Astrobiologie: Überlebt Leben meist nur kurz?

Dgoe

Gesperrt
Na gut, ich habe nochmal darüber nachgedacht. Was ich sagen wollte ist, dass wenn das Leben einmal da ist, es sich recht hartnäckig hält.
Trotzdem könnte das Titelthema noch recht behalten, wenn man voraussetzt, dass Leben überall schnell entsteht und damit noch viel häufiger wieder untergeht, als es sich noch so hartnäckig zu halten versucht.

Man sollte aber lebensfreundliche Bedingungen nicht mit dem Leben selber verwechseln. Wie Mahananda hier im Forum schon in vielen Threads erläutert hat, ist die Translation noch die große Hürde, wenn schon alles andere gegeben sei.

Gruß,
Dgoe
 

Mahananda

Registriertes Mitglied
entfernt man die CO2-Hülle der heutigen Atmosphäre und fügt man ein wenig Wasser (aber nicht so viel, dass ein massiver Treibhauseffekt entsteht) wieder hinzu, ...

Das scheint das Grundproblem zu sein. Die Venus wurde ihr CO2 nicht los - möglicherweise, weil der Wasserdampf niemals so stark abkühlte, dass größere Ozeane hätten entstehen können. Und da sieht es dann schlecht aus mit der Entstehung von Lebewesen.

Interessanterweise liesse sich diese Hypothese zumindest teilweise bestätigen, wenn man primitive Lebensformen (aus dieser Frühzeit) in der Venus-Hochatmosphäre finden würde.

Ich erwarte nicht, dass man da etwas finden wird. Die Wolken bestehen aus Schwefelsäure, Fluss-Säure und Fluorsulfonsäure - also ziemlich das Ätzendste, was die anorganische Chemie zu bieten hat - und die dort vorhandene UV-Strahlung wirkt ebenfalls auf Polymere zerstörerisch. Falls es also jemals eine Zeit gegeben hat, in der Mikroben in die Wolkenschicht gelangt sind, dann hat sie nur sehr kurz gedauert und ist schon sehr lange vorbei. Mir sind die Spekulationen über Venus-Mikroben bekannt, aber ich denke, sie sind falsch.

EDIT: Hier ist noch ein Artikel, der die Möglichkeit, dass sich in der Venusatmosphäre Lebewesen aufhalten könnten, ebenfalls sehr kritisch sieht.
 
Zuletzt bearbeitet:

Bynaus

Registriertes Mitglied
Säuren, ja, aber das ist kein unüberwindliches Hindernis (es gibt ja auch irdische extremophile Bakterien, die in sauren Umgebungen überleben). Ich weiss auch nicht, ob UV-Strahlung in den betreffenden Höhen wirklich ein grosses Problem ist. CO2 hat auch eine gewisse Schutzwirkung (unterhalb ~200 nm), und die Venus hat eine - wenn auch sehr dünne - Ozonschicht. Dazu kommt Rayleigh Scattering von UV-Strahlung durch die doch schon relativ dichte Atmosphäre (~1 bar auf dieser Höhe).

Was jetzt nicht heisst, dass ich Venus-Bakterien erwarten würde. Einfach, dass die Sache nach heutigem Wissen nicht von vornherein ausgeschlossen werden kann.
 

Mahananda

Registriertes Mitglied
Na ja, die Extremophilen leben bei uns aber auch in relativ stabilen Habitaten (Vulkanseen, Geysire usw.) und nicht in Wolkenformationen, deren Natur es ist, dass die Tröpfchen immer wieder absinken, so dass sie verdunsten - und damit die Mikrobenfracht ebenfalls in die heißen und dichten Atmosphärenschichten absinkt. Und was das Nahrungsangebot betrifft, sind die Tröpfchen ebenfalls nicht gerade mit Ausgangsstoffen für eine Polymer-Reproduktion angereichert. Sporen können zwar eine Weile durchhalten, aber über kurz oder lang dünnen die Wolken auch damit immer mehr aus, weil infolge des Absinkens Sporen verschwinden.
 

Dgoe

Gesperrt
@Bynaus :
Die grimmigsauren extremophile Bakterien nutzen aber auch die Translation und das drumherum. Zu dieser muss es doch erstmal kommen, bevor sich Schutzmaßnahmen entwickeln können.

Mal von Panspermie abgesehen.

Gruß,
Dgoe
 

Mahananda

Registriertes Mitglied
Man setzt ja voraus, dass dort Leben entstanden ist. Erst auf der Grundlage dieser Voraussetzung kann man dann überlegen, was draus wird.
 

ralfkannenberg

Registriertes Mitglied
sondern durch übergroße Beschleunigerringe und den dadurch erschaffenen Schwarzen Micro-Löchern.

