Beobachtungen der 4 grossen Jupitermonde mit dem Feldstecher

ralfkannenberg

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(...) weckt da zusätzlich schöne Erinnerungen an den "spiraligen" Anblick in einer (selbstgebauten) 18 Zoll-Optik
Hallo Bernhard,

oha. Ein Studienkollege von mir hat sich ein Fernrohr gebaut und die Linsen selber geschliffen. Als er nach zahlreichen Stunden dann die Linsen in sein Fernrohr einsetzen wollte ist ihm die Linse aus der Hand gerutscht und am Boden zerbrochen.

Ok, ich bin handwerklich eine Null, aber ich weiss nicht, was ich gemacht hätte, wenn mir das Malheur passiert wäre. Vermutlich hätte ich komplett meinen Verstand verloren.

Er hat es besser gehandhabt und eine neue Linse geschliffen, meinte aber, er hätte gerne wenigstens einmal durch seine erste Linse geschaut.


Der Mond stört bereits etwas die Sicht im Fernglas.
Dass ich gestern ausgerechnet einen Supermond erwischt habe war natürlich Pech. Die Basler Zeitung hat von diesem Supermond geschwärmt und ich habe in einem Kommentar die Sicht eines Beobachters zu diesem Thema dargelegt, das wurde aber wie üblich von den dortigen Zensoren und Putin-Verstehern, die in der Redaktion die Mehrheit bilden, zensiert. Aktuell werden dort alle meine Beiträge zensiert und ich habe auch schon erwogen, den Schweizer Presserat zu involvieren. Man braucht so eine tendentiöse Berichterstattung in einer der grössten Schweizer Tageszeitungen nicht.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Bernhard

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Ein Studienkollege von mir hat sich ein Fernrohr gebaut und die Linsen selber geschliffen. Als er nach zahlreichen Stunden dann die Linsen in sein Fernrohr einsetzen wollte ist ihm die Linse aus der Hand gerutscht und am Boden zerbrochen.
So etwas ist für Selbstbauer natürlich der GAU schlechthin. Immerhin hat er sich davon nicht entmutigen lassen. Hut ab also vor der beachtlichen Toleranz.
 

ralfkannenberg

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(...) der Jupitermonde. Die waren heute Nacht wieder einmal ganz nett: kurz vor 3 war ein Lichtpünktchen knapp links von Jupiter zu sehen - natürlich Ganymed weiter links und Kallisto auf der rechten Seite, etwas (aber nur etwas) weiter vom Jupiter entfernt als Ganymed, und eine Stunde später, als ich kurz auf die Toilette gegangen bin, war dieser Lichtpunkt schon besser zu sehen. Da scheint also Io oder Europa hinter dem Jupiter hindurch gewandert zu sein und nun nach Osten zu wandern.
Hallo zusammen,

"natürlich Ganymed weiter links" - so kann man sich irren: das war gar nicht Ganymed, sondern Europa offenbar bei sehr guten Sichtbedingungen sehr hell erscheinend in östlicher Elongation.

"Da scheint also Io oder Europa hinter dem Jupiter hindurch gewandert zu sein und nun nach Osten zu wandern." Keineswegs, das waren Ganymed und Io im "Doppelpack", die da gemeinsam hinter dem Jupiter hindurch nach Osten gewandert sind.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Bernhard

