Braune Zwerge: Zwei neue Nachbarn der Sonne

ralfkannenberg

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Wenn ein Planet zu einer Masse heranwächst, bei dem Deuteriumfusion möglich wird, würde ich auch davon absehen, diesen als "Braunen Zwerg" zu bezeichnen.
Hallo Bynaus,

das wiederum verstehe ich nun nicht, denn wenn nun so ein Planet heranwächst, so wäre das Resultat doch ein Doppelstern-System. Nehmen wir an, der Planet bekommt – woher auch immer – noch mehr Masse und kommt über die 0.08 m_sun und zündet das Wasserstoffbrennen, so wäre es doch zumindest seltsam, nach wie vor von einem Planeten um einen Stern statt von einem Doppelstern zu sprechen.

Genauso wie ein Planet, der aus seinem Sternsystem geschleudert wird, nicht plötzlich zum "Braunen Zwerg" wird.
Das hängt aber nicht davon ab, ob er noch im Sternsystem drin ist oder schon draussen, sondern nur davon, ob er wenigstens Deuterium fusionieren oder gar Lithium spalten konnte oder nicht.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

ralfkannenberg

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Macht es Sinn? Ich denke nicht, und zwar vor allem aus semantischen Gründen. Wenn man etwas einen Planeten (oder einen Weissen Zwerg) nennt, sollte nicht nur eine Ähnlichkeit in gewissen wenigen Aspekten vorhanden sein, sondern auch eine Ähnlichkeit in der Entstehung und im allgemeinen Charakter (ist der Mond eine Sonne, bloss weil er am Himmel steht und leuchtet?).
Hallo Bynaus,

ich denke ich habe verstanden, was Du meinst: ein Weisser Zwerg ist das astronomische Objekt, welches man sieht und nicht seine physikalische Beschreibung. Historisch gesehen ist ein "Weisser Zwerg" ein "Roter Zwerg", der an der falschen Stelle im Spektrum steht. Physikalisch ist es ein Körper, welches erstens in seiner Vergangenheit einmal Wasserstoff zu Helium zu fusionieren imstande war und zweitens nun den Gravitationskollaps mithilfe des Pauli'schen Ausschliessungsprinzip für Elektronen zu stoppen vermag.

Dieser Unterschied mag bei den Neutronensternen deutlicher zutage treten: meistens verwendet man die Worte "Pulsar" und "Neutronenstern" synonym, aber dennoch ist streng genommen der Pulsar das astronomische Objekt und der Neutronenstern das physikalische Objekt, in obiger Notation ein Körper, welches erstens in seiner Vergangenheit einmal Wasserstoff zu Helium zu fusionieren imstande war und zweitens nun den Gravitationskollaps mithilfe des Pauli'schen Ausschliessungsprinzip für Neutronen (also nicht mehr für Elektronen) zu stoppen vermag. Wenn der Neutronenstern im Laufe der Zeit langsamer rotiert und keine Pulse mehr aussenden kann und auch kein Partnerstern da ist, der ihn durch seinen Massentransfer wieder hochbeschleunigt, so haben wir nach wie vor einen Neutronenstern, aber eben astronomisch gesehen keinen Pulsar mehr.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Bynaus

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Erstmal, @kosmo: here we go again, da sich seit dem letzten Mal nichts geändert hat... :)

Braune Zwege sind allerdings über ihre Masse (und die damit verbundene Möglichkeit zur Deuteriumfusion) und nicht ihre Entstehung definiert.

Nein. Es gibt keine "offizielle" Definition für Braune Zwerge - das kann im Prinzip jeder halten, wie er will. Die Definition über die Masse ist dann nützlich, wenn es um die Abgrenzung gegenüber Sternen geht - weil es ganz klar die Masse (und teilweise die Metallizität) ist, die darüber entscheidet, ob ein Objekt ein Brauner Zwerg oder ein Stern ist. Die Sache mit dem Deuteriumbrennen ist ein Vorschlag für die Untergrenze, aber nicht mehr. Das wird in der Fachliteratur dann auch ganz unterschiedlich gehandhabt. Man sieht da z.B., dass man ein Objekt mit 8 Jupitermasen als "Braunen Zwerg" benennt - und jeder versteht, was gemeint ist.

