Umweltschutz auf fernen Welten?
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Goethe-Universität Frankfurt am Main astronews.com
4. Februar 2019
Sollten die Regeln für den Umweltschutz auch außerhalb
unseres Sonnensystems angewendet werden? Ein Frankfurter Physiker hat sich nun
mit dieser Fragestellung befasst. Bislang würde außerirdisches Leben auch im
Sonnensystem nur dann als schützenswert gelten, wenn dieser Schutz durch die
wissenschaftliche Forschung begründet sei. Wie aber soll man die Frage bei
extrasolaren Planeten handhaben?
Bewohnbar, jedoch vermutlich ohne Leben: die
Planeten um Trappist-1.
Bild: ESO / M. Kornmesser [Großansicht] |
Auf der Erde zielt der Umweltschutz in erster Linie darauf ab, dass wir
Menschen auch in Zukunft mit sauberem Wasser und sauberer Luft versorgt sind.
Menschliche Interessen haben in der Regel auch dann Vorrang, wenn es um den
Schutz höherer Tiere und Pflanzen geht. Niedere Organismen wie Bakterien werden
dagegen nur in Ausnahmefällen als schützenswert betrachtet.
Claudius Gros, Professor für theoretische Physik an der Goethe-Universität,
hat nun in einer neuen Arbeit untersucht, inwieweit der Schutz von Planeten auf
Fragestellungen zurückgeführt werden kann, die sich in Analogie zum Umweltschutz
auf der Erde ergeben. Nach den internationalen COSPAR-Vereinbarungen zur
Weltraumforschung müssen Raumfahrtmissionen darauf achten, dass eventuell
vorhandenes Leben - wie auf dem Jupitermond Europa - oder Spuren vergangener
Lebensformen – etwa auf dem Mars - nicht verunreinigt werden, so dass sie der
Wissenschaft erhalten bleiben. Ein Schutz von außerirdischem Leben als Wert an
sich sei hingegen nicht vorgesehen.
Die COSPAR-Richtlinien gelten jedoch nur für unser Sonnensystem. Inwieweit
wären sie also auch auf den Schutz von Planetensystemen außerhalb unseres
Sonnensystems, etwa für extrasolare Planeten, anwendbar? Relevant wird diese
Fragestellung, sobald eine Abschussrampe für miniaturisierte interstellare
Raumsonden verwendet würde, wie sie beispielsweise im Rahmen der "Breakthrough
Starshot"-Initiative entwickelt wird.
Gros legt dar, dass der Schutz von Exoplaneten zum Nutzen der Menschheit
nicht begründbar wäre. Abgesehen von Vorbeiflügen könnten wissenschaftliche
Studien nur mit Raumsonden durchgeführt werden, die in einem fremden
Sonnensystem auch wieder abbremsen können. Nach dem heutigen Stand der Technik
wären dafür aber magnetische Segel notwendig und Missionen würden mindestens
einige Jahrtausende dauern. Gros zufolge wäre der Schutz von Exoplaneten zudem
irrelevant, wenn diese Planeten zwar im Prinzip bewohnbar wären, aber dennoch
unbelebt.
Dazu gehören wahrscheinlich Planetensysteme wie das Trappist-1-System, deren
Zentralstern ein Zwergstern ist. Planeten, die in der bewohnbaren Zone um einen
Zwergstern kreisen, verfügen über eine dichte Sauerstoffatmosphäre, die schon
vor dem Abkühlen durch physikalische Prozesse erzeugt wurde. Ob sich aber Leben
auf solchen Planeten entwickeln kann, ist fraglich. Denn freier Sauerstoff wirkt
zersetzend auf die präbiotischen Reaktionszyklen, die als Voraussetzung für die
Entstehung von Leben gelten.
"Ob Leben dennoch auf anderen Wegen auf Sauerstoffplaneten entstehen kann,
ist eine derzeit noch offene Fragestellung", so Gros. "Falls nicht, würden wir
in einem Universum leben, in dem die meisten bewohnbaren Planeten unbelebt sind,
und damit für die Besiedlung durch irdische Lebensformen geeignet wären", fügt
er hinzu.
Zu seinen Überlegungen ist jetzt ein Fachartikel in der Zeitschrift Acta
Astronautica erschienen.
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