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nutzt Du das Fernrohr noch ?
Hallo Ralf, ich habe das Fernrohr nach gut einem Jahr der Benutzung dann mit Zubehör wieder verkauft, weil es in meiner damaligen Wohnung zu viel Zeit und Platz beansprucht hat. Jede Beobachtungsnacht war schon eher eine Beobachtungsexkursion mit ziemlich aufwendiger Planung und Durchführung.
Man kann sich so ein großes Gerät spaßeshalber schon mal anschaffen und ich bin sehr dankbar für diese Erfahrung, aber ohne Haus mit goßem Keller und Werkstatt macht das auf Dauer zu wenig Freude.
Und wie lange hast Du gebraucht, das zu bauen
ich habe mich schätzungsweise ein knappes Jahr mit dem Thema "Selbstbau Newton-Fernrohr" beschäftigt. Normalerweise gliedert sich das Gesamtthema in drei größere Unterthemen:
a) Selbstbau Hauptspiegel oder Kauf des Hauptspiegels
b) Fernrohrkonstruktion und -bau
c) Justage und Bedienung
Der Fangspiegel wird sehr häufig (wie auch bei mir) zugekauft, weil der Selbstbau da schnell zu aufwendig wird.
und wo waren die grössten Herausforderungen für Dich ?
Die meiste Zeit geht für die Punkte a und b "flöten".

Zu a): Einen Parabolspiegel zu schleifen ist immer ein langfristiges Projekt und es gibt zahlreiche Beschreibungen dafür im Internet. Ich habe zuhause mal einen Grobschliff an einem dünnen 18 Zoll Rohling mit 25 mm Dicke gemacht. aber dann aufgrund des großen Aufwandes aufgegeben. Es ging dann weiter mit der Bestellung eines zweiten, dickeren Rohlings in den USA. Nach einigen Suchen im www habe ich den Rohling dann in England zum Spiegel fertigen lassen und habe dort AFAIK dann auch eine sehr gute Qualität bekommen, was in der Szene beugungsbegrenzt oder nahezu beugungsbegrenzt bedeutet. Ich hatte damals auch die Werkzeuge für einen optischen Test eines Parabolspiegels. Mit diesen Werkzeugen habe ich aber nur mal einen 10-Zoll-Spiegel eines Freundes getestet und auch dort eine sehr gute Qualität vorgefunden.

Zu b): Beim Thema Strahlengang kommt dann einiges an Mathematik dazu. Ich hatte mir damals die Mühe gemacht die Position des Fangspiegels komplett selbst zu berechnen und zu programmieren, um wirklich zu verstehen, wie das funktioniert. Der Rest ist dann nur noch die handwerkliche Umsetzung, wo dann viele Menschen aus meinem Umfeld eingespannt wurden, inklusive der Schreinerei vor Ort.

Du siehst, es ergeben sich bei dieser Beschäftigung hunderte kleine Probleme, die es zu bearbeiten gibt und deshalb normalerweise eher von einer gut eingerichteten Werkstatt übernommen werden. Man lernt natürlich viel dabei, wenn man alle Schritte selbst nachvollzieht und auch selbst, so weit wie möglich, umsetzt.

Als am interessantesten würde ich im Nachhinein die Qualitätskontrolle beim Hauptspiegel bezeichnen und ich denke, dass hier auch die Motivation für die meisten Selbstbauer liegt. Mittlerweile haben die Hersteller darauf teilweise reagiert und geben heute dann auch mal ein Prüfbild oder Prüfprotokoll mit oder garantieren wenigstens eine gewisse Kennzahl. Der Hauptspiegel verursacht neben den Okularen die größten Kosten. Umso wichtiger ist für den Käufer die Qualität beurteilen zu können.
 

ralfkannenberg

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Hallo Bernhard,

herzlichen Dank für Deine ausführliche Beschreibung, ich finde das sehr beeindruckend !

Ich picke nur einige wenige Inhalte heraus, das ist aber mit keinerlei Wertung verbunden.

mit Zubehör wieder verkauft, weil es in meiner damaligen Wohnung zu viel Zeit und Platz beansprucht hat. Jede Beobachtungsnacht war schon eher eine Beobachtungsexkursion mit ziemlich aufwendiger Planung und Durchführung.
Ich kenne das sehr gut und die Wortwahl "Beobachtungsexkursion" beschreibt das eigentlich sehr gut.