Viele Exosternumkreiser sind daher zu den Braunen Zwergen zu zählen.

Einige, aber nicht alle - denn natürlich können Braune Zwerg auch zusammen mit anderen Sternen entstehen, so wie eben Doppelsterne überhaupt entstehen: in dem sich eine kollabierende Wolke teilt, weil sie zu viel Drehimpuls hat, um nur einen Stern zu bilden. Siehe aber auch die Extrasolar Planets Encyclopedia: Die behandelt alles, was offensichtlich in einer Scheibe akkretiert worden ist (kreisrunde Orbits, mehrere andere Planeten im System), als Planet - und nicht als Brauner Zwerg. Unabhängig von der Masse! Siehe z.B.: http://arxiv.org/abs/1106.0586

Es ist völlig sinnlos, zwei komplett verschiedene Objekte mit der gleichen Bezeichnung zu versehen, bloss weil sie sich in einer einzigen Eigenschaft gleichen (Ist der Mond ist eine Sonne, weil er auch am Himmel leuchtet? Ist die Sonne ein Planet, weil sie ein Himmelskörper ist?). Die Masse ist zwar eine wichtige Eigenschaft, aber sie definiert nicht alles. Ein Planetensystem mit einem Braunen Zwerg darin hat eine andere Dynamik als eines, in dem ein Planet mit mehr als 13 Jupitermassen kreist. Die Gravitation, die vom betreffenden Objekt ausgeht, ist (natürlich) die gleiche, aber die Systemarchitektur, die Entstehungsgeschichte wird zwei dynamisch völlig verschiedene Systeme produzieren (z.B. Bahnen anderer Objekte im System, Resonanzen zwischen diesen Objekten, Neigung der Bahnachsen relativ zum Sternäquator, etc.). Ein Planet mit mehr als 13 Jupitermassen könnte zudem einen wesentlich grösseren Anteil an schweren Elementen haben als ein gleich schwerer Brauner Zwerg.

Nochmals anders ausgedrückt: Nach deiner Definition wäre sogar ein (hypothetisches) primordiales Schwarzes Loch, oder ein extrem leichter Weisser Zwerg mit 15 Jupitermassen ein Brauner Zwerg. Logisch? Ja, die Ähnlichkeit zwischen leichten Braunen Zwergen und massiven Planeten ist grösser - aber es sind eben trotzdem nicht die gleichen Objekte. Sie haben eine andere Entstehungsgeschichte, und andere Eigenschaften.

ralfkannenberg schrieb:
das wiederum verstehe ich nun nicht, denn wenn nun so ein Planet heranwächst, so wäre das Resultat doch ein Doppelstern-System.

Deuteriumfusion -> kein Stern (obwohl eigentlich nicht einmal Sterne definiert sind...).

Nehmen wir an, der Planet bekommt – woher auch immer – noch mehr Masse und kommt über die 0.08 m_sun und zündet das Wasserstoffbrennen, so wäre es doch zumindest seltsam, nach wie vor von einem Planeten um einen Stern statt von einem Doppelstern zu sprechen.

Zum Glück für Definitionsfetischisten scheint dieses Szenario physikalisch ausgeschlossen. Die Akkretionsrate von Planeten ist durch ihre Temperatur begrenzt - je schneller sie akkretieren, desto heisser werden sie, desto weniger schnell können sie weitere Materie akkretieren. Gasscheiben haben viel zu kurze Lebenszeiten, als dass ein Planet darin zu einem Stern heranwachsen könnte.

ich denke ich habe verstanden, was Du meinst: ein Weisser Zwerg ist das astronomische Objekt, welches man sieht und nicht seine physikalische Beschreibung. Historisch gesehen ist ein "Weisser Zwerg" ein "Roter Zwerg", der an der falschen Stelle im Spektrum steht. Physikalisch ist es ein Körper, welches erstens in seiner Vergangenheit einmal Wasserstoff zu Helium zu fusionieren imstande war und zweitens nun den Gravitationskollaps mithilfe des Pauli'schen Ausschliessungsprinzip für Elektronen zu stoppen vermag.

