Neue Nutzlastplattform vor dem Start
Redaktion
/ Pressemitteilung des DLR astronews.com
13. Februar 2020
Die Internationale Raumstation ISS soll im März mit
Bartolomeo eine neue Nutzlastplattform erhalten, die vom europäischen Luft- und
Raumfahrtkonzern Airbus entwickelt und finanziert wurde. Beim DLR hat man die
Plattform vor dem Start gründlich getestet. Bartolomeo ist Teil einer
ISS-Kommerzialisierungsinitiative der europäischen Raumfahrtagentur.
Illustration der Nutzlastplattform
Bartolomeo: Sie soll am europäischen Modul
Columbus der Internationalen Raumstation ISS
angebracht werden.
Bild:
Airbus [Großansicht] |
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat in Göttingen eine
neuartige Nutzlastplattform von Airbus für die Internationale Raumstation ISS
vor ihrem Start getestet. Die Forscher untersuchten das Schwingungsverhalten des
Bauteiles, um potentiell gefährliche Vibrationen beim Start ins All
auszuschließen. Die Bartolomeo genannte Plattform wird gerade bei der
amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA auf den Start vorbereitet. Sie soll im März
von Cape Canaveral aus mit einer Falcon-Rakete von SpaceX ins
All starten. Dort wird sie an der Außenseite des europäischen Columbus-Labormoduls
der ISS angebracht.
Die 1,60 Meter hohe und 1,90 Meter lange Nutzlastplattform wurde in Göttingen
intensiven Schwingungstests unterzogen. Dafür wurde sie auf ein von der Umgebung
entkoppeltes Fundament auf vier Luftpolstern gestellt, sodass keine störenden
Schwingungen beispielsweise vorbeifahrender Lkw auftreten. Sogenannte
elektrodynamische Shaker (Rüttler) versetzten dann Bartolomeo in Schwingung. 120
Sensoren registrierten die dabei auftretenden Beschleunigungen und ermöglichten
eine Analyse des Schwingungsverhaltens der Plattform. Innerhalb einer Stunde
standen erste Auswertungen zur Verfügung.
"Wir nutzen diese Methode seit langem für die Untersuchung von Flugzeugen",
sagte Julian Sinske vom DLR-Institut für Aeroelastik. Für Kiyoumars Abdoly von
Airbus sind die Testergebnisse sehr wichtig: "Wir müssen nachweisen, dass keine
negativen Einflüsse auf die Trägerrakete und die Raumstation auftreten." Die
Entscheidung über die Unbedenklichkeit von Bartolomeo trifft Hung Hun Nguyen von
der amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA, der im DLR Göttingen die Tests
begleitete.
Bartolomeo bietet für die Forschung auf der ISS neue einzigartige
Möglichkeiten in direkter Weltraumumgebung, vor allem für Strahlenbiologie,
Technologieerprobung, Klima- und Erdbeobachtung, Astronomie, Sonnenphysik und
Laserkommunikation. Mit der Plattform sollen künftig kommerzielle Nutzer
schneller und kostengünstiger Experimente im All durchführen können. Die
Plattform soll größtenteils ohne Eingriff der Astronauten betrieben werden
können. Ein fünf Meter langer Roboterarm erlaubt den Einbau und das Verändern
von Experimenten von der Erde aus. Ein möglicher Einsatz ist die Beobachtung von
Waldbränden wie zuletzt in Australien.
Bartolomeo wurde von Airbus entwickelt und finanziert. Im Rahmen einer
ISS-Kommerzialisierungsinitiative der europäischen Weltraumagentur ESA wird
Airbus die neue Plattform in einem Public-Private-Partnership betreiben. Die ESA
vermittelt die Startgelegenheit und stellt die Crewzeit der Astronauten für die
Installation, Columbus-Ressourcen wie die Stromversorgung sowie
Echtzeitdaten für die Experimentkontrolle zur Verfügung. Das
DLR-Raumfahrtmanagement ist im Rahmen seines ESA-Programmengagements an den
ISS-Kommerzialisierungsprojekten der ESA beteiligt.
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