Meine eigenen Fernrohr-Beobachtungen sind extrem limitiert, das ist aber eine ganz bewusste Entscheidung von mir. In der Schule in der 12.Klasse hatten wir einmal ein Religions- und Astronomie-Wochenende; das mag jetzt irreführend sein, da die beiden Gruppen "getrennt" waren, es war einfach der Grundkurs Religion und der Grundkurs Astronomie, die dieses Wochenende wenige Kilometer vom Gymnasium entfernt in einem kleinen "Bergdorf" verbracht haben.

Es war auch irgendwie eine Win-Win-Situation: der Astronomielehrer kannte kein Sternbild und hat mich sehr eindringlich gebeten, dass ich mitkomme; ich wiederum habe kein eigenes Fernrohr und wollte unbedingt mitkommen, damit ich eine Nacht lang das Schulfernrohr nutzen kann. Dabei habe ich dann auch spontane Himmelsführungen für meinen Lehrer und meine Kalssenkameradinnen und Klassenkameraden durchgeführt. Das ganze war im Herbst und im Angebot standen natürlich der Erdmond, der Jupiter mit seinen Streifen und den 4 Monden (wobei ich damals noch nicht wusste, welcher welcher ist), der Saturn mit seinen Streifen und den Ringen, der Andromedanebel, M13 und M15 - M33 kannte ich damals noch nicht, auch M3 und M5, wobei die beiden vermutlich bereits untergegangen waren. Und als Doppelsterne hatte ich dann Albireo und Mizar im Angebot - ε Lyrae und ν Draconis waren mir als Feldstecherobjekte zu banal (ε Lyrae konnte ich damals ohnehin von blossem Auge auflösen) und 61 Cygni kannte ich damals zwar vom Namen, wusste aber nicht, wo er steht - der hätte sicherlich auch Spass gemacht.

Ob ich auch den Orionnebel angeschaut habe kann ich mich nicht mehr erinnern; heute würde ich versuchen, das Trapez zu sehen.


Und vor gut 10 Jahren habe ich in der Zürcher Urania-Sternwarte einen Fernrohr-Kurs gemacht; das hat grossen Spass gemacht, aber ich musste dann auch eingestehen, dass mir völlig die Zeit fehlt, um öffentliche Führungen vorzubereiten und dann auch am Freitag abend durchzuführen.

Man kann sich so ein großes Gerät spaßeshalber schon mal anschaffen und ich bin sehr dankbar für diese Erfahrung, aber ohne Haus mit goßem Keller und Werkstatt macht das auf Dauer zu wenig Freude.
Ja, das ist ein generelles Problem.

ich habe mich schätzungsweise ein knappes Jahr mit dem Thema "Selbstbau Newton-Fernrohr" beschäftigt. Normalerweise gliedert sich das Gesamtthema in drei größere Unterthemen:
a) Selbstbau Hauptspiegel oder Kauf des Hauptspiegels
b) Fernrohrkonstruktion und -bau
c) Justage und Bedienung
Ich hätte wenn dann ohnehin ein Fernrohr nur gekauft, d.h. a) und b) entfallen bei mir, aber ja, da ist eben noch c) und das ist der Grund, warum ich mir kein Fernrohr gekauft habe. Beobachtungen zuhause sind - vielleicht ausser vom Mond und der grossen Planeten und vielleicht noch der Jupitermonde aufgrund der Lichtverschmutzung innerhalb der Stadt wenig sinnvoll und das Fernrohr irgendwo hinschleppen und dann aufbauen und justieren ein no-go, kommt hinzu, dass sich schon bei 30-facher Vergrösserung die Erde immerhlab von 20 Sekunden unter einem wegdreht. Man muss dann also auch noch irgendwie eine automatische Nachführung an den Beobachtungsort hinkriegen.

