Schwarze Sonne über La Silla
von
Stefan Deiters astronews.com
3. Juli 2019
Das La-Silla-Observatorium der europäischen Südsternwarte
ESO feiert in diesem Jahr sein 50. Jubiläum. Ein Höhepunkt der Feierlichkeiten
war gestern ein ganz besonderes Ereignis: Von La Silla aus war eine totale
Sonnenfinsternis zu beobachten. 1000 Gäste verfolgten das Schauspiel, darunter
auch der Präsident der Republik Chile.
Die verdunkelte Sonne über den Teleskopen der ESO in La Silla. Bild:
ESO/R. Lucchesi [Großansicht] |
Es ist ein kosmischer Zufall, dass im Jubiläumsjahr des La-Silla-Observatoriums
der europäischen Südsternwarte ESO auch eine totale Sonnenfinsternis über den
Kuppeln der Teleskope zu sehen war. Gestern Abend deutscher Zeit verdunkelte sich der
Himmel über La Silla für 1 Minute und 52 Sekunden, als sich - von dort
betrachtet - der Mond genau
vor die Sonnenscheibe schob. 150 Kilometer breit war der Pfad, in dem die
Finsternis dort gestern als totale Finsternis zu sehen war. Er verlief über den
Pazifik, Chile und Argentinien.
1000 Besucher hatte die ESO nach La Silla eingeladen, um das Ereignis zu
verfolgen. Unter den Gästen war auch Sebastián Piñera, der Präsident der Republik Chile,
der von
ESO-Generaldirektor Xavier Barcons begrüßt wurde. Totale Sonnenfinsternisse sind grundsätzlich
nicht wirklich selten, allerdings nur in eng begrenzten Gebieten zu beobachten:
Die letzte totale Sonnenfinsternis, die von La Silla aus zu sehen war, ereignete
sich Ende des 16. Jahrhunderts, die nächste wird man erst im Jahr 2231 wieder dort
verfolgen können.
Das La-Silla-Observatorium liegt am Rand der Atacama-Wüste, einer der
trockensten und einsamsten Gegenden der Erde. Kein Licht stört hier die
Beobachtungen der Astronomen, der Sternenhimmel von La Silla gehört zu den
dunkelsten und klarsten überhaupt. In seiner Blütezeit beherbergte das
Observatorium 15 verschiedene Teleskope. Nicht alle Teleskope sind mehr aktiv,
doch einige liefern bis heute wichtige Daten, wie etwa das 3,6-Meter-Teleskop
oder das 3,5-Meter New Technology Telescope (NTT), mit dem eine ganz
neue Ära des Teleskopbaus begann. So verfügte das NTT erstmals über eine
"adaptive Optik", mit der sich Luftunruhen aus den Bildern herausfiltern lassen.
Das 3,6-Meter-Teleskop gehörte lange Zeit zu den größten europäischen
Teleskopen und macht heute durch den Spektrographen HARPS regelmäßig
Schlagzeilen, mit dem Astronomen Planeten um andere Sonnen aufspüren. Zahlreiche
andere ESO-Mitgliedstaaten betreiben eigene Teleskope in La Silla.
Die Geschichte von La Silla begann vor über 45 Jahren als ESO-Verantwortliche
- teils auf dem Rücken von Pferden - in den Anden nach einem geeigneten Standort
für das erste europäische Observatorium in Chile suchten. 1964 fiel die
Entscheidung für La Silla. Die ersten Teleskope wurden gebaut und am 25. März
1969 die erste Bauphase mit einer feierlichen Zeremonie abgeschlossen, an der
auch der damalige chilenische Präsident Eduardo Frei und der schwedische
Bildungsminister Olof Palme teilnahmen.
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