ExTrA sucht nach erdähnlichen Planeten
von Stefan Deiters astronews.com
29. Januar 2018
Auf dem Gelände des La-Silla-Observatoriums der europäischen
Südsternwarte ESO in Chile hat eine neue Teleskopanlage ihre Arbeit aufgenommen:
ExTrA soll mithilfe der Transitmethode nach erdähnlichen Planeten um
nahegelegene rote Zwergsterne suchen. Gesteuert werden die drei
0,6-Meter-Teleskope vom französischen Grenoble aus.
Die Kuppeln der ExTrA-Teleskope (im
Vordergrund) auf dem Gelände des La-Silla-Observatoriums
der ESO in Chile.
Bild: ESO/Emmanuela Rimbaud [Großansicht] |
Am La-Silla-Observatorium der europäischen Südsternwarte ESO in Chile ist mit
dem Instrument HARPS einer der leistungsfähigsten Spektrographen zur Suche nach
extrasolaren Planeten im Einsatz. Jetzt bekommt der Planetenjäger Konkurrenz vor
Ort:
Die Teleskopanlage ExTrA (Exoplanets in Transits and their Atmospheres) hat
jetzt ihren Betrieb aufgenommen. Das System aus drei 0,6-Meter-Teleskopen soll
nach erdähnlichen Planeten um nahegelegene rote Zwergsterne suchen.
Die Einrichtung ist ein französisches Projekt, das vom Europäischen
Forschungsrat und der französischen Forschungsförderungseinrichtung finanziert
und von Grenoble aus ferngesteuert betrieben wird. Zur Suche nach Planeten wird
die Transitmethode genutzt: Dabei werden Sterne über einen verhältnismäßig
langen Zeitraum überwacht und es wird nach leichten Helligkeitsschwankungen gesucht, die
entstehen, wenn ein Planet - von der Erde aus betrachtet - vor der Scheibe des
Sterns vorüberzieht. Astronomen bezeichnen dies als Transit.
"La Silla wurde aufgrund der hervorragenden atmosphärischen Bedingungen als
Standort für die Teleskope ausgewählt", erklärt Xavier Bonfils, der leitende
Wissenschaftler des Projekts. "Die Art von Licht, die wir beobachten – nahes
Infrarot – wird sehr leicht von der Erdatmosphäre absorbiert, so dass wir
möglichst trockene und dunkle Bedingungen benötigen. La Silla passt perfekt zu
unseren Spezifikationen."
Für ExTrA haben die Astronomen die "normale" Transitmethode allerdings weiter
verfeinert, um auch erdgroße Planeten auf diese Weise sicher nachweisen zu
können. Für jeden Stern, bei dem nach Planeten gesucht werden soll, werden
gleichzeitig vier Vergleichssterne beobachtet. Das Licht der Sterne wird dann
mithilfe eines Spektrographen analysiert. So will das Team Störungen erkennen,
die durch die Erdatmosphäre oder durch andere Effekte entstehen.
Im Fokus von ExTra stehen relativ nahegelegene rote Zwergsterne,
sogenannte M-Zwerge, die es in der Milchstraße relativ häufig gibt. Auch unser
Nachbarstern Proxima Centauri ist ein solcher M-Stern. Außerdem sollen mit ExTrA
anschließend auch die gefundenen Planeten noch genauer untersucht werden, um etwa
festzustellen, wie erdähnlich die fernen Welten wirklich sind.
"Mit ExTrA können wir einige der grundlegenden Fragen über Planeten in
unserer Galaxie beantworten", so Teammitglied Jose-Manuel Almenara. "Wir hoffen,
die Gemeinsamkeiten dieser Planeten, das Verhalten von Mehrfachplanetensystemen
und die verschiedenen Umgebungen, die zu ihrer Entstehung führen, erforschen zu
können."
Solche Untersuchungen dürften nur ein Vorgeschmack darauf sein, was mit
künftigen Teleskopen einmal möglich sein wird: "Mit der nächsten Generation von
Teleskopen, wie dem Extremely Large Telescope der ESO, können wir
vielleicht die Atmosphären der Exoplaneten untersuchen, die ExTra gefunden hat,
um die Fähigkeit dieser Welten zu beurteilen, um Leben, wie wir es kennen, zu
unterstützen", so Bonfils. "Die Erforschung der Exoplaneten bringt das, was
einst Science Fiction war, in die Welt der wissenschaftlichen Tatsachen."
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