Zu b): Beim Thema Strahlengang kommt dann einiges an Mathematik dazu. Ich hatte mir damals die Mühe gemacht die Position des Fangspiegels komplett selbst zu berechnen und zu programmieren, um wirklich zu verstehen, wie das funktioniert. Der Rest ist dann nur noch die handwerkliche Umsetzung, wo dann viele Menschen aus meinem Umfeld eingespannt wurden, inklusive der Schreinerei vor Ort.

Du siehst, es ergeben sich bei dieser Beschäftigung hunderte kleine Probleme, die es zu bearbeiten gibt und deshalb normalerweise eher von einer gut eingerichteten Werkstatt übernommen werden. Man lernt natürlich viel dabei, wenn man alle Schritte selbst nachvollzieht und auch selbst, so weit wie möglich, umsetzt.
Ich vermute, dass davon vor allen Dingen Du selber profitiert hast, weil Du es mal von "der Pike auf" getan hast. Sicher ein Informationsgewinn, an den man normalerweise nicht heran kommt. Finde ich ganz grosse Klasse.


Freundlihe Grüsse, Ralf
 

Bernhard

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herzlichen Dank für Deine ausführliche Beschreibung, ich finde das sehr beeindruckend !
Hallo Ralf, Danke. Gern geschehen.
Ob ich auch den Orionnebel angeschaut habe kann ich mich nicht mehr erinnern; heute würde ich versuchen, das Trapez zu sehen.
Klar. Das Trapez ist ja auch in die hellsten Teile des Nebels eingebettet und das sieht man auch gut in ganz kleinen Fernrohren. Mit etwas mehr Öffnung erscheint bei dunklem Himmel dann ein größerer Außenbezirk des Nebels als langgezogener Arm.
kommt hinzu, dass sich schon bei 30-facher Vergrösserung die Erde immerhlab von 20 Sekunden unter einem wegdreht. Man muss dann also auch noch irgendwie eine automatische Nachführung an den Beobachtungsort hinkriegen.
Bei den Dobsons wird nachgeschubst. Das geht ganz gut und man spart sich die automatische Nachführung. Mein Teleskop sah übrigens weitgehend so aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Dobson-Teleskop#/media/Datei:Dobson_truss.jpg
Ich vermute, dass davon vor allen Dingen Du selber profitiert hast, weil Du es mal von "der Pike auf" getan hast. Sicher ein Informationsgewinn, an den man normalerweise nicht heran kommt. Finde ich ganz grosse Klasse.
Danke, Ja. Spiegelschleifen ist schon :cool: . Ich kann die Beschäftigung damit jedem Hobbyastronomen sehr empfehlen.
 

ralfkannenberg

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M3 zwischen Arktur und Cor Caroli (in den Jagdhunden unter der Deichsel des Grossen Wagen) konnte ich vor einigen Tagen noch sehen, heute indes störten die Strassenlampen und auch der nahezu Vollmond von hinten. Einfacher beobachtbar ist der Rosensternhaufen (M5) in der Schlange
Hallo zusammen,

heute nun gelang es mir, beide zu sehen. Da ich mir nur gemerkt habe, dass M3 "irgendwo in der Mitte" zwischen Arktur und Cor Caroli steht und man ihn dann schon sieht, konnte ich ihn vor wenigen Tagen gar nicht sehen, weil die Sichtbedingungen für eine solche ungenaue Beschreibung zu schlecht waren. Heute bin ich nun schon in der späten Abenddämmerung ans Ende der Strasse, wo es kaum störendes Licht gibt, hinausgegangen, und da konnte man ihn gut sehen, er stand etwas unterhalb wo ich ihn vermutet hatte, und da hätte ich vor wenigen Tagen ohnehin keine Chance gehabt, ihn zu sehen - schon die Sterne, wo ich ihn vermutet hatte, waren kaum mehr zu erkennen.

Ich habe mir sogar den Spass gemacht, M3 und M5 ("Rosensternhaufen") hin- und her mit dem Feldstecher ohne abzusetzen zu suchen, allerdings war da einerseits Arktur hilfreich und andererseits dfer Umstand, dass beide nun in etwa horizontal liegen, d.h. man muss nur von rechts nach links und wieder umgekehrt suchen.

