Astrobiologie: Überlebt Leben meist nur kurz?

Dgoe

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Hallo zusammen!

@Mahananda:
Da hat sich etwas getan, wie es aussieht. Am Donnerstag ist in Science eine französische Studie der Uni von Nizza veröffentlicht worden. Demnach lässt sich nach einem aufwendigen Experiment von über 6 Tagen, das Kometeneis zur Zeit der protoplanetaren Scheibe nachstellt, durch ein neues Verfahren (Multidimensional gas chromatography) neuerdings Ribose (!) nachweisen und noch einige andere Dinge...

Hab das hier her!

Gruß,
Dgoe
 

Mahananda

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Hallo Dgoe,

einerseits klingt das alles sehr verheißungsvoll, aber andererseits bleibt leider nicht viel davon übrig, wenn man etwas genauer nachliest. Einerseits suggeriert die Überschrift, dass Ribose einfach im Raum entstehen kann, aber andererseits hatte das beteiligte Forscherteam erhebliche Mühe, die Ribose in der Fülle der entstehenden Stoffe überhaupt nachzuweisen. Und das lässt mich die ganze Sache doch schon mit etwas mehr Zurückhaltung betrachten. Das Team um Sutherland hatte bereits 2009 aus relativ einfachen Ausgangsstoffen nicht nur Ribose gewinnen können, sondern ganze Nucleotide, also Verbindungen aus RNA-Basen mit Ribose und Phosphat. Das Problem in der Biogeneseforschung war lange Zeit, wie sich die einzelnen Komponenten zu Nucleotiden hätten verbinden können. Mit Sutherlands Methode gelänge das ohne schwierige Umwege.

Die neueren Untersuchungen von Meierhenrich u.a. zeigen zwar, dass neben einer Vielzahl von anderen Stoffen u.a. auch Ribose entsteht, aber damit ist man immer noch hinter dem Ansatz von Sutherland zurück, weil dann eben oben beschriebenes Problem der Entstehung der Nucleotide ansteht. Problematisch ist weiterhin die Anreicherung der Ribose aus dem Molekülmix heraus. Leider ist überhaupt nicht klar, wie sich die allfälligen "Beimengungen" hier auf eventuelle Anreicherungsprozesse hemmend oder fördernd auswirken würden. Also einerseits zwar sicher interessant und erhellend, aber andererseits kein Durchbruch in Richtung einer Erklärung, wie Leben einst entstand bzw. andernorts entstehen könnte.

Danke für den Link!

Viele Grüße!
 

Dgoe

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Moment.

@Mahananda: Welchen Sutherland meinst Du? Meinen kann ich gut leiden, an die Rolle eines Wissenschaftlers erinnere ich mich nur nicht, was nicht heißt, dass Du ihr aufgessesen sein magst. *scherz* Rede vom Schauspieler Donald Sutherland natürlich. :)


Ohne Witz jetzt: Irgendetwas kann doch nicht so ganz stimmen in dem Ganzen:
Es hieß ja eindeutig, dass man zuvor auch ohne Ende schon solche Experimente gemacht hatte mehr oder weniger, aber ohne jemals Ribose zu diagnostizieren.

Nun hat man ein neues Verfahren gefunden, eine dickere Brille aufgesetzt - und PLOPP sieht man es plötzlich, dies das und anderes noch.

Voll multidimensionale Brille, das ist der Clou! Ja, was sonst? Nulldimensional?
Das interessante dabei schon ist, dass ja jeder Leser und Laie immer grundsätzlich im Glauben ist, dass wenn Forscher berichten, sie hätten da und da nix gefunden, dass das auch stimmt. Dass wenn iwo was wäre, man davon berichten könnte, und wenn nicht, dann ist da auch nix.
VERA*SCHUNG, MAN WIRD DAUERN EINFACH NUR VOLLKOMMEN VERA*SCHT UND ZWAR RICHTIG!

Man sagt ja nicht: Könnte schon sein, dass doch, man sagte nein nix da. Und dann ... doch. Kann man doch in die Tonne treten! Wieviel Geblubber ist noch genau solches?

Und woher hast Du? was die Weltpresse nicht hat?

Grmml.
Dgoe
 

ralfkannenberg

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Das interessante dabei schon ist, dass ja jeder Leser und Laie immer grundsätzlich im Glauben ist, dass wenn Forscher berichten, sie hätten da und da nix gefunden, dass das auch stimmt. Dass wenn iwo was wäre, man davon berichten könnte, und wenn nicht, dann ist da auch nix.
Hallo Dgoe,

ich weiss nun zwar nicht genau, auf welche konkrete Textstelle Du Dich beziehst (ich mag jetzt grad auch nicht raten), aber denke nur an den Nachweis von Gravitationswellen - da gab es während Jahrzehnten auch immer nur die Meldung, dass man nichts messen konnte.

Im Gegensatz zur Biologie hat man in der Physik meistens einfachere Situationen, so dass man das ganz gut vorherberechnen kann, d.h. theoretisch gab es an der Existenz solcher Gravitationswellen ebenso wie an der Existenz beispielsweise der Hawkingstrahlung keinerlei Zweifel bei den Fachleuten, das Problem war nur die zu wenig genaue Empfindlichkeit der Messinstrumente.