Möglicherweise reicht dazu schon die übernächste Generation von Beschleunigerringen (3te Generation CERN) aus und obwohl 99,999999 % der erschaffenen schwarzen Löchern sofort wieder zerstrahlen, reicht ein einziges "überlebendes" Loch aus um den Planeten zu zerstören.
Hallo Ionit,

nein: man kann nachrechnen, dass vergleichbare Schwarze Mini-Löcher, die in einem Teilchenbeschleuniger geschaffen würden, auch in der Nähe von Neutronensternen geschaffen werden und diesen dann nach spätestens 300000 Jahren zerstört haben warden.

Im Widerspruch zur Beobachtung, dass man Neutronensterne kennt, die über 1 Milliarde Jahre alt sind. Da liegt also ein Faktor >3000 dazwischen !


Im Übrigen kann man auch bei Weissen Zwergen nachrechnen, und wenn man da welche findet, die mindestens 1 Sonnenmasse haben, also schon für einen Weissen Zwerg sehr schwer sind, dazu ein eher kleines Magnetfeld, dann können die auch ein gewisses Alter nicht überschreiten. Auch hier kennt man Weisse Zwerge, die diese Bedingungen erfüllen und die älter sind. Zwar ist die Bedingung bei einigen von ihnen nur knapp erfüllt, aber die haben sogar über 1.1 Sonnenmassen (das ist schon sehr viel für einen Weissen Zwerg) oder gar 1.2 Sonnenmassen, und da darf man dann auch stärkere Magnetfelder zulassen.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Dgoe

Gesperrt
Man setzt ja voraus, dass dort Leben entstanden ist. Erst auf der Grundlage dieser Voraussetzung kann man dann überlegen, was draus wird.
Ja ich weiß, ich kritisiere diese Voraussetzung dennoch. Vielleicht entsteht Leben bestenfalls nur dort, wo es sich auch halten kann, die Umwelt mitgestaltet und in seltenen Ausnahmen nur (Frontalkollision mit Planetoiden, etc) wieder ganz verschwindet - im Gegensatz zum Titel, immer nur kurz.

Wie soll es denn auf der Venus dafür ausgesehen haben über einige Jahrhundertmillionen Jahre? Es sollten seichte Gewässer vorhanden gewesen sein (Ozeane + Kontinente), ambiente Temperaturen, Druck und so weiter. Dies soll dort alles mal so überdauert haben, ja?
Und dann hat sich der Planet plötzlich überlegt, nö, ich kann nicht mehr, zu warm, zu dies und jenes. Alles verändert sich und das Leben stirbt aus.

Sorry, aber das ist ne Märchenstunde... Beim Mars schon eher, aber ich lerne gerne dazu...

Gruß,
Dgoe
 
Zuletzt bearbeitet:

Mahananda

Registriertes Mitglied
Hallo Dgoe,

Und dann hat sich der Planet plötzlich überlegt, nö, ich kann nicht mehr, zu warm, zu dies und jenes.

Ja, so ungefähr. Der Treibhauseffekt hat sich verstärkt. Das verdunstete Wasser und das freigesetzte CO2 führten zu einem Rückkopplungseffekt, so dass noch mehr Wärme in der Atmosphäre verblieb, was die Verdunstung weiter vorantrieb, so dass es noch wärmer wurde usw. usw. Irgendwann war alles Wasser verkocht und über Vulkane wurde weiterer Wasserdampf und weiteres CO2 freigesetzt, was die Temperaturen dauerhaft über den Siedepunkt erhielt. Eventuelle Mikroben, die in der Frühzeit entstanden wären, müssten im Zuge des Verdunstens in die Wolkenschicht gelangt sein - aber dort hätten sie sich eben nicht sehr lange halten können ...

Viele Grüße!
 

Dgoe

Gesperrt
Hallo Mahananda,

hm, wieso sieht man dann keine Oberflächenformationen, die nach ehemaligen Flüssen, Seen und Ozeanen aussehen, wie auf dem Mars?

Gruß,
Dgoe
 

Mahananda

Registriertes Mitglied
Die Oberfläche der Venus ist inzwischen durch starke vulkanische Aktivitäten mit Lava überflutet worden.
 

Dgoe

Gesperrt
Ok, dachte mir das schon fast, tja, da würde ich mal sagen: dumm gelaufen! Die Hölle ist dagegen ja das reinste Urlaubsparadis.

Oder aber es war nie so gewesen, da gab es nie ambiente Temperaturen, Druck und reichlich Wasser und schon gar nicht über so lange Zeit, wie Leben bei uns ungefähr brauchte. Die Vulkane haben überflutet, was vorher auch nie Wasser trug. Auch möglich, ja?

