Spanischer Erdbeobachtungssatellit im All
Redaktion
/ Pressemitteilung des DLR astronews.com
23. Februar 2018
Die beiden deutschen Radarsatelliten TerraSAR-X und
TanDEM-X haben Gesellschaft bekommen: Am Donnerstag startete der
spanische Erdbeobachtungssatellit PAZ an Bord einer Falcon-9-Rakete ins All. Er
wird die Erde im selben Orbit umkreisen wie die deutschen Satellitenzwillinge
und baut zudem auf Technologien auf, die für diese entwickelt wurden.
PAZ ist ein Pendant der beiden deutschen
Radarsatelliten TerraSAR-X und TanDEM-X und wurde
auf deren Orbit in 514 Kilometern Höhe
ausgesetzt. Eine Konstellation aus den drei
Satelliten ermöglicht künftig schneller
verfügbare Aufnahmen.
Bild: Hisdesat/Airbus [Großansicht] |
Der spanische Erdbeobachtungssatellit PAZ startete am 22. Februar 2018 um
15:17 Uhr MEZ erfolgreich mit einer Falcon-9-Rakete von der
Vandenberg Air Force Base in Kalifornien. Die Besonderheit: PAZ wird auf
demselben Orbit platziert, wie die deutschen Radarsatelliten TerraSAR-X
und TanDEM-X. Das Bodensegment von PAZ baut zudem auf Technologien auf,
die vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) für die beiden
Zwillingssatelliten entwickelt wurden. Eine Konstellation aus drei Satelliten
kann in Zukunft somit schneller verfügbare Aufnahmen ermöglichen. Der Satellit
PAZ gehört dem spanischen Raumfahrtunternehmen Hisdesat und wurde von Airbus
Defence and Space in Madrid, Spanien gebaut.
Rund 75 Minuten nach dem Start empfing die DLR-Bodenstation Weilheim die
ersten Telemetriedaten von PAZ, so dass dann die nächsten Missionsschritte
beginnen konnten: Während der kritischen ersten fünf Tage übernimmt das Deutsche
Raumfahrtkontrollzentrum des DLR (GSOC) die Steuerung von PAZ und prüft den
Satelliten auf Herz und Nieren. Für den Datenempfang und die Kommandierung nutzt
das GSOC Bodenstationen in Deutschland sowie am Nord- und Südpol. Nach Abschluss
dieser "Launch and Early Orbit Phase" wird der Satellit an die spanische
Raumfahrtagentur INTA übergeben, die mit dem Aufbau und Betrieb des
Bodensegments beauftragt wurde. Der Regelbetrieb von PAZ findet in Torrejón de
Ardoz, nahe Madrid statt.
Basierend auf den Technologien von TerraSAR-X und TanDEM-X
entwickelten die Experten am DLR in Oberpfaffenhofen neben dem LEOP-Betrieb auch
wesentliche Teile des Bodensegments für den Regelflugbetrieb. So entstand am
DLR-Institut für Hochfrequenztechnik und Radarsysteme ein umfangreiches
Software-System für die Steuerung und Kalibrierung des Radarinstruments. Dieses
System berechnet automatisch die Kommandos, die nach Übertragung an den
Satelliten die Aufnahme von Radardaten mit der bestmöglichen Qualität
entsprechend den Nutzeranforderungen sicherstellen.
Mithilfe von speziellen Algorithmen werden die Radarantenne und die
Radaraufnahmen kalibriert, damit aus den Daten präzise Informationen abgeleitet
werden können. Zur Qualitätskontrolle verifiziert die Software schließlich, ob
die entstandenen Radarbilder den Nutzeranforderungen entsprechen und überwacht
dauerhaft den "Gesundheitszustand" des Radarinstruments. Ein weiteres, zentrales
Element des Bodensegments bildet der Prozessor, der aus den Radardaten
hochgenaue Bilder erzeugt.
Der SAR (Synthetic Aperture Radar)-Prozessor wurde am DLR-Institut für
Methodik der Fernerkundung entwickelt: PAZ wird damit die gleichen Radarprodukte
wie TerraSAR-X und TanDEM-X liefern, mit Auflösungen zwischen
18 Metern und rund einem Meter, unabhängig von der Tageszeit oder
Wetterverhältnissen. PAZ, wie auch die beiden in enger Formation fliegenden
Satelliten TerraSAR-X und TanDEM-X, kann fast jede Szene auf
der Erdoberfläche innerhalb von drei Tagen abbilden. Im Mittel können die
Satelliten einen Ort innerhalb von 24 Stunden erfassen beziehungsweise eine
Aufnahme wiederholen. Alle elf Tage überfliegen sie denselben Punkt am Boden mit
der exakt gleichen Aufnahmegeometrie. Der zusätzliche Einsatz von PAZ ermöglicht
künftig höhere Erfassungskapazitäten und kürzere Wiederholraten – Aufnahmen
können somit schneller verfügbar gemacht werden.
Während der "Commissioning Phase" in den ersten Lebensmonaten des Satelliten
betreuen die Entwickler aus Oberpfaffenhofen nun die Inbetriebnahme des
SAR-Prozessors wie auch der Software zum Instrumentenbetrieb und zur
Kalibrierung. Die Missionsdauer von PAZ ist für fünfeinhalb Jahre ausgelegt. Der
als "dual-use" konzipierte Satellit deckt sowohl kommerzielle als auch
staatliche Anforderungen ab, insbesondere für zivile Überwachungsaufgaben und
für Anwendungen in den Bereichen Verteidigung und Sicherheit. Hisdesat wird die
Konstellation gemeinsam mit Airbus Defense and Space nutzen.
Mit TerraSAR-X und TanDEM-X hat sich Deutschland über
Jahrzehnte eine weltweit anerkannte Expertise und ein Alleinstellungsmerkmal
erarbeitet. Um diese Führungsrolle auch zukünftig sicherzustellen, arbeiten die
Wissenschaftler im DLR bereits an Tandem-L, einem Vorschlag für eine
hochinnovative Radarmission für Umweltbeobachtung und Klimaforschung. Die
Bildgebungstechnologie der Tandem-L-Mission soll neue Maßstäbe in der
Erdbeobachtung setzen und damit einen wirkungsvollen Beitrag zur Bewältigung der
großen gesellschaftlichen Herausforderungen leisten – national wie auch
international. Derzeit findet die forschungspolitische Bewertung des
Missionsvorschlags statt. Die Entscheidung bezüglich der Realisierung von
Tandem-L wird für Mitte des Jahres erwartet.
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