Du hast mich vielleicht teilweise verstanden. Es gibt ganz klar verschiedene Klassen von Himmelskörpern. Ein Himmelskörper einer bestimmten Klasse ist nicht einfach durch eine zufällige Kombination von Werten definiert - sondern durch eine Geschichte, die sich mit der anderer Himmelskörper innerhalb ihrer Klasse deckt. Die Grenzen und Übergänge zwischen verschiedenen Klassen sind manchmal fliessend, manchmal scharf begrenzt. Aber man kann jetzt nicht einfach zwei Objekte nehmen, die sich in einer Eigenschaft gleichen, und sie deshalb in die gleiche Himmelskörper-Klasse stecken. Nur weil in einem Braunen Zwerg bestimmter Grösse entartete Materie zu finden ist, wird er noch lange nicht zu einem Weissen Zwerg. Entartete Materie ist eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung für einen Weissen Zwerg.
 

ralfkannenberg

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Ein Planetensystem mit einem Braunen Zwerg darin hat eine andere Dynamik als eines, in dem ein Planet mit mehr als 13 Jupitermassen kreist. Die Gravitation, die vom betreffenden Objekt ausgeht, ist (natürlich) die gleiche, aber die Systemarchitektur, die Entstehungsgeschichte wird zwei dynamisch völlig verschiedene Systeme produzieren (z.B. Bahnen anderer Objekte im System, Resonanzen zwischen diesen Objekten, Neigung der Bahnachsen relativ zum Sternäquator, etc.). Ein Planet mit mehr als 13 Jupitermassen könnte zudem einen wesentlich grösseren Anteil an schweren Elementen haben als ein gleich schwerer Brauner Zwerg.
Hallo Bynaus,

das ist zwar nicht das, was ich hören wollte, ist aber hoch interessant und wusste ich bislang in dieser Form auch nicht.

Hast Du Lust, hierzu noch ein bisschen auszuholen - evtl. hier oder in einem eigenen Thread ?


Freundliche Grüsse, Ralf
 

ralfkannenberg

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ralfkannenberg schrieb:
das wiederum verstehe ich nun nicht, denn wenn nun so ein Planet heranwächst, so wäre das Resultat doch ein Doppelstern-System.
Deuteriumfusion -> kein Stern (obwohl eigentlich nicht einmal Sterne definiert sind...).

Hallo Bynaus,

das ist mir schon klar; bislang dachte ich, dass ein System, das aus einem Stern und aus einem Braunen Zerg besteht, auch als "Doppelstern-System" bezeichnet wird. Gibt es hierfür (z.B. eps Indi mit sogar 2 Braunen Zwergen) einen besseren Namen ?


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Bynaus

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Hast Du Lust, hierzu noch ein bisschen auszuholen - evtl. hier oder in einem eigenen Thread ?

Nun, viel mehr gibt es leider nicht zu sagen: bei den meisten Doppelsternsystemen bewegen sich die Sternpartner auf exzentrischen Bahnen. Ihre Rotationsachsen müssen auch nicht in die gleiche Ebene fallen. Je nach Entfernung können sie entweder jeweils von einer Scheibe umgeben sein, oder eine Scheibe umgibt die beiden (in sicherer Entfernung), oder sogar beides. Die Gebiete, in denen solche Scheiben (und daraus hervorgehende Planeten) stabil sind, beschränken sich etwa auf ~1/5 der Periapsisentfernung bei S-Typ-Scheiben (um die einzelnen Sterne) und etwa ~5 * die Apoapsisentfernung bei den P-Typ-Scheiben (um das Sternpaar).

