Brauchen wir die Kernenergie?

frosch411

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Natürlich geht das, zumindest für die langlebigen Aktiniden (Plutonium, Neptunium etc.). Alles eine Frage des Neutronenspektrums. Die Spaltprodukte muss man dann allerdings noch für etwa 300 Jahre abklingen lassen, bis ihre Strahlung auf ungefährliche Werte gesunken ist.

Bei Legislaturperioden von 4 Jahren sind 300 Jahre immer noch sehr lang. Und was bedeutet hier "ungefährliche Werte"?
 

Bynaus

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Bei Legislaturperioden von 4 Jahren sind 300 Jahre immer noch sehr lang.

Ja. Gut möglich, dass am Ende dieser 300 Jahre "Legislaturperioden" auch keine Rolle mehr spielen... Aber es ist eine überschaubare Zeit. Es braucht keine Endlager, die Jahrzehntausende lang halten müssen. Man kann alles an der Oberfläche lagern und den Abfall zum Abklingen einfach in Glas eingiessen (wurde bereits studiert).

Und was bedeutet hier "ungefährliche Werte"?

Überlicherweise meint man das Level von natürlichen Uranerzen, oder von Potasche (also dem "Abfall", den Kohlekraftwerke produzieren). Sicher nichts, womit man das Schlafzimmer tapezieren möchte. Aber auch nichts, vor dem man sich fürchten müsste. Man könnte es z.B. bedenkenlos in den Ozean kippen. Aber das wird man nicht tun, zumindest mit dem grössten Teil nicht: am Ende der Zerfallsreihen stehen nämlich nicht selten wertvolle Elemente (z.B. "Seltene Erden"), die man aus dem abgeklungenen Abfall zurückgewinnen kann. Wenn man das bis dahin überhaupt noch will.
 

Solarius

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Wer etwas gegen fracking hat, kann hier unterschreiben:
https://www.campact.de/fracking/stoppen/teilnehmen/


@Solarius: Also 1% der Landesfläche mit Windenergie, plus 800 Quadratkilometer Dächer. Wie viel Energie kommt da raus, angenommen die Zwischenspeicherung sei perfekt und mit 100% Effizienz gelöst? Windenergie produziert etwa 2 Watt pro Quadratmeter, bei 3600 Quadratkilometern (=1% der Landesfläche D) sind das also 3'600 * 1'000'000 * 2 W = 7.2 Gigawatt. Solarzellen produzieren etwa 10-20 Watt pro Quadratmeter, aber seien wir optimistisch und nehmen die höhere Zahl. Bei 800 Quadratkilometern sind das also 800 * 1'000'000 * 20 = 16 Gigawatt. Zusammen 23.2 Gigawatt. Geteilt durch eine Bevölkerung von 80 Millionen gibt das 290 Watt pro Kopf. Der Endenergieverbrauch (= der um alle Verluste bereinigte Energieverbrauch) liegt aber bei ca. 3000 Watt pro Kopf, also über 10 mal höher. Woher kommt nach dem Atomausstieg der Rest? Die Antwort der Bundesregierung ist, wie wir wissen: Aus Kohle und Gas. Ist das die grüne Zukunft, die dir vorschwebt?
Lieber Bynaus, willst du wirklich so diskutieren? Ich halte das für sinnlos, denn
1.) Es gibt mehr Erneuerbare als nur Solarenergie und Windenergie onshore. Schau dir die Studie des Umweltbundesamtes an. Ich persönlich bin davon überzeugt, dass in Zukunft der meiste Strom offshore produziert wird.
2.) Über die sogenannte 2000 oder 3000 Wattgesellschaft haben wir schon diskutiert. Meine Meinung dazu kennst du: Strom wird von den Haushalten verbraucht, von der Industrie, vom Verkehr, vom Handel, ...
Über diese Dinge kann man sprechen. Das tut auch die Studie des Umweltbundesamtes. Die 3000 Wattgesellschaft ist eine Nebelbombe. Sie macht den tatsächlichen Ort des Verbrauchs unsichtbar. Man kann dann gar nicht mehr diskutieren.