In der Biologie sind typischerweise komplexere Entitäten vorhanden als ein als punktförmig angenommenes Elektron oder irgendwelche Quarks, die man mit gewissen Gleichungen hervoragend gut beschreiben kann, ebenso die Neutrinos. So einfach geht das in der Biologie nicht, d.h. in den meisten Fälle weiss man eben nicht, wie das Ergebnis aussehen könnte, man weiss oftmals nur, wie die Welt heute aussieht, aber man kennt nicht immer die Zwischenschritte.


VERA*SCHUNG, MAN WIRD DAUERN EINFACH NUR VOLLKOMMEN VERA*SCHT UND ZWAR RICHTIG!
Nein, man muss bei den komplexen Entitäten Vereinfachungen tätigen und je nach dem waren diese Vereinfachungen korrekt, d.h. die Fehler vernachlässigbar, oder die Fehler waren eben nicht vernachlässigbar.

An sich müsstest Du mal selber so etwas machen, dann siehst Du, wo da alles Probleme auftreten können.

Man sagt ja nicht: Könnte schon sein, dass doch, man sagte nein nix da. Und dann ... doch. Kann man doch in die Tonne treten! Wieviel Geblubber ist noch genau solches?
Darüber beklage ich mich bei den Körpern jenseits der Neptunbahn bzw. den Centauren auch regelmässig, dass da stillschweigend Annahmen getroffen werden, die man als Laie nicht kennt.

Die korrekte Aussage in Deinem Beispiel wäre: bis zu der und der Genauigkeit konnte nichts gefunden werden, was über das statistische Rauschen hinausging.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Mahananda

Registriertes Mitglied
Hallo Dgoe,

ich meinte John Sutherland von der Universität Manchester. Hier ist die Presseinformation zu seinem Nature-Artikel aus dem Jahr 2009. Details dazu gern später.

Viele Grüße!
 

Mahananda

Registriertes Mitglied
Hallo Dgoe,

jetzt habe ich etwas mehr Zeit.

VERA*SCHUNG, MAN WIRD DAUERN EINFACH NUR VOLLKOMMEN VERA*SCHT UND ZWAR RICHTIG!

So krass würde ich es nicht formulieren, aber immerhin bemerkst Du jetzt, dass man bei Presseveröffentlichungen "zwischen den Zeilen" lesen muss. So wie es formuliert ist, erweckt es oft Erwartungen, die sich dann als überzogen herausstellen, wenn man dann noch einmal "das Kleingedruckte" liest. Es ist ja nicht so, dass die Überschrift eine Lüge ist, aber es wurde eine Menge Kontext ausgeblendet, um eine Schlagzeile zu erhalten, die Lust auf mehr Information weckt. Und das ist das Anliegen der Journalisten, was grundsätzlich auch legitim ist. Ich bin daher bei solchen medialen "Durchbrüchen" stets skeptisch und kümmere mich dann erst mal darum, die Originalveröffentlichung zu lesen und zu verstehen, damit ich für mich einordnen kann, welchen Sensationswert eine bestimmte Nachricht hat.

Man sagt ja nicht: Könnte schon sein, dass doch, man sagte nein nix da. Und dann ... doch.

Dazu hatte Ralf ja schon etwas geschrieben. Man hat jetzt neue Analysen-Methoden getestet, die man auf ihre Messgenauigkeit ausreizen wollte.:

Artificial cometary ices have been created hundreds of times before in labs around the world, but until now researchers have not had the tools to detect sugars like ribose in the samples. ... Meinert said it wasn't until the group was able to use a new technique called multidimensional gas chromatography that they were able to detect ribose in these samples at all.

Also neue Messtechnik wurde auf Resultate eines inzwischen routinierten Verfahrens angewendet, und man wurde fündig, wo man vorher noch nicht fündig werden konnte.

Und woher hast Du? was die Weltpresse nicht hat?

(Chef)-Inspektor Clouseau würde sagen: "Instinkt!"

Viele Grüße!
 

Dgoe

Gesperrt
Hallo,

John Sutherlands Experimente sind wirklich sehr interessant. Zum Glück finden sich kurz vor der Paywall doch noch konkrete Angaben:
The starting materials for the synthesis—cyanamide, cyanoacetylene, glycolaldehyde, glyceraldehyde and inorganic phosphate—are plausible prebiotic feedstock molecules12, 13, 14, 15, and the conditions of the synthesis are consistent with potential early-Earth geochemical models.
(Quelle, bold by me)

Jedenfalls geht es um Konditionen, die geochemische Modelle der frühen Erde beschreiben. Wohlgemerkt: Erde! Nicht Komet(eneis)! Nicht protoplanetare Bedingungen.
They started with water, methanol and ammonia because these molecules were abundant in the protoplanetary disk that formed around the sun at the dawn of the solar system, and are also abundant in gas clouds throughout the universe.
(bold by me, Link)

Das macht es ja aber auch nur mehr statt weniger. Man lasse sich auch auf der Zunge zergehen: 6 Tage!! Nicht 6 Millionen Jahre oder 60 Millionen Jahre...

Gruß,
Dgoe
 
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