Bei Planeten, die in einer Scheibe heranwachsen und darin migrieren, sieht das ganz anders aus. Erstens entstehen solche Planeten auf kreisrunden Orbits (wobei es natürlich sein kann, dass sich zwei grosse Planeten begegnen und auf exzentrische Bahnen ablenken). Durch die Migration kommen sie oft nahe, aber nicht exakt in Resonanzen zu stehen, was dem System eine gewisse Stabilität verleiht. Die Abstände zwischen dem massiven Planeten und seinen Nachbarn können so viel kleiner sein als im oberen Fall. Auch die Scheibe, die ihn umgibt, wird sich anders entwickeln: er bezieht sie nun aus dem umliegenden Nebel, was das Ausmass der Scheibe stark begrenzt.

das ist mir schon klar; bislang dachte ich, dass ein System, das aus einem Stern und aus einem Braunen Zerg besteht, auch als "Doppelstern-System" bezeichnet wird.

Nun, in gewisser Weise ist es das natürlich schon, da hast du recht: wenn man Sterne über ihren Entstehungsweg "definieren" will (was man kann, weil es in gewissen Situationen Sinn macht und es keine verbindliche Definition dessen gibt, was ein "Stern" ist), dann ist eben auch ein Brauner Zwerg ein Stern, selbst wenn er keinen Wasserstoff-1 fusioniert. Das sieht man ja letztlich auch am Namen: Der "Zwerg" im Braunen Zwerg bezieht sich ja auf eine typische Sternklasse, nämlich die "Zwerge", die Synonym für die Hauptreihensterne sind. Ausser bei den Weissen Zwergen, die eine Klasse für sich bilden (im Prinzip könnte man auch weisse Hauptreihensterne wie Sirius als "Weisse Zwerge" bezeichnen, was man aber nicht tut).
 

ralfkannenberg

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Hallo Bynaus,

danke schön für Deine Ausführungen.


(im Prinzip könnte man auch weisse Hauptreihensterne wie Sirius als "Weisse Zwerge" bezeichnen, was man aber nicht tut).
Was ich übrigens auch täte - ich finde die Wortwahl "Weisse Zwerge" super, ich finde die Wortwahl "Braune Zwerge" auch gut, aber ich finde die Wortwahl "Rote Zwerge" sehr schlecht, weil letztere ja wie ihre grösseren und massenreicheren Brüder ebenfalls Hauptreihensterne sind. Letztlich ist das Problem wohl vor allem, dass das Wort "Hauptreihenstern" im populärwissenschaftlichen Bereich zu schwerfällig ist und deswegen dann gerne das Wort "Zwerg" für sie verwendet wird. Tja und dann wäre unsere Sonne ein gelber Zwerg und der Sirius ein weisser Zwerg … - ich persönlich habe mir angewöhnt, konsequent nicht mehr von "Roten Zwergen", sondern von "Roten Zwergsonnen" zu schreiben.

ok, wie wäre es denn damit:


Macht es Sinn, die leichteren Braunen Zwerge (d.h. vom Typ (1) ) physikalisch als "stellare Superplaneten" und die schweren Braunen Zwerge (d.h. vom Typ (2) ) physikalisch als "ultraleichte Weisse Zwerge" zu bezeichnen ?
Ich will ja nicht aufsässig sein, aber in einer Woche will ich im Jugendforum der Schwägerin eines Freundes von mir einen jugendgerechten Beitrag über Braune Zwerge freischalten, und meine Idee ist es, diese Begriffsvielfalt etwas zusammenzufassen.

Sind die beiden Wortwahlen physikalisch "stellare Superplaneten" und physikalisch "ultraleichte Weisse Zwerge" – jeweils mit Anführungsstrichen - aus Deiner Sicht in diesem Rahmen akzeptabel ?


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Bynaus

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Ich verstehe nicht ganz: warum findest du Rote Zwerge schlecht? Wenn schon, ist der Ausdruck "Weisser Zwerg" schlecht, nicht? Denn Zwerge sind Hauptreihensterne, aber Weisse Zwerge sind es nicht. Bzgl. Sirius: Vielleicht hast du mich nicht ganz verstanden - ich meine natürlich Sirius A! Das ist ein weisser Hauptreihenstern, den man deshalb auch einen "Weissen Zwerg" nennen könnte, was man aber verständlicherweise nicht tut, weil der Begriff für Objekte wie Sirius B vorbehalten ist: für Sternleichen.