Und Nein! Kohle und Gas (fracking) schwebt mir nicht als grüne Zukunft vor. Auf gar keinen Fall. - Was kann man tun? Man darf zum Beispiel nicht die falsche Partei wählen. Ich selber bin letztes Jahr in die Piratenpartei eingetreten. Aus verschiedenen Gründen. Und nein, ich war vorher noch nie in irgendeiner Partei. Die Piratenpartei setzt auf Erneuerbare:
http://wiki.piratenpartei.de/Parteiprogramm#Umwelt
Die Piratenpartei setzt auf Basisdemokratie. Das heißt, die einzelnen Mitglieder machen die Politik. Nicht die Parteispitze. Jeder darf und soll sich einbringen. Ein Werkzeug dafür ist das sogenannte liquid feedback.
 

Bynaus

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Solarius schrieb:
Es gibt mehr Erneuerbare als nur Solarenergie und Windenergie onshore. Schau dir die Studie des Umweltbundesamtes an. Ich persönlich bin davon überzeugt, dass in Zukunft der meiste Strom offshore produziert wird.

Ja, da kommen noch ein paar Brosamen zusammen (und ja, Wind offshore ist wohl die grösste Brosame davon). Trotzdem, gemäss Wikipedia sollen in D bis 2030 gerade mal 25 GW (wobei nicht klar ist, ob das die installierte oder die tatsächliche mittlere Leistung sein soll - je nachdem müsste man noch durch einen Faktor ca. 5 teilen) installiert werden, also nochmals etwa so viel wie durch onshore + solar. Macht das Problem der fehlenden Leistung kleiner, löst es aber nicht: Es fehlen immer noch 80% der benötigten Leistung.

Politisch motivierte Gefälligkeitsstudien interessieren mich nicht. Ich will einen klaren Plan sehen, der aufgeht - sowohl auf der Produktions- als auch auf der Verbrauchsseite. Da müssen klare, einfach zu vermittelnde Zahlen her, die nachvollziehbar und belegbar sind. Alles andere ist Wischiwaschi.

Über die sogenannte 2000 oder 3000 Wattgesellschaft haben wir schon diskutiert. Meine Meinung dazu kennst du: Strom wird von den Haushalten verbraucht, von der Industrie, vom Verkehr, vom Handel, ...

Na und? Das ist nun mal die Leistung, die es zu erfüllen gilt. Das kann man nicht einfach kleinreden: wenn deine Erneuerbaren diese Leistung nicht erfüllen können, reichen sie eben nicht - und dann brauchen wir die Atomenergie. Du müsstest deshalb zeigen können, dass die Erneuerbaren in der Lage sind, mit vernünftigem Aufwand diese Ziele zu erreichen.

Und Nein! Kohle und Gas (fracking) schwebt mir nicht als grüne Zukunft vor.

Die werden wir aber brauchen, wenn man keine AKW mehr bauen darf, und die Erneuerbaren nur 20% der benötigten Leistung bereitstellen können. Die Bundesregierung hat das längst erkannt: die Mehrheit der Leistung der neu in D geplanten Kraftwerke wird aus fossilen Quellen bereitgestellt werden. Wer, statt pragmatische Lösungen für das reale Energie- und Klimaproblem zu suchen, auf ideologischen Maximalforderungen beharrt, macht sich zum Erfüllungsgehilfen einer weiterhin auf fossilen Energiequellen beruhenden Energieerzeugung.

Der CO2-Ausstoss Deutschlands ist bereits angestiegen - und, hätte Deutschland seine AKW nach Fukushima nicht abgeschaltet, hätten 15-30 Mio Tonnen CO2 bzw. 1.5-3% des CO2-Ausstosses (je nachdem ob mit Gas oder Kohle produziert) reduziert werden können: http://nextbigfuture.com/2013/03/germany-shift-to-renewables-will-cost.html

Das wäre nicht so tragisch, wenn es vorübergehend wäre - aber in Wirklichkeit sind die politischen Weichen längst in diese Richtung gestellt: vorn rum die gut sichtbaren Erneuerbaren ausbauen (fürs Wahlvolk) und hintenrum die Differenz zwischen Anspruch und Wirklichkeit mit Kohle und Gas wettmachen.