Ganz nett wie immer auch der drittnächste aber wenig prominente offene Sternhaufen Melotte 111 - nur der Bärenstrom (Ursa Major-Gruppe) und die Hyaden liegen näher, den man in dieser Jahreszeit sehr einfach in doppelter Entfernung von Cor Caroli unter dem Grossen Wagen Richtung Horizont finden kann. Diese abgeknickte "Vierlinie" sowie das gleichseitige Dreieck mit dem Stern in der Mitte sind eine ganz gute Auffindhilfe.

Gut zu sehen der Andromedanebel (M31) und das Schatzkästlein der Milchstrasse (h und χ Persei), von den weiteren Kugelsternhaufen M13 (Herkules) und M15 (Pegasus), M33 indes würde zwar schon hoch genug stehen, aber es war doch etwas diesig - von der Nördlichen Krone beispielsweise war - die schaue ich mir ja wegen der zu erwartenden Nova T Corona Borealis regelmässig an - war der Stern δ Coronae Borealis (4.6 mag) nicht von blossem Auge sichtbar (ι Coronae Borealis in 5.0 mag natürlich auch nicht, aber das tut hier nichts zur Sache). Sei noch am Rande erwähnt, dass δ Coronae Borealis so hell wie der Jupitermond Ganymed ist und dass ι Coronae Borealis nur geringfügig heller als die Jupitermonde Io und Europa sind.

Von den Doppelsternen waren natürlich ε Lyrae (in der Nähe der Wega), dann Kuma (ν Draconis) im Kopf des Drachen kein Problem - spasseshalber habe ich mir auch noch den optischen Doppelstern Algiedi (α Capricorni) angeschaut, ihn findet man ja, wenn man die gerade Linie des Adlers (Tarazed, Atair und Alshain) über ϑ Aquilae doppelt so weit verlängert und dann etwas nach Südwesten geht. Dieser ist auch deswegen ganz nett, weil man da gleich eine ganze Sadalgruppe mit Sadladabih unterhalb und auf der anderen Seite des optischen Doppelsternes auch ν Capricorni sehen kann.

Für 61 Cygni waren dann meine Augen allerdings etwas müde, d.h. es war schwer, meine Augen zu entspannen und die beiden Komponeten von 61 Cygni zu sehen, der überdies fast im Zenit steht und dessen Beobachtung freihändig mit dem Feldstecher bald eine "Genickstarre" auslöst. Zeitweise war es möglich, die Trennung der beiden Albireo-Sterne indes auch heute nicht.

Wieder vor der Haustüre mit all' den Strassenlaternen angekommen ist es mir dieses Mal gelungen, sowohl M5 als auch M3 zwischen Arktur und Cor Caroli zu finden, aber auch nur deswegen, weil ich zuvor auf dem freien Feld seine genaue Position gesehen habe. Sehr hilfreich sind dabei im Feldstecher vier Sterne, die ziemlich genau in der Mitte zwischen Arktur und Cor Caroli stehen (zweimal 2 derzeit diagonal stehende Sterne); unterhalb davon sieht man eine liegende Zweiergruppe, in derem rechten Winkel dann M3 zu sehen ist.


Freundliche Grüsse, Ralf
 
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ralfkannenberg

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Hallo zusammen,

heute Nacht war es ganz witzig zwischen 4:30 Uhr und 5:00 Uhr: es war diesig und um den Jupiter ein recht heller Lichtschein, in welchem rechts nicht weit weg vom Rand ein Lichtpünktchen stand - Ganymed. Rechts heisst übrigens "rechts oben".

Doch dann schien links (d.h. links unten), etwas näher, ebenfalls im Lichtschein ein Lichtpünktchen zu stehen, aufgrund des Abstandes vom Jupiter Europa.