Gruß,
Dgoe
 

Mahananda

Registriertes Mitglied
Oder aber es war nie so gewesen, ...

Ja, auch möglich. Die Venus hatte zwar mal mehr Wasser, aber es kann durchaus sein, dass das niemals auf der Oberfläche auskondensierte, sondern stets in den oberen Atmosphärenschichten hängen blieb.
 

Dgoe

Gesperrt
Vielen Dank Mahananda,

ich hab 'mal in einem Astronomie-Buch gelesen (lange her), wo es u.a. um Terraforming ging - nur nannten sie es nicht so:
Wenn man viele Tausend Raketen vollgestopft mit Algenfracht in der Venusatmosphäre explodieren lassen würde, dann etwa 500 Jahre zuwartet, könnte man erste Kolonialisten losschicken...
Das ist sicher eine überholte Vorstellung, nicht wahr?

Gruß,
Dgoe
 
Zuletzt bearbeitet:

Mahananda

Registriertes Mitglied
Das scheint mir arg überzogen zu sein. Selbst wenn man erreichen könnte, dass sich die Algen in der Atmosphäre etablieren (was bereits äußerst zweifelhaft ist!), hätte man auf der Oberfläche weder Wasser noch moderate Temperaturen, denn Photosynthese läuft mit Wasser und nicht mit CO2 allein. Und so viel Wasser ist schlicht nicht da, um alles CO2 in Zucker umzuwandeln. Kurz: Das geht gar nicht.
 

Dgoe

Gesperrt
Haa, ja gut.

Die Atmosphäre sollte Sauerstoff herstellen, also mit den Algen, genauer Grünalgen. Kann sein, dass das mit den 500 Jahren nur relativiert war, die Textstelle habe ich ansonsten in Erinnerung, weil ich sie auch 1-2 Sci-fi-Freunden gezeigt hatte, zu Schulzeiten noch...

Gruß,
Dgoe
 
Zuletzt bearbeitet:

Mahananda

Registriertes Mitglied
Das Problem dabei ist aber, dass der Sauerstoff nicht aus dem CO2 entsteht, sondern aus dem Wasser. Und wenn das Wasser fehlt, geht den Algen recht schnell die Puste aus, um es mal ganz salopp zu formulieren. Na ja, die Dinge sind halt ein wenig komplexer ... ;)

Viele Grüße!

EDIT: Hier übrigens ein netter Artikel zum Terraforming der Venus. Da werden auch die Grünalgen erwähnt ... Und nicht zu vergessen ist auch dieser Wikipedia-Eintrag. Liest sich auch recht unterhaltsam ... :)
 
Zuletzt bearbeitet:

Dgoe

Gesperrt
Oh ja,

als ich von den luftschiffartigen Städten gelesen habe, musste ich auch sofort nach Stürmen googlen. Und wurde fündig. Viel Spaß, kann man da nur wünschen:

Superstürme drehen auf
Mit 400 Kilometern pro Stunde rasen Superstürme um die Venus - so stark wirbeln auf der Erde die heftigsten Tornados. Die Winde haben sich beschleunigt: Wolken rasen nun in nur vier Tagen um den Planeten.
(...)
Die lokalen Windgeschwindigkeiten ändern sich innerhalb kurzer Zeiträume teilweise extrem.
Abenteuerurlaub.

:D
 

Major Tom

Registriertes Mitglied
Hallo Dgoe , ich denke ich hab das damals auch gelesen – allerdings waren das Mikroben.
Ein gewisser Dirk Schulze-Makuch hatte einige Artikel darüber veröffentlicht. Allerdings hat der wohl überall im Universum Leben vermutet – sogar in interstellaren Gaswolken.
Ziemlich gewagt. Man hat auch von den meisten seiner Ideen nichts mehr gehört.:rolleyes:

http://www.solstation.com/life/ven-life.htm

MT
 

Dgoe

Gesperrt
Hallo Dgoe , ich denke ich hab das damals auch gelesen – allerdings waren das Mikroben.
Hi MT,

schön von Dir zu hören. Aber das waren in dem Fall schon Algen, wie jetzt klar wurde (siehe Links): was Carls Sagan 1961 vorschlug, landete wohl in diesem Buch - ein Astronomie-Bildband für Jugendliche, wo jeder Planet und so einzelnd vorkam.... Später habe ich natürlich auch Sagans "Unser Universum" gelesen (zuvor im TV). Sicher dann diesen Punkt nochmal - nur dass ich es dann sicher für 'nen alten Hut fand bestimmt. Obwohl mir jetzt erst klar ist, dass es von ihm über Umwegen stammte, eigentlich. Tja, ...

Gruß,
Dgoe
 
Zuletzt bearbeitet:
Oben