@Protuberanz: Wie gesagt, bei SETI sucht man zwar nach allem, was irgendwie künstlich sein könnte, aber man geht davon aus, dass wenn man was findet, dann ein Signal einer Zivilisation, die entdeckt werden will und deshalb einen leicht als künstlich zu erkennenden Sender (man nennt das ein "beacon") aufgesetzt hat. Der könnte entweder ein (energieintensiver) Rundum-Sender sein oder aber ein Sender, der (energiesparend) gezielt gewisse interessante Planeten anpeilt. Wir selbst tun das zwar (noch?) nicht, aber es ist grundsätzlich schon denkbar, dass eine Zivilisation, die einige Grössenordnungen mehr Energie nutzt als die Menschheit, einen solchen Sender quasi aus der Porto-Kasse finanzieren könnte.
Wie UMa gesagt hat, kommt es sehr drauf an, wie alt die kontaktierende Zivilisation ist. Ist sie schon Millionen Jahre alt (auf jeden Fall viel älter als die Menschheit heute), wäre das tatsächlich eine gute Nachricht (im Hinblick auf unser eigenes, langfristiges Überleben), es würde aber auch nahelegen, dass interstellare Raumfahrt sehr schwierig oder sonstwie unattraktiv ist - so sehr, dass die Zivilisation auch in den Millionen von Jahren ihrer Existenz nicht die Möglichkeit genutzt hat, sich über die Galaxis auszubreiten. Ist sie sehr jung (nur ein paar Jahrhunderte älter als wir, z.B.), wäre das aber ein sehr schlechtes Zeichen im Sinne des Grossen Filters.
@Alex:
So wie ich das verstehe, ist der "große Filter" doch nichts als die Annahme, dass einer der Faktoren der Drake-Gleichung sehr dominant ist und wir diesen dann "großer Filter" nennen.
Es kann auch eine Kombination von mehreren Faktoren sein.
Übrigens, weil es offenbar oft vergessen wird: das Fermi-Paradoxon sagt ja indes nicht "Wieso sehen wir keine Aliens" (- das ist nämlich einfach nicht die Konsequenzen des Fermi-Paradoxons zu Ende gedacht) sondern eher: "Wieso leben wir auf unserem Mutterplaneten und nicht auf einer Kolonie".
Rein historisch sagt das Fermi-Paradoxon schon, "where are they?" (Fermi's ursprüngliche Frage). Man kann es aber natürlich schon auch so formulieren (Mutterplanet vs. Kolonie).
Das, was "als großer Filter vor uns liegt" und verhindert, dass sich die Menschheit auf zu den Sternen machen kann, könnten einfach noch einige Drake-Faktoren sein, die auch alle bisherigen Zivilisationen des Universums daran gehindert hatten.
Genau. In dem Fall würde es bedeuten, dass die Menschheit nur eine sehr kleine Chance hat, eine sehr lange Zeit zu überleben oder die Galaxis zu besiedeln. Doch wenn der "grosse Filter" bereits hinter uns liegt, ist die Zukunft offen (immer noch gut möglich, dass wir
trotzdem die Galaxis nicht besiedeln werden, natürlich!)
Und wenn man unbedingt eine umfassende Ursache für die Leere des Weltalls suchen will, dann ist das imho die unglaubliche Weite und die unüberwindbaren Distanzen in sich - und damit auch die fehlende Motivation jeder Zivilisation, Individuen fortzuschicken die man ganz einfach nie wieder sieht. Das reicht als "großer Filter" vollkommen und trifft auf jede halbwegs logisch und individuell-gewinnorientiert denkende Spezies zu.
Ein zentrales Element des Fermi-Paradox' ist es doch, dass die Galaxis in geologischen bzw. astronomischen "Zeiträumen" sehr klein ist, ebenso wie die Distanzen zwischen Galaxien eigentlich überraschend klein sind. Das Licht hat die Galaxis in 100'000 Jahren durchflogen - ein Wimpernschlag in geologischer oder astronomischer Zeit. Eine Zivilisation, die sich von einem Mutterplaneten ausgehend von System zu System ausbreitet, dort ein paar Jahrtausende Pause macht, bevor sie neue Kolonieschiffe aussendet, wird die Galaxis in höchstens ein paar Millionen Jahren besiedeln. Und das Universum ist nur auf der Ebene der Sterne wirklich leer: so ist z.B. die Andromeda-Galaxie nur 25 Milchstrassen-Durchmesser von der Milchstrasse entfernt (man vergleiche das mit dem Sternsystem Alpha Centauri, welches über 5000 Mal weiter weg ist als das Sonnensystem im Durchmesser (hier: 50 AU Radius) misst). Das heisst, eine Zivilisation, die anfängt, das Universum zu besiedeln, wird sich, wenn die Entfernung zum ersten Stern erst mal überwunden ist, von nichts mehr aufhalten lassen. Trotzdem ist das offenbar bisher nicht geschehen (wir sind keine Kolonie)...