Hallo UMa,
Warum sollten Länder die z.B. Festnetztelefone zugunsten mobiler Geräte übersprungen haben, nicht auch andere Technologien überspringen?
leider weiß ich im Moment nicht, auf welche Länder sich Deine Aussage bezieht. Ich bin da nicht wirklich fit. Aber haben diese von Dir angesprochenen Länder tatsächlich einen technologischen Fortschritt angepeilt und deshalb das Geld in die Hand genommen, um diese Infrastruktur zu schaffen? Oder waren es ausländische Konzerne, die den Ausbau übernommen haben, weil es für sie profitabel ist? Wäre ein mögliches Festnetz mit dem gleichen geringen Aufwand und ähnlicher hoher Profitabiltät zu installieren gewesen? Ich weiß das alles nicht. Deshalb wäre es nett von Dir, wenn Du mir ein Licht ans Rad machen würdest.
In Brasilien sieht es jedenfalls so aus, das sehr große Flächen nicht vom Funknetz abgedeckt sind. Ich bin froh, das mein Schwiegervater ein Festnetztelefon hat, denn sonst wäre er gar nicht erreichbar. Er wohnt ca. 30km von der bolivianischen Grenze entfernt. Und in den brasilianischen Städten sieht der Fortschritt so aus, das Du kurzerhand erschossen wirst, wenn Du ein Mobiltelefon hast, das Deinem Gegenüber gefällt.
Warum sollten Länder in den Tropen und Subtropen, mit höherer Sonneneinstrahlung, auf Photovoltaik verzichten,
Sagte ich, diese Länder sollen darauf verzichten? Nun gut ich sage öfter Dinge, an die ich mich hinterher nicht mehr erinnern kann. Gemeint war natürlich, diese Länder müssen darauf verzichten, wenn sich nicht ein Unternehmen findet, das im Aufbau solcher Anlagen die Möglichkeit sieht Gewinne zu erwirtschaften. Denn aus eigener Kraft werden die meisten Länder das nicht erreichen können.
wo sie doch schon heute, oder in wenigen Jahren, die billigste Möglichkeit ist Strom zu erzeugen?
Wer sagt das? Die Preise für PV-Anlagen sind drastisch gefallen, das ist wohl wahr. Aber warum und zu wessen Lasten? Die ehememaligen Gipfelstürmer der Solarbranche sind quasi vom Markt verschwunden und das trotz der hohen stattlichen Subventionen (die sich ärmere Länder wohl eher weniger leisten können). Heutzutage wird ein großer Teil dessen, was sich Photovoltaik nennt aus China geliefert. Das geht sicher auch noch ein paar Tage so weiter. Aber es ist bereits jetzt absehbar, das die Chinesen auch westliche Lebensstandards anstreben. Dann war's das mit den billigen Solarmodulen aus Fernost.
Zumal sie sich auch für Insellösungen in Gebieten eignet, in denen weit und breit keine Stromleitungen existieren.
Wenn Du Regenwaldabholzung als Kollateralschaden siehst, um eine Stromversorgung zu installieren, dann ist das wohl so. Aber sag jetzt bitte nicht, dort ist niemand der Strom benötigt, denn das wäre eine Falschaussage.
In Brasilien wird viel auf Wasserkraft gesetzt, aber in den Trockenperioden genügt das nicht. Da wird dann auch gern mit anderen Brennstoffen zugeheizt. Aber Photovoltaik ist nur wenig dabei.
Wenn man die halbe Erdoberfläche, auch die Ozeane mit Solarzellen pflastern würde, wären das über 40 PW (Petawatt) die über 60 EWh (Exawattstunden) Strom erzeugten. Wer braucht so viele Strom?
Bei einem Tausendstel der Erdoberfläche wären es über 80 TW (Terawatt) mit über 120 PWh (Petawattstunden) Stromerzeugung, das fünffache der heutigen Stromerzeugung weltweit.