Sind die beiden Wortwahlen physikalisch "stellare Superplaneten" und physikalisch "ultraleichte Weisse Zwerge" – jeweils mit Anführungsstrichen - aus Deiner Sicht in diesem Rahmen akzeptabel ?

Sorry. Nein. Gerade, wenns um Didaktik geht! Du kannst doch nicht einfach Begriffe aus völlig verschiedenen Zusammenhängen herausreissen und sie dann - im vollen Ernst - einem ganz anderen Objekt zuordnen! Niemand, wirklich niemand in der Forschung braucht das so. Da würde ich dir wirklich ganz schwer davon abraten.

Die "stellaren Superplaneten" halte ich nur für unglücklich, aber "ultraleichte Weisse Zwerge" ist richtiggehend irreführend! Du kannst natürlich sagen, dass sowohl in Weissen Zwergen - den Sternleichen - als auch in den viel kleineren Braunen Zwergen Materie in einer neuen Form vorliegt - in sogenannt entarteter Form. Diese Form nimmt sie nur unter hohem Druck an. Aber die Frage ist, ob das in einem Einführungsartikel wirklich breit erwähnt werden muss.

Nochmals: man muss nicht jedes Planquadrat im Parameterraum möglicher Eigenschaften mit einem eigenen komplizierten Namen abdecken. Es genügt, wenn es gelingt, eine Botschaft zu vermitteln: Was sind das für Objekte, die grösser als Planeten, aber kleiner als Sterne sind? Wie können sie entstehen, was zeichnet sie aus? Es ist völlig okay, diese Objekte in einem Artikel durchgehend als Braune Zwerge zu bezeichnen, egal ob sie wie Planeten oder wie Sterne entstanden sind, wenn es der Sache hilft. Aber extra neue Kunstbegriffe einzuführen, die erstens in der Forschung ohnehin niemand verwendet und die zweitens irreführend sind, halte ich für didaktisch verfehlt.
 

ralfkannenberg

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Ich verstehe nicht ganz: warum findest du Rote Zwerge schlecht? Wenn schon, ist der Ausdruck "Weisser Zwerg" schlecht, nicht?
Hallo Bynaus,

das ist eben historisch bedingt. Man hatte sonnennahe Sterne, diese waren leuchtschwach (“Zwergsterne“) und sonnennahe leuchtschwache Sterne sind von mittleren M-Typen. Diese (40 Eri B, Sirius B und kurze Zeit später auch van Maanen 2) aber waren A-Typen …, deswegen “weisse“ Zwerge.

Denn Zwerge sind Hauptreihensterne, aber Weisse Zwerge sind es nicht.
Braune Zwerge zunächst auch nicht, jedenfalls nicht alle; hierfür muss man die Hauptreihe zuerst erweitern. Selbst jetzt sind die genauen Kriterien noch in Erarbeitung, auch wenn Davy (Dr.Kirkpatrick) hierzu einen einleuchtenden Vorschlag gemacht hat.

Bzgl. Sirius: Vielleicht hast du mich nicht ganz verstanden - ich meine natürlich Sirius A!
Ich auch, sonst hätte ich ja nicht im gleichen Atemzug unsere Sonne als gelben Zwerg bezeichnet.

Das ist ein weisser Hauptreihenstern, den man deshalb auch einen "Weissen Zwerg" nennen könnte
Eben – an sich würde ich diese Wortwahl nicht schlecht finden, dann müsste man aber das “weiss“ mit Kleinbuchstaben schreiben. Das öffnet aber den Missverständnissen Tür und Tor.

was man aber verständlicherweise nicht tut, weil der Begriff für Objekte wie Sirius B vorbehalten ist: für Sternleichen.
Dass das “Sternleichen“ sind dürften die Schöpfer dieses Wortes vermutlich aber noch nicht gewusst haben. Und so “tot“ sind die eigentlich gar nicht … - sie erzeugen lediglich keinen Strahlungsdruck mehr.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

ralfkannenberg

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Sorry. Nein. Gerade, wenns um Didaktik geht! Du kannst doch nicht einfach Begriffe aus völlig verschiedenen Zusammenhängen herausreissen und sie dann - im vollen Ernst - einem ganz anderen Objekt zuordnen! Niemand, wirklich niemand in der Forschung braucht das so. Da würde ich dir wirklich ganz schwer davon abraten.

