Mission des Uni-Satelliten verlängert
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
17. Juli 2019
Seit zwei Jahren ist der kühlschrankgroße Uni-Satellit
Flying Laptop bereits im All, zwei Jahre sollte er ursprünglich aktiv sein.
Da der Satellit und seine Komponenten aber noch immer alle ausgezeichnet
funktionieren, wurde die Mission nun um zwei weitere Jahre verlängert. Der
Satellit dient Studierenden und Promovierenden als Ausbildungsobjekt und führt
zudem Forschungsprojekte durch.
Der Satellit Flying Laptop.
Foto: Universität Stuttgart, Institut für
Raumfahrtsysteme [Großansicht] |
Es ist ein universitäres Erfolgsprojekt: der Kleinsatellit Flying Laptop
der Universität Stuttgart. In dem Forschungs- und Ausbildungsprojekt können
Studierende der Luft- und Raumfahrttechnik Systementwicklung, Satellitentechnik
und den Satellitenbetrieb in Theorie und Praxis an einem realen Raumfahrtprojekt
erlernen, erproben und schon während des Studiums praktische Erfahrungen machen.
Jetzt wurde die ursprünglich auf zwei Jahre angelegte Mission um weitere zwei
Jahre verlängert.
"Satellit und Komponenten funktionieren hervorragend. Diese hohe
Zuverlässigkeit der Systeme und die Faszination des Projekts bei den
Studierenden ermutigen uns, den Flying Laptop über den geplanten
Zeitraum hinaus weiter zu betreiben und neue Aufgaben anzugehen," so Sabine
Klinkner, Professorin für Satellitentechnik am Institut für Raumfahrtsysteme
(IRS) der Universität Stuttgart. Über 170 Studierenden und 25 Promovierenden
diente der Flying Laptop bislang als Studienobjekt.
Der Flying Laptop erfüllt Aufgaben der Erdbeobachtung und dient der
Überprüfung neuer Technologien. So testen die Universität Stuttgart gemeinsam
mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt die Übertragung von Daten von
dem OSIRIS-Terminal auf dem Flying Laptop zur Bodenstation in
Oberpfaffenhofen mittels Laserlink. Jeweils zwei bis dreimal am Tag und in der
Nacht überfliegt der Satellit Stuttgart. Er richtet dabei seine Antenne in
Richtung Bodenstation aus. Während der Überflüge bekommt er seine Kommandos für
die anstehenden Messungen und die Ergebnisse der erfolgten Messungen werden
zurück gesendet.
Der Satellit ist nahezu rund um die Uhr ausgelastet. Er wird durch das
Kontrollzentrum am Institut für Raumfahrtsysteme von dem Betriebsteam aus
Promovierenden und Studierenden betrieben. Rund 10.800 Umläufe um die Erde hat
er inzwischen absolviert, rund 42.000 Bilder gesendet. Er empfängt und
analysiert Schiffssignale, untersucht die zeitliche Vegetationsänderung einer
malaysischen Plantage oder macht Experimente zur Bestimmung seiner Lage. Mit der
Verlängerung der Missionsdauer warten neue Aufgaben auf ihn - wie Beobachtung
von Weltraumschrottobjekten, die Vermessung der Albedostrahlung der Erde
mithilfe von Mondaufnahmen, die Untersuchung von Strahlungseffekten oder der
atmosphärischen Abbremsung in Abhängigkeit der Satellitenausrichtung und der
Umgebungsbedingungen.
Der Kleinsatellit Flying Laptop ist der bislang größte
Kleinsatellit, der von einer deutschen Universität gestartet wurde und mit
seiner Masse von 110 Kilo auch das größte und komplexeste Satellitensystem das
durch Promovierende und Studierende entwickelt wurde. Entwicklung und
Verifikation erfolgte nach den gleichen Maßstäben und Standards sowie mit
gleichen Werkzeugen der Raumfahrtindustrie. Auch beim Satellitenbetrieb werden
weitgehend die gleichen Werkzeuge verwendet wie bei kommerziell genutzten
Satelliten.
Der Satellit ist ein-fehlertolerant, das heißt, egal an welcher Stelle ein
Fehler im System auftritt, führt das nicht zu einem Ausfall des
Satellitensystems. Der Satellit hat immer eine funktionierende Rückfallebene,
die es dann erlaubt den Fehler zu untersuchen und sofern möglich zu beheben oder
auf redundant Komponenten umzustellen.
Der Flying Laptop wurde 2004 an der Universität Stuttgart von Prof.
Hans-Peter Röser als Teil seines Kleinsatellitenprogramms initiiert. Im Jahr
2009 wurde die Satellitenmission dann mit den heutigen Missionszielen neu
definiert und es wurde mit der Entwicklung des Satelliten begonnen. Mit der 2015
neu eingerichteten Professur Satellitentechnik hat Prof. Sabine Klinkner das
Projekt im Januar 2015 übernommen. Am 14. Juli 2017 startete Flying Laptop
um 8:36 MESZ von Baikonur in Kasachstan mit einer Sojus/Fregat-Rakete ins All.
Nach nur vier Tagen war die Inbetriebnahme im All abgeschlossen und bereits ein
Tag später konnte das erste Bild heruntergeladen werden.
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