Erstmal, @kosmo: here we go again, da sich seit dem letzten Mal nichts geändert hat...
Braune Zwege sind allerdings über ihre Masse (und die damit verbundene Möglichkeit zur Deuteriumfusion) und nicht ihre Entstehung definiert.
Nein. Es gibt keine "offizielle" Definition für Braune Zwerge - das kann im Prinzip jeder halten, wie er will. Die Definition über die Masse ist dann nützlich, wenn es um die Abgrenzung gegenüber Sternen geht - weil es ganz klar die Masse (und teilweise die Metallizität) ist, die darüber entscheidet, ob ein Objekt ein Brauner Zwerg oder ein Stern ist. Die Sache mit dem Deuteriumbrennen ist ein Vorschlag für die Untergrenze, aber nicht mehr. Das wird in der Fachliteratur dann auch ganz unterschiedlich gehandhabt. Man sieht da z.B., dass man ein Objekt mit 8 Jupitermasen als "Braunen Zwerg" benennt - und jeder versteht, was gemeint ist.
Viele Exosternumkreiser sind daher zu den Braunen Zwergen zu zählen.
Einige, aber nicht alle - denn natürlich können Braune Zwerg auch zusammen mit anderen Sternen entstehen, so wie eben Doppelsterne überhaupt entstehen: in dem sich eine kollabierende Wolke teilt, weil sie zu viel Drehimpuls hat, um nur einen Stern zu bilden. Siehe aber auch die Extrasolar Planets Encyclopedia: Die behandelt alles, was offensichtlich in einer Scheibe akkretiert worden ist (kreisrunde Orbits, mehrere andere Planeten im System), als Planet - und nicht als Brauner Zwerg. Unabhängig von der Masse! Siehe z.B.:
http://arxiv.org/abs/1106.0586
Es ist völlig sinnlos, zwei komplett verschiedene Objekte mit der gleichen Bezeichnung zu versehen, bloss weil sie sich in einer einzigen Eigenschaft gleichen (Ist der Mond ist eine Sonne, weil er auch am Himmel leuchtet? Ist die Sonne ein Planet, weil sie ein Himmelskörper ist?). Die Masse ist zwar eine wichtige Eigenschaft, aber sie definiert nicht alles. Ein Planetensystem mit einem Braunen Zwerg darin hat eine andere Dynamik als eines, in dem ein Planet mit mehr als 13 Jupitermassen kreist. Die Gravitation, die vom betreffenden Objekt ausgeht, ist (natürlich) die gleiche, aber die Systemarchitektur, die Entstehungsgeschichte wird zwei dynamisch völlig verschiedene Systeme produzieren (z.B. Bahnen anderer Objekte im System, Resonanzen zwischen diesen Objekten, Neigung der Bahnachsen relativ zum Sternäquator, etc.). Ein Planet mit mehr als 13 Jupitermassen könnte zudem einen wesentlich grösseren Anteil an schweren Elementen haben als ein gleich schwerer Brauner Zwerg.
Nochmals anders ausgedrückt: Nach deiner Definition wäre sogar ein (hypothetisches) primordiales Schwarzes Loch, oder ein extrem leichter Weisser Zwerg mit 15 Jupitermassen ein Brauner Zwerg.
Logisch? Ja, die Ähnlichkeit zwischen leichten Braunen Zwergen und massiven Planeten ist grösser - aber es sind eben trotzdem nicht die gleichen Objekte. Sie haben eine andere Entstehungsgeschichte, und andere Eigenschaften.
ralfkannenberg schrieb:
das wiederum verstehe ich nun nicht, denn wenn nun so ein Planet heranwächst, so wäre das Resultat doch ein Doppelstern-System.
Deuteriumfusion -> kein Stern (obwohl eigentlich nicht einmal Sterne definiert sind...).
Nehmen wir an, der Planet bekommt – woher auch immer – noch mehr Masse und kommt über die 0.08 m_sun und zündet das Wasserstoffbrennen, so wäre es doch zumindest seltsam, nach wie vor von einem Planeten um einen Stern statt von einem Doppelstern zu sprechen.
Zum Glück für Definitionsfetischisten scheint dieses Szenario physikalisch ausgeschlossen. Die Akkretionsrate von Planeten ist durch ihre Temperatur begrenzt - je schneller sie akkretieren, desto heisser werden sie, desto weniger schnell können sie weitere Materie akkretieren. Gasscheiben haben viel zu kurze Lebenszeiten, als dass ein Planet darin zu einem Stern heranwachsen könnte.
ich denke ich habe verstanden, was Du meinst: ein Weisser Zwerg ist das astronomische Objekt, welches man sieht und nicht seine physikalische Beschreibung. Historisch gesehen ist ein "Weisser Zwerg" ein "Roter Zwerg", der an der falschen Stelle im Spektrum steht. Physikalisch ist es ein Körper, welches erstens in seiner Vergangenheit einmal Wasserstoff zu Helium zu fusionieren imstande war und zweitens nun den Gravitationskollaps mithilfe des Pauli'schen Ausschliessungsprinzip für Elektronen zu stoppen vermag.
Du hast mich vielleicht teilweise verstanden. Es gibt ganz klar verschiedene Klassen von Himmelskörpern. Ein Himmelskörper einer bestimmten Klasse ist nicht einfach durch eine zufällige Kombination von Werten definiert - sondern durch eine Geschichte, die sich mit der anderer Himmelskörper innerhalb ihrer Klasse deckt. Die Grenzen und Übergänge zwischen verschiedenen Klassen sind manchmal fliessend, manchmal scharf begrenzt. Aber man kann jetzt nicht einfach zwei Objekte nehmen, die sich in einer Eigenschaft gleichen, und sie deshalb in die gleiche Himmelskörper-Klasse stecken. Nur weil in einem Braunen Zwerg bestimmter Grösse entartete Materie zu finden ist, wird er noch lange nicht zu einem Weissen Zwerg. Entartete Materie ist eine
notwendige, aber
keine hinreichende Bedingung für einen Weissen Zwerg.