Die "stellaren Superplaneten" halte ich nur für unglücklich, aber "ultraleichte Weisse Zwerge" ist richtiggehend irreführend! Du kannst natürlich sagen, dass sowohl in Weissen Zwergen - den Sternleichen - als auch in den viel kleineren Braunen Zwergen Materie in einer neuen Form vorliegt - in sogenannt entarteter Form. Diese Form nimmt sie nur unter hohem Druck an. Aber die Frage ist, ob das in einem Einführungsartikel wirklich breit erwähnt werden muss.
Hallo Bynaus,

ich habe das ganze im Laufe der Zeit eben in dieser Reihenfolge und mit diesen Schwerpunkten aufgebaut:

Zuerst habe ich die sonnennahen Sterne vorgestellt, dabei fünf Weisse Zwerge "bemerkt" und diese genannt, einfach damit die Leser von ihnen schon mal gehört haben.

Dann kommt das Gleichgewicht mit dem Strahlungsdruck und der Gravitation und wo die beiden im Gleichgewicht sind, und dann, was passiert, wenn der Strahlungsdruck zum Erliegen kommt.

Nächster Schritt ist dann die Nukleosynthese: wenn nur Stufe 1 ----> leichte Weisse Zwerge aus Helium, wenn auch Stufe 2 ----> mittelschwere und wenn Stufe 3 ----> schwere Weisse Zwerge. Die unterscheiden sich also in ihrer Zusammensetzung im Inneren, und alle haben gemeinsam, dass der Gravitationskollaps vom Pauli’schen Ausschliessungsprinzip für Elektronen aufgehalten wird.

Falls auch Nukleosynthese Stufe 4, so werden alle Stufen durchlaufen und je nach Masse verbleibt ein Neutronenstern oder ein Schwarzes Loch.

Damit ist dieser Teil der Sterne abgeschlossen, auch wenn dabei den Roten Riesen an sich ein zu kleiner Raum eingeräumt wird, nämlich gar keiner. Zeitlich befinden sich die Sterne ja auch nicht sehr lange in diesem Stadium.


Und nun gibt es drei weitere Fragestellungen:

1. Planeten scheinen nicht, warum erleiden diese keinen Gravitationskollaps ? -> elektromagnetische Kräfte viel stärker als Schwerkraft

2. Weisse Zwerge können aus Helium, aus Kohlenstoff/Sauerstoff und aus Sauerstoff/Neon bestehen. Aus höheren Elementen nicht, weil dann der Vorgängerstern nicht durch das Pauli’schen Ausschliessungsprinzip für Elektronen aufgehalten werden kann. Aber nach unten: Weisse Zwerge aus Wasserstoff -> möglich ?

3. Was passiert, wenn man die Masseskala bei Planeten immer mehr erhöht ? -> Deuteriumbrennen, Lithiumverbrennen


Und mit diesem Approach, den ich eigentlich noch für natürlich halte, bin ich eben auf diese beiden Begriffe zur Anschauung – nur zur Anschauung – gestossen.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Kosmo

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Nach deiner Definition wäre sogar ein (hypothetisches) primordiales Schwarzes Loch, oder ein extrem leichter Weisser Zwerg mit 15 Jupitermassen ein Brauner Zwerg. Logisch? Ja, die Ähnlichkeit zwischen leichten Braunen Zwergen und massiven Planeten ist grösser - aber es sind eben trotzdem nicht die gleichen Objekte. Sie haben eine andere Entstehungsgeschichte, und andere Eigenschaften..
Also zunächst mal ist das nicht meine Definition. Ich mache keine Definitionen in der Astronomie, weil ich kein Astronom bin. Es ist die Definition, die vielfach in allen möglichen Publikationen zu lesen ist und die ich dir zum Teil schon zitiert habe. Es ist ja nicht nur die Masse, sondern die mit der Masse verbundene Möglichkeit einer zeitweisen Deuteriumfusion. Und nein, primordiale Schwarze Löcher und Weiße Zwerge sind daher keine Braunen Zwerge.
 