Rund eine Viertel Stunde später habe ich erneut geschaut, und ja - links am Rand des Lichtscheins um den Jupiter ein weiteres Lichtpünktchen, noch etwas schwächer - Kallisto.

Dann hatte ich aber auch den Eindruck, dass neben Europa innerhalb noch ein Lichtpünktchen sei, und als einige Minuten später der Lichtschein etwas transparenter wurde, ja - da konnte man auch Io sehen.

Und ja - dieses Mal war meine Zuordnung der Monde richtig. Trotz nicht gerade optimaler Bedingungen alle 4 !


Freundliche Grüsse, Ralf
 

ralfkannenberg

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Hallo zusammen,

Vorsicht, wer heute Nacht die Jupitermonde beobachtet hat: Ganymed links war klar, Io auch und Europa rechts auch - Europa war recht weit weg, so weit kann Io nicht vom Jupiter wegkommen, d.h. das war also Io links nahe des Jupiters und Europa rechts.

Aber der "4.Jupitermond" rechts aussen war nicht Kallisto - so weit kann sich auch Kallisto nicht vom Jupiter entfernen. Das war also ein Hintergrundstern. Tatsächlich stand Kallisto in der Nähe der Europa und liess sich freihändig im Feldstecher nicht von dieser trennen.


Freundliche Grüsse, Ralfd
 

ralfkannenberg

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Hallo zusammen,

heute dachte ich, ich sei ganz besonders "clever": wenn Europa und Ganymed gleich hell sind dann ist Europa in Elongation und Ganymed näher am Jupiter. Und Kallisto auf der anderen Seite weit weg und schliesslich noch Io gleich neben dem Jupiter auf der Kallisto-Seite.

Tja, war trotzdem falsch .......

Wenn die beiden Monde auf der linken Seite gleich hell sind könnte es ja auch eine Option sein, dass die beiden auch wirklich gleich hell sind - d.h. Europa in östlicher Elongation und Io nahe ihrer östlichen Elongation zwischen Europa und dem Jupiter. Und das schwache Möndchen auf der westlichen Seite neben dem Jupiter war eben Ganymed - so nahe am Jupiter kann man nämlich normalerweise einen Mond im Feldstecher gar nicht sehen.

Und bei den klaren Sichtbedingungen war auch Kallisto weit weg vom Jupiter ebenfalls sehr schön zu erkennen.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

ralfkannenberg

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Wenn die beiden Monde auf der linken Seite gleich hell sind könnte es ja auch eine Option sein, dass die beiden auch wirklich gleich hell sind - d.h. Europa in östlicher Elongation und Io nahe ihrer östlichen Elongation zwischen Europa und dem Jupiter. Und das schwache Möndchen auf der westlichen Seite neben dem Jupiter war eben Ganymed - so nahe am Jupiter kann man nämlich normalerweise einen Mond im Feldstecher gar nicht sehen.

Und bei den klaren Sichtbedingungen war auch Kallisto weit weg vom Jupiter ebenfalls sehr schön zu erkennen.
Hallo zusammen,

erstaunlich - gestern abend praktisch dieselbe Konstellation. Ich muss mal durchrechnen, warum das so ist.


Freundliche Grüsse, Ralfd
 

ralfkannenberg

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Ich muss mal durchrechnen, warum das so ist.
Hallo zusammen,

ganz grob passt das schon:

Von Mittwoch bis Sonntag sind es 4 Tage.

Io, Europa und Ganymed haben ja eine 4:2:1-Bahnresonanz, d.h. Io wechselt täglich (genauer: alle 21 Stunden) die Seite, nach 4 "Tagen" (4 mal 21 Stunden) steht Io also wieder am selben Ort.

Europa steht "heute" links vom Jupiter, einen Tag später dann vor ihm, noch einen Tag später rechts von ihm und noch einen Tag später hinter ihm. Nach 4 Tagen (genauer: 4 mal 21 Stunden) steht sie also wieder dort, wo sie 4 Tage zuvor stand.