Die Piratenpartei setzt auf Erneuerbare

Nicht alle: http://nuklearia.de/
 

Bernhard

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vorn rum die gut sichtbaren Erneuerbaren ausbauen (fürs Wahlvolk) und hintenrum die Differenz zwischen Anspruch und Wirklichkeit mit Kohle und Gas wettmachen.
Genau das ist wohl die traurige Realität, die auch noch von einer hochrangigen Physikerin unterstützt wird :mad: .

Deutschland wohin hast du nur dein Hirn verkauft!!

Nicht alle: http://nuklearia.de/:

Kernkraftgegner fordern eine Lösung des Problems nuklearer Abfälle auf der Erde. Nun habe ich auch eine Forderung an die Kernkraftgegner: Löst das Problem der Entropie auf der Erde.
Sarkasmus hilft hier aber auch nicht weiter...
 
Zuletzt bearbeitet:

Bynaus

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Es ist absolut erschreckend !!

Ja! Aber das hat doch mit der Frage (bzw., dem Ausruf)

Deutschland wohin hast du nur dein Hirn verkauft!!

herzlich wenig zu tun. Schliesslich fordert niemand, dass Deutschland radioaktive Abfälle im Nordmeer versenkt. Sondern, dass es in Energiefragen endlich Vernunft annimmt (und zwar nicht, in dem es Kohlekraftwerke baut...). Anderseits, vielleicht sollte die Realität an Deutschland (und der Schweiz und anderen "ausstiegswilligen" Ländern) einfach mal ein Exempel statuieren, als abschreckendes Beispiel für den Rest der Welt. Leider gibt es aber mehr als genug Kohle und Gas, um dieses Szenario unwahrscheinlich zu machen.
 

Bynaus

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Dass die französiche Atomindustrie weiterhin radioaktive Abfälle im Meer verklappt ist wirklich skandalös.

Ja, und nicht nur die (auch die englische Atomindustrie). Diese Wiederaufbereitungsanlagen sind sicher nicht die Lösung.

BTW, ich hab die Arte-Doku mittlerweile gesehen. Ich war danach recht ratlos: am Strand dieser Ärmelkanalinsel finden sie Spuren von Plutonium im Sand, und spekulieren, ob es von den versenkten Fässern herstammen könnte (die meisten dieser Fässer enthalten wohl ohnehin keinen hochradioaktiven Müll wie Brennstäbe - die ja durchaus Plutonium enthalten - sondern sonstigen Müll wie leicht verstrahlte Instrumentverkleidungen, Handschuhe und solche Dinge). Dass aber die Mündung der Leitung mit dem "verflüssigten Müll" (eine Übertreibung, natürlich, denn hier wird keinesfalls einfach Atommüll verflüssigt und entsorgt, wie suggeriert wird, sondern es wird eine Brühe entsorgt, die bei der Wiederaufbereitung anfällt, die auch Spuren von Plutonium enthalten kann) aus LaHavre ganz in der Nähe der Insel direkt ins Meer führt und eine viel plausiblere Erklärung für die Plutonium-Funde darstellen könnte, darauf scheint hier niemand gekommen zu sein... Die Doku war mir deshalb (und aus vielen anderen Gründen) nicht seriös genug.
 

Bynaus

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"Sanktionen gefährden deutsche Energiewende"

http://www.welt.de/newsticker/dpa_n...ktionen-gefaehrden-deutsche-Energiewende.html

Wie können Sanktionen - gegen Russland - die Deutsche Energiewende gefährden? Schickt Russland Wolken, oder stellt es den Wind ab? Nein, natürlich nicht: aber es dreht vielleicht den Gashahn zu. Was sehr schön zeigt, was ich schon lange sage: die Erneuerbaren sind bei der sogenannten "Energiewende" nur das ökologische Deckmäntelchen für den Atomausstieg, dh, dem Ersetzen von AKWs durch Gas- und Kohlekraftwerke.

