@ adora:
... hätte es auch so sein können, dass die Evolution nur den Menschen entstehen ließ?
Nein, das hätte nicht sein können, da Evolution immer so verläuft, dass Arten sich aufspalten, wobei sich beide neu entstandenen Arten getrennt weiterentwickeln und sich wiederum in weitere Arten aufspalten usw. usf. Schließlich werden aus mehreren Arten, die der ersten Spaltung entsprungen sind, Gattungen, dann Familien, Ordnungen, Stämme usw.
Die Aufspaltung in Pflanzen und Tiere ist eine Folge der unterschiedlichen Art der Nährstoffgewinnung von Mehrzellern. Während Pflanzen mit Hilfe von Licht, Wasser, CO2 und Chlorophyll eigenständig Glucose herstellen können (autotrophe Ernährung) und damit die Produzenten in der Nahrungskette darstellen, bedürfen Tiere der bereits erzeugten Nährstoffe, weil sie diese nicht selbst herstellen können (heteretrophe Ernährung) und stellen als Pflanzenfresser (Herbivoren) die Konsumenten erster Ordnung dar. Fleischfresser (Carnivoren) sind dann die Konsumenten zweiter Ordnung, während Allesfresser (Omnivoren) beiden Ordnungen in der Nahrungspyramide angehören.
Das Prinzip ist maximales Recycling organischer Stoffe durch Nutzung der jeweils vorhandenen chemischen Energie. Was die Pflanzen aufbauen, muss irgendwie in den Stoffkreislauf zurückgeführt werden. Am Ende der Nahrungspyramide steht irgendein Carnivore, der nach erfolgtem Ableben den Aasfressern oder diversen Insektenlarven als Nahrung zur Verfügung steht. Die Ausscheidungen dieser Tiere werden letztlich von diversen Mikroben in ihre mineralischen Bestandteile zersetzt und stehen via Wurzeln im Erdreich den Pflanzen wieder als Nährstoff für den eigenen Stoffwechsel zur Verfügung.
Es kann also nicht sein, dass über Sonnenlicht produziertes energetisches Potenzial der Pflanzenwelt ungenutzt aufgehäuft wird. Das Vorhandensein von Tieren, die sich des pflanzlichen Materials als Nahrungsquelle bedienen sowie nachgeordnet weiterer Tiere, die sich anderer Tiere als Nahrungsquelle bedienen, ergibt sich aus der Verfügbarkeit dieses Potenzials für diverse Konsumenten. Folglich evolvieren Produzenten und Konsumenten parallel nebeneinander und verursachen wechselseitig Selektionsdrücke, die die Herausbildung diverser Fang- und Schutzmechanismen auslösen.
Die daraus resultierende Vielfalt des Tierreichs ist die Voraussetzung dafür, dass sich intelligente Wesen wie der Mensch entwickeln können. Folglich ist eine Vielzahl von Tierarten eine notwendige Bedingung dafür, dass der Mensch entstehen konnte.
Und ist es auch möglich, dass die Evolution noch einmal woanders den Menschen hervorbringt?
Auf der Erde mit Sicherheit nicht, es sei denn, der Mensch stirbt vor den Bonobos aus und diese besetzen dann die frei werdenden Nischen, so dass irgendwann eine Nachfolgeart entsteht, die durchaus menschenähnlich sein kann.
Was auf anderen Planeten geschieht, ist vorab nicht bestimmbar. Es ist zumindest zweifelhaft, dass intelligente Wesen anderswo auf zwei Beinen herumlaufen, ein Innenskelett haben, lebendgebärend sind und eine nackte Haut haben. Zweibeinigkeit ist eigentlich ein Hindernis, da bei Wesen, die sechs Beine haben, es viel leichter ist, die "Hände" zwecks Werkzeugherstellung frei zu bekommen. Auf der Erde war dies dem Umstand geschuldet, dass die ersten Landwirbeltiere lediglich vier Beine hatten und die gemeinsamen Vorfahren von Reptilien und Säugetieren sich von diesem Urlurch ableiteten.
Das Innenskelett resultiert aus jenem einzigen von 30 anderen Tierstämmen, die die Kambriumzeit überlebt haben, welcher die Anlage für ein Innenskelett aufweist (Chordatiere). Alle anderen Tierstämme entwickelten entweder gar kein oder ein Außenskelett.
Das Prinzip des Eierlegens ist im Tierreich viel weiter verbreitet als das Lebendgebären. Es wäre angesichts der Probleme, den großen Kopf durch das Becken zu bekommen auch praktikabler für intelligente Wesen, um ein größeres Gehirn zu entwickeln.
Die fehlende Körperbedeckung mit Fell, Federn oder Schuppen als Wärmeschutz ist ebenfalls ein Unikum im Tierreich, das sonst nur bei Landsäugern auftritt, die eine starke Assoziation zu Wasser bzw. Schlamm haben, also Elefanten, Flusspferde, Schweine u.a. Als Theorie, warum die Menschen ihr Haarkleid verloren haben, wurde bereits in Erwägung gezogen, dass die Vorfahren von Homo erectus zeitweise als Rumpfpopulation an Meeresküsten gelebt hatten - genauer im äthiopischen Afar-Dreieck (Wasseraffentheorie). Als Savannenbewohner hätten unsere Vorfahren eigentlich ein Fell behalten müssen, um vor Austrocknung geschützt zu sein.
Zu erwarten ist also, dass intelligente Wesen anderswo auch ganz anders aussehen als wir, und das auf eine Weise, dass wir uns das zwar auf vielfältige Weise ausmalen können, aber dennoch dabei gründlich danebenliegen werden.
Gewiss hätten sich die Menschen auch ohne Tiere ernähren können.
Ja, solche Menschen gibt es heute auch. Sie werden als Veganer bezeichnet. Die ganz harten sind die Fruktarier.
Monod