Bynaus

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Es ist die Definition, die vielfach in allen möglichen Publikationen zu lesen ist und die ich dir zum Teil schon zitiert habe.

Wie gesagt: Ja. Unter gewissen Gesichtspunkten macht es Sinn, einen Braunen Zwerg so zu definieren. Es ist aber weder die einzig mögliche, noch die einzig verwendete Definition. Unter anderen Gesichtspunkten kann ein Brauner Zwerg auch etwas anderes sein - sogar ein Objekt mit weniger als 13 Jupitermassen. Das wird in der Literatur genauso verwendet.

Es ist ja nicht nur die Masse, sondern die mit der Masse verbundene Möglichkeit einer zeitweisen Deuteriumfusion.

Und noch ein paar Dinge mehr. Je nach dem.

Da es keine verbindliche Definiton all dieser Begriffe gibt (ausser "Planet" - allerdings betrifft das nur Objekte im Sonnensystem, aber ich glaube, wir sind uns einig, dass auch Exoplaneten Planeten sind), kann man sie im Prinzip so verwenden, wie man will - so lange die Verwendung sinnvoll ist. Wenn ich von einem Braunen Zwerg spreche, gibt es zwei Dinge, die ich damit meinen könnte: A) Ein Objekt, das Deuterium verbrennen kann, aber keinen Wasserstoff, B) Ein Objekt, das wie ein Stern ensteht, aber nicht genügend Masse für die Wasserstoffverbrennung hat. Wenn ich hingegen von einem Planeten spreche, meine ich: Ein Objekt, dass in der Scheibe um einen Stern durch Akkretion gewachsen ist (über einer gewissen Untergrenze natürlich, die sich z.B. mit der "gravitativen Dominanz" beschreiben lässt wie in der IAU Definition). Ein Objekt mit 17 Jupitermassen, das einen Stern in einer ganz normalen planetenartigen Bahn umkreist, ist deshalb zuerst einmal ein Planet. JA, es kann sein, dass es damit die nötige Masse hat, um Deuteriumfusion zu betreiben - nach diesem Aspekt verhält es sich auch wie ein Brauner Zwerg und kann von mir aus auch so bezeichnet werden, wenn der einzig relevante Aspekt, um den es einem geht, die Deuteriumfusion ist - deswegen hört es aber nicht auf, ein Planet zu sein. Aber ein Brauner Zwerg ist, wie der Name schon sagt, grundsätzlich ein STERN - beziehungsweise eben, ein Spezialfall von einem Stern, nämlich einer, der keinen Wasserstoff verbrennt.

Ich hatte ursprünglich geschrieben:

Bynaus schrieb:
Wenn ein Planet zu einer Masse heranwächst, bei dem Deuteriumfusion möglich wird, würde ich auch davon absehen, diesen als "Braunen Zwerg" zu bezeichnen.

Das hat ja deine Reaktion und die Diskussion ausgelöst. Lass mich den Satz korrigieren: "... würde ich auch davon absehen, diesen generell als "Braunen Zwerg" zu bezeichnen." Sicher: wenn es einem z.B. darum geht, die Leuchtkraft dieses Objekts zu bestimmen oder daraus sein Alter, dann macht es Sinn, die Deuteriumfusion einzubeziehen, wie man sie von Braunen Zwergen kennt. Geht es einem aber um die Dynamik des Planetensystems, etwa um die Interaktion mit den anderen Planeten im System, oder um die Gesamtmasse an Planeten im System, dann ist das Objekt ganz klar ein Planet.
 
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