Die Entwicklung zeigt auch sehr schön, was passiert, wenn man sich politisch von Ländern wir Russland abhängig macht: man kann es sich vielleicht eines Tages nicht mehr leisten, seine Meinung in bestimmten Dingen zu vertreten. Das nur als Erinnerung an diejenigen, die Desertec (in der heutigen Welt) immer noch für eine gute Idee halten. Wer (langfristig) für seine Werte und Ideale einstehen will, muss unabhängig bleiben. Unabhängigkeit in der Energieversorgung ist ein Aspekt davon. Und die ist mit einem Riesenanteil an Erneuerbaren Energien, deren unregelmässiger Ausstoss mit Gaskraftwerken von Putin's Gnaden gepuffert werden muss, eben nicht garantiert.
 

ralfkannenberg

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Die Entwicklung zeigt auch sehr schön, was passiert, wenn man sich politisch von Ländern wir Russland abhängig macht: man kann es sich vielleicht eines Tages nicht mehr leisten, seine Meinung in bestimmten Dingen zu vertreten. Das nur als Erinnerung an diejenigen, die Desertec (in der heutigen Welt) immer noch für eine gute Idee halten. Wer (langfristig) für seine Werte und Ideale einstehen will, muss unabhängig bleiben. Unabhängigkeit in der Energieversorgung ist ein Aspekt davon. Und die ist mit einem Riesenanteil an Erneuerbaren Energien, deren unregelmässiger Ausstoss mit Gaskraftwerken von Putin's Gnaden gepuffert werden muss, eben nicht garantiert.
Hallo Bynaus,

da wir hier ein Astronomie-Forum sind, erlaube ich mir, an dieser Stelle mein "Lieblings-Thema" aufzufrischen: auch der Zugang zur ISS ist seit der Ausserbetriebnahme der 3 Space Shuttles nicht mehr unabhängig gewährleistet, zumal ich nicht glaube, dass da einer Lust hat, sich mit einer Ariane 5 da hochschiessen zu lassen und nach Red Bull-Vorbild wieder zurückzukehren.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Kibo

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auch der Zugang zur ISS ist seit der Ausserbetriebnahme der 3 Space Shuttles nicht mehr unabhängig gewährleistet, zumal ich nicht glaube, dass da einer Lust hat, sich mit einer Ariane 5 da hochschiessen zu lassen und nach Red Bull-Vorbild wieder zurückzukehren.

Warum eigentlich nicht? Auf den ersten Blick ist die Idee gar nicht so blöd. Wenn (ein großes Wenn) man vorher die Eintrittsgeschwindigkeit abgesenkt kriegt, könnten die Insassen auf halben Weg an sich auch mit Fallschirm aussteigen, das könnte Gewicht sparen und ist vielleicht sogar sicherer.
 

Bynaus

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ralfkannenberg schrieb:
da wir hier ein Astronomie-Forum sind

Ja - allerdings sind wir hier auch im Unter-Forum "über den Tellerrand". :) Was du erwähnst, hat mit dem Thread-Thema nur am Rande zu tun. Die Abhängigkeit von den Russen in diesem Bereich ist zu einem grossen Teil selbstverschuldet, und in den USA arbeiten derzeit vier Firmen daran, diese so bald wie möglich zu beenden. Das sind Peanuts verglichen mit der Abhängigkeit von ganzen Gesellschaften vom russischen Gas.

Kibo schrieb:
Warum eigentlich nicht?

Es ist halt einfach sehr viel teurer, Orbitalgeschwindigkeit mit Treibstoff zu vernichten als durch Reibung/Kompression, wie das heute gemacht wird. Aber wie gesagt, das ist eigentlich Off-topic. Da kann man ein eigenes Thema dafür aufmachen, wenn man das vertiefen will.
 

Bernhard

Registriertes Mitglied
das könnte Gewicht sparen und ist vielleicht sogar sicherer.
Nur am Rande: Wer so etwas vorschlägt, muss sich auch Gedanken über das Trudeln beim freien Fall machen. Wenn sogar die Crew eines Stuntmen um dessen Leben bangt, was ist dann erst wenn man da beispielsweise einen Lehrer oder zahlenden Passagier aussteigen lässt? Nicht dass ich es für eine schlechte Idee halte, aber man muss das zu Ende denken, sonst bleibt es lediglich eine spontane Idee.
 

Bernhard

Registriertes Mitglied
und in den USA arbeiten derzeit vier Firmen daran, diese so bald wie möglich zu beenden.
Und ruinieren dabei nachhaltig so manchen Fluss oder ganze Landstriche in denen dann alles nach Erdgas schmeckt und riecht. Für mich stellt sich da vielmehr die Frage, ob jährliche Urlaube mit dem Flugzeug unbedingt für jeden zugänglich sein müssen.
 
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