funktioniert, wie groß die mindestens sein müssen, auch damit Menschen das überhaupt ertragen können, was man alles braucht, eben alles worauf man durch Nachdenken allein nie käme, um diese, ja man kann ruhig sagen, letzte Grenze zu überschreiten, erschien mir zum ersten mal als ein vielleicht doch brauchbares Konzept, diese Herausforderung anzupacken. Ob das was wird? Sieht ja eher nach nein, als nach ja aus, oder?




Der Zielplanet selbst. Ist er eine Welt ohne Leben, so wird dort kein freier Sauerstoff existieren. Der Planet muss somit erst per Terraforming fit gemacht werden.
Wenn Du in einem autarken Habitat 300 Jahre lang unterwegs bist, in dem 30 Generationen Deiner Vorfahren geboren wurden und gestorben sind, in dem Du gebohren wurdest, bevor es losflog, in dem Du alt geworden bist, Deine Kinder und Enkel alt geworden sind, wenn ihr ankommt, bitte, was wollt Ihr denn mit einem Planeten, mit einem Gravitationsmonster, von dem man kaum wieder wegkommt, wenn man mal gelandet ist? Ihr lebt in Habitaten, ihr baut neue Habitate. Die sind Eure Heimat. Ein Planet mit Vulkanen und Erdbeben gigantischen Stürmen und Tsunamis ist Euch höchst suspekt und unheimlich.

Herzliche Grüße

MAC
 
Zuletzt bearbeitet:

galileo2609

Registriertes Mitglied
ich habe inzwischen den Eindruck daß in diesem Thread jeder jeden zu mindestens 2/3 missversteht. :(
Hallo MAC,

es gibt keine Habitate. Und ich sehe noch keine Zwangsläufigkeit, warum diese allein aufgrund abstrakter Überlegungen jemals verwirklicht werden sollten. Das ist pure Science fiction.

Grüsse galileo2609
 
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