Ganymed braucht doppelt so lange wie Europa, d.h. "heute" vor dem Jupiter, einen Tag später rechts zwischen Jupiter und Elongation, einen Tag später in Elongation, noch einen Tag später wieder rechts zwischen Jupiter und Elongation und einen Tag später hinter dem Jupiter.

Wenn nun Ganymed am Tag 0 nicht hinter dem Jupiter steht, sondern ein bisschen rechts von ihm, hat er schon einen Vorsprung und nach 4 Tagen sollte er einen noch grösseren Vorsprung haben (wegen der 21 Stunden statt 24 Stunden) und somit links vom Jupiter stehen und nicht rechts von ihm. Das geht also nicht auf.

Das Problem hat aber noch eine zweite Lösung: Ganymed könnte sich anders herum bewegen, d.h. nicht weiter nach rechts und dann wieder zurück, sondern eben hinter dem Jupiter durch nach links. Dann steht er nach einem Tag auf der linken Seite zwischen dem Jupiter und der Elongantion, und zwar etwas näher am Jupiter, einen Tag später kurz vor seiner linken (also östlichen) Elongation, einen Tag später zwischen Elongation und dem Jupiter, etwas weiter vom Jupiter entfernt und noch einen Tag später vor dem Jupiter, aber noch etwas links von ihm. Gleiches Ergebnis, aber ...

... diese "Tage" haben nur 21 Stunden, d.h. in 4 Tagen haben sich da 12 weitere Stunden aufgesammelt, die Ganymed bereits weitergewandert ist, und dann steht er tatsächlich wieder rechts neben dem Jupiter. - Passt also.

Verbleibt noch Kallisto; der benötigt über 16 Tage für einen Umlauf, d.h. wenn er am Mittwoch in der Nähe seiner rechten, d.h. westlichen Elongation war, dann war er am Sonntag immer noch dort. In der Nähe seiner Elongation bewegt sich Kallisto ja nicht primär von rechts nach links, sondern von vorne nach hinten, und von der Erde sieht das so aus, als würde er nahezu unverändert am Ort stehen bleiben.


Freundliche Grüsse, Ralf


P.S. bei Europa kann es auch vorkommen, dass sie zwei Tage von der Erde aus gesehen am selben Ort steht; das ist dann der Fall, wenn sie am Tag 0 zwischen dem Jupiter und ihrer Elongation steht, wenn das links ist, dann steht sie zwischen dem Jupiter und ihrer Elongation "hinten", einen Tag später steht sie dann zwischen dem Jupiter und ihrer Elongation "vorne", noch einen Tag später zieht sie dann vor dem Jupiter durch und steht nun rechts vom Jupiter zwischen dem Jupiter und ihrer Elongation (Vorsicht - ich habe nun nicht berücksichtigt, dass wir hier jeweils von 21 Stunden und nicht von 24 Stunden reden), und zwar "vorne", und einen Tag später erneut, aber dieses Mal "hinten", ehe sie dann hinter dem Jupiter wieder auf die andere Seite durchzieht.

An sich kann man die Umlaufbahn der Europa mit derjenigen unseres Erdmondes "vergleichen": haben wir am Tag 0 vom Jupiter aus gesehen eine "Neu-Europa", so haben wir einen Tag später eine zunehmende "Halb-Europa", noch einen Tag später eine "Voll-Europa" und noch einen Tag später (Tag = 21 Stunden !) eine abnehmende "Halb-Europa". Also wie beim Erdmond, nur dass beim Erdmond ein Phasenwechsel von Neumond zu zunehmendem Halbmond zu Vollmond zu abnehmendem Halbmond 1 Woche und nicht wie bei der Europa einen knappen Tag dauert.
 