Photovoltaik ist eine der Stromerzeugungsformen mit dem geringsten Flächenverbrauch, was ich hier schon mal ausgerechnet habe:
http://scienceblogs.de/astrodicticu...laechenverbrauch-der-energieversorgung/?all=1
Nun ja, ob sich die Seefahrer darüber freuen, wenn Du ihnen die Ozeane zupflasterst, weiß ich nicht. Aber zumindest könnten die Schiffe dann mit kleineren Akkus auf Reise gehen, weil sie ja quasi überall nachtanken können, zumindest tags über.
Welche Werte hast Du bei Deiner Rechnung zu Grunde gelegt? Wie viele volle Sonnenstunden, wie viele Wolkenstunden, wie viele Nachtstunden sind darin enthalten? Und hast Du die Energieausbeute über einen Längengrad gemittelt? Letztendlich erhält man von einem Solarmodul mit 20Watt Nennleistung bei maximaler Sonneneinstrahlung in den Mittagsstunden etwa 16-17Watt. Ein Teil geht durch die Materialerwärmung und den damit sinkenden Wirkungsgrad verloren. Vor und nach der Mittagszeit ist es dann sowieso weniger. An einem wolkenverhangenen Tag erhältst Du von dem gleichen Modul weniger als 1 Watt.
Letztendlich ist ein PV-Kraftwerk das einzige Kraftwerk, was nicht 24h/d Strom erzeugen kann. Gut beim Wind könnte man auch mit einer Flaute rechnen, aber die Anlagen werden normalerweise schon in windsicheren Gebieten installiert und funktionieren auch nachts.
Jetzt kommt gleich wieder der große Aufschrei, ja aber wir basteln uns einfach ein paar LiIo-Akku's an die Solarzellen, dann können wir auch nachts Strom abrufen. Ich denke ich hab's schon gesagt, das ist eine nicht akzeptable Lösung. Erstens brauchst Du Unmengen Akku's, um die sonnenschwachen und sonnenlosen Stunden des/der Tage(s) zu überbrücken und zweitens müssen die Akku's ja nebenbei zum normalen Stromverbrauch aufgeladen werden und das, solange die Sonne anwesend ist.
Dazu kommt die komplette Umstellung auf den Elektroverkehr, die Ablösung der fossilen und der Kernkraftwerke und der allgemein immer weiter steigende Lebensstandard (zumindest gewünscht).
Alles in allem benötigst Du also sehr viel mehr Solarmodul-Nennleistung, als am Ende tatsächlich an Strom abgenommen wird.
Wenn Du nun auch noch die Akkulösung integrierst, dann mußt Du in Deine Flächenberechnung auch die Fläche für die Akku's einbeziehen. Wobei man natürlich einen guten Teil unter den Solarmodulen verstecken kann. Die Abbau- und Produktionsgebiete müßten allerdings schon noch separat in die Rechnung mit hinein.
Eine andere Idee wäre in den Ländern mit hoher Lichteinstrahlung Solarthermie-Kraftwerke zu installieren. Die haben zwar einen noch schlechteren Wirkungsgrad, sind aber billig in der Herstellung und vor allem kann man die Energie relativ einfach und billig speichern. Der Strom kommt dann eben aus einer 0815-Dampfturbine.
Und recycelt müssen die Dinge sowieso werden, ob Akku, Fahrrad, Computer oder Auto. Sonst ersticken wir im Müll und es gehen uns die Rohstoffe aus, egal welche Technologien wir verwenden.
Da hast Du vollkommen Recht. Allerdings gibt es Materialien, die mit geringerem Aufwand zu recyceln sind als andere. Und der Energieaufwand für manches Recycling ist nicht unerheblich.
Was besseres als Sonnenenergie wirst du kaum finden, gerade für Länder in den Tropen und Subtropen. Einzige denkbare Alternativen für die Stromerzeugung wären Windenergie oder Kernfusion.
Möglich ist alles. Aber ohne Finanzierung wird gar nix.
Gruß Protuberanz