Okay, ich hab den Artikel zu 2012VP113 jetzt gelesen. Schon noch interessant: sie postulieren, dass es eine "Lücke" von Objekten mit Perihelia zwischen 50 und 75 AU gibt. Bei nur zwei Objekten mit Perihelia > 75 AU scheint das etwas abenteuerlich, aber sie simulieren verschiedene Objektverteilungen jenseits von 50 AU und zeigen, dass die Entdeckung von nur gerade Sedna und 2012VP113 sehr unwahrscheinlich ist, wenn die wahre Verteilung bis 50 AU hinunter geht. Also gibts wohl sowas wie eine Lücke.
Interessant ist dann allerdings, wenn sie zeigen, dass das "Argument of Perihelion" (AP), also der Winkel zwischen der Richtung des Perihels relativ zu einem Referenzpunkt (dem "Frühlingspunkt"), für alle Objekte mit grossen Halbachsen (>150 AU) in etwa gleich ist, nämlich ca. 0° (+-20°). Das AP sollte eigentlich in etwa gleichverteilt über alle Winkel sein. Dies vor allem, weil die Gravitationswirkung der grossen Planeten im Sonnensystem diesen Wert allmählich verändert, so dass die Werte mit der Zeit auseinander wandern sollten, selbst wenn sie mal gleich waren. Aber sie sind, für ca. 10 solche Objekte, auffallend gleich (und die Autoren sind sich sicher, dass sie einen Beobachtungseffekt ausschliessen können). Das legt nahe, dass das Ereignis, das zu dieser Ausrichtung geführt hat (z.B. der sehr nahe Vorbeiflug eines Sterns) noch nicht sehr weit zurück liegt, oder aber, dass es da draussen irgendwo ein unentdecktes, grosses Sonnensystem-Objekt gibt, das diese APs daran hindert, auseinander zu wandern. Sie machen dann eine Mercury-Simulation ("n-body Integration") und geben eine Reihe möglicher Parameter für weit entfernte Planeten. Ein Beispiel - aber bei weitem nicht das einzig mögliche - ist eine 10 Erdmassen Supererde auf einer ziemlich runden Bahn in 250 AU Entfernung zur Sonne. Ein solches Objekt wäre also in der Lage, die APs auszurichten bzw. ausgerichtet zu halten.
Ich weiss nicht so recht: sicher, die Möglichkeit ist faszinierend. Aber wie kommt dieses Objekt dort hinaus? Es kann nicht "gekickt" worden sein, denn es braucht einen zweiten Kick, damit es nicht immer wieder zum Ort des ersten Kicks zurückkehrt. Und da draussen ist nichts, was den zweiten Kick geben könnte. Ist das Objekt vielleicht - durch Interaktion mit einem einst sehr viel grösseren Kuipergürtel - dort raus migriert? Dann würde eine kreisrunde, nicht stark geneigte Bahn durchaus Sinn machen. Aber mir scheint, man wird erst das Szenario eines "kürzlichen" nahen Vorbeiflugs besser untersuchen müssen. Und natürlich sollte man weiter nach zusätzlichen TNOs suchen, vielleicht bevorzugt in Richtung AP = 0°, aber vielleicht auch in andere Richtungen. Ich meine mich auch vage zu erinnern, dass man Objekte wie das jetzt vorgeschlage wegen Pulsar-Daten ausschliessen kann (sowas wie "keine Erde bis hinaus zu 300 AU", oder so?). Ich würde sagen, im Moment ist alles offen.
EDIT: Gefunden (PDF):
http://arxiv.org/pdf/0904.1562v4.pdf Darin wird auch auf dieses Paper verwiesen:
http://adsabs.harvard.edu/abs/2007AJ....133.1247L gemäss dem man einen Mars bis hinaus zu 300 AU ausschliessen kann (zumindest innerhalb 10° der Ekliptik und weg vom galaktischen Zentrum).