Nächstes Ziel: Mond
von Stefan Deiters astronews.com
12. Dezember 2017
US-Präsident Donald Trump hat gestern im Weißen Haus die
Space Policy Directive 1 unterzeichnet und damit die Neuausrichtung der
amerikanischen Raumfahrtpolitik bestätigt, die sich in den letzten Monaten schon
angedeutet hatte: Das nächste Ziel der NASA soll der Mond sein. Trump kehrt
damit zu den Plänen seines Vorvorgängers George W. Bush zurück, ohne jedoch
einen Kosten- oder Zeitrahmen zu nennen.
US-Präsident
Donald Trump bei der Unterzeichnung der Space
Policy Directive 1 gestern im Weißen Haus.
Foto: NASA/Aubrey Gemignani [Großansicht] |
Während einer kleinen Zeremonie gestern im Weißen Haus hat US-Präsident
Donald Trump die Space Policy Directive 1 unterzeichnet und damit der
amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA die nächsten Ziele vorgegeben. In
Anwesenheit von Harrisson Schmitt, der zur Besatzung von Apollo 17 gehörte, sagte
Trump, dass die Direktive der erste Schritt sei, um amerikanische Astronauten
zurück zum Mond zu bringen - und dies für eine langfristige Erkundung. Das amerikanische
Raumfahrtprogramm solle sich wieder auf die bemannte Erkundung konzentrieren.
"Dieses Mal werden wir nicht nur unsere Flagge aufstellen und Fußabdrücke
hinterlassen. Wir werden die Grundlagen für eine spätere Mission zum Mars und
vielleicht auch zu anderen entfernteren Welten legen."
Mit Bezug auf den früheren Astronauten Schmitt meinte Trump: "Heute
versprechen wir, dass er nicht der letzte Mensch auf dem Mond bleiben wird." Die
Zeremonie im Weißen Haus fand zum 45. Jahrestag der Landung von Apollo 17 auf
dem Mond statt. Es war die bislang letzte bemannte Mondmission. Weitere Details, insbesondere zu den für die "Rückkehr zum Mond"
zur Verfügung stehenden Mitteln und einen Zeitrahmen gab es allerdings nicht.
Nähere Angaben dazu erwarten Experten frühestens im Februar im Rahmen der
anstehenden Haushaltsplanungen.
Mit seiner Ankündigung bestätigt Trump im Grunde genommen das, was
Vizepräsident Mike Pence im Oktober während des ersten Treffens des wieder eingerichteten National Space Council
gesagt hatte (astronews.com berichtete). Das von US-Präsident Obama ausgegebene
Ziel, im kommenden Jahrzehnt eine bemannte Mission zu einem Asteroiden
durchzuführen, dürfte damit endgültig vom Tisch sein.
Für die NASA bedeutet die Ankündigung im Grunde genommen eine Rückkehr
zu den Plänen, die US-Präsident George W. Bush nach der Columbia-Katastrophe im
Jahr 2003 ausgeben hatte. Bush ordnete damals die Entwicklung
eines ganz neuen Trägerraketen- und Transportsystems an, mit dem sowohl die ISS
versorgt, als auch bemannte Expeditionen zum Mond und später zum Mars
durchgeführt werden sollten.
Die Technologie für die Trägerraketen und das neue Raumschiff Orion erinnerte
dabei an die Zeit der Apollo-Raumflüge, man verabschiedete sich also von der
Raumfähren-Technologie. Der Mond sollte nach den Bush-Plänen bereits in den 2020er
Jahren von Astronauten besucht werden, der Mars dann bis zum Jahr 2030. Schon bald war die
Entwicklung allerdings weit hinter den Zeitplan zurückgefallen und die Kosten
liefen immer weiter aus dem Ruder.
Unter US-Präsident Barack Obama änderte sich die Strategie daher: Das inzwischen als
Space Launch System bezeichnete Trägerraketensystem sollte zusammen mit dem
Raumschiff Orion nun nicht mehr zur Versorgung der ISS, sondern zur Erkundung
des Weltraums jenseits der ISS-Umlaufbahn genutzt werden. Statt zum Mond sollte
es zu einem Asteroiden und später zum Mars gehen. Die Versorgung der ISS wurde kommerziellen
Anbietern überlassen.
Man darf gespannt sein, wie sich die jüngsten Ankündigungen aus dem Weißen
Haus nun auf konkrete Projekte der NASA auswirken, beispielsweise auf das Space
Launch System. Manche Beobachter erwarten, dass Trump den privaten Sektor
noch deutlich mehr beteiligen wird, als dies bislang der Fall war. Interessant
wird auch sein, wie viele Mittel dem Wissenschaftsprogramm der NASA zur Verfügung stehen
werden.
Eine Wiederbesinnung auf den Mond hatte sich nicht nur bei der NASA in den
letzten Monaten angedeutet. Auch bei der europäischen Raumfahrtagentur ESA und
der russischen Raumfahrtagentur Roscosmos steht
der Mond inzwischen wieder hoch im Kurs. So denken die an der Internationalen Raumstation ISS
beteiligten Staaten an eine Deep Space Gateway genannte Raumstation, die um den
Mond kreisen und praktisch als Nachfolger der ISS dienen könnte. Die Raumstation
wäre nicht permanent besetzt, könnte aber als Basis für weitere Missionen
dienen.
Die Neuausrichtung der NASA wird aktuell dadurch erschwert, dass der von
Trump vorgeschlagene neue Administrator der Raumfahrtbehörde noch nicht vom
Kongress bestätigt wurde. Jim Bridenstine, Kongressabgeordneter aus Oklahoma,
gilt als Befürworter eines stärkeren Engagements des privaten Sektors, hatte
sich aber auch für das Raumschiff Orion und das Space Launch System
ausgesprochen.
Seine Nominierung ist bei den oppositionellen Demokraten nicht
unumstritten, auch weil mit Bridenstine ein Politiker und nicht ein Experte zum
NASA-Chef berufen werden soll. Charles Bolden, NASA-Administrator unter Obama,
war vier Mal als Astronaut im Weltraum. Auch Bridenstines frühere Bemerkungen
zum Klimawandel hatten Kritik ausgelöst.
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