@ Alex:
Den Faden kann man noch weiter spinnen ...
1. sich gerade in einer erfolgreichen evolutionären Phase befinden; solche Phasen sind gekennzeichnet durch große Ausbreitung (z.B. durch erfolgreiches Besiedeln neuer Lebensräume oder Abwesenheit von Freßfeinden) und damit herabgesetzte Selektion.
Na ja, genau genommen findet bei der adaptiven Radiation eine vermehrte Selektion statt, weil mehr Typen übrig bleiben als bei bereits besetzten Nischen. Bezogen auf die Entstehung der Menschheit waren unsere Vorfahren einem erhöhten Selektionsdruck ausgesetzt, weil die Wälder vertrockneten und damit sowohl eine Nahrungsumstellung von Pflanzen auf Fleisch als auch eine Behauptung vor Beutegreifern nötig wurde. Die nötige Präadaption war der aufrechte Gang, der bereits bei den Waldbewohnern erfolgte und die Hände frei machte, um unter Savannenbedingungen sich mit einfachen Waffen gegenüber Fressfeinden zu erwehren. Scharfe Steinklingen waren zudem hilfreich, um die Haut von Beutetieren aufzuschneiden und das Fleisch in kleinere Brocken zu zerteilen.
Der aufrechte Gang war zudem hilfreich, um längere Zeit über die Graskante hinweg nach anrückenden Tieren Ausschau zu halten - sei es, um sie zu jagen, oder um vor ihnen zu fliehen. Die eiweißreiche Fleischnahrung bewirkte eine effizientere Versorgung mit Nährstoffen, die wiederum auf das Gehirnwachstum zurückwirkte, so dass die, die intelligenter waren, sukzessive erfolgreicher in Flucht und Jagd waren, so dass größere Gehirne selektiert wurden. Daraus folgt, dass menschenähnliche Aliens mit größerer Wahrscheinlichkeit keine Vegetarier als Vorfahren hatten. Allerdings ist einschränkend zu sagen, dass der aufrechte Gang nur deshalb selektiv begünstigend wirken konnte, weil alle Landwirbeltiere lediglich über vier Extremitäten zur Fortbewegung verfügen. Mit sechs oder acht Extremitäten wäre es nicht nötig, erst mühsam sein Körpergewicht auf zwei Beinen auszubalancieren, um danach athletische Spitzenleistungen anzutrainieren. Intelligente Aliens müssen daher nicht notwendigerweise Zweibeiner sein.
Ich nehme auch an daß dieser Mechnismus Fleischfresser bevorzugt, da sie ohnehin von Haus aus weniger Freßfeinde haben, sowie auch schon den Instinkt, planvoll andere Wesen für ihr Eigenwohl zu töten.
Auch hier muss man wieder einschränken, dass unsere Altvorderen, die sich in der Savanne behaupten mussten, zunächst weniger Tiere getötet hatten, um an Fleisch zu kommen, sondern als Aasfresser mit Hyänen und Geiern in Konkurrenz traten, wobei Stöcke und Steine wirksame Hilfsmittel waren, um sich die lästige Konkurrenz vom Hals zu halten. Mit zunehmender Intelligenz war vorausschauendes Denken möglich und damit das Austüfteln von Jagdstrategien, um eigenständig Beute zu erlegen - und natürlich Mittel und Methoden zu ersinnen, um konkurrierende Horden davon abzuhalten, das mühsam erlegte Wildbret wegzunehmen.
Ferner ergibt sich die Intelligenz ja zu großem Teil aus der Weitergabe von Erfahrung; einzelgängerischen Tieren fehlt daher eine wichtige Grundlage, Gruppenbildende sind hier auch klar bevorzugt. Das erleichtert auch die Herausbildung von Altruismus innerhalb der eigenen Gruppe.
Und die Erfahrungsweitergabe ist an ein Signalsystem gebunden, das sich zu einer Sprache weiterentwickeln muss, da sonst die gewonnenen Erfahrungen - wenn sie komplexerer Natur sind - wieder verlorengehen. Ob es sich bei der Sprache um Schallsignale handelt, wie bei uns, oder um andere Symboläquivalente, ist dabei nebensächlich. Entscheidend ist, dass die Bildung von Abstrakta möglich sein muss, die über ein vereinbartes Kodierungssystem tradiert werden können. Wir können also daraus schließen, dass menschenähnliche Aliens über eine Sprache verfügen, die offen ist für Neuerfindungen, denen ein Sinn zugewiesen werden kann. Das eröffnet wiederum die Möglichkeit für Philosophie und Wissenschaft in späteren Entwicklungsstufen.
Weiterhin sind menschenähnliche Aliens aufgrund ihrer sozialen Herkunft - anderenfalls würde sich keine Sprache entwickeln - Wesen, die kollektiv organisiert sind, wobei anzunehmen ist, dass sie die Institution des Staates erfunden haben, um die zunehmende Komplexität in der gesellschaftlichen Entwicklung hierarchisch zu ordnen. Die zunehmende Konkurrenz untereinander infolge der Bevölkerungzunahme, die mit zunehmender Einschränkung des außerartlichen Selektionsdrucks auch anderswo eine zwangsläufige Folge ist, zwingt zu irgendeiner Art Kompromisslösung, um das Hobbessche Szenario des "Krieges aller gegen alle" zumindest zeitweise zu vermeiden. Folglich werden menschenähnliche Aliens die Kunst der Diplomatie beherrschen, um soziale und wirtschaftliche Entwicklung zu ermöglichen.
Fazit: Aus diesen Überlegungen heraus kann man davon ausgehen, dass jede Zivilisation im Universum in nicht unerheblichem Maße unserer eigenen Zivilisation gleicht, auch wenn die jeweilige Körpergestalt und die Beschaffenheit der Sinnesorgane deutlich von dem abweichen dürfte, was wir hier so gewohnt sind.
Monod