Hallo Bynaus,
kannst Du jemandem, der momentan bei irregulären Jupitermonden hängt und dessen Welt üblicherweise jenseits des Kuipergürtels endet, einen Tipp geben ?
Freundliche Grüsse, Ralf
Der "Grosse Filter" ist ursprünglich eine Idee des Ökonomen Robin Hanson, der auf eine Antwort zum Fermi-Paradoxon abzielt: egal, was die Erklärung dafür ist, irgendwo auf dem Weg von den ersten Lebensmolekülen zur interstellaren Zivilisation, die das Universum besiedelt (oder zumindest besucht) muss es einen evolutionären Schritt geben, der so selten erreicht/überwunden wird, dass er die Anzahl sichtbarer Zivilisationen stark limitiert (sie sind so selten, dass wir bisher noch keine finden konnten). Dieser Schritt nennt er den "Grossen Filter". Was dieser Grosse Filter ist, ist zunächst einmal unklar.
Für uns als planetare Zivilisation, irgendwo auf dem oben genannten Weg, stellt sich die Frage: ist der Filter in unserer Vergangenheit (z.B., Leben entsteht sehr selten, Intelligenz entsteht sehr selten, etc.), d.h., haben wir den Filter bereits überwunden - oder ist er in unserer Zukunft? (z.B., die meisten planetaren Zivilisationen vernichten sich selbst) Ist er in unserer Vergangenheit, ist unsere Zukunft offen. Ist er jedoch in unserer Zukunft, bedeutet es, dass wir nur eine sehr geringe (empirische) Wahrscheinlichkeit haben, noch lange zu überleben und zur interstellaren Zivilisation zu werden.
Beobachtungen in unserem Universum können (sollten) unsere Erwartung, ob der Filter eher in der Zukunft oder der Vergangenheit zu suchen ist, beeinflussen: würden wir z.B. Hinweise finden, dass es einst sowohl auf Mars und Venus komplexe Lebensformen gab, ja vielleicht auf Europa immer noch gibt (und diese alle unabhängig voneinander entstanden wären), wäre das ein starker Hinweis darauf, dass der Grosse Filter weder bei der Entstehung von Leben, noch bei der Entstehung komplexer Lebensformen anzusiedeln ist. Denn es wäre extrem unwahrscheinlich, dass Leben insgesamt sehr selten entsteht, dies in unserem eigenen System aber gleich vier Mal unabhängig voneinander geschehen ist. Wenn der Filter aber nicht in der Vergangenheit zu suchen ist, dann erhöht das die Chance, dass er in unserer Zukunft liegt - und wir mit hoher Wahrscheinlichkeit relativ "bald" aussterben werden. Aus dieser Sicht wäre die Entdeckung von Leben auf dem Mars oder ähnlich eine deprimierende Entdeckung.
Wie passt die Meldung oben in diesen Kontext? Gäbe es innerhalb der nächsten 1300 Sterne (nicht einmal ein Millionstel aller Sterne der Galaxis) eine andere, radio-kommunizierende Zivilisation, würde dies nahelegen, dass es vermutlich Millionen von solchen Zivilisationen in der Galaxis gibt - und noch mehr gegeben hat. Dies würde nahelegen, dass Zivilisationen vergleichsweise häufig entstehen - und der Grosse Filter mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in unserer Zukunft liegen muss. Denn keine dieser Millionen (Milliarden oder gar Billionen, wenn man die Vergangenheit dazu nimmt!) Zivilisationen hat je die Galaxis besiedelt - ein Schicksal, das damit auch uns bevorstehen dürfte.
So gesehen ist es gut zu sehen, dass es innerhalb von nur geraden 1300 Sternen keine andere, radio-kommunizierende Zivilisation gibt. Die Chancen auf tiefe Zukunft für die Menschheit - und ihre Chancen, zu einer interstellaren Zivilisation zu werden - sind also intakt.