ralfkannenberg

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Hallo zusammen,

das war gestern ganz ungewöhnlich: ich habe durch Wolkenlöcher hindurch die Jupitermonde beobachtet als ein Passant dazukam und wissen wollte was ich da mache. Wir haben dann über Astronomie gefachsimpelt, er hat irgendeine App gezeigt (die aber irgendwie völlig "verdreht" war) und schliesslich schlug ich ihm vor, ob er mal durch den Feldstecher (10x50) schauen möchte. Gerne, meinte er, und zum Abstützen der Arme haben wir ein dort parkiertes Auto verwendet. Eigentlich sehr günstige Verhältnisse, da Ganymed und Europa beide offensichtlich nahe ihrer westlichen Elongation standen.

Erschwert wurde das ganze leider durch zahlreiche Wolken, die immer wieder vor dem Jupiter vorbeizogen, ohne dass man das von blossem Auge hätte sehen können, und dem Umstand, dass er Brillenträger war und wir nicht wussten, wie wir den Feldstecher scharf gestellt kriegen, vor allem mit der Korrektur am rechten Okular. Mit ein bisschen "probieren" ging es aber und die Wolken haben sich zwar sehr langsam aber sicher verzogen.

Einen Mond glaubte der Mann gesehen zu haben - das war wohl eher eine Höflichkeit, schliesslich wurde er nach rund einer halben Stunde müde vom immer wieder die Arme hochhalten. Ich schlug ihm vor, noch etwas zuzuwarten, da die Beobachtungsbedingungen immer besser wurden und dann ...

... hat er beide, Europa und Ganymed gesehen und war total begeistert !


Freundliche Grüsse, Ralf
 
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Bernhard

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vor allem mit der Korrektur am rechten Okular.
Hallo Ralf,

ich stelle immer zuerst die Korrektur ein. Also linkes Auge schließen und dann am Okular scharfstellen. Dann das linke Auge öffnen und mit dem großen Rad insgesamt scharf einstellen.
... hat er beide, Europa und Ganymed gesehen und war total begeistert !
:D
EDIT: Welche Vergrößerung hat Dein Feldstecher? Für die Monde ist >= 10 natürlich besser aber auch schwerer zu halten. Ich mag die Feldstecher mit 7 eigentlich lieber, weil man die besser halten kann. Mittlerweile gibt es übrigens auch Feldstecher mit elektronischer Zitterkorrektur (Bildstabilisator). Das ist absolut faszinierend, weil das ziemlich gut funktioniert. Siehe https://www.spektiv.org/fernglaeser-mit-bildstabilisator/
 
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ralfkannenberg

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ich stelle immer zuerst die Korrektur ein. Also linkes Auge schließen und dann am Okular scharfstellen. Dann das linke Auge öffnen und mit dem großen Rad insgesamt scharf einstellen.
Hallo Bernhard,

danke - das wusste ich nicht. Bis vor 2 Jahren war meine Korrektur = 0, aber man wird älter ...

Welche Vergrößerung hat Dein Feldstecher?
10x50, also 10fache Vergrösserung. Ich habe noch einen kleineren Feldstecher 7x25, aber den habe ich leider verlegt. Der wiegt viel weniger.

Für die Monde ist >= 10 natürlich besser aber auch schwerer zu halten.
Das ist es eben, er ist aufgrund seines Gewichtes schwerer zu halten.

Ich mag die Feldstecher mit 7 eigentlich lieber, weil man die besser halten kann.
Das habe ich früher auch so gehandhabt, aber der 10x50 ist halt schon viel schöner zum Beobachten als der 7x25.

Mittlerweile gibt es übrigens auch Feldstecher mit elektronischer Zitterkorrektur (Bildstabilisator). Das ist absolut faszinierend, weil das ziemlich gut funktioniert. Siehe https://www.spektiv.org/fernglaeser-mit-bildstabilisator/
Witzig: soeben war ein Arbeitskollege bei mir und hat mir dasselbe auch gesagt :)


Freundliche Grüsse, Ralf
 
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