Trauer um Sigmund Jähn
von Stefan Deiters astronews.com
23. September 2019
Sigmund Jähn ist tot: Der erste Deutsche im All starb am
Sonnabend im Alter von 82 Jahren. Jähn war am 26. August 1978 mit dem Raumschiff
Sojus-31 zur sowjetischen Raumstation Saljut-6 geflogen und hatte rund
eine Woche im All verbracht. Nach der Wiedervereinigung arbeitete Jähn als
Berater von DLR und ESA für bemannte Raumfahrt.
Er war der erste Deutsche im All: Am 26. August 1978 startete der Soldat der
Luftstreitkräfte der DDR mit dem Raumschiff Sojus-31 zur sowjetischen
Raumstation Saljut-6. Der Kosmonaut blieb rund eine Woche im All, umrundete die
Erde 125 Mal und machte dabei Aufnahmen mit der deutschen Kamera MKF-6m. Er
kehrte am 3. September 1978 auf die Erde zurück und wurde in der DDR groß als
Held gefeiert. In der Bundesrepublik nahm man hingegen von dem ersten Deutschen
im All kaum Notiz.
Sigmund Jähn wurde am 13. Februar 1937 in Morgenröthe-Rautenkranz in Sachsen
geboren. Er lernte zunächst Buchdrucker, entschied sich dann aber für eine
Karriere bei der Volksarmee der DDR. Bereits während seines Studiums an der
Militärakademie der Sowjetischen Luftstreitkräfte Monino hatte er dabei die
Gelegenheit, das sogenannte "Sternenstädtchen" kennenzulernen - an eine Karriere
als Kosmonaut dachte er dabei allerdings noch nicht.
Das änderte sich 1976, als die Sowjetunion das Angebot machte, auch aus den
sogenannten Interkosmos-Ländern Kosmonautenkandidaten für ein neues
Raumfahrtprogramm zu akzeptieren. Nach einem Auswahlverfahren blieben
schließlich zwei Kandidaten übrig, einer davon war Sigmund Jähn. Beide
Kandidaten zogen um
den Jahreswechsel 1976/77 unter absoluter Geheimhaltung mit ihren Familien nach
Moskau um und begannen eine zwei Jahre lange Ausbildung, an deren Ende einer der
beiden ins All fliegen sollte - Sigmund Jähn.
Nach seiner Rückkehr von seiner einzigen Raumfahrtmission wurde Jähn zum
"Held der DDR" und "Held der Sowjetunion", blieb aber trotz des Rummels um seine
Person bescheiden. Rückblickend sagte er einmal: "Die Jubelberichterstattung war
aber keine Musik in meinen Ohren, zum Volkshelden wollte ich mich nicht machen
lassen. (…) Im Rampenlicht zu stehen fand ich anstrengender als die Reise ins
All."
Nach der Wiedervereinigung machte sich Jähn in den 1990er Jahren im
Sternenstädtchen intensiv um die internationale Zusammenarbeit in der Raumfahrt
verdient, zuerst für das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, später für
die Europäische Weltraumagentur ESA.
"Mit Sigmund Jähn verliert die deutsche
Raumfahrt einen weltweit anerkannten Kosmonauten, Wissenschaftler und
Ingenieur", sagte Prof. Pascale Ehrenfreund, Vorstandsvorsitzende des DLR. "Der
erste Deutsche im All hat sich auch immer als Brückenbauer zwischen Ost und West
im Sinne der friedlichen Nutzung des Weltraums verstanden. Seine Botschaft, für
die Erde ins All, werden wir in ehrendem Gedenken bewahren und fortführen."
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